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Wie geht es nach Gutachten weiter? (nach Verkehrsunfall)

Courtney

Neues Mitglied
Registriert seit
16 Apr. 2023
Beiträge
4
Hallo zusammen,

ich bin ganz neu hier und weiß nicht ob ich hier im richtigen Forum bin. Ich hoffe mir kann jemand meine Fragen beantworten :)

Die Kurzfassung zu meinem Fall:
Vor 3 Jahren wurde ich von einem Auto angefahren, die Schuld lag zu 100% beim Unfallfahrer. Mein Bein war zunächst gebrochen und ich wurde mehrfach am Knie operiert (die Bänder sind alle kaputt). Ich bin seitdem eingeschränkt in meinem Leben, vor dem Unfall bin ich alle zwei Tage 10km joggen gewesen, jetzt kann ich nicht einmal mehr wandern gehen. Ich bin noch jung (35 Jahre) und ich werde viele Dinge nie wieder tun können, mein ganzes Leben lang nicht.

Bislang habe ich etwa 6.000 Euro Schmerzensgeld erhalten, alle Kosten wie Physiotherapie, Haushaltsführungsschaden etc. wurden immer erstattet.
Die gegnerische Versicherung hat mich jetzt zu einem Gutachter geschickt, da ein "Ende" meiner Beschwerden ja nicht in Sicht waren.
Der Gutachter hat bestätigt, dass die Schäden an meinem Knie irreperabel sind. Er hat gesagt, ich liege seiner Einschätzung nach zwischen 10 und 20 Prozent, er hat jetzt in seinem Gutachten die 20 reingeschrieben. Er meinte aber auch, dass es schwierig werden wird das durchzukriegen. Es könnte wohl auch gut sein, dass mir eine Einmalzahlung vorgeschlagen wird oder aber ich kann mich auf einen Jahre langen Rechtsstreit einstellen.

Ich habe leider absolut keine Ahnung was ich jetzt noch tun könnte, um den Verlauf dieser Sache für mich positiv beeinflussen zu können.
Wäre ein psychologisches Gutachten sinnvoll? Kann ich das überhaupt einfordern?
Habt ihr sonst noch Tipps für mich was ich tun könnte oder sollte?

Kein Geld der Welt kann meine Gesundheit wieder herstellen, ich würde jeden Betrag ablehnen wenn ich im Gegenzug wieder gesund werden könnte. Das geht aber leider nicht, daher möchte ich zumindest die bestmöglichste Einigung für mich rausholen.
 
Hallo und herzlich Willkommen hier im Forum.
Ich verschiebe mal Deine Anfrage in den richtigen Bereich.
Hast Du einen Anwalt? Ich verstehe nicht ganz, was der so macht.
Das ist doch ein Haftpflichtschaden und du streitest Dich mit dieser HAftpflichtversicherung des Unfallgegners? Richtig?
Dann stellt Ihr die Forderungen und seid nicht auf Almosen der Versicherung aus. Ja, notfalls müßt ihr auch klagen, aber da sind die Gerichte eigentlich sehr schnell und hart.
Wichtig sind natürlich welche konkreten Folgen verblieben sind.

Was möchtest Du mit mit dem psychologischen Gutachten? Was soll Dir das bringen?

Gruß von der Seenixe
 
Hallo Seenixe,

Vielen Dank für deine Antwort :).

Ja ich habe von Anfang an einen Anwalt, bisher lief auch immer alles über die Kanzlei und ich habe mit der Versicherung selbst gar keinen Kontakt gehabt.
Ich hatte den Gutachter so verstanden, dass die gegnerische Versicherung ein Angebot machen wird. Die Versicherung hatte den Gutachter auch beauftragt, die Anwaltskanzlei hat nur die schriftliche Korrespondenz an mich weitergeleitet.

Der Gutachter hat die medizinischen Folgen festgestellt, also warum der Schaden irreperabel ist und inwieweit ich körperlich eingeschränkt bin.

Ich hatte an ein psychologisches Gutachten gedacht, weil der Unfall starke Auswirkungen auf mein Leben hat und ich deswegen jeden Tag leide. Ich kann ja kaum etwas von dem, was ich vor dem Unfall gemacht habe, noch machen. Zudem kommen die Schmerzen, die mich beeinträchtigen. Und der Unfall selbst hat natürlich auch seine Spuren hinterlassen (ich wurde angefahren).
 
Hallo Courtney,

auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum.

Wenn bisher alles über die Kanzlei gelaufen ist, dann wird es das auch weiterhin. Warte erst einmal ab, was von der Versicherung kommt. Der Anwalt sollte auch einschätzen können, ob das Angebot gut ist. Auch Deine behandelnden Ärzte sind Ansprechpartner, sie können Dir eine Einschätzung geben.

Allerdings ist Vorsicht geboten, wenn die Versicherung den Gutachter ausgewählt hat. Deshalb gilt es genau zu prüfen. Bedenkte auch die Zukunft, Du weißt nicht, ob sich Dein Zustand verschlechtert, ob aufgrund Deiner Verletzungen andere Dinge hinzukommen - das muss alles bedacht werden.

