• Herzlich Willkommen beim Forum für Unfallopfer, der größten Gemeinschaft für Unfallopfer im deutschsprachigen Raum.
    Du besuchst unser Forum gerade als Gast und kannst die Inhalte von Beiträgen vieler Foren nicht lesen und so leider nützliche Funktionen nicht nutzen.
    Klicke auf "Registrieren" und werde kostenlos Mitglied unserer Gemeinschaft, damit du in allen Foren lesen und eigene Beiträge schreiben kannst.

Langzeitfolgen bei Hirntrauma -überraschende Entdeckung

seenixe

Super-Moderator
Mitarbeiter
Registriert seit
31 Aug. 2006
Beiträge
8,877
Ort
Berlin
Hallo,

heute morgen las ich bei meiner täglichen Zeitungsschau über folgenden Artikel:
Mögliche Langzeitfolgen nach Gehirnerschütterungen

Gehirnerschütterungen wirken vielleicht länger und stärker nach als bislang angenommen. Entsprechende Resultate liefert eine kleine Studie von Forschern aus Marburg und Münster. Auch ein halbes Jahrzehnt nach dem Ereignis sind bei den Betroffenen teils starke Beeinträchtigungen der geistigen Leistungsfähigkeit feststellbar.
“Ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma kann nach relativ geringen Erschütterungen beim Sport, im Haushalt, nach Auffahrunfällen oder Stürzen auftreten”, erklärt Carsten Konrad von der Universität Marburg. Da nach der gängigen Lehrmeinung keine Langzeitfolgen aufträten, sei es für Betroffene mit eventuellen Beeinträchtigungen häufig schwierig, Ansprüche gegenüber Versicherungen oder Unfallgegnern durchzusetzen, so der Mediziner.

Tatsächlich könnten solche emotionalen und kognitiven Langzeiteffekte sogar recht häufig sein, fanden Konrad und seine Kollegen. Die Mediziner und Psychologen verglichen 33 Personen, die vor durchschnittlich sechs Jahren ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatten, mit 33 Nicht-Betroffenen gleichen Alters und Geschlechts. Alle Teilnehmer absolvierten eine Reihe neuropsychologischer und psychiatrischer Tests, eventuelle Veränderungen der Gehirnstruktur konnten per Kernspintomografie ausgeschlossen werden.

Die Testresultate der beiden Teilnehmergruppen unterschieden sich deutlich, berichten die Forscher im Fachblatt “Psychological Medicine”. Bei den Personen, die ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatten, zeigten sich Beeinträchtigungen in verschiedenen Bereichen wie etwa Lernen, Gedächtnis und Aufmerksamkeit. Auch erste Anzeichen für eine Depression waren bei den Patienten häufiger. Durch depressive Symptome oder ein verändertes Leistungsverhalten seien die Beeinträchtigungen aber nicht erklärbar, so Konrad. Die Ursachen für die langfristigen Folgen seien somit noch unbekannt.

Forschung: Carsten Konrad, Anne Jule Geburek und Fred Rist, Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Philipps-Universität Marburg, und Institut für Psychologie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster; und andere

Veröffentlichung Psychological Medicine, DOI 10.1017/S0033291710001728

Besonders der fettgedruckte Satz lies mich aufhorchen.
Das es sich bei diesem Beitrag nicht um eine "Zeitungsente" handelt kann man daran erkennen, dass der Artikel nicht etwa in Deutschland erschienen ist sondern im Cambridge Journals Psychological Medicine.

Was ergibt sich für Unfallopfer daraus?
Welche Folgen hat dieser "medizinische Fund" für laufende Verfahren?

Gruß von der Seenixe
 
Moin zusammen :)

so neu ist diese Erkenntnis aber nicht. Dass es nun endlich mal in einer Fachzeitschrift veröffentlicht wurde, ist wohl das Neue daran, denn:

„Die Fiktion, eine Commotio cerebri ohne Substanzbeteiligung und mit definitionsgemäß voller Wiederherstellung klinisch sicher diagnostizieren zu können, muss fallen gelassen werden.“ (Plänitz und Jochheim 2000)

(Ergebnisse einer prospektiven Studie an ca. 6800 Patienten (Hannover-Münster-Studie, von Wild et al., 2006): Patienten mit einem initial als leicht eingeschätzten SHT blieben trotz einer Neurorehabilitation zu 15% schwer, und 40% mäßig stark behindert.)
 
Hallo Frank,

ja, Du hast natürlich Recht, aber erstmals sind selbst Tageszeitungen darauf gekommen und die Frage ist, wie lange gilt die
veränderte Ansicht noch, die Milliarden an Ausgaben spart.

Wir wissen doch sehr genau, wie alles genutzt wird, um die Beträge für die Opfer klein zu halten.

