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Vorstellung UlrikeM.

Hallo Isländer,

dieser vergleich vo dir, ist das einzige Argument, welches auch nicht Betroffene verstehen!

Wir nehmen einen etwas heftigen Auffahrunfall vor der roten Ampel an. Schuld ist der, der aufgefahren ist. Getroffen hat es einen Mercedes 560 SEL, 1 Jahr alt, 40.000 km auf dem Tacho. Sagen wir mal, der war vorher noch 100.000,00 Euro wert, jetzt ist er Schrott(Wert: sagen wir: 10.000,00 Euro).
KEIN MENSCH käme auf die Idee, zu sagen: Du kriegst 12.000 Euro, das langt für'n Fiat Panda, sogar einen neuen. Natürlich bekommt der Geschädigte 90.000,00 Euro, (Zeitwert abzüglich Restwert).

ISLÄNDER

Danke dafür!

LG
Aramis
 
Grüß Euch, Ulrike und Aramis,

ich danke für die freundliche Meinung.

01
Die Methode ist aber nicht von mir, sondern von Reiners: In seinem Buch "Stilkunst" steht, wie man gute Vorträge hält. Das sind die, bei denen der Zuhörer jederzeit spürt: "Was der da gerade sagt, oh, ach so geht das! Das ist genau das, was ich gerade gebraucht habe". Und wenn Begriffe ("Schadensminderungspflicht") für einen normalen Menschen nicht mehr greifbar sind ("wo sind die Grenzen?"), dann helfen ein paar tüchtige Vergleiche aus dem wirklichen Leben, die setzen die Landmarken.

02
Im Forum habe ich u.a. gelernt: Immer wieder haben Opfer haben Anwälte, die offenbar ganz tüchtig sind. Die schlagen sich mit der juristischen Machete durch den Paragraphen-Urwald. Aber sie ziehen ihre erschrockenen Mandanten nur hinterher, ohne ihnen zu sagen: "Hier stehen wir auf sicherem Boden. Kannst mal durchatmen. Das sieht man an den dicken Wurzeln da. Da vorn wird's gefährlich. Schau, wie es dort blubbert. Das riskieren wir nicht. Das umgehen wir. Das machen wir so:....".
Tut er das nicht, ängstigt sich der zivilisierte Mitteleuropäer im Urwald zu Tode, auch dort, wo es gar nicht so gefährlich ist. Wenn unser Urwaldfachmann dem Mandanten den Urwald nicht besser erklärt, wie soll der (verletzte!) Mandant über Jahre hinweg Mut fassen und Vertrauen finden, während der Hader wogt und der Mandant im Pulverdampf steht?


Das hat auf meine Arbeit doch eingewirkt.

03
Und so ein Fall ist wohl auch UlrikeM. Die steht im Wald. Und sie ist so verängstigt und so verschüchtert, dass sie bzw. ihr Mann nicht mal 1/10 dessen nutzt, was ihm und seiner Familie zusteht. Bei UlrikeM. könnte die ganze Familie eine ganz, ganz andere Lebensqualität gewinnen. Ulrike - es ist so!


Was sie bräuchte, das wäre mehr, das wäre ein Rundgang durch ihren Fall. Solche Leute kommen am besten her, dann bespricht man den ersten Teil an einem Nachmittag, danach ist die "Birne voll". Also: Übernachten. Ausschlafen. Am Vormittag danach der zweite Teil. Dann würde Ulrike wissen, dass ihr Mann vermutlich deutlich 6-stellige Summen verlangen kann.

Derzeit ist Ulrike irgendwie von der Straße abgekommen und sitzt mit ihrem 40-Tonnen-LKW im Moor fest. Mit einem Klappspaten versucht sie, hin- und herrennend, den LKW rauszuschaufeln. Ulrike! Bergekran! Nicht Klappspaten!


04
Ein Mann kann sich wegen eines Unfalles ab Hals nicht mehr bewegen. Aber sprechen kann er. Er lag im Bett und langweilte sich zu Tode, weil er ja nicht mal den Fernseher umschalten konnte und hoffte, endlich mal zu sterben.

Heute steuert er auf Kosten des Versicherers mit der Stimme nicht nur Licht, Radio, Telefon, Computer und Fernseher, sondern auch seinen Elektrorollstuhl. Damit rollt er zum Wirtshaus, ratscht mit seinen Spezis, trinkt ein Bier (mit Strohhalm). Und wer macht die Hilfe, die der Mann nach wie vor braucht? Ein Assistenzdienst, der ist 24 Stunden pro Tag da. Kostet natürlich rd. 10.000,00 Euro im Monat.

