Bin am Ende und immer noch kein Geld

Hat keiner Rat?

Bin schon am überlegen mir bei nem anderen Anwalt Rat zu suchen, nur das kostet wieder Extra 220€ :( Gebühr
 
Hallo Quack,

ob eine Schmerzensgeldforderung richtig oder falsch ist, kann ohne alle Details des gesamten Krankenverlaufs zu kennen, also jede einzelne Verletzung, Dauerschäden, genaue Dauer der attestierten Arbeitsunfähigkeit, Heilungsverlaug etc genauso wenig beurteilt werden die die Schadenhöhe an einem Auto nur anhand von Fotos.....

Hat Dein Anwalt diese Summe denn beim Würfeln ermittelt oder hat er aus der Schmerzensgeldtabelle Hacks/Ring/Böhm vergleichbare Entscheidungen herausgesucht und die Höhe damit begründet? Soll mit dieser Zahlung ein Vorbehalt verbunden werden oder soll damit alles abgegolten sein?

Wie Du siehst ist eine solche Ferndiagnose nicht nur schwierig, sie verbietet sich eigentlich vollständig, weil die Ermittlung von Schmerzensgeld nämlich eine erhebliche Arbeits- und Rechercheleistung des Anwalts voraussetzt. Dir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als eine zweite Meinung einzuholen, wobei ich allen Ernstes Zweifel daran habe, ob Du einen guten Anwalt findest, der für 220 Euro die Höhe des von Deinem Anwalts ermittelten Schmerzensgeldes überprüft. Sehr viel wahrscheinlich ist mir, dass ein Anwalt Dir sagt, die Forderung ist auf jeden Fall viiiel zu niedrig, aber genau kann er das erst sagen, wenn Du dem alten Anwalts das Mandat entziehst und ihn jetzt beauftragst....

Viel Erfolg!
Double999
 
Danke dir Double für deine Meinung.

Ich weiß natürlich das es nicht ausreicht um eine "Ferndiagnose" zu errechnen.
Was würdest du mir denn empfehlen, mein Anwalt hat nur 1-3 Zitate aus eine Tabelle zitiert, wer wieviel Schmerzensgeld bekommen hat. Jedoch beläuft sich dieses
Schmerzensgeld nur auf 2000-3000€. Für mich definitiv zu wenig. Er sagt die 10.000€
sind viel zu hoch angesetzt, eigentlich müsste er weit darunter liegen.

Er versucht auch wehement einen Termin bei Gericht zu verneinen, schickt mir dann Emails das ich noch drauf zahlen müsste sollte es vor Gericht gehen.
Da meine Rechtsschutz so was nicht übernimmt...

Was denkst du denn würde so eine überprüfung des Schmerzensgeldes kosten?

Machst du sowas auch?

ps: @ Double, ich wollte mir auch erst mal eine Zweite Meinung einholen, die Rechtsschutz übernimmt einen neuen Anwalt nicht und ich habe Angst das ich Ihn dann komplett alleine Zahlen müsste.
Daher erst mal die Meinung einholen, wenn er mich davon überzeugen kann, dass mein jetziger Anwalt mir nicht eine angemessene Summe einfordern kann, dann seh ich es ein doch zu wechsel, notfalls
auf eigene Rechnung.


Viele Grüße,

Quack
 
Hallo Quack,

ich kann Dir leider gar nichts empfehlen, weil ich Deine Krankenakte nicht kenne. Welche laufenden Nummern aus welcher Tabelle hat er denn zitiert?

Wie gesagt, es dürfte relativ schwer werden, einen Anwalt für die isolierte Prüfung des Schmerzensgeldes zu finden. Nur die wenigsten guten Kanzleien machen so etwas, es lohnt sich für den Anwalt einfach nicht, denn er muss praktisch die kompletten Unterlagen auswerten und dann vergleichbare Entscheidungen heraussuchen. So etwas dauert Stunden und kostet bei einem guten Anwalt sicherlich einen vierstelligen Betrag...

