seabiscuit
Nutzer
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- 25 Sep. 2013
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Hallo, ich bin neu.
Darf man hier auch Fragen stellen, die der Prävention dienen - also der Unfall-Vermeidung?
Ich tu es einfach in der Hoffnung auf Antwort:
Es geht um einen furchtbaren Unfall mit einem Pferd. Ein Pferd hat etwa 500 kg Lebendgewicht. Es ist ein Fluchttier. Im Zweifelsfall wird es nicht lang überlegen (das könnte in der Wildnis den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen), sondern fliehen oder kämpfen. Fliehen heißt “durchgehen” in der Reitersprache. Kämpfen wäre dann “steigen, buckeln, beißen, schlagen“. Ziemlich ungesund für einen Menschen.
Ein Pferd ist eine Waffe, wenn man diese Gewalt, die dafür geschaffen ist, sich gegen Löwen zu behaupten, nicht zu bändigen weiß. Früher waren Pferde Kriegsgerät und in den Händen des Militärs. Oder der Bauern, die aber selten ritten. Oder sehr reicher Adliger, die große Reitmeister dingten. Sie alle verfügten über jahrhundertealtes Wissen und Erfahrung.
Heute kann sich jeder Trottel ein Pferd zulegen - ob er weiß, dass er damit ein Pulverfass vor sich hat oder nicht - egal.
In unserem Reitverein gibt es eine neue stolze Pferdebesitzerin. Sie hat ein junges Pferd (die jungen regen sich viel schneller auf als die alten, sind also noch explosiver, wenn etwas raschelt - wie der Unterschied zwischen einem Golf und einem Rennwagen). Die Familie der neuen Besitzerin reitet nicht, die Schwester fiel mal runter, hat seitdem Angst, die nie bewältigt wurde. Die Eltern fahren die Besitzerin zu ihrem Pferd und lassen sie dort. Sie ist maximal 12 Jahre alt. Verfügt über die Kenntnisse einiger Reitstunden, wo ein Pferd dem anderen hinterher läuft.
Gestern traf ich sie. Keine Aufsicht. Keine Reitstunde. Keine Reitlehrerin. Niemand war da. Nur die Kleine und das Pferd, das sie gerade draußen angebunden hatte. Da kam ein großer Traktor, der vorbei musste zum Misthaufen. Sie wusste nicht, dass sie etwas tun musste - nämlich das Pferd wegbringen, sah die Gefahr des nahenden Traktors gar nicht. Pferde sind keine Höhlenbewohner und fühlen sich nicht wohl, wenn es eng wird - sie fliehen. Ich ging zu ihr, führte das junge Pferd rasch zur Seite. Traktor fuhr vorbei. O.k.
Mir erzählte die Kleine, dass sie jetzt reiten wolle - ganz allein. (das Pferd ist noch nicht fertig ausgebildet) Am Donnerstag nimmt sie immer Reitstunden, da reitet ihre Freundin. (das ist ein wichtiger Grund - die Freundin)
Wenn das Pferd erschrickt und keiner beruhigt es, weil keiner weiß, wie es geht, wird das Pferd seiner Natur entsprechend reagieren - s. o. Es geht um sein Leben, es ist ein Fluchttier.
Ich erlebte einmal, wie ein anderes Pferd Panik bekam, den Zaun durchbrach, die gesamte Herde daraufhin ebenfalls Panik bekam, und sie zusammen in eine Siedlung galoppierten. Da zählt kein Kinderwagen, kein Auto, kein Zaun - sie laufen um ihr Leben. Ob sie sich dabei selbst verletzen oder Menschen oder Sachgegenstände - das sieht man hinterher erst. Manchmal muss man sie dann einschläfern. Personenschäden gibt es gratis dazu.
Pferde erkennen z. B. nicht, dass ein Auto sich bewegt, wenn es auf sie zukommt. Ein Löwe hingegen hat große, dynamische Bewegungen seines angreifenden Körpers, seine Mähne weht - das Pferd erkennt daran, dass es gleich ungemütlich wird und haut ab. Die Herde mit. Ein Auto jedoch hat keine Mähne, wird nur ein bisschen größer - keine Gefahr wird erkannt. Deshalb laufen kleine Kinder und Pferde ohne Probleme in ein auf sie zurasendes Auto.
Meine Frage nun:
Wenn dieses Pferd des kleinen Mädchens irgendwann die Krise bekommt - und es wird, das ist seine Natur -, wer ist dann haftbar? Könnte man als Verein den Eltern verbieten, das Kind unbeaufsichtigt abzuliefern? Wer vom Verein darf das tun? Offensichtlich haben die Eltern keine Ahnung. Aber das schützt bekanntlich nicht vor bösen Unfällen.
Wie kann ich mich als Einstellerin schützen, damit dieses Pferd mit dem Kind nicht auch meine eigenen Pferde in Gefahr bringt - wenn ich nicht da bin? (Zerfetzte Zäune usw.)
Ich habe wirklich große Angst um das Leben / die Gesundheit dieses jungen Reiterpaares. Ich bin Pferdetrainerin, weiß, welche Urgewalt eskalieren kann…. Aber rechtlich hatte ich so einen Fall noch nie.
Es wäre toll, bald eine Antwort zu bekommen - bevor etwas passiert. Vielen Dank im Voraus!