Der Versicherer weigerte sich anfangs, mehr als 3.500 Euro im Monat zu tragen ("Schadensminderungspflicht...."), zahlt aber inzwischen auch den Assistenzdienst. Fast ist es schade, dass er das -nach aber einigen harten Kämpfen!- freiwillig tut: Sonst könnte man noch ein Urteil zitieren! Aber vielleicht hat der Mann von UlrikeM. den gleichen Versicherer auf der Gegenseite: Möglich! Denn es ist einer der großen auf dem Markt.


05
Manchmal bin ich mit meiner plakativen Schilderung schon zu weit gegangen: Landgericht Augsburg vor ein paar Jahren, da hab ich wohl wieder einen meiner knackigen Sprüche losgelassen. Richter stützt den Kopf auf die Hände, schielt zu mir rüber und fragt mit der freundlichsten Süße der Welt: "Herr Rechtsanwalt!, Hat Ihnen eigentlich schon mal jemand gesagt, dass Sie womöglich boshaft sind?" Nur mit einem Purzelbaum konnte ich mich retten: "Boshaft, Herr Vorsitzender, nennt mich die Menschheit vorzugsweise dann, wenn ich wieder besonders wahrheitsliebend gewesen bin!" - Das Gericht hatte keine weiteren Fragen mehr.


ISLÄNDER
 
Grüß Euch, Ulrike und Aramis,

03
Und so ein Fall ist wohl auch UlrikeM. Die steht im Wald. Und sie ist so verängstigt und so verschüchtert, dass sie bzw. ihr Mann nicht mal 1/10 dessen nutzt, was ihm und seiner Familie zusteht. Bei UlrikeM. könnte die ganze Familie eine ganz, ganz andere Lebensqualität gewinnen. Ulrike - es ist so!


Derzeit ist Ulrike irgendwie von der Straße abgekommen und sitzt mit ihrem 40-Tonnen-LKW im Moor fest. Mit einem Klappspaten versucht sie, hin- und herrennend, den LKW rauszuschaufeln. Ulrike! Bergekran! Nicht Klappspaten!



ISLÄNDER


Hallo Isländer,

das hast Du gut erkannt.

Ich danke Dir für Deine Hilfe.

Ich werde mir alles noch einmal ganz in Ruhe, mit meinem Mann zusammen, durchlesen,... durch den Kopf gehen lassen und würde mich im Anschluß wieder gerne an Dich und natürlich die anderen, wenden wollen.

LG UlrikeM.
 
Grüß Dich, UlrikeM,

ja, richtig. Mach das. Bevor man ans Werk geht, muss man darüber nachdenken, was man eigentlich will.

Ein Vorgang wie der Euere ist eine Großbaustelle. Wer auch immer hier die Bauleitung macht:

(A)
Man muss man einen Grobüberblick schaffen:

01
Wer ist an dem ganzen mit welcher Funktion beteiligt.

02
Um was gehts denn (zusammengefasst in 5 Sätzen), wo hakt es?

03
Überblick: Was kann das Unfallopfer verlangen?

04
Wieso hakt es - einmal im ganz Groben?

Das hat man im Gespräch in der Regel in 1 - 4 Stunden.



(B)
Weiß man das, muss man die Papierberge sortieren und sichten, dabei auch durchdringen: Wo sind dort die wichtigen Stellen?

Das ist ein echtes Thema. Viele Unfallopfer haben einen Haufen Papier, in dem sie nichts mehr finden - oder erst nach 3 qualvollen Tagen des Suchens. Das nervt vielleicht! So etwas sind keine verfügbaren Daten. Das ist ein Buchstabensalat mit Ziffernverhau, ein Informationsgeschütt, sogenannter "echter Datenfriedhof". Benutzbar? Nicht die Bohne! An dem Punkt scheitern viele Unfallbearbeitungen.

Die Folge ist Angst. Da lauert was in der Akte. Was? Man ahnt es nur. Hebt man vorsichtig mit der Kugelschreibenspitze auch nur den Deckel des Ordners an, oh! Wie wird mir! Da qualmts schon schwefelgelb raus.... aber das hat Kraft wie ein Elefant, der mit dem Rüssel zuschlägt.

