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PTBS - wann arbeitsfähig, wann nicht?

elster999

Erfahrenes Mitglied
Registriert seit
11 März 2014
Beiträge
1,180
Ort
Großraum Berlin
Liebe PTBS-Erfahrenen,
mich beschäftigt mal wieder ein Problem, wo ich hoffe, durch eure Erfahrungen eine Antwort zu finden.
Ich hatte einen Unfall mit SHT und Polytrauma vor gut 9 Monaten. Bin immer noch akut in Behandlung, erst kürzlich operiert und die nächste OP wartet schon.Leider macht sich seit einiger Zeit auch die bereit diagnostizierte PTBS bemerkbar. Befinde mich aber schon inTherapie.
Ich habe jetzt hier im Forum oft gelesen, dass viele von den Betroffenen durch PTBS nicht mehr arbeitsfähig sind und mich interessiert, ob es nur daran liegt, dass sie im Alltag immer wiederan den Unfall erinnert werden, z.B. durch Zusammentreffen mit dem Unfallort, durchs Autofahren oder so.
Ich möchte unbedingt wieder arbeiten, bin völlig frustriert, dass alles schon so lange dauert und habe jetzt überlegt, ob es mir z.B. neben der Traumatherapie helfen würde umzuziehen, also nicht mehr an der Unfallstelle vorbeizukommen und täglich daran erinnert zu werden. Ich denke, dass es möglich ist, die Reize damit zu minimieren bzw. auszuschalten.
Aber wie ist eure Erfahrung? Hilft es mir, besser damit klarkommen? Oder ist das nur wieder eine Flucht, die nix bringt, weil mich das Trauma wieder einholt? Meine Angst ist grad riesig, dass ich körperlich alles versuche, wieder fit zu werden und wiederarbeiten kann - aber das Trauma da nichtmitspielt!
Oder ist diese Angst unbegründet?
Danke für Eure Erfahrungen!
Lg Ellen
 
Hallo Elster999
Bezüglich PTBS würde ich sagen, je früher die Behandlung beginnt desto besser.
Ob ein Umzug in deinem Fall von Vorteil ist kann ich dir nicht beantworten.
PTBS ist ziemlich komplex. Mir würde oder hätte es (in meinem Fall) nichts gebracht da "Unfälle" an jedem Ort entstehen können. Flucht ist in den meisten Fällen nicht der beste Weg. Kommt auch auf das Individuum und Art des Unfalles an.

Gruß
 
Hallo Elster

Ich hatte einen bewaffneten Überfall während der Nachtschicht,und mir danach nicht bewußt was unmd wie es passiert war.Ich konnte bei der Kripo nicht mal ne vernünftige Aussage machen.
Erst 6 Wochen später während der stationären Traumatherapie wurde es mir bewußt weil ich mit der Therapeutin und meinen Personalchef mir das Überfallvidio an gesehen habe.
Um nicht zu grübeln habe ich Sporttherapie ,Schwimmen und basteln gemacht.
Leider bekam ich dann durch den vermehrten Sport einen BSV der nach Entlassung operiert werden mußte.Da habe ich unter Schmerzen und meiner schlechten Phsyche sogar ne Wiedereingliederung gemacht was mich vom grübeln ablenkte.
Ich war während der Traumatherapie sehr abwesend und konnte mich nicht konzentrieren,dachte dann nach der AHB das ich wieder Arbeiten gehen wollte auf eigen Wunsch.Leider ging es nur 4 Monate gut bis ich mit der Somatisierung im KH landete weil mein Körper streikte .Es ging mir danach noch schlechter und mir wurde geraten meine EMR zu beantragen.
Ne Unfallrente wurde erstmal ab gelehnt aber mit Hilfe vom Weißen Ring bekam ich von der 26.Woche bis zum 2. Jahrestag 20% und nun kämpfe ich beim VA um Anerkennung nach den OEG.