Also wie gesagt, ich kann Dir dabei leider nicht helfen, insgesamt aber muss man sich natürlich vor Augen halten, dass wir hier in Deutschland mit einem Schmerzensgeldniveau arbeiten und leben müssen, was nicht im Ansatz mit dem in den USA zu vergleichen ist. Was für den Geschädigten auf der einen Seite schlecht ist, führt aber auch zu einem stabilen Beitragssystem. Die Versicherungsprämien in den USA für Schäden im Millionenbereich (nein, dort gibt es keine Pflichtversicherung mit so hohen Entschädigungsleistungen wie bei uns) kann sich nämlich nur ein Bruchteil der dortigen Bevölkerung leisten, die Mindestdeckung in der Haftpflicht, und damit gurken die meisten durch die Gegend, liegt bei 60.000 USD. Was hat man von einem theoretischen Entschädigungsanspruch in Millionenhöhe, wenn der Versicherer insgesamt nur 60.000 USD zahlen muss (da es in den USA ja auch kein Krankenkassensystem gibt sind die 60.000 meist bereits durch den Fahrzeugschaden und die Krankenhaus- und Arztkosten aufgebraucht) und der Verursacher kein Geld hat.....?

Was ich damit sagen will, ist, dass häufig die Erwartungshaltung der Mandanten schlicht an der Realität vorbei geht. Für einen folgenslos ausgeheilten Bruch des Armes bekommt man eben in Deutschland "nur" ca 3.000 Euro Schmerzensgeld, für ein einfaches HWS-Syndrom mit einer einwöchigen AU vielleicht 300 bis 400 Euro.

Eines aber noch als Tipp. Wenn sowohl Dein Anwalt meint, dass 10.000 Euro schon mehr als genug sind und auch Dein eigener RS-Versicherer keine Deckung für die Geltendmachung einer höheren Summe gibt, dann ist diese Meinung zwar noch nicht in Stein gemeisselt, es spricht dann aber schon Erhebliches dafür, dass Deine Erwartungshaltung möglicherweise doch einfach viel zu hoch und das Schmerzensgeld bereits richtig bemessen ist....

Ich wünsche Dir trotzdem viel Erfolg!

Double999
 
Hi du,

na mein Versicherer hat nicht gesagt das Sie die geltendmachung eines höheren Schmerzensgeldes nicht zahlen. Sie zahlen nur keinen neuen Anwalt.

PS die Liste die er genannt hat, ich muss dazu sagen, dass das Verschulden zu 100% auf der gegnerischen Seite lag, durch Gutachter der gegnerischen Versicherung nachgewiesen.

Zitat von [B]LG Düsseldorf :
Indexiertes Schmerzensgeld i.H.v. 2.815,43 € bei iatrogen verursachtem Pneumothorax

Zitat von [B]LG Saarbrücken :
Indexiertes Schmerzensgeld i.H.v. 2.925,70 € zzgl. immateriellen Vorbehalt unter Anrechnung eines Mitverschuldens von 25% und 7-tägiger stationärer Behandlungsdauer sowie Fraktur der 9. Rippe

Zitat von [B]AG Zeven :
Indexiertes Schmerzensgeld i.H.v. 7.089,72 € bei unfallbedingter HWS-Distorsion sowie posttraumatischer Belastungsstörung mit Angst- und Panikausbrüchen beim Fahren in einem Pkw - wobei diese Symptome vor dem Unfall nicht vorhanden waren – sowie 1 Tag stationäre Beobachtung im Krankenhaus, 2 Wochen MdE 100%, 13 Tage 50%, 13 Tage 20%

Zitat von [B]OLG Hamm :
Indexiertes Schmerzensgeld i.H.v. 8.910,89 € zzgl. immateriellen Vorbehalt unbehandelter posttraumatischer Belastungsstörung bis hin zu Persönlichkeitsveränderungen; 1 Monat eingeschränkte Einsatzfähigkeit


Viele Grüße und danke für deine Meinung
 
Hallo Quack,

ich kann Dir meine Meinung dazu leider nicht sagen, weil ich wie gesagt keine Ahnung habe, inwiefern Deine Verletzungen mit denjenigen zu vergleichen sind, die Dein Anwalt als vergleichbar herausgesucht hat....

Das Du geschrieben hast:
[...]schickt mir dann Emails das ich noch drauf zahlen müsste sollte es vor Gericht gehen.
Da meine Rechtsschutz so was nicht übernimmt...
ging ich davon aus, dass Deine Rechtschutz die Kosten für einen höheren Betrag bei einer Klage nicht übernimmt! Wie ist der Satz sonst zu verstehen?

Was ich einzig für Dich tun kann, ist Dir aus der entsprechenden Tabelle ein paar mehr Hintergründe dieser vier Entscheidungen zu geben. Ob Du Dich und Deine Verletzungen darin wieder findest, kannst allein Du selbst beurteilen....


