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Sudeck (CRPS) - physisch, psychisch, sozial und finanziell eine Belastung

Marc S.

Neues Mitglied
Registriert seit
11 Aug. 2011
Beiträge
13
Ort
Sauerland
Hallo zusammen,

im September 2010 habe ich mir eine Radiustrümmerfraktur an der linken Hand zugezogen. Ein privater"selbsverschuldeter" Unfall. Es erfolgte die Erstversorgung mittels Fixateur Extern. 14 Tage später wurde in einer zweiten Operation der Fixateur entfernt, einzelne sehr kleine Knochenfragmente beseitigt und die Fraktur mit einer Platte versorgt. Nach entfernen der Gipsschiene wurde dann sehr schnell das CRPS diagnostiziert und mit Schmerzmitteln, Lymphdrainage, Physio- und Ergotherapie versucht gegenzusteuern. Stelatumblockaden habe ich dann später ebenfalls bekommen aber sehr schlecht vertragen. Die Schmerzen wurden im Laufe der Zeit erträglicher und im Januar 2011 erfolgte dann eine sechswöchige Wiedereingliederungsphase.
Nun bin ich laut Krankenkasse und Hausarzt wieder als voll arbeitsfähig eingestuft, jedoch muss ich vormittags an Krankengymnastik, Lymphdrainage und Ergotherapie teilnehmen. Da ich auf Provisionsbasis arbeite, habe ich einen erheblichen Verdiensteinbruch. Meine Krankenkasse zahlt zwar einen kleinen Zuschuss, doch deckt das nicht ansatzweise meinen Verdienstausfall.

Seit zwei Monaten habe ich nun das Gefühl immer wieder von neuem “auf die Fresse“ zu bekommen.
Von meinem bisherigen Arbeitsplatz, an dem ich 12 Jahre tätig war, bin ich in eine Filiale versetzt worden. Kundenstamm und Aufgabengebiet haben sich dadurch geändert und mein Einkommen hat sich nahezu halbiert. Der Verdacht liegt nahe, dass ich von der Geschäftsleitung zum Aufgeben und Kündigen genötigt werden soll.
Durch die Beeinträchtigungen und Schmerzen hat sich meine Persönlichkeit verändert und auf Anraten meiner Ärztin bin ich nun in psychologischer Behandlung und habe zusätzlich Cymbalta verschrieben bekommen.
Meine Freundin, mit der ich seit fünf Jahren zusammen war, hat sich von mir getrennt und ist ausgezogen.
Beim letzten Arztbesuch wurde festgestellt, dass ich wahrscheinlich ein Karpaltunnelsyndrom habe und irgendwann deshalb operiert werden muss. Das macht mir Angst, da alles (der Sudeck) von vorn losgehen könnte.
Heute habe ich ein Schreiben der privaten Unfallversicherung bekommen in dem es heißt, dass mit einem langwierigen Heilungsverlauf zu rechnen ist, Spätfolgen nicht absehbar sind und sie deshalb erst in zwei Jahren ein Gutachten gemacht wird. Ich möchte nicht als geldgierig erscheinen, doch so langsam steht mir das Wasser bis zum Hals.

Wer hat ähnliches erlebt oder hat Tipps, die mir helfen könnten?

Liebe Grüße,
Marc
 
Hallo Marc S.,

herzlich willkommen hier im Forum.

Ich habe selber CRPS in der rechten Hand und das von dir Geschriebene kommt mir ziemlich bekannt vor.

Vor einer weiteren OP kann ich dich nur warnen, da, wie du selber schon erkannt hast, das Risiko ziemlich groß ist, dass sich der Zustand deiner Hand wieder verschlimmert.

Da muss man sich dann ernsthaft fragen, ob die CRPS-Schmerzen oder die Schmerzen des Karpaltunnelsyndroms schlimmer sind. Wobei nicht auszuschließen ist, dass letzteres dem CRPS durch die Schmerzen wieder neue Energie gibt.