Diesen Monat ist das 5 Jahre her und ich bin EMR und habe viele Probleme mit der WS sowie meiner Kniee weil wir die Schmerzen nicht im Griff bekommen.Es wechselt immer entweder Schmerzen oder meine Phsyche gehts schlechter.
Mache nun über mei nen Schmerzarzt ne Verhaltenstherapie weil mein Trauma nicht besser wird.Bekomme nichts mehr richtig in Griffg ,habe mich sehr zurück gezogen
Wir sind vor 2 Jahren um gezogen aber ich kann es nicht vermeiden immer wieder dort vorbei zu gehen da meine KG und Ärzte dort gegen über sind.
Meine Familie versucht immer wieder mich zu motivieren und mache ich was mit gehts mir durch die Belastung sehr schlecht.
Es kommt immer was Neues hinzu was für mich sehr schlimm ist weil ich vorher eher 150% war und nun mit nichts mehr klar komme.Selbst meinen Mann zum Darten zu begleiten fällt mir schwer ,kann mich ja nicht mehr außer über Krankheiten unter halten denn ich erlebe ja fast nichts mehr und fühle mich körperlich und seelisch dadurch noch mieser.
Und die Bg behaubtet ne PTBS ist nach 2 Jahren aus gehelt .Ich bilde mir nichts ein sondern bekomme grade nachts meine Panikataken.
Ich bin nicht mehr belastbar und kann mich schlecht konzentrieren ,auch wenn es keine PTBS mehr ist kommen die Folgen doch noch vom Überfall.
Dran Arbeiten kann man ja aber ganz weg gehts leider nicht mehr und ich muß Lernen mit meinen Kräften zu Haushalten denn wenns mir etwas besser geht kenne ich schlecht meine Granzen.
Man muß als Opfer noch um seine Rechte kämpfen was dann eher die Symtome verschlechtert und in Depressionen endet.
Ich hätte nie gedacht das so ein blöder Überfall mein Leben kaputt macht und die Täter bekommen die meist nicht und wenn dann heißt es schlechte Kindheit und die gehen kaum ins Gefängnis oder nur sehr kurz.
Ich hoffe das dir die Therapien helfen und du wieder auf die Beine kommst denn das rumsitzen und nicht mehr Arbeiten zu können verschlimmert immer wieder die Syntome.
LG SONJA
 
Hallo elster999,

was man so darüber liest, denke ich, dass ein Umzug eher nicht weiter helfen wird! Letztendlich geht es ja um die "Träger", die dir den Boden unter den Füßen weg ziehen!
 
Hallo @ all,
danke für eure Rückmeldungen. Bis jetzt habe ich mein Grübeln, schlechte Laune, null Bock und keine Konzentration eher auf das SHT geschoben und meine Abneigung gegen dieses "mein Leben besteht nur noch aus Krankheit, Arzt und Therapie" und nicht auf die PTBS...
Panikattacken habe ich erst, seit dem ich am Unfallort vorbei kam und wieder auf diese typischen gelben Busse gestoßen bin. Ist inzwischen soweit, dass Bilder reichen, um leichte Panik auszulösen, beim tatsächlichen zusammen treffen fang ich nur an hysterisch zu schreien, bin völlig am Ende. Deshalb die Idee, wegzuziehen um diesen Kontakt zu vermeiden.
@ptbs - was meinst du mit Träger? Die Auslöser? Aber dann wäre ein Umzug doch perfekt! Oder habe ich dich da falsch verstanden?
Bei mir merke ich halt erst seit kurzem die Symptome der PTBS, hab das Gefühl, dass es bei jedem Zusammentreffen schlimmer wird und ich das absolut nicht im Griff habe. Diese Panikattacken machen mich fertig! Habe Angst davor, wie weit das gehen kann! Will wieder raus ins Leben!
Lg Ellen
 
Den Kontakt mit einem dich an das Trauma erinnernden Reiz verstärkt nur deine PTBS. Du hast gute Chancen, die PTBS zu überwinden, wenn du dich in eine stationäre Therapie begibst. Gerade bei Traumaopfern, die nur ein Trauma erlitten haben - so genannte "Trauma 1-Typen" wirkt das sehr gut!

Empfehlen kann ich dir die Alexianer-Klinik in Krefeld, die eine sehr gute PTBS-Abteilung hat und dich sicher gut beraten kann.

Nimm das bitte ernst, die Vermeidung ist das Schlechteste, was du tun kannst, du lässt damit zu, dass dein Leben immer eingeschränkter wird, das fängt hier an und endet dann wer weiß wo...

Vernünftige Therapie kann wirklich helfen! Und die Alexianer-Leute sind auf Unfälle etc. spezialisiert.
 
Hallo Meli,
danke für deine Tipps. Also Reize meiden ist sinnvoll, nehm ich für mich mit... Stationäre Reha - puhhh, da muss ich schlucken, dazu Krefeld, also ganz weit weg. Guck wohl erstmal, was ambulant möglich ist. War jetzt so lange weg von zu hause und den Kindern, ich mag nicht schon wieder weg...
Aber wenns ambulant nicht so richtig hilft, ist das sicher eine Alternative.
Lg Elke
 
Hallo Ellen, (huch, du hast deinem letzten Beitrag mit "Elke" unterschrieben:p)

