Hallo Tina,
Ich kann dich gut verstehen, wenn viele Baustellen um einen herum sind, dass man die eigene Betroffenheit hinten an stellt. Was ist wichtiger - die Aufgaben oder deine Gesundheit? Welche Prioritäten setzt du - haben nicht nur du sondern alle anderen mehr davon, wenn es dir besser geht. Warum sollen die nicht warten und du planst täglich ein Genesungsprogramm für dich ein. Dazu gehört eine gute Physioanleitung. Ohne Bewegungskontrolle könne einige Übungen doch Schlimmeres hervorrufen, als dir lieb ist. Vor lauter probier ich alleine, wird irgenwie schon gehen. Nein, du bist wichtig, dir geht es dreckig, du hast das Recht all deine Kräfte auf Dich zu konzentrieren, damit du später wieder besser für anderes da sein kannst.
Stelle dir doch mal die Szene vor in dem du einmal in eine andere Rolle schlüpfst. So würdest du eine sehr enge Freundin, die du seit Jahren aus den Augen verloren hast, wiedertreffen und da sitzt ein Häuflein Elend vor dir. Sie erzählt genau die gesundheitlichen Probleme die dich aktuell peinigen. Was würdest du ihr raten - beackere deine Baustellen um dich herum - oder sagst du ihr stopp - Du bist wichtig mit dem ersten Schritt dich an erste Stelle zu setzen und ein aktives Verbesserungsprogramm zu starten.
Eine Möglichkeit ist sich über alle Tätigkeiten des Tages einmal eine Liste zu machen und sie mit dringend - wichtig - mittel - notwendig zu bewerten. Was lässt sich delegieren, was lässt sich verschieben, du bist nicht für alles oder jedes verantwortlich. Wenn es dir so schlecht geht, dann ist es wichtig die volle Verantwortung für sich zu übernehmen und sich selbst als dringend und wichtig an erste Stelle zu setzen.
Manchen hilft ein Tagesprogramm zu schreiben, wie ein Stundenplan in der Schule, der auch nach 45 min kurze aber effektive Pausen einplant und nach zwei Stunden eine längere. Jemand sagte neulich einmal ein Hamsterrad sieht von Innen auch aus wie eine Karriereleiter. Ist es wirklich eine Frage ich sollte ... sondern ich muss mich mit voller Kraft um mich selber kümmern.
Das nächste was mir half ist -vom Aufstehen bis Schlafen gehen- meine Haltung zu kontrollieren - nur mit geradem Rücken und Kopfhaltung senkrecht arbeiten - so dass der Kopf nicht nach oben oder vorne gebeugt gehalten wird sondern wie auf ein Jonglierball auf einer senkrechten Stange mittig sitzt. D.h. Laptop schräg auf Oberschenkel so schaut das Auge ohne Kopfbewegung natürlich leicht nach unten auf den Bildschirm. Arbeiten am Tisch in Ellenbogenhöhe, so dass der Oberkörper senkrecht bleiben kann. Bei leichter Schildkröthaltung wiegt der Kopf schon 5 mal mehr als er eigentlich schwer ist. Für Arbeiten über dem Kopf nur mit Leiter, unter der Tischkante - sich auf den Boden setzen etc. Umständlich vielleicht, aber mir half es in den schlimmsten Zeiten nicht noch mehr Schmerzen auszulösen.
Zum Thema Stabilisierung kann man inzwischen sehr gute und genaue Anleitung für diverse dieser helfenden Übungen bei den Sendungen vom NDR finden: Bewegungsdocs
Zum Mit- und Nachmachen: Die besten Bewegungsstrategien für verschiedenste Erkrankungen finden Sie hier zusammengefasst und in kurzen Videos erklärt.
www.ndr.de
Die für Kopfschmerzen - Nackenverspannung - Tinnitus, da ist einiges von dem drin und gut beschrieben. Besser als ich es hier könnte. Ganz arg wichtig hierbei ist Atmen nicht vergessen, sonst spannt man ja wieder an und immer bis zum Schmerz hin langsame Bewegungen und sich niemals über den Schmerz hinaus zwingen. Das Erlernen dieser Übungen sollte aber, wie schon oben geschrieben unbedingt unter Augen eines geschulten Physios erlernt werden. Und dann heißt es dran bleiben und üben üben üben - das ist ein lebenslanges Programm.
Die Zeit für das Umsichselberkümmern die schenkt dir keiner, die musst du dir nehmen, dir dessen bewusst werden. Vielleicht wäre es eine Möglichkeit dich bei den Bewegungsdocs zu bewerben, die haben tolle Spezialisten an der Hand und konnten manchen schon gezielt helfen, zwar nicht abstellen aber doch erleichtern.
Vielleicht denkst du jetzt, das ist leichter gesagt, die Prioritäten verschieben. Von leicht habe ich nicht gesprochen, es ist ein harter und steiniger Weg mit Rückschlägen, aber der einzige Weg langfristig und nachhaltig raus aus dem Schmerzsumpf zu kommen - das Tau ist ausgelegt, suchen, finden und zugreifen musst du alleine. Dabei wird das alte Leben auf den Kopf gestellt, so what! Alles besser als wimmernd von Stunde zu Stunde dahin zu vegetieren und zu verzweifeln und die Umgebung geht nach und nach immer mehr den Bach runter. Also auf, was hast du zu verlieren ... wenn du profitierst, dann auch über kurz oder lang deine Umgebung.
LG Teddy