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Verkehrsunfall mit Todesfolge

  • Ersteller des Themas Ersteller des Themas Chumana
  • Erstellungsdatum Erstellungsdatum

Chumana

Mitglied
Hallo Leute, vor etwa einer Woche bin ich auf dieses Forum aufmerksam geworden. Je mehr ich Lese, um so mehr wird mir klar in welcher misslichen Situation ich mich befinde.

Ich hatte einen Frontalzusammenstoß mit einem anderen PKW. Der entgegenkommende PKW hat die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren. Ich versuchte noch auszuweichen, jedoch ohne Erfolg. Ich überlebte mit schweren Verletzungen. Der andere Fahrer war sofort Tot.

Warum der andere Lenker auf meine Fahrbahn gekommen ist wird sich wohl nie klären lassen. Meine Genesung verläuft laut den Ärzten erstaunlich gut. Die Platzwunden sind vernarbt, die Rippen verheilt und die Prellungen sind fast nicht mehr spürbar.

Jedoch habe ich mich seit dem Unfall verändert. Mir fällt auf wie schnell ich meine Fassung verliere. Ich verfalle in Tobsuchtsanfälle, wo ich vorher gelacht habe. In den ersten, sehr schmerzhaften Wochen nach dem Unfall bekam ich so ziemlich mit jedem Stress. Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger. Selbst meine Familie, die sehr unter dem Unfall gelitten hat und mir immer zur Hilfe stand blieb nicht verschont. Meine Mitarbeiter und auch meine Kunden.

Die Schmerzen werden weniger. Jedoch das befahren von breiten, schnellen Straßen mit Gegenverkehr ist eine Problem. Selbst kleinste Unsicherheiten von anderen PKW lassen mich erschauern.

Die Tobsucht habe ich fast wieder unter Kontrolle. Die Angst vor einem Unfall nicht.

Noch auf der Intensivstation suchte mich eine Psychologin auf. Sie war noch recht Jung, denke gerade fertig mit dem Studium. An meinem Bett fragte sie mich was denn passiert sei. Nach einem kurzen Gespräch bekam ich Tabletten. Ich sah die Ärztin zum letzten mal.


Wer hat Erfahrung und kann über eine erfolgreiche Behandlung berichten. Wie erkenne ich ob ein Arzt geeignet ist.

Vielen Dank
 
Hallo und Herzlich Willkommen hier im Forum,
Die Aufarbeitung des Unfallgeschehens ist eine der wichtigsten Sachen. Knochen heilen, die Seele braucht da sehr viel mehr hilfe. Wer nach Duisburg schaut, versteht, was ich meine.
Suche schnellstmöglich einen Psychotherapeuten auf und gehe offen damit um. Es gibt sehr verschiedene Therapieansätze und sicher ist auch nicht jeder Versuch erfolgreich, aber ohne diesen Versuch wirst Du die Folgen des Unfalls nur sehr schwer überwinden.

Mir hat es sehr viel bei der Verarbeitung des Unfalls geholfen. Ob ein Arzt zu Dir passt, merkst Du sehr schnell. Da kann Dir auch keiner helfen und für Dich die Entscheidung treffen.

Gruß von der Seenixe
 
Hallo Chumana,

herzlich willkommen hier im Forum.

Wie Seenixe schon geschrieben hat, solltest du dir so schnell wie möglich professionelle Hilfe holen. Alleine wirst du mit deinem Erlebten nicht fertig werden.

Je schneller du psychotherapeutische Hilfe bekommst, um so schneller wirst du auch deine Ängste bewältigen.


Alles Gute

Derosa
 
Hallo derosa, hallo seenixe,
vielen Dank für eure Post. Könntet ihr bitte kurz schildern wie so eine Behandlung aussehen kann. Ist das wie in schlechten Filmen, auf die Liege legen und sein Privatleben offenbaren. Dafür bin ich vermutlich nicht geeignet.

Vielen Dank
 
Liebe Chumana,
gerade habe ich Ihren Beitrag im Forum gelesen. Ich kann mir gut vorstellen, wie es Ihnen geht. Es gibt viele Menschen, die nach einem Verkehrsunfall psychische Probleme bis hin zum Trauma erleben. Ich bin Fernseh-Redakteurin im Bereich Recht und Psychologie und habe mich schon öfters gerade mit dem Thema auseinandergesetzt. Im Moment mache ich gerade einen Beitrag für den ZDF Infokanal zu den seelischen Folgen nach tödlichen Verkehsunfällen. Denn nicht nur diejenigen, die verstorben sind und deren Angehörige leiden, sondern auch diejenigen, die den Unfall überlebt haben, daran beiteiligt waren. Die psychischen Folgen sind vielmals schlimmer als die körperlichen Verletzungen. Gerade die Fragen, die Sie gestellt haben, werde ich im dem Beitrag beantworten. Ich würde mich insofern sehr gerne mit Ihnen einmal austauschen. Ich gebe Ihnen am besten mal meine email-Adresse: nicole.wuerth@die-filmschmiede.de
Gerne können wir uns dann einmal über das Thema unterhalten. Viele Grüße, Ihre Nicole Würth
 
