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Weibliche Crashtest-Dummies

sachsblau

Erfahrenes Mitglied
Hallo an alle Leser/-innen,

immer wieder mal wurde das Thema in der Vergangenheit diskutiert - sind die Crashtest-Ergebnisse mit den "männlichen" Dummies auf Frauen übertragbar? Welche Gründe spielen alles eine Rolle und führen dazu, dass Frauen bei einem Heckaufprall doppelt so häufig wie Männer verletzt werden?
Fragen über Fragen sind nach wie vor an der Tagesordnung, Vermutungen werden aufgestellt, Erklärungsversuche abgegeben....aber verlässliche Studien fehlen bis heute. Frauen werden über den "Männer-Kamm" geschoren, wenn es um Unfallrekonstruktionen und Crashtests geht. Dabei fallen dem Normalbürger schon allein die Unterschiede der Geschlechter im Körperbau auf, ohne dass man weitere Untersuchungen dazu anstellt. Frauen sitzen in der Regel auch anders in den Autositzen und stellen sich diese zudem oftmals anders ein als Männer....aber nur wenige der vielen Parameter haben davon bisher Eingang in wissenschaftliche Studien gefunden.

Das könnte sich jetzt vielleicht (hoffentlich) ändern.
Die schwedische Ingenieurin Anna Carlsson von der Universität Göteborg hat einen speziellen weiblichen Crashtest-Dummy entwickelt und Versuche mit diesem durchgeführt.
Im Focus wird sie wie folgt zitiert: "Eine Frau bewegt sich anders, weil sie kleiner und leichter als ein Mann ist. Wir haben zum Beispiel entdeckt, dass sich der hintere Teil des Sitzes bei einer Frau nicht so sehr durchdrückt. Das bedeutet, dass sie früher und auch schneller nach vorne geschleudert wird."
Quelle: http://www.focus.de/auto/videos/wei...sh-tests-mit-lebenden-menschen_vid_33695.html

Auf der Focus-Seite und auch derer anderer Magazine ist hierzu ein Video implementiert, welches die Ingeneurin und ihre Arbeit vorstellt.
Man kann nur hoffen, dass weibliche Dummies nicht nur von Autobauern für die Konstruktion neuer Sitze genutzt, sondern auch von Ärzten und Sachverständigen für medizinische Studien eingesetzt werden.

Allerdings: mir fällt beim Betrachten von Crashversuchen immer wieder auf, dass die Sitzposition der Dummies oftmals nicht der entspricht, wie sie Autofahrer wirklich inne haben....mal ganz davon abgesehen, dass die Sitzposition immer ein sehr individueller Faktor ist.
Punkt zwei: ich erinnere mich daran, dass ich bei meinem Unfall sehr sehr schnell nach vorn geschleudert wurde und dabei eine extreme Flexionsbewegung der HWS wahrgenommen habe. Schaut man sich die Testvideos an, so wirken die Halswirbelsäulen oft sehr starr und unbeweglich. Die Flexion der HWS und damit deren Bewegungsausmaß beim Unfall sowie die des Kopfes werden, so meine ich, in solchen Fällen gar nicht richtig dargestellt. Somit fallen dann die Ergebnisse der Untersuchungen auch entsprechend aus. Außerdem werden die Versuche noch immer mit neutraler Sitzposition der Dummies bzw. Versuchspersonen durchgeführt...ein weiterer großer Durchführungsfehler solcher Versuche...

Es bleibt also wie immer abzuwarten, wohin diese Entwicklung geht, ob sie genutzt und weiterentwickelt wird oder wieder in der Schublade verschwindet.


Viele Grüße
sachsblau
 
Zuletzt bearbeitet:
Weibliche Crashtestdummys gibt es bereits

Hallo sachsblau,

es gibt bereits eine ganze Dummyfamilie.

siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Crashtest-Dummy

Aber, Du hast durchaus einen interessanten Aspekt mit der Neuentwicklung von Frau Carlsson angesprochen. In meinen Beobachtungen beim Einsatz von Crahtestdummys habe ich ohnehin die Feststellung gemacht, dass die verschiedenen Sitzpositionen und baulichen Besonderheiten der einzelenen Bauteile in einem und demselben Fahrzeug (es sitzen drei Dummys im selben Crashfahrzeug) zu unterschiedlichen Insassenbewegungen der einzelnen Dummys führt, trotz gleicher Unfallsituation.

