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Nach der Hüft Operation ?

Hallo Markus,

das tut mir leid, dass es so ergangen ist.

Ich hatte dir vor der OP einige Tipps gegeben, weil in meinem Umkreis einige diese OP gut gemeistert hatten. Wie schon geschrieben waren alle davon nach Entlassung aus der Klinik binnen weniger Tage in eine stationäre AHB Anschlussheil-behandlung gegangen - dort gab es eine große Zahl von Hüft-Operierten, die sich an Gehhilfen und nur unter Teilbelastung bewegen durften. Selbst noch teilweise offene Nahtwunden waren kein Kriterium diese Reha nicht anzutreten. Vorteil war dabei, dass nicht nur der Chirurg, der seine Arbeit beendet hat, sondern erfahrene Orthopäden bei den aufkommenden Fragen und Problemen Hilfestellung geben konnten. Heilung verlief bei allen unterschiedlich, die eine watschelt seither breitbeinig und nimmt gerne Laufstöcke auf längere Strecken, die andere fährt problemlos Fahrrad, der dritte brauchte wegen Infektionen mehrere NachOPs saß länger im Rollstuhl und ihm geht es nach mehr als zwei Jahren wieder den Umständen entsprechen relativ gut.

Hüft OP ist kein Klacks und laut Statistik verlaufen 9 von 10 nach einem üblichen Heilungsprozess ab. Leider gibt es aber auch diese 10% Problemfälle, zu denen du leider gehörst. Dass eine OP geplant und unter der OP sich trotzdem Probleme ergeben, ist kein Behandlungsfehler, sondern jeder Mensch ist verschieden und das OP Feld anders. Der Operateur muss dann vor Ort die Möglichkeiten ausloten, die sich unter diesen Umständen bietet und das verlängert die OP Zeit erheblich. Auch das ist kein Fehler, sondern Alltag der Chirurgen.

Wenn der Weg "Die sind Schuld, die sollen dafür zahlen" zur Sackgasse wird, bleiben nur Alternativen übrig. Wie viele hier geschrieben haben, war die Begleitung im Heilungsprozess nach deiner Hüft OP sehr ungewöhnlich - keine stationäre Reha - keine Versorgungsbegleitung nach Klinikentlassung usw. Das ist das was mir auffällt und absolut nicht "üblich und normal" abgelaufen ist. Deine OP Verlauf war schwieriger, aber nicht selten. Im Aufklärungsbogen und bei Vorgesprächen stehen diese möglichen Schwierigkeiten drin - und man unterschreibt und hofft, dass dieser Kelch an einem vorübergeht und man zu den 90% gehört, bei denen es Problemarm abläuft. Die absolute Sicherheit kann einem niemand versprechen.

Welche Alternativen gibt es: Blick nach Vorne: ins hier und heute, was kann ich jetzt und in diesen Stunden selber für mich tun, damit es für heute für morgen für die Zukunft leichter und besser geht. Vielleicht eine Zweitmeinung bei einem anderen erfahrenen Orthopäden einholen, der dir Therapievorschläge für den IST Zustand machen und eine Zukunftsprognose aufzeigen kann, in wie weit der IST Zustand sich verbessern lässt. Halten Schmerzen länger als 6 Monate an, gelten sie als chronifiziert. Daher wäre eine andere Alternative, dich beim Schmerzarzt zu melden oder in einer Schmerzambulanz an einer Klinik vorzustellen. Die sind Nervenspezialisten und kennen neueste Hilfe und Methoden deine Einschränkungen zu mildern.

Damals hatte ich dir geschrieben, dass meine Schwester ihre HüftOP gut überstanden hatte, nach schwerer Cox-Arthrose und jahrzehntelanger Schmerzmittel bis zu 4x800IBU um überhaupt gehen zu können. Vor zwei Jahren musste dann das Knie des selben Beins ersetzt werden, das noch stärker als die Hüfte kaputt war. Man begann mit der HüftOP, da die später bei der Belastungssteigerung nach der KnieOP gebraucht wurde. Durch die jahrzehntelange Schonbelastung war das andere Knie inzwischen dermaßen defekt, dass es dieses Frühjahr ersetzt wurde. Ebenfalls mit anschließender AHB kam sie schnell auf die Beine und ist froh und dankbar keine Schmerzen mehr zu haben. Sie ist keine Privatpatientin mit Sonderkonditionen, sondern normal Kassenpatientin, über 70Jahre alt und auch Sport spielte bei ihr nie eine Rolle. Phyisio, Lymphdrainage sind abgeschlossen aber sie kann wöchentlich zur Wassergymnastik.