Hallo Chumana,

in diesen Therapien spricht man über das Erlebte. Der Psychologe möchte dabei zunächst feststellen, was man erlebt hat und wie sich das auch die Psyche auswirkt.
Schritt für Schritt wird dann versucht, dass einem die Bilder nicht immer und immer wieder aufkommen.

Eine Liege wurde mir nicht angeboten. Das wäre sicherlich auch für mich nichts gewesen.

Alles Gute

Derosa
 
Hallo Chumana,

wir hatten vor ca. 5 Jahren einen ähnlichen Unfall. Die erste Zeit konnte ich auf Grund meiner Verletzungen nicht selber Auto fahren,
meine Frau musste mich chauffieren. Ich denke, es war für sie, wie für mich fast der gleiche Horror. Ich verlangte von meiner Frau,
dass sie sogar an der Ampel stehend mindestens 50 Meter Abstand zum Vordermann einhält. Damals fuhr jeder - meiner Meinung nach - viel zu schnell.
Am liebsten wäre mir gewesen, dass jede 100 Meter eine stationäre Blitzanlage steht.

Auch ich war bei einer Psychologin. Mir persönlich hat es nichts gebracht. Die erste Stunde war in Ordnung. Ich hatte das Gefühl, dass mir
Verständnis entgegengebracht und zugehört wurde. Die weiteren Sitzungen wurden danach immer seltsamer, deshalb brach ich dann auch die Therapie
nach ca. 10 Sitzungen ab.

Aber dies muss jeder für sich entscheiden. Und diese Entscheidung kannst Du nur treffen, nachdem Du die Hilfe in Anspruch genommen hast.

Mir half die Zeit und meine Familie.

Gute Besserung und alles Gute

Tucson
 
Hallo derosa,
vielen Dank für Deine Info. Damit kann ich etwas anfangen. Ich werde mir von meinem Neurologen einen entsprechenden Arzt nennen lassen.

@Marielin. Vielen Dank für Ihre Post und für die spontan angebotene Hilfe.
Die Unfallschilderung habe ich sehr kurz gehalten. Die gemachten Erfahrungen mit Ärzten und Versicherungen herausgehalten. Es wäre auch nichts neues. BG Ärzte die sich dem Mammon verschrieben haben, Versicherungen die nicht regulieren und Anwälte mit einem Schreibtisch voller Ordner und etwa 100 offene Mandaten. Es läuft sehr viel falsch im Land. Auf Klage folgt Widerspruch, die Mühlen mahlen. Ist erst genügend Geld verbrannt und droht eine Niederlage werden alle Ansprüche anerkannt. Vor 15 Jahren hatte ich einen schweren Unfall, für den damals noch die LVA als Rehaträger zuständig war. Es hat ganze 5 Jahre gedauert meine Ansprüche durchzusetzen.
Und diese Erfahrungen haben mich geprägt, verändert, härter werden lassen. Alles was man braucht um zu bestehen, um daran nicht zu zerbrechen oder einfach alles hinzuwerfen ist schlicht Zeit.
Zeit ist ein sehr starkes Argument. Alle Behörden und Versicherungen arbeiten mit Zeit. Ich kann nur allen Leuten, die sich in einer solchen Situation befinden raten, ihr Leben darauf einzurichten genügend Zeit zu haben.
Für meine Reha nehme ich mir alle Zeit der Welt.

Sie wünschen sich Material für Ihre Sendung. Nur bin ich da der falsche Ansprechpartner. Meine Einstellung gegenüber (BG) Ärzten und Behörden ist nicht gerade gut. Von (Verkehrs) Anwälten und Versicherungen nicht wirklich besser. Eigentlich verachte ich diese Leute zutiefst.

So viel wollte ich eigentlich nicht schreiben. Aber was solls. Ich hab ja Zeit.

Hallo Tucson, dito.
Auch diese Erfahrung habe ich gemacht.