Gruß von der Seenixe
 
Meine Geschichte dazu!

Hallo, habe den Bericht sehr interessiert gelesen, ich wollte hier schon mal schreiben, aber mir fehlt einfach sehr oft die Kraft (psych.) Ich hatte 1980 einen Dienstunfall bei der BW (Heimfahrt). Ich erlitt einen Trümmerbruch auf der Stirnseite ca. 10X10 cm, die Stirnhöhlen wurden ausgeräumt und ein Splitter sitzt im Frontallappen, was nach damaliger Aussage der Ärzte aber bedeutungslos wäre und man den dort belassen hat, wurde gerade letztes Jahr bei einer CT wieder darauf angesprochen . Weiterhin offener Oberarmbruch, Splitter in beiden Augen, konnten nicht alle entfernt werden, da man mehr verletzten würde. Der angebrochenen Halswirbel wurde erst nach JAhren festgestellt, da ich öfters Schwindelanfälle bekommen, wenn ich den Kopf schnell wende und manchmal bleiben bei mir die Bilder im Kopf einfach stehen und laufen langsam hintereinander ab. Glaube mir, da ist jedesmal Panik bei mir, kommt zwar nicht oft vor, das reicht mir aber dann! Ach ja, hatte noch ca. 2 JAhre eine Falhand.

Jedenfalls war die Situation im Krankenhaus damals schon extrem, als ich wieder aufwachte, wurde zwischenzeitlich auf ein normales Zimmer verlegt. Ich bat meinen Zimmernachbarn, mir seinen Spiegel zu geben, der Anblich war schlimm, der herbeigerufene Arzt meinte lapidar, der Schädelknochen wäre im Bauch einoperiert, um ihn mir bei passender Gelegenheit wieder einzusetzen.

Ich suchte verzweifelt nach der Narbe am Bauch und konnte nichts finden, der nächste Arzt der kam sagte, der Knochen sei zertrümmert, aber ich würde nach 1-2 Jahren eine Abdeckung bekommen.

So lief ich also knapp 2 Jahre mit einer pulsierenden Stirnseite herum und musste mir öfters schlimme Sachen anhören: Das schlimmste war eine Mutter, ich stand vor einer Schaufensterauslage, die sagte zu ihrem Kind, schau mal, der sieht aus wie Frankenstein (eine weiter Narbe geht von Ohr zu Ohr über die Schädeldecke) Mit diesem Spott musste ich sehr lange leben, sah wirklich schlimm aus, sogar Leute die ich kannte, haben mich damals nicht wiedererkannt!

Jedenfalls merkte ich damals schon, nach 2-3 Jahren, das etwas nicht stimmt, ich war sehr häufig aggressiv und ich bekam sehr oft Panikattacken und Angstzuständen. Die Ärzte meinten aber, das alles normal sei... Habe damals nie ein Reha oder eine Betreuung erhalten. Fürsorgepflicht der BW? Wurde einfach aus der BW (Zeitsoldat) entlassen und das wars, geh zum Sozialamt hies es!

Jedenfalls steigerte sich die Sache in Laufe der Zeit masiv, z.b. bei allen Dingen, die Probleme oder Schwierigkeiten bedeuten, strecke ich die Segel. Das war z.b. beim Abendabitur so, das ich versuchte nachzuholen, bin aber dann mit FH-Abschluss abgegangen, Studium abgebrochen, fast bei jedem Job, einfach überall wo Probleme auftauchen bzw. Stress.


Auf der anderen Seite wurde ich immer mehr in Schlägereien verwickelt, aber nicht falsch verstehen, ich habe keine Omas oder unschuldigen Passanten verschlagen, sondern das spielte sich im Milieu ab, das ich gezielt aufsuchte, um dort Bestätigung zu finden, leide auch unter massiven Mangel an Selbstwertgefühl. Jedenfall brachte mir das umter anderem einen Lungenstich, Rippenserienbruch usw usw. ein.

Bei meine letzten Arbeitgeber war der Stress so hoch für mich, das ich nicht mehr ein noch aus wußte, ich schnitt mir für mein Versagen einen Finger ab, infolge einer Infektion mussten weitere Teile des Handknochen entfernt werden.

Auch begann ich vermehrt Alkohol zu trinken, und ich beschloss eine Suchtberatung aufzusuchen, bei der Entgiftung nach einer Übernachtung nach Hause geschickt, da ich keinerlei Entzugserscheinungen hatte (trank ja auch nicht soviel,aber trotzdem zuviel für mich) Dann ging es zur Reha und dort erkannte man, dass mein eigentliches Problem anders gelagert war und ich wurde anschließend in eine Tagesklinik überwiesen, die die eigentlichen Ursachen klären wollten.