Also ich habe auch schon über einen Umzug nachgedacht. Mir ist es finanziell nicht möglich, wir sind auch erst ein halbes Jahr vor meinem Unfall umgezogen. Das Haus ist in Familienbesitz, hat natürlich auch einige Vorteile. Aber wie gesagt, wenn möglich, hätte ich es gemacht. Sogar mein D-Arzt hatte mal gefragt, ob wir nicht umziehen können. Ob das die Lösung ist, vor den extremen Reizen zu flüchten? Ich glaube nur sehr bedingt. Wenn es irgendwann soweit ist, dass "nur noch" die Psyche dich vom Arbeiten abhält, kann es eine Überlegung wert sein. Du milderst dann die Symptome, aber nicht die Ursache.
Unbegründet ist deine Angst sicher nicht, aber man muss ja auch nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen.
Darf ich fragen, was für eine Therapie du wegen dem PTBS machst?
Bei mir wird es mit EMDR versucht (wie auch immer das mit Amnesie funktionieren soll..), die eigentlichen Sitzungen stehen noch an, bislang war das alles "Vorbereitung".
Dass du einer stationären Therapie skeptisch gegenüberstehst, kann ich gut nachvollziehen; ich habe auch einen kleinen Sohn und mir reichen die Zeiten, in denen wir getrennt waren. Also erstmal ambulant alles versuchen, was geht.
In manchen Situationen überlege ich auch "SHT oder Psyche?". Aber eigentlich ist es doch nicht wirklich wichtig, es muss an beiden gearbeitet werden und es werden wahrscheinlich auch Defizite in beiden Bereichen bleiben.

Ich wünsch Dir schon mal ganz viel Kraft für Deine nächste OP und mach Dich nicht verrückt. Du hast ja noch Zeit bis zu Deiner Wiedereingliederung, versuche Dich auf das Jetzt zu konzentrieren.

Lieben Gruß
 
Du hast mich falsch verstanden, genau das Gegenteil ist wahr: Die Vermeidung von Auslöserreizen VERSTÄRKT deine Erkrankung. Es ist sehr wichtig, dass du das verstehst, sonst hast du gute Aussichten darauf, dass es chronisch wird. Bitte, nütz die Möglichkeiten, die dir das 21. Jahrhundert bietet, es gibt so sinnvolle zielgerichtete Therapie, die dein Leben um so viel besser machen kann!

Wenn ich zu Beginn meiner PTBS schon gewusst hätte, dass es EMDR gibt, dass es stationäre Behandlungen gibt, wäre meine nicht chronisch geworden!

Das ist wie ein Beinbruch, da überlegst du auch nicht erst wochenlang, ob du das operieren lässt, da gehst du zielgerichtet die Behandlung an, die dein Bein wieder heile macht.

Und gerade bei Trauma 1-Typen ist so eine gute Chance gegeben, wieder ganz genesen zu können von der PTBS, vergeude das nicht, indem du dir deine "Privatmethode" bastelst, die deine Krankheit nur verstärkt, statt zu heilen!
 
@vanxava...
sorry, das passiert immer , wenn ich daneben tippe (was durch das SHT oft passiert:rolleyes:) und wenn ich dann zu schnell beim abschicken bin, hab ich mal wieder nen neuen Namen:rolleyes: hab ich schon öfter geschafft...aber Ellen gefällt mir da doch eindeutig besser :)
Danke für deinen Bericht. Ich hab auch grad erst angefangen und weiß noch nicht so richtig, wo es hin geht und welche Therapieform. Hab auch ne Amnesie war wohl aber abei Bewußtsein, so dass ich mehr itbekommen habe, als ich jetzt weis:mad:
Finde das Thema noch recht schwierig, weil es mich so runter zieht. Kann vorher schon nicht schlafen, geh mit einem flauen Gefühl im Magendort hin, nur weil ich mich dem Thema stellen muss. Aber meine Therapeutin ist nett und meint ich brauch noch Zeit und ganz kleine Schritte.

@Meli,
du meinst, die Reize zu meiden verstärkt das ganze? Hatte eher das Gefühl mit jedem Zusammentreffen wurde die Panikattacke schlimmer und ich fühlte mich schlechter...

Mussmich jetzt noch was erholen von der Therapie, Euch lieben DANK.
Lg Ellen (so diesmal wieder richtig aufgepasst!)
 
Elster, ich meine das nicht nur, das ist so! Wenn du unbedingt chronisches PTBS haben möchtest, dann mach so weiter wie bisher, das ist der direkte Königsweg da hin.

Es ist so wichtig, dass du verstehst, dass du keine Zeit verschwenden darfst, wenn du wieder gesund werden willst. Bitte, überleg dir das noch mal, ob du nicht doch eine stationäre Traumatherapie machen willst. Es könnte dir so viel besser gehen dadurch!

Wenn du es schaffst, lies doch mal zum Thema PTBS und EMDR (über eine Suchmaschine deines Vertrauens zu finden)...

Mehr als bei anderen psychischen Erkrankungen ist gerade bei PTBS wichtig, zeitnah kompetente Therapie zu bekommen, nicht irgendeine Behandlung.

Alles Gute!
 
Hallo,

aus eigener Erfahrung kann ich mich Meli´s Worten nur anschließen u. möchte nochmals auf eine zeitnahe Traumabehandl. hinweisen.

Bei mir ist es leider ebenfalls chronifiziert u. das ist wirklich kein Zucker schlecken.

In diesem Sinne, Meli Danke für deine sehr wertvollen Tipps hier!

Viele Grüße
Marcela
 
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