Hallo Tipke,
wenn, nach Anerkennung eines Dienstunfalls, ein Gutachter beauftragt wird, so soll der einmal deinen jetzt - heutigen Zustand testieren - und Aussagen treffen, ob deine geschilderten Beeinträchtigungen mit dem Unfall zusammenhängen. Vielmals wird dieses verneint, denn sonst kämen eventuell Zahlungen auf die zu. So ein Gutachter ist zwar Arzt, aber kein Behandler, er wird dir nicht helfen, sondern nur dich in Augenschein nehmen und eventuell mit Test überprüfen, ob du dich in die Krankheit flüchtest, oder die Theorie aufstellen, dass es soundsoviel andere Gründe für deine Schmerzen bzw. Einschränkungen geben könnte. Des weiteren steht die Frage, falls akut etwas besteht, ob und in wie weit es möglich ist, dieses zu heilen und in welchem Zeitrahmen. Wichtig vielleicht der Hinweis, Schmerzen, die länger als sechs Monate anhalten, gelten als chronisch, auch wenn sie nicht täglich auftauchen.
Was kannst du tun: im Gespräch mit dem Gutachter ruhig bleiben, alles aufzählen, was ist. Nur du kennst dich genau und musst demonstrieren, vorweisen, aufzeigen was und wie es dich beeinträchtigt. Spreche nicht nur darüber, sonder zeige es dem Gegenüber. Dazu zählen solche Sachen, was vorher möglich war und was jetzt nicht oder nur bedingt. Auch die Auswirkungen auf dein Leben privat, im Freundeskreis in der Arbeit und Freizeit solltest du besprechen. Wichtig ist auch das, was du alles seither unternommen hast um deine Dienstfähigkeit zu erhalten.
Sinnvoll sind Listen einmal mit den Ansätzen Behandlungen Medikamenten, die seit dem Unfalltag eine Rolle gespielt haben auch jene, die du bereits beenden oder absetzen konntest. Du kannst diese Listen in Kopie dem Gutachter direkt in die Hand drücken, dann kann der sich nicht raus reden, er hätte davon nichts gewusst. Infolge solcher Gutachten kommt es regelmäßig auch zu Momenten, wo du provozierst wirst, bleibe dabei ruhig und klar. Gehe davor oder danach Holz hacken, wenn du Adrenalinüberschuss spürst - im Gutachten ist es fehlt am Platz.
Nehme deinen Aktenordner mit allen medizinischen Berichten und Befunde mit und gebe nur Kopien raus, nie Originale. Lasse dir bestätigen, welche Unterlagen der Gutachter von dir erhalten hat. Meist werden beispielsweise neue Röntgenbilder gemacht, wenn deine mitgebrachten älter als ein paar Wochen sind. MRT Bilder wurden bei mir nie angeschaut, nur der entsprechende Befundbericht kurz überflogen.
Wie ich gelesen habe, hast du aus innerem Antrieb heraus, aus Pflichtbewußtsein gleich wieder deinen Dienst angetreten. Wie viele Fehltage sind seither aufgrund des Unfalls angefallen? Solches spielt ebenso eine Rolle.
Im Endergebnis kannst du erwarten entweder: der Unfall hätte keine Folgen (egal, was dein behandelnder Neurologe bestätigt hat) oder die Beeinträchtigungen heilen binnen Monaten folgenlos aus, oder es wären andere Gründe, unfallunabhängige, möglich (wer weiß, was du seither "angestellt" hast). Positiv wäre es die Folgen werden aus Dienstunfallgründen anerkannt. Dann kann es sein, dass du zum Erhalt der Dienstfähigkeit aufgefordert wirst eine stationäre Reha anzutreten oder andere Behandlungen in Angriff zu nehmen.
Das zum Gutachten selber - zu Gutachteninstituten habe ich eine sehr negative Meinung, stelle mal in die Suchmaske Stevens ein, dann wirst du lesen an welchen Schlechtachter ich geraten war. Der war auch von der Behörde die den Dienstunfall bearbeitete ausgesucht worden zur Überprüfung meiner anhaltenden Dienstunfähigkeit. Obwohl mein langjähriger Hausarzt, die Professoren, die der Amtsarzt gewählt hatte, sowie Rehaärzte meine Unfallfolgen anerkannten und mich für dienstunfähig einstuften, meinte der nach einem 40min Gutachten inklusive körperlicher Untersuchung, der Unfall sei nicht geeignet diese Schäden hervorzurufen und weil ich Beschwerden schildere, würde ich sie mir einreden und würde dem Lebensalltag ausweichen wollen. Und das, obwohl der Kfz Gutachter uns zu unserem neuen Leben beglückwünschte, weil jeder zweite solch einen Aufprall nicht überleben würde. Seine Meinung vor Gericht: die anderen Ärzte würden nur patientenfreundlich schreiben um ihre Praxen und Rehakliniken voll zu bekommen. Nachweislich handelt er im Sinne des Auftraggebers: überprüft, ob er der Behörde/Versicherung Geld ersparen kann, indem er berechtigte Ansprüche abwimmelt. Das geschieht häufig mit so fadenscheinigen Gründen, so dass man sich in den Gutachten, die über einen geschrieben werden, gar nicht wiederfindet.
Ich hoffe Dir damit ein bisschen Einblick in Sache gegeben zu haben und wünsche Dir einen guten Gutachter, denn die gibt es auch.
LG Teddy