Heute bin ich über folgenden interessanten Artikel in meiner Tageszeitung gestolpert:
Da solche Artikel leider nicht immer zur Verfügung stehen, habe ich ihn hier zitiert und die Genehmigung der Zeitung angefragt.
Dieser Artikel stimmt mich zuversichtlich, dass in naher Zukunft gerade in diesem Bereich Nachweise über das Vorliegen der Erkrankung möglich sind.
Gruß von der Seenixe
Bildgebende Verfahren sollen die Diagnose und Therapie psychischer Erkrankungen weiter verbessern
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Um die kranke Seele zu begreifen, steht den Nervenärzten inzwischen eine Vielzahl an Techniken zur Verfügung. Mit modernen Methoden der Bildgebung lässt sich heute die Aktivität des Gehirns in Echtzeit sichtbar machen. Der Blick ins Gehirn soll die etablierten Therapien nicht ersetzen, aber er könnte die Behandlung in Zukunft zielgenauer und besser überprüfbar machen.
Noch vor wenigen Jahren waren die Aufnahmen, die sich vom Gehirn erstellen ließen, äußerst unscharf - bestenfalls geeignet, um grobe Zusammenhänge zu erkennen. "In den vergangenen zwei bis drei Jahren hat die Technik einen Riesensprung gemacht", sagt Frank Schneider, der am Universitätsklinikum Aachen die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie leitet. "Die Methoden sind so viel besser geworden, dass wir sie jetzt bei der Diagnose und in der Therapie einsetzen können."
Als erstes werde die Technik depressiven Patienten zugute kommen, glaubt Schneider. Gerade bei dieser Krankheit ließen sich mit bildgebenden Verfahren oft genauere Diagnosen und Prognosen erstellen, erklärt der Psychiater. Denn häufig könnten depressive Patienten ihren eigenen Zustand beziehungsweise Verbesserungen, die man mithilfe einer Psychotherapie oder Medikamenten erzielt habe, anfangs nur schwer selbst einschätzen.
Insbesondere mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) lassen sich heute hoch aufgelöste Bilder des menschlichen Gehirns erstellen. Die Methode basiert darauf, dass Atomkerne schwache elektromagnetische Signale aussenden, wenn sie durch ein starkes Magnetfeld angeregt werden. Da sauerstoffarmes und sauerstoffreiches Blut unterschiedliche magnetische Eigenschaften haben, können die aktiveren Bereiche des Gehirns auf diese Weise sichtbar gemacht werden.
Computerspiel im Gehirn
Der Fortschritt der fMRT ist den immer stärkeren Magneten zu verdanken. Schneider setzt in seinen Versuchen magnetische Feldstärken von drei Tesla ein. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Hufeisenmagnet hat eine Feldstärke von nur drei tausendstel Tesla. Versuchsweise hat sich Schneider auch schon in eine Anlage mit sieben Tesla gelegt. Mehr würde er seinen Patienten nicht zumuten: "Da wird einem schon ein bisschen schummrig."
Per fMRT haben Schneider und sein Team beispielsweise die Gehirne von jungen Männern untersucht, die das Computerspiel Counterstrike spielten. Die Probanden beobachteten dabei zunächst nur eine virtuelle Landschaft, erblickten dann plötzlich einen Gegner und drückten schließlich ab. Im Verlauf dieser unterschiedlichen Phasen konnten die Forscher beobachten, wie Bereiche des Gehirns, die eher für Emotionen zuständig sind, zunehmend inaktiv wurden, während Areale, die für kognitive Vorgänge benötigt werden, mehr und mehr die Kontrolle übernahmen. Demnach trainiert das Spiel ein kaltblütiges Vorgehen in eigentlich sehr emotionalen Situationen.
Während die Forscher durch solche Versuchsanordnungen grundlegende Funktionsweisen des Gehirns verstehen wollen, sind andere Ansätze schon auf einen künftigen Einsatz in der Therapie ausgerichtet. Anhand unterschiedlicher Aktivitätsmuster in den vorderen und oberen Bereichen der Großhirnrinde sei es beispielsweise gelungen, mithilfe der fMRT den Verlauf einer Schizophrenie vorherzusagen, berichtete Schneider auf dem Kongress.
Auch die Wirkungsweise von Psychopharmaka lässt sich mit bildgebenden Verfahren untersuchen. Hierzu setzen Mediziner vor allem die Positronen-Emissions-Tomografie (PET) ein. Dabei injiziert der Arzt dem Patienten ein schwach strahlendes radioaktives Isotop, das sich im Gehirn zum Beispiel an einen Neurotransmitter heftet. Auf diese Weise lassen sich nicht nur die Botenstoffe der Nervenzellen mit einem Detektor sichtbar machen, sondern auch die Veränderungen, die ein Medikament in der Hirnchemie bewirkt.
Subtile Veränderungen
Immer häufiger basieren psychiatrische Studien auf einer Kombination von genetischer Analyse und bildgebenden Verfahren. Die Wissenschaftler hoffen, dadurch kausale Zusammenhänge besser zu verstehen. Denn die Gene eines Menschen beeinflussen das Verhalten seiner Nervenzellen - und damit auch das Verhalten des Menschen selbst. Die Veränderungen im Gehirn aber sind so subtil, dass sie sich mit psychologischen Tests oder Fragebögen zur Selbsteinschätzung kaum ausmachen lassen.
Betrachtet man hingegen die Effekte der Gene auf der Zellebene, ist ihr Einfluss mitunter viel deutlicher. So erhöht beispielsweise eine Genvariante für das Protein Neuregulin1 die Anfälligkeit für Schizophrenie. Allerdings tragen viele Menschen diese Genvariante in sich, ohne jemals schizophren zu werden. Betrachtet man die Gehirne dieser Menschen im Tomografen, so findet man während einfacher Aufgaben zur Gedächtnisleistung eine unterschiedliche Aktivität im oberen Bereich der Großhirnrinde. Demnach wirkt sich die Genvariante zwar auf Gehirnfunktionen aus - zur Schizophrenie kommt es aber nur im Zusammenspiel mit anderen Genen oder Umwelteinflüssen.
Noch ist der Hirnscan in der psychiatrischen Praxis nicht angekommen. "Doch ich bin überzeugt, dass das in fünf Jahren so sein wird", sagt Schneider. Das mag sehr optimistisch klingen, allein wegen der hohen Anschaffungskosten für die Geräte. Drei Millionen Euro hat Schneiders Klinik für ihren Magnetresonanztomografen ausgegeben. Ein niedergelassener Psychotherapeut wird sich das nicht leisten können. Doch auch er könnte von den Forschungsergebnissen profitieren - nämlich dann, wenn man mithilfe der Hirnscans eines Tages die Entstehung von psychischen Erkrankungen besser verstehen und die Therapien entsprechend weiterentwickeln wird.
Da solche Artikel leider nicht immer zur Verfügung stehen, habe ich ihn hier zitiert und die Genehmigung der Zeitung angefragt.
Dieser Artikel stimmt mich zuversichtlich, dass in naher Zukunft gerade in diesem Bereich Nachweise über das Vorliegen der Erkrankung möglich sind.
Gruß von der Seenixe