CRPS erfordert eine ganze Menge Geduld. Ich selber habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich erkannt habe, dass man mit Gewalt nichts erreicht, außer, dass alles noch schlimmer wird.

Von der Physiotherapie her scheinst du gut versorgt zu sein. Allerdings würde ich dir raten, dass du dir einen Schmerztherapeuten suchst. Die gehen gezielt gegen die Schmerzen vor und sind in der Regel auch auf dem psychologischn Gebiet ganz gut auf Zack.

Das größte Problem an der ganzen Sache ist bei uns Betroffenen, dass wir nicht so arbeiten können, wie wir wollen und früher oder später dieses auch finanziell spüren.

Viele Grüße

Derosa
 
Private Unfallversicherung

Hallo Marc,

lass Dich nicht unterkriegen!

Kopf hoch!


Bezüglich der finanziellen Seite würde ich Dir raten von der PUV einen
"angemessenen Vorschuss" auf die zukünftige Invaliditätsentschädigung
zu verlangen.

Laut den allermeisten Versicherungsbedingungen (AUB nachlesen) hast
Du ein Recht darauf.

Alles Gute

Meggy
 
Hallo Marc,
ich bin auch betroffen wie Du. Ich habe auch CRPS in der Hand. Leider hat sich bei mir das CRPS weiter im Körper verteilt und so ist auch die andere Hand, die Schulter und der Fuß betroffen.
Aber keine Angst, so oft kommt das nicht vor!

Ich denke auch, daß Du einen Abschlag von der PUV fordern kannst. Es ist durchaus üblich, daß sie das so machen. Endgültig kann man dieses Krankheitsbild leider nicht so schnell beurteilen und bei Dir ist es ja noch nicht so lange her. Ich habe das auch erst nach 2 Jahren bekommen, aber im Vorfeld schon einen kleinen Abschlag. Das hilft dann schon mal weiter.
Wenn Du nicht Vollzeit arbeiten kannst, dann beantrage eine Teilrente bei der DRV (wenn Du das kannst).
Bei der DRV kannst Du auch Hilfsmittel bekommen die Dir den Arbeitsalltag erleichtern können. So z.B. Tastaturen für einhändige Bedienung oder ein Spracherkennungsprogramm. Auch für die Anschaffung eines Automatikautos kann man einen Zuschuss bekommen.

Wichtig ist, daß Du den Mut nicht verlierst! Ich weiss das es schwer ist, weil das CRPS das Leben schon in seinen Grundfesten erschüttert.
Ich kann nicht mal mehr arbeiten, was ich persönlich sehr bitter empfinde. Da hast Du es doch etwas besser. Wenn Dein jetziger Posten Dir nicht gefällt, dann versuche in einem Gespräch mit Deinem Chef die Situation zu ändern. Vllt. kannst Du Dir auch was Neues suchen?

Leider sieht man erst wenn es einem nicht mehr gut geht welche Menschen wirklich zu einem halten. Wenn Deine Freundin Dich verlassen hat, dann war es auch keine wirkliche Liebe von ihrer Seite. Leider muss man immer wieder solche leidvollen Erfahrungen machen wenn man krank wird. Dabei spielt es wohl keine Rolle was man dann hat.

Die Idee mit dem Schmerztherapeuten verfolge bitte, denn die können doch am Besten langfristig helfen. Wenn Du gut eingestellt bist, dann lassen sicher auch die Schmerzen nach.
Bitte beantrage auch einen Grad der Behinderung beim Versorgungsamt. Da kannst Du ggf. auch dadurch einen Kündigungsschutz erhalten wenn Du über 30% bekommst. Also lohnt es sich das schnell zu machen. Auch wenn man nicht gern das schriftlich hat, daß man behindert ist. Ich habe mich damals auch erst gescheut. Aber es ist Unsinn und nur Dein gutes Recht.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die Bewältigung des Alltags und ich kann Dir nur sagen, daß es immer weiter geht und man das Leben irgendwie trotzdem genießen kann. Auch wenn man diese Krankheit hat. Leider braucht man sehr viel Zeit sich irgendwie damit zu arrangieren.
Aber es geht und Du wirst sehen, daß Du auch so wieder Glück empfinden kannst!