So ein Papierhaufen wird gezähmt, die Angst wird genommen, indem aus dem Haufen nach gewissen Kriterien sortiert. (So was braucht oft viele Tage zäher Büroarbeit. Sehr anstrengend. Geht aber nicht ohne. So lange kein Sprit im Tank ist, fährt das Auto nicht.)


Inhaltsverzeichnisse werden erstellt und strukturieren das Sortierte. Dann -oho!- findet man ja auch wieder was! Und zwar flott.


Ich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich ein zweckmäßiges System hatte. Aber seither kann ich auch Unfälle beherrschen, die sich über 5 und 10 Leitzordner ausbreiten.

Während des Ordnens und Sortierens entsteht etwas Wichtiges: Aktenkenntnis. Dann wissen wir, wo oben ist und wo unten, was geht und wo nichts zu machen ist.


(C)
Dann kann man dann drangehen und einen Plan machen: Was machen wir zuerst, was ist weniger wichtig. Was geht, was sind erreichbare Ziele, was lassen wir von vornherein als utopisch fallen. So gewinnt man wieder Boden unter den Füßen. Und dann wird's abgearbeitet.



Bei UlrikeM. und ihrem Mann muss man mit der Phase (A) anfangen. Und dann ihnen etwas Zeit lassen, darüber nachzudenken, um einen Entschluss zu fassen.

ISLÄNDER
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

ich hätte zwischendurch einmal eine für mich auch nicht ganz unwichtige Frage.

Ist es eigentlich üblich, daß ich selbst die meiste Arbeit habe, Dinge für den Anwalt vorzuarbeiten, die eigentlich schon mehrfach mit ihm selbst besprochen wurden, aus dem Grund der Schadensminderung?

Beispiel: beim Umbau unserer behindertengerechten Wohnung muß ich sämtliche Einzelquittungen dokumentieren, warum, weshalb, wieso ich gerade dieses Fenster einbaute, die Dämmung nahm und das mußte immer direkt auf den Unfall zurückzuführen sein, sonst würde die Haftpflichtversicherung nicht zahlen, meinte unser Anwalt, womit er Recht hatte, denn die Versicherung hat uns die Aufstellung tatsächlich zurückgesandt, mit den Worten, sie wollten alles von A-Z erklärt haben, also jeden "Ziegelstein".

Wir hatten zunächst den kompletten Umbau erklärt, warum er nötig war und warum wir uns so entschieden haben, also weswegen die alte Wohnung nicht herzurichten war und warum wir uns für unser Grundstück mit dem darauf befindlichen Betrieb in dessen Wänden wir umbauten, entscheiden haben und auch warum das eine oder andere so gebaut werden mußte, z.B. wegen des Brandschutzes, wegen des Rollstuhls, wegen Grenzbebauung uvm. , es gab also schon eine sehr umfassende Erklärung für alles mit Hilfe unseres Architekten und unserem Anwalt zusammen.

Das selbe "Spiel", für jedes Teil wie z.B. Jogginghosen mit durchgehendem Reißverschluß wegen eines Fixateurs am Bein, Ablehnungsgrund, er hätte sich ja auch sonst Kleidung kaufen müssen, also warum bezahlen?

Für tägliche Fahrtkosten in die Klinik (Besuche) waren anfangs immer ca. 112 km, da lag mein Mann noch im künstlichen Koma, später sogar über 420 km an den Wochenenden, mußte ich eine Bescheinigung von den behandelnden Ärzten besorgen, daß diese es als Notwendigkeit ansehen, daß er mich sah oder ich auf jeden Fall an seinem Bett stand in der Zeit, weil es ihm gut tat. Aber auch hier bekam ich nichts groß zurück, nachdem ich es einreichte.

Und so läuft das mit unzähligen Dingen ab...bisher...

...ist das normal?

..., daß ich selbst alles ranschaffen muß und ausarbeiten, wegen Schadensminderung und trotzdem meist eine Abfuhr bekomme?

...daß ich kostenlos rund um die Uhr arbeite, seit dem Unfall, also neben meinem Ganztagsjob, weil ich ja auch seit dem Unfall die Werkstatt leiten muß, meinen Mann versorgen uvm.

Mein Anwalt sagt, solange uns keine Kosten entstehen, habe ich ja auch keinen Schaden, aber wie sollte mein Mann mich höher anstellen, oder wir uns Hilfen holen, wenn das Geld dafür nicht da ist und ich ja nicht weiß, ob ich das je wiederbekomme?

LG UlrikeM.
 
