Hallo,
kurz ein Erfahrungsbericht von mir:
Bei mir bestehen Instabilitäten im Bereich der Halswirbelsäule (am markantesten im Bereich der Kopfgelenke, also kraniozervikaler Übergang bzw. Okziput, Atlas, Axis). So etwas kann unterschiedliche Ursachen haben.
Jahrelang hatte ich in Verbindung damit massive Verspannungen, auch im oben genannten Bereich. Ich hatte damals auch manuelle Therapie versucht, aber das war nur kurzfristig hilfreich gewesen, ebenso wie Muskelrelaxans. Im Gegenteil: Langfristig hat das bei mir leider eher zu Verschlechterungen geführt. Inzwischen verspannen die Muskeln nicht mehr, aber dafür ist die Instabilität deutlich ausgeprägter, mein Rückenmark hat teilweise dauerhaft Schäden davongetragen und ich muss mich sehr vorsichtig bewegen, um keine neuen Ausfallerscheinungen zu triggern. Da würde ich mir manchmal die Verspannungen zurückwünschen...
Ich hatte damals auch über eine Form der Atlastherapie nachgedacht und bin sehr froh, dass ich mich dagegen entschieden habe. Es gibt im Internet diverse Erfahrungsberichte, in denen verschiedene Formen der Atlastherapie zu markanten und langfristigen Verschlechterungen geführt haben. Für mich ist nicht erkenntlich, dass dies von Seiten der Anbieter aufgearbeitet wird; stattdessen wird nach wie vor daran festgehalten, dabei könne eigentlich nichts passieren. Ich halte das für bedenklich, denn belastbare Daten, eine Evaluierung, unabhängige Studien und Publikationen sind mir dazu nicht bekannt. Letzten Endes wird da in einem hochsensiblen Bereich des Körpers etwas gemacht, von dem man nicht wirklich weiss, welche Auswirkungen es haben wird. Ich finde das problematisch und potentiell gefährlich.
In den letzten Jahren habe ich mich recht viel mit diesen Themen beschäftigt und bin zum Ergebnis gekommen, dass die Medizin, die Forschung, im Bereich (kranio-)zervikaler Instabilitäten einfach ganz vieles noch nicht weiss, und noch viel mehr Forschung notwendig ist.
Solange die Datenlage so dünn ist, finde ich es hilfreich und wichtig, sich untereinander auszutauschen und, ganz wichtig, selber darauf zu achten, was einem gut tut und was nicht, und der eigenen Körperwahrnehmung zu vertrauen.
Physiotherapeutische Diagnostik kann, wenn eine Instabilität vorliegt, eine wichtige Informationsquelle sein, sofern sie sehr vorsichtig durch einen sehr gut qualifizierten Therapeuten durchgeführt und vor allem gut dokumentiert wird (so dass man einen Befund bekommt) - denn wenn eine Instabilität besteht, sind diese Untersuchungen durchaus belastend und es wäre hilfreich, wenn man das nicht zu oft wiederholen müsste. Ob die angebotenen Therapien dann auch gut tun, muss man sehen und sich gegebenenfalls auch trauen, eine Therapie, die nicht gut tut, abzubrechen. Letzten Endes muss man das für sich selber beobachten und abwägen.
Mir persönlich tut gut:
- Schlaf in Rückenlage - in meinem Fall ohne Kopfkissen, da habe ich eine Zeit lang herumexperimentiert. Schlaf in Seiten- oder Bauchlage triggert bei mir zuverlässig Symptome.
- Nicht schwer tragen/die Arme nur wenig auf Zug belasten. Einen guten Bergrucksack, mit dem man das Gewicht auf der Hüfte trägt, finde ich hilfreich.
- Beim Gehen gut abfedern, am besten mit Turnschuhen mit guter Federung unterwegs sein.
- Bei bestehenden Beschwerden nutze ich eine Halskrause - natürlich nicht zu lange, aber ich trage sie schon mal zwei Tage am Stück. Sobald es mir besser geht, trage ich sie nicht, damit die Muskeln nicht abbauen. Bei Fahrten nutze ich eine feste HWS-Orthese. So sind die Nervenstrukturen im Bereich der HWS geschützt, die Muskeln entspannen und die Wirbel rutschen bei mir eher wieder zurecht. Krampfende Muskeln sind nicht trainierbar, aber ein Zuviel an Muskelentspannung kann bei einer Instabilität wieder zu einer vermehrten Reizung von Nervenstrukturen und in Folge zu noch mehr Verspannung führen. Daher tut mir die "Auszeit" mit Halskrause gut.
- Therapie im Bewegungsbad tut mir gut - und zwar Übungen, die nicht auf Beweglichkeit, sondern auf Stabilität ausgerichtet sind, vor allem auf ein Training der tiefen Muskulatur im Bereich des Rumpfes.
Viele Grüße und alles Gute,
odyssina