Hallo michisma,
deine Meinungsäusserung nehme ich nicht persönlich, warum auch, du bestätigst ja genau das, was in dem Buch angeprangert wird.
Wenn die Arbeitszzeiten überschritten werden müssen, dann ist da doch was nicht mit der Personalbesetzung richtig!
Wenn in dem "Knochenjob" der Krankheitsausfall unter dem Personal hoch ist, dann stimmt da auch was nicht.
In meinem Beruf erlebe ich das gleiche Geschimpfe, und da ich ein realistisches Bild von dem habe, wie die einen Kollegen sich ein Beinrausreissen, in ihrer Arbeitspflichterfüllung voll aufgehen, Übermenschliches leisten, so sehe ich auch das totale Gegenteil, weshalb eben das Geschimpfe voll berechtigt ist und auch unterstütze!
Über Banker wird nicht viel geschimpft im Vergelich zu dem was sie verbrochen haben, immerhin haben sie unser liebstes Kind, unser Geld, "verbrannt".
Wenn ein pflegebedürftiger Mensch, egal welchen Alters, mit offenen Wunden grauenhaft vernachlässigt, vereinsamt dahinvegetieren muss, obwohl für Pflege bezahlt wird, dann ist das ja nicht unser liebstes Kind, sondern nur ein Mensch, der ja eh bald stirbt!
Ökonomisch Wirtschaften in einem Betrieb, in dem das Produkt für die Gelderwirtschaftung der Mensch ist, krank oder pflegebedürftig, ist ein absoluter Widerspruch zur Menschenwürde, zur Moral und kontra ethisch. Für mich ist das die perverseste Sache der Welt - neben Waffenhandel!
Es wäre mir ein reines Vergnügen, Prof. Lauterbach, Medizinökonom von Gottesgnaden, mit Fliege ausgestattet, nebst seinen Freunden, den Ethikkommissaren, für einige Tage als pflegebedürftige Personen in so einer Pflegekasserne zu betreuen, zu den selben Bedingungen, wie sie es selbst in ihren Ämtern befürworten.
Da heisst es z.B.: Ökonomisch wirtschaften heisst > Einsparen.
Gibst du einem Pflegebedürftigen zu trinken, dann musst du ihm wieder die Windel wechseln, also einsparen, das Trinken und die Windel.
Mit dem Windelwechsel würde Eincremen/pudern der Haut notwendig, also einsparen, kein Trinken geben!
Trinken geben würde ein Personal in Arbeit versetzen, also einsparen, kein Trinken geben.
Jeder offene Dekubitus lässt den Pflegebedürftigen schneller sterben, also einsparen, keine regelmässige Umlagerung, die offenen Hautstellen sich entzünden lassen, umso schneller kann sich die Rentenkasse die Rente einsparen und die Pflegekasse das Pflegegeld, ein Ersatzpatient, noch ohne Dekubitus steht ja schon auf der Warteliste, der Kreislauf des Einsparens beginnt von neuem.
Personalkosten einsparen: Je weniger die Heiminsassen Pflege bekommen sollen, desto weniger Personal ist nötig. Umso mehr Geld bleibt übrig + Ökonomisch!
Unökonomisch sind menschliche Zuwendung, Freundlichkeit, korrekte Pflegearbeit, ..., einsparen, einsparen, einsparen >>>> Gewinnausschüttung.
Wir hatten Wahl, vor ein paar Wochen, da wäre es um Mindestlohn gegangen, um ein menschenwürdiges Gesundheitssystem, um soziale Umverteilung - besonders auch von gierig erwirtschaftetem Geld. Aber es ging ja keiner zur Wahl, zumindest keiner von denen, die es am nötgsten hätten.
Viele UO müssen ihren Lebensweg aufgrund der Verletzungsfolgen allein gehen, ohne familiäre Beleitung - also landen einige von uns in den Pflegeheimen.
Ich kann nicht länger als ca eine halbe Stunde auf einer Stelle sitzen oder liegen, bis jetzt ich mich noch selbst bewegen und drehen.
Mir graut davor, in einem Pflegeheim dann mit offenen Wunden (Dekubitus) vor mich hinzuvegetieren, nur weil das Pflegepersonal fehlt, körperlich zu schwach ist oder unwillig bzw. unter Pflichtphobie leidet.
Mir muss niemand erzählen, was in Kliniken und Heimen (egal welchen) so abgeht. Mir sind diese Einrichtungen und die Arbeit gut bekannt.
In den Edelpflegeheimen, in denen zwei Mann Personal pro Pflegeperson rund um die Uhr bereit stehen, da wird von einer Pflegeperson soviel bezahlt, dass man sich Kritik nicht leisten könnte. Da findet man auch keine Missstände, höchstens mal Diebstahl.
In den Pflegeheimen, in denen nichtr die Pflegeperson privat bezahlt, sondern die Pflegekasse, da herrscht das Elend. Man will auf Teufel komm raus, aus den wenigen Kröten, die die Pflegekasse bezahlt auch noch Gewinn erwirtschaften.
In südlichen Ländern ist mir aufgefallen, dass die Menschen grausam zu den Tieren sind, aber ihre Kinder und Alten liebevoll in der Familie umsorgen.
Bei uns ist es umgekehrt: Es wird Zeit, Geld und Muse in die Tiere investiert, Tierheime sind regelrechte Luxusherbergen durch die grosszügigen zahlreichen Spender, man quillt über vor Geld!
Wieviele Personen gibt es, Kinder und Erwachsene, die ein Pflegetier betreuen, regelmässig Gassi gehen, in Fernsehsendungen sogar auch noch Tiere aus dem Ausland eingeflogen werden müssen, weil der Deutsche nicht genug davon haben kann.
Es gibt aber keine Fernsehsendungen, die Personen vermitteln, die bereit wären als rüstige Rentner Kinder ehrenamtlcih zu betreuen, oder Kinder auch ehrenamtlich eine Pflegeoma -Opa im Heim regelmässig zu besuchen, spazierengehen oder vorlesen, oder erzählen/zuhören.
Warum es das nicht gibt?
Weil nichts daran zu verdienen ist!
Kurz: Solange das Gesundheitswesen auf rein ökonomischer Basis betrieben wird, als Gewinnerwirtschaftungsquelle, solange können wir davon ausgehen, wird es eher schlimmer mit unserer sozialen Menschenbezogenheit als besser.
Gruss Ariel