Hallo Ulrike,

mir kommen beim lesen deines Beitrages ganz üble Erinnerungen hoch:mad:

Unser alter Anwalt gab uns auch viel zu tun, wußte nur was nicht geht, wollte Belege und Quittungen als fertige Aufstellung.
Jedes Gespräch endete mit mehr Fragen als Antworten (und die meisten Auskünfte waren einfach falsch).

Dank den fundierten Info`s hier im Forum haben wir den Anwalt gewechselt!

Natürlich müssen wir auch dem neuen Anwalt zuarbeiten, aber da wird etwas besprochen und umgesetzt, nichts mehr von wegen Schadenminimierungspflicht!

Dein Aufwand wird dir ersetzt!


Schau mal in die Beiträge von Isländer in der Rubrik Verkehrunfall mit Personenschaden!

Z.b. hier der dritte Beitrag: http://www.unfallopfer.de/forum/showthread.php?t=27775

LG Aramis
 
Hallo Ulrike,

ob das "normal" ist, kann ich Dir leider auch nicht sagen.

Ich kann nur sagen, dass auch ich des öfteren so denke und ich es nicht fassen kann, dass man den Schaden hat und dann auch noch permanent damit beschäftigt ist, alles zu notieren, zu dokumentieren und rechtzufertigen.

Beispiel Haushaltsführungsschaden:
Nachdem ich von Isländer überhaupt erst mitbekommen habe, was das ist und dass man da einen Anspruch hat, habe ich meinen Anwalt darauf angesprochen.
Jetzt führe ich eine Liste, wo minutiös dokumentiert wird, wann wer was macht, um diese dann meinem Anwalt zu geben.

Ich habe auch schon des öfteren versucht, die Dinge "schleifen zu lassen" um mir etwas mehr Ruhe zu verschaffen. Aber der Ball kommt immer wieder zurück.
Deshalb bin ich genau wie Du, wieder dabei, alles schriftlich akribisch vorzubereiten.

Manchmal kann ich aber auch staunen (Pendant zu Deinem Thema mit der Jogginghose):
Ich habe im Winter Handschuhe gekauft, wasserdicht und warm, zur Rollinutzung im Schnee. Ganz normale Skihandschuhe und im Sportgeschäft habe ich gebeten, ob die mir eine Quittung rausschreiben können wo draufsteht "rollstuhlgerechte Innenhand".
Und ich hab' sie anstandslos bezahlt bekommen!
Okay, der Betrag ist natürlich nicht so hoch gewesen, aber immerhin.

Bezüglich Deines/Eures Wohnungsumbaus sehe auch ich mich demnächst schon dasitzen, um alles schriftlich zu argumentieren.

Herzlichen Glückwunsch und willkommen im selben Boot!

Kopf hoch und liebe Grüße
Emma
 
Grüß Dich, UlrikeM,

Du schreibst:


"Mein Anwalt sagt, solange uns keine Kosten entstehen, habe ich ja auch keinen Schaden"

Dieser Satz ist rechtlich schlicht falsch. Und zwar zu Deinem Glück. Wenn man das rechtlich richtig aufzäumt, dann kommt eine Lösung heraus, mit der man ganz flott leben kann. Aber dazu muss ich ein wenig ausholen, das ist nicht ganz so einfach. Hol erst mal eine neue Tasse Kaffee. Dann:

01
Grundsätzlich muss der Schädiger den Schaden selbst wieder gutmachen. Das heißt: Wer einen Gartenzaun zusammengefahren hat, muss ihn reparieren. Das nennt man "Naturalersatz" und steht in § 249 I Satz 1 BGB.

02
In § 249 Abs. 2 Satz 1 BGB steht dazu die Alternative. Dabei lasse ich mit Absicht einige Wörter weg. Damit wird der Sinn des Gesetzes nicht verändert. § 249 Abs. 2 Satz 1 BGB sagt also:

"Ist wegen der Verletzung einer Person ... Schadensersatz zu leisten, so kann der Gläubiger statt Herstellung den dazu notwendigen Geldbetrag verlangen".

03
Was der Gläubiger mit diesem Geld dann macht, ist seine Sache. Er muss damit nicht den Schaden beheben. Das heißt praktisch:

(a) Wenn Dir hinten einer ins Auto reinfährt, darfst Du zum Schädiger gehen und sagen: "Zahl mir, was das Ausbeulen kosten würde (ohne MWSt.), ich fahre aber so weiter und legen das Geld lieber in gutem Bayrischen Bier an...". Das darfst Du. So was nennt man "fiktive Abrechnung" und ist zu 100 % legal. Darüber streitet in der Welt der Juristen keiner mehr.

