Hallo Ellen,
ich kann dir nur raten, die hoffnung niemals aufzugeben. ich hatte als kind einen schweren autounfall, mit koma, unterschenkelamputation und 9-monatigem krankenhausaufenthalt. damals war ich fünf jahre alt und die ersten sanitäter am unfallort erklärten mich quasi schon für tot. mit den körperlichen verletzungen kam ich relativ schnell zurecht, die prothetische versorgung war bei mir wirklich super, obwohl ich es als kind nicht sehr gern mochte, die prothese zu tragen. meine kindheit war schwierig, weil der unfall meine gesamte familie belastet hat und diverse andere probleme hinzu kamen, aber damals hielten die psychologen mich für psychisch gesund. das kann ich ihnen nicht einmal verdenken, denn ich schätze, als kind hätte ich nicht einmal sagen können, wie anders meine gedankengänge plötzlich waren. im großen und ganzen kam ich aber wirklich ganz gut klar, erst mit 16 hat mich die ptbs richtig aus der bahn geworfen. zu diesem zeitpunkt wusste ich nicht einmal was eine ptbs ist geschweigedenn, dass ich sie habe. da es mir aber immer schlechter ging und ich selbst nicht wusste wieso das so war, suchte ich mir aus eigenem antrieb einen kinder- und jugendpsychologen. ein toller typ war das...nach 10 sitzungen erklärte er mir, dass ich gesund sei und keine therapie bräuchte. das war seltsam, denn ich wollte immer noch sterben und hatte in diesem moment das gefühl, einfach keine hilfe bekommen zu können.
lange rede kurzer sinn ^^ ich hab nicht aufgegeben. mit 19 jahren, also drei jahre nach "ausbruch" der erkrankung, bin ich eines tages in die praxis meiner damaligen psychiaterin gegangen und hab ihr gesagt, dass sie mich stationär unterbringen soll, weil ich mir sonst das leben nehme. natürlich wollte ich nicht wirklich sterben, wer will das schon, aber ich war wirklich verzweifelt und habe zu diesem zeitpunkt nur einmal im monat einen termin bekommen können. das war definitiv nicht hilfreich. nun hatte ich zwar die befürchtung, sie würde mich gleich auf die geschlossene stecken, aber das tat sie zum glück nicht.
dafür besorgte sie mir umgehend einen therapieplatz auf einer psychosomatischen offenen station.
die therapieform dort war nicht ganz das richtige für mich, aber ich war zumindest endlich in behandlung und das war dann letzendlich genau richtig. insgesamt habe ich 5 jahre therapie benötigt, bis sich endlich etwas bewegt hat. ich war durchgehend ambulant in therapie und hab ein paar intervalle traumatherapie mitgemacht. ich hab lange zeit nicht geglaubt, je endlich ins berufsleben einsteigen zu können und mir eine zukunft aufbauen zu können, aber zwei weitere jahre später war es plötzlich soweit. ich erinner mich noch an ein gespräch zwischen mir und meinem therapeuten, in dem er mir hoffnung machte, dass ich es bestimmt auf den zweiten arbeitsmarkt schaffen werde und ich sagte ihm damals, dass ich eigentlich eher an den ersten arbeitsmarkt dachte und mich der zweite wenig interessiert. und so ist es geschehen. es hat 7 jahre gedauert, eine unendlich lange zeit in der ich wenig bis gar keine hoffnung hatte, aber heute habe ich eine umschulung fertig gebracht und noch dazu einen festen vollzeit job und es geht mir besser als je zuvor.
Ich weiß nicht, ob man die ptbs jemals ganz los werden kann. es gibt eben erlebnisse im leben, die einen verändern. für mich hat das sowohl vor- als auch nachteile. nach eigenen erfahrungen glaube ich heute, dass man alles schaffen kann, wenn man es wirklich will. es ist sicher nicht leicht und bei jedem menschen anders, aber aufgeben ist kein weg der einem zum ziel bringt. also, egal wie lang es dauert, verlier nicht die hoffnung. denke nich darüber nach, ob du es schaffen wirst oder nicht, denn das kann man vorher einfach nicht wissen. das kann einem auch niemand mit sicherheit sagen. halte dir einfach immer dein ziel vor augen, um nicht vom weg abzukommen, wenn es wieder einmal schwierigier wird als sonst. Mir hat es sehr geholfen, mir immer wieder kleine ziele auf dem weg zu meinem großen ziel zu stecken, denn jedes erreichte ziel, egal wie klein es sein mag, gibt einem hoffnung und bestärkt einen. für manche menschen mag es albern wirken, wenn man sich ziele steckt wie "heute schaffe ich es, einkaufen zu gehen", aber so was sollte man einfach ignorieren. denn deren ziele sind ebenso wenig deine ziele. (versteht man das? lol). und am ende ist es egal wie viele "alberne" schritte man gebraucht hat, um sein ziel zu erreichen, dann zählt nur, dass man es geschafft hat und das gefühl ist einfach toll.
ich drück dir die daumen, dass du es schaffst und sorry für das viele gequatsche und so lol es kam einfach über mich.