LG Düsseldorf Urteil vom 17.10.2002 - 3 O 383/00
Verletzung:
Pneumothorax, Verletzung der Lunge durch verwendete Injektionsnadel
Dauer der Behandlung und Arbeitsunfähigkeit:
1 Woche Krankenhaus mit den Unannehmlichkeiten einer Saugdrainage, 11 Tage arbeitsunfähig

Besondere Umstände, die für die Entscheidung maßgebend waren:
Es handelt sich hier nicht um einen Behandlungsfehler, sondern um eine typische Komplikation derartiger Injektionsbehandlungen; allerdings fehlt es hier an der notwendigen Aufklärung der Patientin

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LG Saarbrücken , Urteil vom 02.07.2003, 9 O 471/01
Verletzung:

Fraktur der 9. Rippe links, Pneumothorax
Dauer der Behandlung und Arbeitsunfähigkeit:
7 Tage stationär

Besondere Umstände, die für die Entscheidung maßgebend waren:
Schlägerei. 25% Mithaftung. Kläger hat sich freiwillig in eine Turbulenzsituation begeben, wo Gegenstände durch die Luft flogen und mehrere Personen aufeinander einschlugen. Dass eine Einmischung in eine solche Auseinandersetzung naheliegend zu eigenen Verletzungen führen kann, liegt auf der Hand

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AG Zeven , Urteil vom 07.01.19993 C 577/97
Verletzung:

HWS-Distorsion; Paniksyndrom
Dauer der Behandlung und Arbeitsunfähigkeit:
1 Tag Beobachtung im Krankenhaus, MdE: 2 Wochen 100% 13 Tage 50% 13 Tage 20%

Besondere Umstände, die für die Entscheidung maßgebend waren:
Klägerin leidet seit dem Unfall an einer posttraumatischen Belastungsstörung mit zum Teil dramatischen Ausbrüchen von Angst und Panik beim Fahren in einem Pkw. Auch eine solche seelische Erkrankung stellt eine Gesundheitsverletzung i. S. d. § 823 Abs. 1 BGB dar. Die Angst- und Panikattacken beim Fahren in einem Pkw waren vor dem Unfall nicht vorhanden

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OLG Hamm , Urteil vom 05.03.1998 – 27 U 59/97 –
Verletzung:

Gehirnerschütterung und Unfallneurose aufgrund Miterlebens eines Unfalls mit schweren Folgen in Form von posttraumatischen Belastungsstörungen bis hin zu einer Persönlichkeitsveränderung
Dauer der Behandlung und Arbeitsunfähigkeit:
1 Monat als Soldat nur eingeschränkt einsatzfähig; Versetzung in den Innendienst wegen der Belastungsstörungen

Besondere Umstände, die für die Entscheidung maßgebend waren:
Auslöser der Unfallneurose ist die existenzielle Grunderfahrung der Begegnung mit dem befürchteten Tod des schwer verletzten Unfallgegners. Dass sie auf einer abnormen Erlebnisverarbeitung aufgrund spezieller Schadensanlage des Klägers beruht, unterbricht den Ursachenzusammenhang zu dem vom Beklagten verschuldeten Verkehrsunfall nicht. Der Grundsatz, dass eine besondere Schadensanfälligkeit des Verletzten dem Schädiger haftungsrechtlich zuzurechnen ist, gilt auch für psychische Schäden, die regelmäßig aus einer besonderen seelischen Labilität des Betroffenen erwachsen (BGH in VersR 1993, 589 und NJW 1996, 2425). Schadensanfälligkeit ist jedoch anspruchsmindernd zu berücksichtigen. Kläger ist von in absehbarer Zeit zu erwartenden Beförderungen ausgeschlossen; kann keinen Sport mehr treiben
 
Vielen lieben Dank für die Mühe Double,


ich kann mich nur wenig wiederfinden in den Urteilen.
Du hast mir aber etwas die Augen geöffnet wie es nun weitergeht.

Vielleicht Interessiert dich ja der Verlauf kurz;
Unfall 2010
  • - Unfallbedingter Pneumothorax
  • - vollständiger Kollaps der Linken Lunge
  • - Mediastinalverlagerung nach rechts, was wiederum zu einem Kompressionseffekt des rechten Lungenflügels und Herzens führte
  • - 1 Tag Intensivstation + 6 Tage normale Station
  • - 4 Tage Drainage (im Brustkorb)
  • - 6 Wochen Krank zu Hause
  • - 4 Wochen Atemtherapie (Ich konnte kaum 2 Schritte machen, ohne nach Luft zu schnappen)
  • - ca. 2 Monate tägliche Schmerzen im Brustbereich und Laufschwierigkeiten
  • - Vernarbung durch die OP im Brustbereich (sieht aus wie dritte Brustwarze)
  • - Wundheilung ca. 3 Wochen.


