Liebe Forumsmitglieder,
um mein Ausscheiden aus dem Forum in den richtigen Zusammenhang zu stellen, möchte ich nachfolgend meine Begründung an die Moderatoren vom 29.10.2006 / 11.05 Uhr öffentlich machen:
Liebe Moderatoren des Unfallforums,
hiermit möchte ich auf meine Nachricht vom 24.10.2006 zurückkommen.
Es gibt den von Seenixe gerne benutzten Satz "Reisende soll man nicht aufhalten".
Als Reisenden habe ich mich in diesem Forum nicht verstanden, vielmehr hatte ich das deutliche Gefühl, angekommen zu sein, einen Platz und einen Sinn gefunden zu haben. Das hat mich bereichert, gestärkt, selbst getröstet und vielleicht manchem, der auf den von mir "betreuten" Seiten aufgelaufen ist, auch sehr geholfen.
Für mich selbst ist die Erkenntnis, wie weit weg und doch erschreckend nah mir die Unfallerfahrung ist, sehr wichtig. Das erste Mal hatte ich mit anderen Polytraumaopfern zu tun und möchte diese Erfahrung nicht missen.
Dem Gespräch mit Seenixe habe ich entnommen, dass das Forum in erster Linie für BG- und Unfallversicherungsopfer gegründet und letztlich auch gemeint ist. Er drückte das noch deutlicher aus, indem er mir sagte, ich solle nicht von "wir" sprechen, weil ich keine Vorstellung davon hätte, was diese Leute für Probleme zu bewältigen haben.
Diese Meinung teile ich nicht, denn auch ein Polytraumaopfer ohne eklatanten Ärger mit der BG oder einer Unfallversicherung kann sehr wohl eine Vorstellung davon entwickeln, wie es sich anfühlen muss, wenn der Stress größer als der selbst erlebte ist.
Ich habe schreiend und tobend vor dem Schreibtisch unseres Anwaltes gestanden, weil er so miserabel gearbeitet hat, bin völlig ausgeflippt. In gesundem, unversehrtem Zustand hätte ich mich niemals so aufgeführt.
Ich kann in der Tat erahnen, welche psychische Belastung die Auseinandersetzungen, die über die ganz alltägliche administrative Abwicklung eines Unfallschadens hinausgehen für einen Menschen in mit mir vergleichbarem oder schlimmerem Verletzungszustand bedeuten können.
Grenzerfahrungen psychischer und physischer Natur sind mir durchaus bekannt und ich kann mir für mich kaum vorstellen, wie ich darüber hinausgehende Belastungen hätte aushalten sollen.
Da ich so deutlich nicht in Eurem Boot zu sitzen scheine, ist die Betreuung einer Unterabteilung "psychische Betreuung" für mich sehr schwierig. Schon im Rahmen der Auseinandersetzung mit KarstenPI habe ich mich gefragt, warum Ihr mir nicht wirklich den Rücken stärkt.
Schon damals hättet Ihr mich darüber informieren können, dass Euch die BG-Opfer-Betreuung in erster Linie am Herzen liegt, ich also quasi in den "Hoheitsbereich" eingedrungen war und mehr Unruhe stiftete als Euch recht sein konnte. Schade um die vielen Nerven, die mich das gekostet hat.-
Was die Überprüfbarkeit der sich einloggenden Personen angeht, empfinde ich dies - wenngleich rechtlich vielleicht abgesichert - zumindest fragwürdig. Ich habe zur Kenntnis genommen, dass dies aus Selbstschutzgründen erfolgt.-
Am wenigsten kann ich mich an den Gedanken der Doppel(Dreifach?)identitäten gewöhnen, was mich letztlich möglicherweise mehrfach in die Irre geführt hat. Ich habe Zeit, Kraft und Nerven investiert, indem ich Lösungen gesucht und Trost zum Ausdruck gebracht habe, die wohlmöglich einem Phantom nachjagten, das es gar nicht gibt.
Es ist mir schon vorher aufgefallen, dass Fälle, die sehr dringend und verzweifelt klangen, plötzlich überhaupt nicht wieder auftauchten. Wer so ratlos ist, klammert sich an jeden Strohhalm, komischerweise kam manchmal nicht eine einzige Antwort zurück. Hat man da etwa mich nach meiner Redlichkeit abgeklopft?-
Ich bin nun 47 Jahre alt, eine erwachsene Frau mit einiger Lebenserfahrung. Nur durch mein Durchhaltevermögen und den unbedingten Willen das Thema Polytrauma zu transportieren habe ich es auf die Homepage des DGU und auf den Kongress im nächsten Jahr geschafft.
Es ist mir nicht möglich, das Gespräch mit der Ärzteschaft zu suchen und gleichzeitig in einem Forum mitzuarbeiten, dass im Grunde eine andere Ausrichtung hat, völlig anderen Ansätzen folgt.
Das würde für mich bedeuten:
1.. meine Glaubwürdigkeit wäre nicht gewährleistet
2.. im Forum könnte immer wieder der Eindruck entstehen, dass ich BG- oder Gutachternah bin, wenn ich mich über meine Erfahrungen positiv äußere
3.. um Euren Zielen (die letztlich nicht meine zu sein scheinen) nicht zu schaden, müsste ich mich auf einen kleinen Bereich des Forums beschränken
4.. meine Nervenkraft und die mir zur Verfügung stehende Zeit reichen nicht aus, mich mit den Schicksalen von Menschen zu beschäftigen, die es vielleicht gar nicht gibt; unvoreingenommenes Herangehen ist mir vor diesem Hintergrund gar nicht mehr möglich
Deshalb bin ich zu dem Entschluss gelangt, in diesem Forum zwar weiterhin zu lesen, mich aber schreibend nicht mehr zu beteiligen. Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, ich sehe aber keinen anderen gangbaren Weg.
Auf dem Unfallchirurgenkongress im Herbst nächsten Jahres in Berlin werde ich jedenfalls für alle Polytraumen (egal ob BG oder sonst was) das Maximale herauszuholen versuchen.
Für Eure Arbeit wünsche ich Euch Glück und Durchhaltevermögen. Letztlich hoffen hier halt beide Seiten, auf ihre Weise etwas Gutes zu bewirken.
Von einer Beantwortung dieser Nachricht durch Seenixe bitte ich abzusehen.
Eure
Trixie
(dieses sind auch die Gründe für mein Ausscheiden aus diesem Forum,
Eure nilsson)
Der thread von „Seenixe“ unter dieser Rubrik vom gestrigen Abend bestätigt uns darin, dass wir uns auf diesem Niveau nicht weiter bewegen werden.