Seabisquit
Darf man hier auch Fragen stellen, die der Prävention dienen - also der Unfall-Vermeidung?
Ich tu es einfach in der Hoffnung auf Antwort:
Es geht um einen furchtbaren Unfall mit einem Pferd. Ein Pferd hat etwa 500 kg Lebendgewicht. Es ist ein Fluchttier. Im Zweifelsfall wird es nicht lang überlegen (das könnte in der Wildnis den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen), sondern fliehen oder kämpfen. Fliehen heißt “durchgehen” in der Reitersprache. Kämpfen wäre dann “steigen, buckeln, beißen, schlagen“. Ziemlich ungesund für einen Menschen.
Ein Pferd ist eine Waffe, wenn man diese Gewalt, die dafür geschaffen ist, sich gegen Löwen zu behaupten, nicht zu bändigen weiß. Früher waren Pferde Kriegsgerät und in den Händen des Militärs. Oder der Bauern, die aber selten ritten. Oder sehr reicher Adliger, die große Reitmeister dingten. Sie alle verfügten über jahrhundertealtes Wissen und Erfahrung.
Heute kann sich jeder Trottel ein Pferd zulegen - ob er weiß, dass er damit ein Pulverfass vor sich hat oder nicht - egal.
In unserem Reitverein gibt es eine neue stolze Pferdebesitzerin. Sie hat ein junges Pferd (die jungen regen sich viel schneller auf als die alten, sind also noch explosiver, wenn etwas raschelt - wie der Unterschied zwischen einem Golf und einem Rennwagen). Die Familie der neuen Besitzerin reitet nicht, die Schwester fiel mal runter, hat seitdem Angst, die nie bewältigt wurde. Die Eltern fahren die Besitzerin zu ihrem Pferd und lassen sie dort. Sie ist maximal 12 Jahre alt. Verfügt über die Kenntnisse einiger Reitstunden, wo ein Pferd dem anderen hinterher läuft.
Gestern traf ich sie. Keine Aufsicht. Keine Reitstunde. Keine Reitlehrerin. Niemand war da. Nur die Kleine und das Pferd, das sie gerade draußen angebunden hatte. Da kam ein großer Traktor, der vorbei musste zum Misthaufen. Sie wusste nicht, dass sie etwas tun musste - nämlich das Pferd wegbringen, sah die Gefahr des nahenden Traktors gar nicht. Pferde sind keine Höhlenbewohner und fühlen sich nicht wohl, wenn es eng wird - sie fliehen. Ich ging zu ihr, führte das junge Pferd rasch zur Seite. Traktor fuhr vorbei. O.k.
Mir erzählte die Kleine, dass sie jetzt reiten wolle - ganz allein. (das Pferd ist noch nicht fertig ausgebildet) Am Donnerstag nimmt sie immer Reitstunden, da reitet ihre Freundin. (das ist ein wichtiger Grund - die Freundin)
Wenn das Pferd erschrickt und keiner beruhigt es, weil keiner weiß, wie es geht, wird das Pferd seiner Natur entsprechend reagieren - s. o. Es geht um sein Leben, es ist ein Fluchttier.
Ich erlebte einmal, wie ein anderes Pferd Panik bekam, den Zaun durchbrach, die gesamte Herde daraufhin ebenfalls Panik bekam, und sie zusammen in eine Siedlung galoppierten. Da zählt kein Kinderwagen, kein Auto, kein Zaun - sie laufen um ihr Leben. Ob sie sich dabei selbst verletzen oder Menschen oder Sachgegenstände - das sieht man hinterher erst. Manchmal muss man sie dann einschläfern. Personenschäden gibt es gratis dazu.
Pferde erkennen z. B. nicht, dass ein Auto sich bewegt, wenn es auf sie zukommt. Ein Löwe hingegen hat große, dynamische Bewegungen seines angreifenden Körpers, seine Mähne weht - das Pferd erkennt daran, dass es gleich ungemütlich wird und haut ab. Die Herde mit. Ein Auto jedoch hat keine Mähne, wird nur ein bisschen größer - keine Gefahr wird erkannt. Deshalb laufen kleine Kinder und Pferde ohne Probleme in ein auf sie zurasendes Auto.
Meine Frage nun:
Wenn dieses Pferd des kleinen Mädchens irgendwann die Krise bekommt - und es wird, das ist seine Natur -, wer ist dann haftbar? Könnte man als Verein den Eltern verbieten, das Kind unbeaufsichtigt abzuliefern? Wer vom Verein darf das tun? Offensichtlich haben die Eltern keine Ahnung. Aber das schützt bekanntlich nicht vor bösen Unfällen.
Wie kann ich mich als Einstellerin schützen, damit dieses Pferd mit dem Kind nicht auch meine eigenen Pferde in Gefahr bringt - wenn ich nicht da bin? (Zerfetzte Zäune usw.)
Ich habe wirklich große Angst um das Leben / die Gesundheit dieses jungen Reiterpaares. Ich bin Pferdetrainerin, weiß, welche Urgewalt eskalieren kann…. Aber rechtlich hatte ich so einen Fall noch nie.
Es wäre toll, bald eine Antwort zu bekommen - bevor etwas passiert. Vielen Dank im Voraus!
Seabisquit