Ihr müsst euch das so vorstellen, 3 Stunden lang hab ich versucht die Schmerzen zu Ignorieren.. bei jedem Atemzug, geht die Luft auf der Gesunden Lunge wieder über
die Atemwege raus, die von der Kaputten Lunge aber sammelt sich durch das Loch in der Lunge im Brustkorb, dadurch entsteht ein Überdruck der andere Organe beiseite drückt.
Die Schmerzen bei der ausdehnung des Brustkorbes sind sehr sehr Schmerzhaft, erst recht wenn du im Brustkorb schon das Knacken der Rippen bemerkst und wenn die Luft
langsam wieder den Brustkorb durch die Drainage gezogen wird, geht das Spiel wieder von vorne los.. das ist mehr als unangenehm und verursacht große Schmerzen.
Beim zweiten mal lag die Drainage dann so ungünstig zwischen meinen inneren Organgen das ich nur unter starken Schmerzmitteln liegen konnte, laufen
war Praktisch nicht mehr möglich die ersten 6 Tage.
Rezivid 2011
  • - Rezivid / Pneumothorax wegen schlecht verheilter innerer Wunden
  • - 9 Tage Stationärer Aufenthalt
  • - 7 Tage an der Bülau Drainage
  • - 4 Wochen Atemtherapie (wieder das gleiche)
  • - ca. 2 Monate Schmerzen im Brustbereich und Laufschwierigkeiten.
  • - nochmalige vernarbung, diesmal wurde die Narbe größer.
  • - Wundheilung betrug diesmal ca. 6-8 Wochen ehe die Narbe geschlossen war.

Ich bekam noch als Diagnose das meine Lunge anscheinend kaputtes gewebe hat, dieses müsste irgendwann entfernt werden aber erst wenn mir das ein drittes mal passiere.

Sport, Freizeitaktivitäten müsste ich einstellen so weit es geht, bis die dritte OP stattfindet. Erst wenn mir ca. 1/3 der Lunge (das defekte Narbengewebe auf dem Organ) entfernt wird, könne man sagen das diesmal alles halten müsste.
Ich hatte Todesängste die ganze Zeit im Krankenhaus, bin Schweissgebadet aufgewacht, weil mir die Luft wegbliebt. Ich habe heute noch Atemaussetzer und wach Nachts oft auf.
Die Schmerzen die ich heute noch habe beim liegen auf der Seite nimmt mir auch keiner mehr weg. Vor all dem Hintergrund bleibt aber noch die Psychische Seite. Ich hab fast 3 Wochen im Krankenhaus gelegen.
Man sagte mir, ich hätte froh sei können das ich rechtzeitig im Krankenhaus war, durch das lange zögern von mir waren andere Organe so in Mitleidenschaft gezogen worden, das ich fast einen Herzinfarkt erlitt.
Von dem wenigen Sauerstoff in meinen Blut (Erstickung drohte) ganz zu schweigen.

Ich will keine Versicherung ausbeuten aber ich denke in anbetracht der wirklich schlimmen Zeit möchte ich wenigstens eine angemessene Entschädigung.



Viele Grüße und danke für deine Unterstützung hier.

Quack
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Höhe hängt auch davon ab, ob Du bleibende Schäden hast und wie sehr diese Dich beeinträchtigen. Suche nach Urteilen, in denen Schmerzengelder von etwa EUR 25.000,00 abgeurteilt wurden und schaue Dir dort die Begründungen an.

Erhöhend wirkt auch, wenn die Versicherung den Schadensaugleich verzögert.
 
Zwischenbericht


ES IST SOWEIT

Die Versicherung hat den Schaden heute Offiziell anerkannt und schon mal vorsorglich einige Tausend Euro Vorschuss auf mein Konto veranlasst.

Ich bin so erleichtert, es hat ein ENDE!

Ente gut alles gut...

Viele Grüße euer Quack und viele vielen vielen lieben Dank für eure Monatelange Unterstützung, ihr wart mir von allen die beste Hilfe.. ich
könnt echt heulen vor Glück... *schluchz*
 
Hallo Quack,
klasse und ich freu mich für Dich :)

Das ist ja mal eine wirklich gute Nachricht und ich wünsche Dir, dass sich jetzt alles andere auch zu Deiner Zufriedenheit regelt.

Lieben Gruß
magenta
 
E r f o l g !

Hallo Quack,

toll, prima, klasse u.s.w.

Eigentlich war ich schon immer ziemlich sicher, dass die PUV
angemessen regulieren muss.

Freu mich sehr für Dich,


Alles, alles Gute

Meggy
 
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