(b) Wieso darfst Du das? Weil nirgends im Gesetz steht, dass Du mit dem Geld das Auto ausbeulen musst. Der Schaden ist die Beule! Nicht die Reparaturrechnung.

04
Wenn also bis zum Unfall der Verletzte auch im Familienhaushalt gearbeitet hat (z.B.: Rasenmähen, Bierkästen geschleppt, tapeziert, Staub gewischt, Geburtstagstorte gebacken, Kinder erzogen), das aber wegen des Unfalles nicht mehr kann, wäre der Schädiger verpflichtet, Dir den Rasen zu mähen. Statt dessen kannst Du verlangen, dass der zum Rasenmähen erforderliche Betrag bezahlt wird. Ob Du dann damit tatsächlich rasen mähst, ist Deine Sache. Das geht die Gegenseite schlicht nichts an.

05
Und was ist, wenn Ehepartner, Schwiegereltern und Kinder die Arbeit übernehmen, die der Verletzte nicht mehr tun kann?

Dann ist auch das völlig egal. Denn die Familie ist nicht der Depp des Gegner, der zum Nulltarif den Schädiger entlastet. Vielmehr: Das entlastet den Schädiger nicht. Darauf kommt es ganz einfach nicht an. Der Schädiger muss zahlen, auch dann, wenn der Ausfall der Arbeitstätigkeit innerhalb der Familie aufgefangen wird. Das sagt der Bundesgerichtshof immer wieder z.B.: BGH VersR 86/790, da könnte ich noch 10 weitere BGH-Urteile vorlegen.

06
Das Gleiche gilt nun auch für die viele Arbeit, die Du sonst unfallbedingt für den Verletzten tust. Schreibe auf, was genau Du wann wie lange tust, und zähle eisern Minuten, Stunden und Kilometer auf. Das kann der Geschädigte von Versicherer ersetzt verlangen. Das nennt man "Ersatz für (wegen des Unfalles) vermehrte Bedürfnisse".

07
Beim Thema "Ausfall im Haushalt" wird's schwierig. Da nimmt man sich einen Sachverständigen. Die Kosten dafür muss der Versicherer tragen (das ist nämlich auch so ein "vermehrtes Bedürfnis"): So sagts der BGH: BGH NJW 74/34; NJW-RR 89/953 (956).

08
Je schwieriger der Schaden festzustellen ist und je höher er voraussichtlich ist, desto eher ist ein Sachverständigengutachten notwendig. Sogar der Fachautor Küppersbusch, dessen Nähe zur Versicherungswirtschaft allgemein bekannt ist (Ex-Versicherungsprokurist!) gibt zu (in: Ersatzansprüche bei Personenschäden, 8. Auflage 2004, RNr. 185), der Haushaltsführungsschaden sei "schwer zu berechnen", die subjektiven Einschätzungen der Betroffenen könnten "schwer täuschen" (Fußnote Nr. 349).

09
Das Landgericht Amberg hat im Urteil 14 O 842/04 festgestellt, dass Kosten für ein von der Klägerin beauftragtes Gutachten zu ersetzen sind, mit dem der Haushaltsführungsschaden zu beziffern war. Das Landgericht begründete das mit der komplizierten Materie. Übrigens war es auch da so. Da hatte die Familie zusammengehalten und intern sich irgendwie beholfen. Das Urteil sagte: Jetzt muss der Verischerer den Nettolohn des Hausmädchens bezahlen, das gar nicht da gewesen ist.

10
Ich will ja nicht übertreiben, aber: Jetzt siehst Du: Der Satz eingangs: "So lange man keine Kosten hat, hat man keinen Schaden" ist grober Unfug.

ISLÄNDER
 
Grüß Dich, UlrikeM,

ja, richtig. Mach das. Bevor man ans Werk geht, muss man darüber nachdenken, was man eigentlich will.

Ein Vorgang wie der Euere ist eine Großbaustelle. Wer auch immer hier die Bauleitung macht:

(A)
Man muss man einen Grobüberblick schaffen:

01
Wer ist an dem ganzen mit welcher Funktion beteiligt.

02
Um was gehts denn (zusammengefasst in 5 Sätzen), wo hakt es?

03
Überblick: Was kann das Unfallopfer verlangen?