Thema Rechtslage, ich sehe es ähnlich wie dein Anwalt an, welche Waffen stehen dir zur Verfügung im Kampf gegen nun ermittelten Fakten. Hast du schlagkräftige griffbereit, die durchdringen oder kitzeln die nur die Außenhaut und prallen ab. Dann wären das aussichtslose kraftraubende Streitigkeiten, die dich nicht vorwärts bringen. Dieser ganze Aufwand, die Zeit, die Wut diese Energie würde ich in die Verbesserung des aktuellen IST Zustandes stecken. So könntest du bald ein Stück Zufriedenheit erreichen - in dem das Wort Frieden steckt. Abschließen, Frieden schließen mit Wunschvorstellungen, die Ideal bleiben und keine Aussicht auf Erfolg haben.

Ich wünsche dir gute Beratung rechtlich, medizinisch und egal, wie du dich entscheidest, alles Gute

LG Teddy
 
Hallo Markus,

Mehrere Gutachten wurden erstellt und dennoch kam man zu diesem unfassbaren Schluss.

von wem wurden die Gutachten erstellt.

Ein Behandlungsfehler liegt immer dann vor, wenn derjenige, der eine medizinische Behandlung erbracht hat, dabei nicht die zum Zeitpunkt der Behandlung aktuellen fachlichen Standards eingehalten hat und Ihnen dadurch ein Gesundheitsschaden entstanden ist.

Worin siehst du einen Behandlungsfehler?

Hast du mal darüber nachgedacht, ein eigenes Gutachten in Auftrag zu geben, am besten in einer Uni-Klinik.

MFG
 
Erst einmal vielen Dank für die beiden letzten Beiträge. Ja - es wurden 2 Gutachten erstellt aber wie heißt es leider so schlimm " Eine Krähe pickt der anderen kein Auge aus ". Ich kann mittlerweile wieder laufen aber trotzdem teilweise mit einem leichten Humpeln, da laut einem anderen Orthopäden das operierte Bein angeblich jetzt kürzer ist, als das andere. Keine Ahnung wie das sein könnte. Ja - ich war nach der OP 6 Wochen vollkommen alleine und konnte nicht einmal eine Tasse Kaffee von A nach B bringen, da das gesamte Körpergewicht auf den Gehstützen lastete. Vom Kochen und duschen ganz zu schweigen. Das Bein selbst konnte ich Abends nur mit einem Schal in das Bett heben, den ich unter das Bein band und dann mit den Händen anhob. Das alles komplett alleine war der Horror ! Für mich ist jedoch auch der finanzielle Aspekt gravierend, denn ich habe 1 1/2 Jahre nicht in die Rentenkasse eingezahlt und locker 40.000 Euro netto verloren. Ich verstehe einfach nicht warum man die Gelenk Länge nicht vorher ausgemessen hat ? Der Vergleich mag trivial klingen, aber wenn ich mir ein neues Hemd kaufe, dann weiß ich doch vorher auch meine Größe
 
Hallo @Markus2903

Ich verstehe dich, kann aber weder beurteilen, ob das unter Behandlungsfehler läuft (würde das auch denken wie du), noch kann ich helfen.

Wenn du überzeugt bist, bleib dran = Rechtsbehelf nutzen.

Wegen der Beinlänge könnte eine Schuh-Erhöhung erforderlich sein, frag den Orthopäden.

LG
 
Es ist wohl nicht selten dass nach solch einer Hüft OP eine Beinlängendifferenz besteht. Eine Freundin hat eine Einlage die sie im Schuh trägt verschrieben bekommen und hat damit keine Schwierigkeiten.

LG EllaH
 
Ich kann die letzten 1,5 Jahre beim besten Willen nicht mit " Shit happens " abtun ! Die Schmerzen, die Hilflosigkeit, die totale Isolation und - ich hab nochmal nachgerechnet - ca. 60.000 Euro Netto verloren !!! Man vertraut den Ärzten und kommt kaputter wieder raus, als man rein gegangen ist
 
Lieber @Markus2903 ,
du erwähntest, dass Du eine Rechtsschutzversicherung hast.

Mein Rat wäre, dass Du dort anfragst wegen Kostenübernahme und dann die Entscheidung abwartest. Mal primitiv ausgedrückt, so lange Du keine Ablehnung von der Versicherungsgesellschaft hast, kannst Du hoffen.

Beim Krankengeld zahlt doch die Krankenkasse in die Rentenversicherung ein?
Fast alle, die hier unterwegs sind, mussten lernen, dass die Wege, die die Justiz geht, sehr lang sind und man starke Nerven benötigt.

Trotz allem werden ständig neue Urteile veröffentlicht, von Fällen, die Jahre zurückliegen. Wir gehen vom jetzigen Stand der Justiz aus, keiner weiß, wie es in 5 oder 10 Jahre ausschaut.

Mich hat erst ein Arzt, den ich für ein Privates Gutachten benötigte, auf eine bestimmte Tatsache hingewiesen. Er war angestellt bei einem privaten Klinikträger. Wenn ich in das MVZ eines Hauses mit Maximalversorgung gehe, kann ich nichts positives mehr erwarten.