Wie gesagt, dort wurde halt dieser Splitter im Frontallappen angesprochen und festgestellt, das ich eine Impuls-Kontroll Störung habe. Aus einem Grund, den ich später darstelle werden, wurde ich aus der Massnahme gerissen, was mich sehr belastet, das ist auch ein großes Problem von mir, das meine Gedanken, die mich emotional belasten immer wiederkommen, ich kann nicht abschalten, für mich sind zum Beispiel Spaziergänge alleine nicht machbar, da ich immer wieder an die gleichen Dinge denke, morgens beim Aufstehen, wenn ich keine Ablenkung haben, NAchts wenn ich einschlafen will, ist grausam, wenn man keine Freude mehr an schönen Dinge empfinden kann.

Ich denke, dass die Dinge erst in den letzten Jahren so zum Tragen gekommen sind (ich öffne z.B. auch keine Post, da Angst vor schlechten NAchrichten), da früher noch Beistand war und irgendwie alles geregelt wurde, aber jetzt! Will versuchen die BW und das Versorgungsamt haftbar zu machen, denn wenn diese Kopfverletzung mit Splitter nicht schlimm wäre, warum wurde er dann nicht entfernt! Ich werde immer unruhiger, muss deshalb Schluß machen.

Danke und entschuldigt das lange Schreiben und die Fehler!
 
Huh, hast du keinen Neurologen der dir alles erklärt oder so ?

Hallo du vom 2. Beitrag , Boris- ? !
Das hört sich gar nicht gut an, was du erzählst. Ich hatte nach meinem Unfall keine offenen Verletzung, da hatte ich von dem her noch Glück, aber andererseits ist das auch das was es mir schwierig macht auf andererseite, denn "man sieht ja nichts" jedenfalls so im Alltäglichen Kontakt.
Das was du beschreibst mit Stress bei der Arbeit und so erlebe ich ähnlich, wenn vielleicht auch nicht so extrem, also ich versuche dem auszuweichen wenn ich merke dass etwas schwierig werden könnte wo ich mich sprachlich nicht sicher fühle. Damals mein Hausarzt versuchte mir zu erklären dass ich lernen müsse damit umzugehen und malte mir etwas auf Papier, ein Stein und sagte dazu, wenn man Schwierigkeiten hat, kann man dagegen anrennen und zug einen Strich darauf zu. Dann sagte er aber man kann auch lernen damit umzugehen und zog den Strich darum herum. Er sagte dann dass es Situationen gibt wo man lernen müsse, Dinge die einem Schwierigkeiten machen ganz konkret zu UM-Gehen. Es ist manvhmal schwierig.
Aber was mir noch bei deinen Beschreibun gen auffällt ist, dass du die Formulierung "Bilder im Kopf" benutzt. Könnte das eine Beschreibung und Lösung deines Problems sein ? Bist du je getestet worden auf neuropsychologische Probleme ? Vielleicht kommt es daher, dass du so schnell in Stress gerätst und in Streitigkeiten ? Weil du vielleicht viel schneller überlastet bist durch Anforderungen, die andere wegstecken ?
Ich habe seit einer Weile Ergotherapie bei jemand der sich mit Unfallfolgen auskennt und erlebe es als wahnsinnige Erleichterung, auch Erklärungen und Hilfen für meine Einschränkungen zu bekommen - frage doch deinen Arzt mal,und schaue dass du jemand findest der/die sich mit so Unfallfolgen auskennt. Ach und die Bilder im Kopf ist mir nur aufgefallen, weil ich den begriff auch benutzt habe um verdeutlichen zu können, dass da irgendwas anders ist seit dem Unfall. Irgendwas mit Wörtern und Bildern, das ich von vor dem Unfall anders in Erinnerung habe. Ich versuche gerade das Thema mit der Ergotherapeutin zu bearbeiten und zu differenzieren im Gespräch, wie ich es so erlebe und beschreiben würde und sie fragt nach und erklärt mir. Ich habe das Glück dass ich einen guten Psychiater habe, der echt gut zuhört. Manchmal kann es schon eine Hilfe sein, der nimmt sich auf jeden Fall Zeit und respektiert mich.
Ach und Alkohol:
Nach so Geschichten wie du erzählst, kann es sein dass man viel empfindlicher darauf reagiert.Vielleicht merkst du deshalb die Wirkungen ohne dann in der Klinik Entzugserscheinungen zu haben. Hast du dort auch erzählt von deinem Unfall und sind sie nicht darauf eingegangen auf den Zusammenhang ?
Na ja, du brauchst das nicht alles zu beantworten, aber vielleicht gibt das dir ein paar Ideen wo du wie ansetzen kannst beim Arzt ?
Wünsche dir viel Erfolg dabei
ganggo
 
Top