LG Netti
 
Hallo Marc,
ich hatte im April 2010 einen privaten Unfall und habe nun im linken Fuß ein CRPS.
Ich habe mich damals recht früh wieder arbeitsfähig schreiben lassen und es auch manchmal bereut. Das erste viertel Jahr war die Hölle. Man lernt seine Mitarbeiter wirklich neu kennen und bekommt aber andererseits auch Hilfe von ganz unerwarteter Seite.
Da man sich aber durch die Krankheit und die ständigen Schmerzen selbst verändert, ist es auch für die Menschen, die mit einem umgehen müssen, nicht immer einfach.

Ich kann mich Netti nur anschließen. Stelle möglichst ganz schnell den Antrag zur Feststellung eines GdB. Ab 30 % hast du etwas Steuerersparnis und was wichtiger ist, du kannst beim Arbeitsamt einen Antrag auf Gleichstellung stellen und damit hast du Kündigungsschutz.
Wenn es dann gar nicht geht, kannst du in dich in Ruhe nach etwas Neuem umsehen.

Hinsichtlich der PUV. Auch bei mir ist noch alles offen. Im ersten Bericht hatte das behandelnde Krankenhaus geschrieben, dass eine Beurteilung frühestens nach 18 Monaten Sinn macht.
Als meine Ärztin nach 10 Monaten meinte, dass sie nichts mehr für mich tun kann, berief sich die Versicherung auf das Schreiben. Man meinte, eine längere Frist, könnte ja auch für mich von Vorteil sein, da man dann evt. zu einer für mich günstigeren Einstufung kommen könnte. Eine Abschlagszahlung vor diesem Termin wäre nicht möglich.
Vorgestern habe ich die Unterlagen für den behandelnden Arzt erhalten, bei dem ich im Oktober einen Termin habe. Ich hoffe, dass sich dann bald etwas tut, denn Kosten hat man ja reichlich, die die Krankenkasse nicht übernimmt.
Ich wünsche dir, dass sich die Lage bei dir bald etwas entspannt und hol dir jede Hilfe, die du kriegen kannst. Es ist trotzdem noch schwer genug.
Alles Gute Eva
 
Hallo Marc,

Beim letzten Arztbesuch wurde festgestellt, dass ich wahrscheinlich ein Karpaltunnelsyndrom habe und irgendwann deshalb operiert werden muss. Das macht mir Angst, da alles (der Sudeck) von vorn losgehen könnte.


Seit langer Zeit galt die feste Regel, dass man Patienten mit einer Reflexdystrophie auf keinen Fall operieren soll, da sich die Funktionsstörungen sonst verstärken. Die Erfahrung im Umgang mit diesen Patienten hat jedoch gezeigt, dass es hiervon eine Ausnahme gibt: das manifeste Karpaltunnelsyndrom. Dieses sollte bei allen Patienten mit einem CRPS ausgeschlossen und gegebenenfalls therapiert werden.
Wann eine Operation dennoch sinnvoll ist kannst du hier lesen

http://www.vulpiusklinik.de/fileadmin/pdf/Vulpius_Klinik_HandBrief_11_Juni2010_l_res.pdf

Viel Glück und Gute Besserung
 
Hallo Marc,

erst einmal ein herzliches Willkommen hier im Forum.

Ich habe CRPS in der rechten Hand, was aber leider in die Schulter und die linke Hand gewandert ist, jedenfall nehmen die Schmerzen dort zu.

Mein Wegeunfall war 2006, und seit dem kämpfe ich um mein Recht. Mich hat man, da ich seit 2009 AU geschrieben war, zuerst in die Reha geschickt und anschließend in die Rente gezwungen.
Nun stehe ich hier mit einer minimalen Rente und weiß auch nicht, wie das ganze noch weiter gehen soll. Die BG lässt sich sehr lange Zeit, bis sie zu einem Ergebnis kommt - und dann kann man davon ausgehen, dass man klagen muss, d.h. es dauert noch einmal Jahre. Wie man das allein finanziell durchstehen soll, ist mir auch ein Rätsel.
Den Versicherungen und der BG ist es egal.