Den Psychologen werde ich aufsuchen. Eine Chance sollte jeder haben.
Vielen Dank für Deine Post.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Chumana,

ich finde, Du antwortest Frau Würth etwas hart. Ich habe bereits mit ihr in anderem Zusammenhang Kontakt gehabt und kann nur sagen: Wer sich die Beiträge von Frau Würth anschaut, sieht und muß anerkennen, das Bemühen, die Sachverhalte objektiv zu beleuchten. Aber die Entscheidung zur Kontaktaufnahme liegt bei Dir ;)


Als Therapie ist eventuell EMDR (hier mal ein link) zu erwähnen und natürlich die Gesprächstherapie.

Es gibt keine Erfolgsgarantie, aber ich würde den Therapeuten auch in Deinem Interesse auch eine zweite Chance geben. Es ist Deine Gesundheit und nicht die des Therapeuten.

Gruß von der Seenixe
 
Hallo Chumana,

deine schlechten Erfahrungen mit Behörden und Versicherungen kann ich bestens nachvollziehen und vor allen Dingen die Ohnmacht, die man verspürt, wenn man von ihnen abhängig ist und nichts weiter zu gehen scheint.

Im Nachhinein muss ich gestehen, dass ich auch ersteinmal Geduld lernen musste. Das war vorher nicht so mein Ding.

Offensichtlich hast du in deinem Neurologen einen Arzt gefunden, zu dem du Vertrauen hast. Je früher du eine Therapie erhälst, die dich wieder in deinen Alltag zurück bringt, umso besser. Dabei solltest du dir nicht zu viel Zeit nehmen.

Alles Gute

Derosa
 
Hallole Chumana,

auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum.

Muss sagen, mir geht es wie Tucson. Auch ich habe seit dem Unfalll massive Probleme mit dem Autofahren. Jedes Auto, welches mir zu dicht auffährt, jedes Auto, welches von einer Einfedelspur auf mich zukommt usw. versetzt mich in Angst und Schrecken. Bekomme richtige Schweisausbrüche, Zittern usw. Selbst wenn mein Männlein fährt fange ich in bestimmten Situationen an zu Erschrecken, Schreie, bremse mit usw. Dieses Verhalten wirkt sich dann auch massiv schlecht auf mein Männlein aus, da dieser wiederum dann auch erschreckt.

Ich bin selber in psychologischer Behandlung diesbezüglich. Mir haben die probatorischen Sitzungen auch nicht allzuviel gebracht. Deshalb wurde jetzt eine Tiefenpsychologische Behandlung vorgeschlagen. Da gibt es Psychologen, welche sich hauptsächlich mit UO beschäftigen.

Wie auch derosa geschrieben hat, ist es wichtig, dass du solch eine Behandlung schnellstmöglich beginnst. Je länger man sich rumquält, um so schlimmer wird der Teufelskreis da wieder herauszukommen.

Wünsche dir von ganzem Herzen, dass du ein guten Psychologen findest, der dir helfen kann. Es wird bestimmt ein langer Weg, dass Geschehene zu verarbeiten. Ich dachte auch immer, die Zeit heilt alle Wunden. Aber leider ist das Gegenteil eingetroffen, es wurde immer schlimmer.

Liebe Grüßlein
Würmlie
 
Hallo an alle die sich hier einbringen und vielen Dank für eure Beiträge.
Und sorry, sollte es manchmal hart klingen was geschrieben steht. Das ist natürlich nicht gewollt.

Zeit ist nicht etwa herumbummeln und in den Tag Leben. Zeit ist sich nicht unter Druck setzen lassen bzw. sich selbst unter Druck setzten.
Jemand der keine Leistung bringt ist auch kein nütlicher Teil unserer Gesellschaft. So wird es den meisten Kindern von ihren Eltern beigebracht. Das prägt uns und unsere Entscheidungen. Darum gehen viele Leute erkrankt zur Arbeit. Teils aus Angst den Job zu verlieren, teils aus Solidarität gegenüber den Kollegen, teils einfach um zu zeigen wie wichtig sie sind oder schlicht um nicht als Faul zu gelten.

Im Arztbericht des D-Arztes, der eine Woche nach meinem Unfall erstellt wurde stand bereits der Tag meiner Genesung fest. Weiter wird darauf hingewiesen das der Patient BG Beiträge bezahlt.

Damit wird Druck auf mich ausgeübt. Der BG wird sugeriert um welchen Typ Patient es sich handelt. In meinem Fall jemand der Beiträge bezahlt.

Seit geraumer Zeit ist das Datum aus der Glaskugel abgelaufen. Lansam erhole ich mich. Den Hellseher bin ich los, ein vernünftiger Arzt behandelt mich jetzt. Ob ich ein nützliches Teil unserer Gesellschaft bin ist mir völlig egal. Ich werde wieder völlig Gesund, egal wie lange das dauert.
 
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