Herzliche Grüße,
KS 1973
 
Danke für die Info. Wird der Rentenbetrag tatsächlich von der Krankenkasse gezahlt ? Irgendwie kann ich mir das kaum vorstellen, oder doch ? Die Klagefrist läuft leider dieses Jahr am 31.12 ab, daher muss ich jetzt relativ schnell reagieren, doch auf eine Zusage der Rechtschutzversicherung hoffe ich so gut wie kaum, da der Betrag ca. 25.000 Euro an Kosten betragen würde.
 
Hallo Markus,

welchen Behandlungsfehler wirfst du der Klink vor oder möchtest du es dem Gericht überlassen den Behandlungsfehler zu suchen. Allerdings bist du vor dem LG beweispflichtig. Welche Beweise hast du? Was sagt dein behandelnder Arzt.

Dir liegen zwei Gutachten vor, dieses wären Beweise vor dem LG.

Du bist vor der OP umfassend über die Risiken aufgeklärt worden, wenn nicht, wäre die Klinik Schadenersatzpflichtig.

Warum gibst du kein eigenes Gutachten in Auftrag, auch dieses wäre ein Beweis.

Du hattest die letzten Jahre Zeit dir viele Gerichtsurteile durchzulesen, welche Leitsätze hast du gefunden.

MFG
 
Lieber @Markus2903 ,
wenn die Lohnfortzahlung des Arbeitgebers beendet wird, dann schickt Dir die Krankenkasse (gesetzliche KV) ein Schreiben, wo die Berechnungen für das Krankengeld erläutert werden.
Der Beitrag für Arbeitslosen-und Rentenversicherung wird abgezogen und den jeweiligen Institutionen überwiesen.

Oder bist Du nicht gesetzlich krankenversichert?

Mein Vorschlag, frage erst einmal die Rechtsschutzversicherung, ohne dass die den Sachverhalt kennen, wirst Du auch keine Antwort erhalten.

Wie 25000 Euro Schaden zu werten sind, muss man dann sehen, es gibt sicherlich Rechtsstreitigkeiten, wo höhere Beträge zur Debatte stehen.

Es gibt inzwischen auch andere Möglichkeiten, Prozesse zu finanzieren.

Eine weitere Möglichkeit wäre, bei einem zweiten Anwalt (Fachanwalt für Medizinrecht) nachzufragen und um seine Meinung zu bitten. Eventuell fehlen auch Deinem Rechtsanwalt die Kapazitäten, einen wahrscheinlich längeren Rechtsstreit zu führen.
Aber bei der Rechtsschutzversicherung würde ich nachfragen, unbedingt.

Herzliche Grüße,
KS 1973
 
Erst einmal vielen Dank für die Beiträge. Der Schaden bei mir beläuft sich auf 60.000 Euro ( Netto Verdienst Ausfall ). Die 25.000 Euro sind die Kosten für die erste und zweite Instanz vor Gericht, die die Rechtschutz zu tragen hätte. Ja - ich wurde vor der OP aufgeklärt und mir wurde mitgeteilt, dass diese 45 Minuten dauert. In Wahrheit waren es aber 3 1/2 Stunden und dementsprechend waren die Muskeln, Fasern etc. etc. fast 3 Stunden länger extrem strapaziert als ursprünglich gedacht. Anschließend wurde ich wie erwähnt für 6 Wochen komplett alleine nach Hause geschickt, was der pure Horror war ! Erst danach kam die Reha, die nicht wirklich etwas brachte. Ich war bei einem zweiten Anwalt und auch er sagte mir, dass ein Behandlungsfehler schwer zu beweisen sei, da die beiden erstellten Gutachten dagegen sprächen. Er kommentierte dies mit " Eine Krähe pickt der anderen kein Auge aus ". Trauriges Fazit : Ich kam kaputter raus als ich in die Klinik rein ging und hab einen finanziellen Schaden von 60.000 Euro den ich vermutlich nie wieder rein bekomme
 
Lieber @Markus2903 ,

mein Rat wäre, frage die Rechtsschutzversicherung, ob sie die Kosten tragen würden.
Je nachdem wie die Antwort ausfällt entscheidest Du weiter.

Manchmal hilft es, einen Gutachter zu suchen, der die behandelnden Ärzte nicht kennt und keine Verbindung zu ihnen hat. Die Leitlinien zur Hüftoperation sind im Internet öffentlich zugänglich, also keineswegs ein Geheimnis. Dort steht, wie die Vorbereitung der Operation sich gestalten muss.
Man wird als Patient, bei dem etwas schief gelaufen ist, schnell "fallen gelassen", habe es selbst schon erlebt.
Hattest Du schon einmal Kontakt zur Endoklinik in Hamburg? Eine gute Adresse für komplizierte Hüftoperationen.

LG KS 1973
 
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