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft

Röschen
 
@ derosa: Bist Du Rechtshänder? Dann ist ein CRPS an der rechten Hand natürlich noch viel schlimmer.
Bei mir steht noch nicht fest ob es tatsächlich ein Karpaltunnelsyndrom ist. Zum Glück bereitet das keine zusätzlichen Schmerzen, nur Kribbeln in den Fingern und sehr wenig Gefühl. Neuerdings sind noch Durchblutungsstörungen hinzugekommen.
Die Idee mit dem Schmerztherapeuten halte ich auch für gut. Letztes Jahr im Dezember war ich schon mal bei einem und habe dort Stelatumblockaden erhalten. Die Behandlung habe ich jedoch abgebrochen weil die Nebenwirkungen sehr schlimm waren und ich das Ganze schlecht vertragen habe (Schwindel, Schweißausbrüche, Orientierungslosigkeit).
Alles Gute!
 
@ MEGGY..: Mit meiner Unfallversicherung gesprochen und die haben mir als Soforthilfe 1.500,- EUR überwiesen. Ich hatte offen gesagt auf etwas mehr gehofft, doch es ist besser als gar nichts. In meinen Versicherungsunterlagen meine ich gelesen zu haben, dass ein Vorschuss bis zur Höhe der Todesfall-Absicherung gewährt werden kann. Ich hab in meiner Unfallversicherung solch eine Absicherung (17.000,-).
Was ist denn Normal?
Dankeschön!
 
@ Netti: Du machst mir Angst. Ich hab schon mehrfach gehört dass ein Sudeck wandern kann. Wenn ich das alles so lese glaube ich, dass ich noch richtig Glück und eine “milde Form“ von CRPS habe. Mein Hausarzt hat mich “voll arbeitsfähig“ geschrieben, doch ich kann wegen meinen Anwendungen nur halbe Tage arbeiten gehen. Deshalb glaube ich nicht eine Teilrente zu bekommen, schließlich bin ich ja arbeitsfähig (ob Schmerzen oder nicht).
Vom Versorgungsamt habe ich schon 30% GdB bekommen und mittlerweile dagegen Widerspruch eingelegt.
Mein Chef möchte wissen wie es nun weitergeht, wie oft pro Woche die Behandlungen durchgeführt werden und wie lang es noch dauern wird. Es ist schon ein Kampf, meine Stelle zu behalten, da brauche ich ihm nicht mit anderen Ideen zu kommen. Ich gebe dir aber vollkommen Recht, dass ich es besser habe als Du, denn es tut gut arbeiten zu gehen und vom Sudeck abgelenkt zu sein.
Gute Besserung!
 
@sisvas: Du hast Recht, Die Mitarbeiter lernt man ganz neu kennen. Bei mir war das auch so. Schmerzen kann man ja nicht sehen. Ich bin auch nicht der Typ, der von sich aus erzählt, wenn es mir schlecht geht oder ich Schmerzen habe. Das will auch niemand hören. Eine Kollegin meinte sogar, dass ich es gut habe. Sie hat geglaubt, ich bekomme jeden Tag Wellness-Anwendungen. Meist wird man gefragt, was ein Sudeck ist und das lässt sich nun mal schwer erklären. Wenn ich nach meinen Anwendungen dann bei der Arbeit erscheine, wird oft gefragt, ob ich gut ausgeschlafen wäre usw. Ich hab inzwischen keine Lust mehr darauf etwas zu erwidern. Vielleicht spielt der Neid über die Arbeitszeiten eine Rolle. Die 18 Monate, auf die sich deine Unfallversicherung beruft, sind nun fast um. Ich bin gespannt was sich dann dort tut. Es bleibt zu befürchten, dass die dich nochmal vertrösten.
Du kannst uns ja auf dem Laufenden halten und bis dahin alles Gute!
 
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