04
Wieso hakt es - einmal im ganz Groben?

Das hat man im Gespräch in der Regel in 1 - 4 Stunden.



(B)
Weiß man das, muss man die Papierberge sortieren und sichten, dabei auch durchdringen: Wo sind dort die wichtigen Stellen?

Das ist ein echtes Thema. Viele Unfallopfer haben einen Haufen Papier, in dem sie nichts mehr finden - oder erst nach 3 qualvollen Tagen des Suchens. Das nervt vielleicht! So etwas sind keine verfügbaren Daten. Das ist ein Buchstabensalat mit Ziffernverhau, ein Informationsgeschütt, sogenannter "echter Datenfriedhof". Benutzbar? Nicht die Bohne! An dem Punkt scheitern viele Unfallbearbeitungen.

Die Folge ist Angst. Da lauert was in der Akte. Was? Man ahnt es nur. Hebt man vorsichtig mit der Kugelschreibenspitze auch nur den Deckel des Ordners an, oh! Wie wird mir! Da qualmts schon schwefelgelb raus.... aber das hat Kraft wie ein Elefant, der mit dem Rüssel zuschlägt.

So ein Papierhaufen wird gezähmt, die Angst wird genommen, indem aus dem Haufen nach gewissen Kriterien sortiert. (So was braucht oft viele Tage zäher Büroarbeit. Sehr anstrengend. Geht aber nicht ohne. So lange kein Sprit im Tank ist, fährt das Auto nicht.)


Inhaltsverzeichnisse werden erstellt und strukturieren das Sortierte. Dann -oho!- findet man ja auch wieder was! Und zwar flott.


Ich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich ein zweckmäßiges System hatte. Aber seither kann ich auch Unfälle beherrschen, die sich über 5 und 10 Leitzordner ausbreiten.

Während des Ordnens und Sortierens entsteht etwas Wichtiges: Aktenkenntnis. Dann wissen wir, wo oben ist und wo unten, was geht und wo nichts zu machen ist.


(C)
Dann kann man dann drangehen und einen Plan machen: Was machen wir zuerst, was ist weniger wichtig. Was geht, was sind erreichbare Ziele, was lassen wir von vornherein als utopisch fallen. So gewinnt man wieder Boden unter den Füßen. Und dann wird's abgearbeitet.



Bei UlrikeM. und ihrem Mann muss man mit der Phase (A) anfangen. Und dann ihnen etwas Zeit lassen, darüber nachzudenken, um einen Entschluss zu fassen.

ISLÄNDER



Hallo Isländer,

was würdest Du denn an Infos benötigen, um uns zu sagen, was geht und was nicht?

Da ich es nicht genau weiß, was überhaupt möglich ist, ist es schwer zu ordnen.

-den Umbau Wohnung haben wir so gut es geht vorbereitet,
an Begründungen, warum, weshalb, wieso...

-Schmerzengeld haben wir uns den neuesten Katalog besorgt und
uns herausgesucht, was in etwa alles passen könnte zu den vielen
Verletzungen, welche mein Mann erlitten hat und auch was er an
Einschränkungen seit dem Unfall hat (was er vorher konnte und jetzt halt
nicht mehr)....einen Abschlag haben wir auch bereits erhalten, welcher
aber für den Umbau der Wohnung natürlich drauf gegangen ist

- jetzt müssen wir noch alle Ärtze anschreiben, damit sie uns ihre
Gutachten zur Verfügung stellen, weil sie ja urheberrechtlich geschützt
sind und nicht einfach verwendet werden dürfen

Das wären die Dinge, die wir bisher in Angriff genommen haben, damit unser Anwalt arbeiten kann.

LG UlrikeM.
 
Hallo Isländer nochmal,

was meintest Du mit dem Beitrag, man könnte es in 1-4 Stunden klären, was uns bewegt?

Wo kann ich das klären und mit wem?

LG UlrikeM.
 
Hallo Isländer,

- jetzt müssen wir noch alle Ärzte anschreiben, damit sie uns ihre
Gutachten zur Verfügung stellen, weil sie ja urheberrechtlich geschützt
sind und nicht einfach verwendet werden dürfen

LG UlrikeM.


..das war wohl ein Satz mit "x"....man kann diese Gutachten nicht anfordern, das können nur die, die sie auch haben wollen, also z.B. die gegnerische Haftpflicht oder selbst eines erstellen lassen.

...wieder was dazugelernt.

LG UlrikeM.
 
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