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nicht mehr der Alte, 7 J. n. Unfall, Alpträume Körperaustritt

Hallo 360 Grad,

deinem Beitrag entnehme ich, daß du gläubig bist und dir das vermutlich sehr hilft, mit deinem Erlebnis fertig zu werden. Ich muß zugeben, daß ich dich darum doch ein wenig beneide. Mein Unfall ist nun auch fast 20 Jahre her und ich stimme dir zu, daß die Albträume irgendwann ihren Schrecken verlieren, auch wenn man solche extremen Erfahrungen vermutlich niemals ganz abschütteln kann.

Auch wenn das vielleicht etwas seltsam klingt, aber ich bin irgendwann auf den immer gleichen und wiederkehrenden Albtraum so wütend geworden, daß ich ihn fast schon einer Person gleichgestellt habe, die mich aus purer Boshaftigkeit nachts um den Schlaf bringt. Nachdem ich "ihm" in Gedanken gesagt habe: "Du kannst mich mal!", bin ich ihn zwar nicht los, aber ich empfinde ihn nur noch als nervig und nicht mehr angsteinflößend.

Viele Jahre hatte ich immer wieder das Bild meines bei dem Unfall getöteten Kollegen vor Augen. Nachdem ich mich in Gedanken von ihm verabschiedet habe, sind die Bilder immer weiter weggerückt, wenn auch nicht verschwunden.

Vermutlich war es reiner Selbsterhaltungstrieb, der mich damals bei Bewußtsein gehalten hat und ich habe auch Dinge erlebt und gesehen, die mich an meinem Verstand haben zweifeln lassen. Bis heute habe ich es nicht gewagt, mit jemandem darüber zu sprechen. Schon gar nicht mit einem Arzt, denn ich hatte immer die Befürchtung, daß man mich für einen "Idioten" hält oder gleich einliefert.

Traurig finde ich, daß extreme Erlebnisse auch Veränderungen der Persönlichkeit bewirken können, man gewisse Fähigkeiten vielleicht niemals zurück bekommt und das Umfeld sehr verständnislos darauf reagiert.
Ich kann nichts dafür, daß ich nichts mehr dabei empfinde, wenn ich Zeuge eines tödlichen Unfalls werde oder in der Verwandtschaft jemand stirbt, aber durch die Reaktionen der Leute um mich herum fühle ich mich dann, als hätte ich etwas ausgefressen.

Da ich die Erfahrung machen mußte, daß auch Psychologen solche Dinge nicht nachvollziehen können, habe ich für mich beschlossen, daß ich eben damit leben muß. Natürlich möchte ich niemandem die Hoffnung nehmen oder den Eindruck vermitteln, daß man nie wieder richtig leben kann, aber ich meine, man sollte realistisch an solche Dinge herangehen. Extreme Erfahrungen hinterlassen Spuren, bleiben im Gedächtnis und man muß sich irgendwie mit ihnen arrangieren.

Gruß Hawkins
 
Hallo @ all,
auch ich war mir meiner Probleme gar nicht bis ins kleinste bewußt. Trotzdem wurde bei mir sogar nach 12 Jahren erstmals von einer PTBS gesprochen. Bei mir herrschte keine Wut und auch kein echtes Rückbesinnen mehr. Mir fiel nur auch, dass der Unfallort immer noch bestimmte Reaktionen hervorruft. Darüberhinaus wird man auch durch evtl. vergebliche Suche nach Hilfe durch kränkende Bemerkungen und Unglauben in eine psychische Störung geschoben. Insgesamt wird dir keiner etwas wirklich genaues sagen können. Nur der Facharzt ist in der Lage es aufzuarbeiten und deine Belastungen zu therapieren. (Ich glaube übrigens, dass es auch eine Menge Therapeuten gibt, die das Nahtoderlebnis bereits von anderen Patienten kennen)
Das Phänomen der unendlichen Müdigkeit wirst du hier vielfach finden und häufig sind die Unfallerlebnisse völlig verschieden und auch die Unfallfolge ist häufig nicht dieselbe. Ich möchte dich motivieren zu einem Fachmann zu gehen und es nicht aus falschem Stolz und dem Gefühl "ich muss das doch auch alleine können" heraus zu verschweigen. Die Probleme werden nämlich mehr und die Belastungen steigen soweit an, dass wie du schon schilderst ein sozialer Rückzug erfolgt. Der ist dann natürlich genau die falsche Richtung und wird wiederum neue Probleme schaffen. Vielleicht hast du eine echte Vertrauensperson und kannst es evtl. zusammen mit dieser angehen. Der Vorteil ist, dass dann zusätzlich eine Möglichkeit besteht über die Therapie hinaus auch privat in die Gespräche zurück zu gehen und so noch mehr Möglichkeiten entstehen, die Belastung auf zwei paar Schultern zu schnüren.
Wenn du einmal im Abseits angekommen sein solltest, kommen zu deinen Träumen und Empfindungen dann auch noch Wut, Frust und Trauer obendrauf. Dann läuft dein Kochtopf bestimmt noch mehr über ....:eek:

Versuch's einfach und denke daran viele von uns machen eine Therapie und dass häufig über Jahre und auch einige bestimmt mit einer erheblichen Zeitverzögerung zum Unfallereignis. Das Wissen man ist nicht allein hilft dabei sehr.

Viel Erfolg und einen lieben Gruß an alle
urrut
 
Hallo Zusammen
Hallo Hawkins
Ich werde mal versuchen die passenden Worte für deinen Beitrag zu finden, über den Tod und die Gläubigkeit zu philosophieren ist nicht oder wenig verständlich.
Über den Tod zu schreiben ist keine leichte Kost, wir unterhalten uns im alltäglichen Leben über so viele Themen, Sport, Nachrichten, Politik etc., bei Dingen die die Menschlichkeit betreffen wird versucht durch Nichtwissen, der Volksbegriff man ist "Bekloppt", die eigene Stabilität für das Unwissens benutzt.
Mir persönlich ist es völlig egal was andere von mir denken, meine Erfahrung wird mir niemand nehmen können und ob der "Onkel Doc" und die Intelligenzbestie bei der BG mir ihren Senf auf`s Brot schmieren wollen, ist mir genauso Latte.
Die Gläubigkeit ist ein Ausdruck des inneren Bewusstseins und beinhaltet ein hohes Maß an
Stärke und Gleichgewicht mit der vergangenen Situation oder Lebenslage weiterhin durchs Leben zu gehen.
Der Tod eines Menschen ist ein schmerzhaftes und loslösendes Ereignis, doch damit umzugehen
ist nicht mal eben wie Einkaufen gehen, es hebt den Stellenwert eines Lebens in die Form von
nicht Widerkehren in unsere jetzige Lebensform.
Wenn wir geboren werden, haben wir keine Angst auf diese Erde zu kommen und wenn wir sterben ist die Angst, ich rede nur von mir, gehen zu müssen nicht mit Angst verbunden, ich weis wovon ich spreche, da mein Crash mit mehreren Todeserfahrungen verstrickt war.
Stelle ich mir die Frage: Warum bist du nicht gestorben, ist eine Antwort darauf eigentlich eine leichte und knappe Begründung.......Es war noch nicht soweit........
Doch die Wirklichkeit sieht anders aus, die Antworten gehen ins Unermessliche.
Der Gedanke an den Tod, er ist nicht schön, er löst ein beklemmendes Gefühl aus, weil man nur das Leben kennt, der Tod macht jeden Tag seine Arbeit und er erfüllt sein Pensum, das "Gleichgewicht" zu halten.
Jemanden sterben zu sehen ist schwer zu verstehen und die Verarbeitung des Erlebten quält die Seele, da man nicht weis wie man den Tod entgegensehen soll, es fehlt das Gefühl den Tod zu kennen.
Verliert man durch den Tod einen nahestehenden Menschen, mal abgesehen durch welche Umstände, ist der Schmerz riesengroß, es entsteht eine Ohnmacht und eine Hilflosigkeit.
Man steht etwas Gegenüber welches nicht greifbar und doch alltäglich ist, man sperrt sich darüber nachzudenken, die Folge sind Alpträume, ja ich hatte auch welche und nachts wach zu werden und im Irrglauben zu sein, ist an nichts zu Überbieten.
Man muss einen Weg für sich finden um damit fertig zu werden, heute gibt es Trauma-Ärzte
die gab es vor über 20 Jahren noch nicht, das macht schon einen erheblichen Unterschied aus.
Die Sichtweise dessen ist vor gut 10 Jahren erstmal bedacht worden, dagegen stehen über 20zig Jahre alleine sein mit dem was gewesen ist, nämlich das Erleben.
Bis dahin
Alles Gute
360 Grad
 
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