Viele Grüße und alles Gute

Lilie13
 
Hallo Courtney,

Am besten führst du ein Tagebuch, in dem du notierst, welche Beschwerden du unfallbedingt wann hättest. Das hilft dir, dich in Zukunft an Einzelheiten zu erinnern.

Du kannst ja auch Fahrtkosten zu Ärzten und Therapeuten erstattet bekommen oder musst irgendwann einmal Darlehen, wann du welche Ärzte und Therapeuten du besucht hast.

Lass dir alle Unterlagen geben (OP- Bericht, Patientenakten, Arztbefunde, Patientenquittungen der Krankenkasse, ...) und Stelle alles deinem Anwalt in Kopie zur Verfügung. Er weiß, was er vor Gericht verwenden kann.

Evtl. sind auch Zeugenaussagen relevant, wie es vor/nach dem Unfall war. Je offizieller, desto besser. Trainer im Sportverein (2x Woche 10 im gejoggt, heute nur noch humpeln ; früher fit und munter, heute immer müde, weil vor lauter Schmerzen/ Sorgen Schlafstörungen bestehen, ...), Arbeitgeber, aber evtl. auch gute Freunde.

Und bedenke, dass dein Knie geschädigt ist und in Zukunft durch Belastung und Alter weitere Schädigungen folgen können. Durch eine Einmalzahlung sind alle zukünftigen Schäden mit abgegolten. Allerdings musst du dann keine jahre- oder jahrzehntelangen Rechtsstreit durchstehen. Hier musst dich gut beraten lassen und weise entscheiden.

Viele Grüße

Rudinchen
 
Vielen lieben Dank für eure Antworten @Lilie13 und @Rudinchen :)

Ich habe immer ALLES beim Anwalt eingereicht. Selbst wenn es nur 95 Cent für eine Briefmarke war. Allein aus Prinzip mache ich das schon, weil ich es nicht einsehe, auch nur einen Cent selbst zu bezahlen. Die Zeit, die ich für die ganzen Arztbesuche usw. aufgebracht habe kann man natürlich nicht wieder kriegen.

Ein Unfalltagebuch habe ich lange Zeit geführt. Nach dem Unfall habe ich es sogar so ausführlich geführt, dass dabei ein ganzes Buch bei rausgekommen ist.
Mittlerweile schreibe ich in regelmäßigen Abständen meinem Anwalt meine Beschwerden, das hat aber überhaupt nichts mehr gebracht. Zumindest hat sich dazu niemand mehr geäußert.

Auch beim Gutachter schien meine aktuelle Situation (sowohl körperlich als auch vorallem seelisch) nicht wichtig zu sein. Da ging es eher um die OP Berichte und die MRT Bilder. Er hat sich mein Knie natürlich auch angeschaut und hat dann das Fazit gezogen, dass der Schaden irreperabel sei und er für 20 Prozent plädieren wird.

Ich würde jetzt einfach gerne wissen was ich selbst noch tun kann, damit ich so gut es geht entschädigt werde. Eine Einmalzahlung schließe ich für mich aus, da man ja nicht weiß was in den nächsten Jahrzenten noch kommen wird. Außerdem wird eine Einmalzahlung wahrscheinlich eher gering ausfallen. Ein paar tausend Euro bringen mir nichts, das ändert nichts an meinem Leben.

Da ich psychisch sehr unter den Unfallfolgen leide, dachte ich, es könnte vielleicht eine zusätzliche Möglichkeit sein, auch diese Perspektive beim Schadensersatz zu betrachten. Ich weiß aber nicht wie ich das angehen sollte.
 
Hallo @Courtney ,

seelische Schmerzen und verpasste Chancen interessieren leider niemanden. Würde tatsächlich auch vielleicht etwas zu weit führen.

Es zählen physische und psychische, nachweisbare Schäden.

Mit 20% bist du ganz gut bedient, würde ich sagen.
 
Hallo Courtney,

Seelische und andere Schmerzen werden über das Schmerzensgeld abgegolten. Das kannst du mit regelmäßigen Besuchen bei einem Schmerarzt und einem Psychologen nachweisen. Bei deinen Beschwerden ist auch beides angeraten.

Es gibt verschiedene Formen der Psychotherapie. Informiere dich einmal. Du musst für dich selbst klarkriegen, welche Baustelle du bearbeiten möchtest: Trauma durch Verkehrsunfall, Schmerzbewältigung, Veränderungen im Leben durch die Unfallfolgen, evtl. Anpassungsstörungen und Depressionen, ... Danach solltest du versuchen, einen Therapeuten zu finden.

Hier Mal ein kleiner Überblick:

Was genau ist eine Psychotherepie? - MindDoc Magazin


Dieser Therapeut kann dir zum einen helfen, besser mit den Unfallfolgen zurecht zu kommen, zum anderen natürlich aber auch deine seelischen Leiden nach dem Unfall bestätigen und durch Diagnosen belegen. Das ist sinnvoller, als jetzt ein Gutachten in diese Richtung anzustoßen.

Ebenso ist das Aufsuchen eines Schmerzarztes sinnvoll, falls du das noch nicht getan hast.

Viele Grüße

Rudinchen
 
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