Herzliche Grüße vom RekoBär:)
 
Hallo zusammen!

Also zunächst einmal finde ich diese Diskriminierungen hier juristisch äußerst bedenklich, insbesondere in Zeiten wie dieser, in denen das Wort Unisex (z. B. bei Versicherungstarifen) so in aller Munde ist. In Zeiten in denen über anonymisierte Bewerbungen nachgedacht wird, damit ja niemand wegen seines Geschlechtes eine Absage bekommt... denn wir sind doch alle gleich! :D
(Ich hoffe JEDER hier kann den ironischen Unterton dieser Zeilen erkennen!:D)

Jetzt mal ganz ernsthaft:
Die ganzen Testst mit Dummies, egal ob männlich oder weiblich, sind doch eh auf den Menschen nicht übertragbar. Das ganze zielt doch nur darauf ab, irgendwelche "Normvarianten" zu schaffen, die nicht unfallabhängig sind und keinen "Krankheitswert" haben, denn wenn der Dummie in der Studie xy keine Verletzungen davon getragen hat, dann darf das beim Menschen auch nicht passieren! :mad:
Dass der Mensch ja evtl eben "anders" sein könnte, sich sein Körper "anders" verhalten könnte und evtl "andere" Schmerzen bekommen könnte als ein Dummy, das darf nicht sein, also ist es nicht!
... weil nicht sein kann, was nicht sein darf!

Gruß
greek
 
Eigenschaften eines Dummys

Hallo xgreek69x,

ein Dummy wird nie, egal, wie er kontruiert ist, tatsächlich alle Eigenschaften eines Menschen beiinhalten können.

Aber, man kann ihn zumindest so konstruieren, dass er wesentliche Eigenschaften besitzt, die einem menschlichen Körper sehr ähnlich sind.

Die jetzigen Dummys sind ein Kompromis aus Beweglichkeit und möglichst nicht Zerstörbarkeit. Damit sind sie für die Ermittlung von möglichen Verletzungen im Niedriggeschwindigkeitsbereich nicht geeignet.

Ich hatte vor einiger Zeit damit begonnen zusammen mit einem Radiologen aus der Schweiz einen Dummy für Niedriggeschwindigkeiten zu entwickeln. Dieses Projekt mußte ich aber vorerst auf Eis legen, da nicht die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. So eine Entwicklung kostet doch mehr, als man meinen möchte. Hierbei sollen die Knochenelemente nicht aus Stahl, sondern aus flexiblen Material bestehen, ein funktionierendes Blutkreislaufsystem während des Crashversiches und noch einige andere Besonderheiten. Mehr möchte ich darüber aber erst einmal nicht schreiben.

Herzliche Grüße vom RekoBär:)
 
dumme Dummys?

@ all....

.......ich kann mich noch gut an die Bilder erinnern, die ich in meiner Ausbildung zu sehen bekam, das waren live Mitschnitte aus Unfallscenarien in den USA......da hatte man "Leichen" als Dummys benutzt.....und man kam zu der Erkenntnis, das die Verletzungsparameter so ganz anders waren, als mit Technik-Dummys......was ja wohl Jedem einleuchtet.....

.....allerdings, wie in so vielen menschlichen Bereichen, kam es zu "Klagen" und "Beschwerden" und das Programm wurde wieder eingestellt.

....warum, fragt man sich, wenn man erfährt, das für diese Versuche einzig und allein ehem. Straftäter und Strafgefangene genommen worden sind (ab und zu auch sogar Testpiloten der USAF), die sich auschließlich! freiwillig, per eigener Willenserklärung (staatlich und durch Bürgerkomission abgesegnet) zur Verfügung gestellt haben......(meißt jetzt nach dem normalen Tode, aber auch nach Exicutionen....) Beweggründe dafür jetzt mal beiseite geschoben.....

.....welche große weltumspannende gläubige Institution dafür verantwortlich zeigt, dass es letztendlich für tote Straftäter beendet wurde, kann sich ja bestimmt auch Jeder denken - aber trotzdem - das waren zumindest sehr reale Versuche mit einschneidenden Ergebnissen und Auswertungen........und so auch nie wieder in Crash-Versuchen nachweisbar......leider........Problem auch - zu der Zeit damals, waren Autos eben noch richtige große schwere Maschinen und zu 85% aus Metall......und nicht wie heute 1/4 Metall und der Rest Kunstoffe, Gummi und PLastik....mit natürlich inzwischen hochgezüchteten Sicherheitssystemen, die zumindest am Computer funktionieren.........aber in der Realität oft blamabel versagen.......

.......leider, leider, tragen aber auch die Fahrinsassen sehr häufig dazu bei......und leider sind die Verletzungsmuster, gerade von jungen Frauen um ein vielfaches dramatischer, als bei Männern.....liegt natürlich a) an der Art der körperlichen Struktur, wie Muskeln und Fettgewebe und b) leider oft am Sitzverhalten - gerade bei jungen Damen zu beobachten.....

Füsse, zB., gehören NIEMALS auf das Armaturenbrett oder aus dem hinteren Seitenfenster, auch wenn noch so cool.......dann auch leider, das "Vielfachzusammensitzen" auf Rückbänken.....zur Disco......und zurück.

....auch geht mein Appell an die Sicherheitsindustrie.....natürlich, kann (muss nicht...) ein Gurtsystem auf Brustkorb und weibliche Brust drücken - gerade bei jungen Frauen wird das oft als unangenehm empfunden (erzählten mir vielfach junge Damen.....bei Rückfrage nach VU im RTW) - Resultat: eben nicht angeschnallt oder re. oder li. Arm aus Obergurt herausgelöst - somit dann nur noch Bauchgurt, was ganz klar zu schwersten Verletzungsmustern führen muss......(meine pers. Erfahrung aus der Zeit im Rettungsdienst!).....

.....warum keine "Hosenträgergurte"?, wie im Rennsport üblich? - auch in Normal-Autos?.....wegen der Kosten?....Blödsinn......eigentlich doch nur, da es dem kosmetischem Aspekt des Autodesigners nicht entspricht......was kläglich ist......und verwerflich!.....denn was nützen all die Sicherheitssysteme, wenn nichtmal das "Ursystem", als Grund-Mittel perfekt ist....

.....weibliche Dummys sind zumindest ein weiterer Schritt zur Unfallvorsorge......aber ich persönlich denke - nur wirklich mit realen Körpern, kann man auch reale Unfälle nachstellen..........

.....und nun soll mir keiner mit der Ethik kommen, bitte - denn jede Hautcreme und jede Zahnpasta, die ja wohl hoffentlich alle benutzen - wurde vorher am "lebenden Objekt" geprüft.....nämlich an Tieren....!

.....sollte man mal drüber nachdenken.....denke ich.....!

Brommel .....der jetz schon live und lebendig gewisse Sachen an sich ausprobieren läßt.....(im Sinne der Med.-Forschung) und dafür auch belohnt wird - mit Material das Er benötigt.....ein fairer Tausch, wie ich finde......:)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

Dummies oder Leichen, sie können nur eingeschränkte Indizien liefern.

Nicht nur, wie greek schon meint, dass sich der lebende Körper "anders" verhalten könnte als ein Dummy, da fehlen weitere wichtige und beeinflussende Faktoren.

Bei Unfällen oder jedem anderen Ereignis kennt jeder, dass sich der Körper schlagartig anspannt - Muskeln, Sehnen sind in einer völlig anderen Phase des Zustands; Drehungen, Haltung und Verhalten bei Aufprall und Rückstoss, Blutgefässe und der darauf wirkende oder sich auch erst aufbauende Druck - das alles kann nicht simuliert werden. Bei reiflicher Überlegung findet man sicher noch mehr. Aber alles gegen eine Verallgemeinerung und Übertragbarkeit von Versuchsanordnungen auf tatsächliche Verhältnisse.

Bei vielen Problemlösung in der Wissenschaft ist eines anerkannte Regel:
komplizierte Prozesse werden in Einzelschritte zerlegt, analysiert und bewertet und wieder zusammengesetzt. Bekannt ist aber auch, dass dies nie zu einem real bestehenden Erkenntniswert führt, stets nur annäherungsweise. Das gilt für ökonomische Problemstellungen ebenso wie hier für medizinisch-technische.

Es wäre weiter auch gar nicht zu beanstanden, wenn man sich diese Tatsache in der Bewertung und Beurteilung (auch im Sinne der Begutachtung) vor Augen führen und nicht mit Ignoranz und Gewalt versuchen würde, scheinbare Erkenntnisse und Tatsachen eins zu eins übertragen zu wollen. Das ist unser Manko aus diesen Tests.


Gruss

Sekundant
 
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