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Unfall mit Bus, Personenschaden, kein Sachschaden

Lillisi

Nicht aktive Mitglieder
Hallo an alle,

mein Unfall ist erst passiert. Ich fuhr mit einem Linienbus, welcher eine Vollbremsung machen musste, weil ein ihm entgegenkommender PKW beim Überholen von parkenden Autos auf eigener Fahrbahnspur entgegenkam. Ich wurde bei der Vollbremsung (trotz Sitzplatz) nach vorne gerissen, konnte mich nicht ausreichend festhalten und fiel auf einen Stahlholm, auf dem ich meine komplette rechte Rippenseite prellte... Leider hatte ich zu dem Zeitpunkt den linken Arm im Gips und den rechten Arm in einer festen Handbandage, weil ich einen Monat zuvor erst einen Unfall erlitten hatte (darum fuhr ich auch wenige Stationen mit dem Bus, weil ich selber nicht Auto fahren kann zur Zeit).

Ich steh nun am Anfang mit diesem Unfall, habe eine Zeugenvernehmung von der Polizei vorzunehmen sowie die Möglichkeit, Strafanzeige zu stellen gegen den PKW-Fahrer. Gegen diesen wird ermittelt wegen Verkehrsunfall i.V.m. Straftat - fahrlässige Körperverletzung in Verb. mit Verkehrsunfall.

Ich habe im Internet u.a. Schmerzensgelder recherchiert. Das kann sich im unteren dreistelligen Bereich bewegen, wenn ich es richtig sehe. Ein erstes Gespräch mit einem Rechtsanwalt ließ diesen erst mal sicherstellen, ob ich denn eine Rechtsschutzversicherung habe (ja, 500 € Selbstbeteiligung). Dann die Feststellung, es könnte schwierig werden, weil ggfs. Busfahrer und PKW-fahrer sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben. Es könne sein, dass ich selber die Kosten des Rechtsanwaltes zu tragen hätte, diese lägen dann unter 500 €. Nun bin ich verunsichert. Ich möchte nicht mit Minus aus diesem Unfall hervorgehen, mir reichen die immensen Schmerzen, die Beeinträchtigung meines Lebensalltags und das Drumherum schon, um die Nase voll zu haben.

Meine Frage: Kann ich erst mal abwarten, bis ich einen Rechtsanwalt einschalte und eine Privatklage einreiche, um klar zu haben, ob der PKW-Fahrer die Schuld übernimmt? Bin ich zu schnell mit dem Gedanken an einen Rechtsanwalt? Man hat ja nicht mal eben bis zu 500 € übrig.

Ob mir jemand helfen kann? Mir ist bewusst, dass ich ja schon sehr mit mir selbst beschäftigt bin bei diesen ständigen Schmerzen und Fragen und jeder Einzelne hier braucht Hilfe. Ich hoffe, ich kann ein paar Beiträge schreiben, um ebenfalls anderen zu helfen und würde mich freuen, wenn ich ein paar Antworten bekomme.

Nach zwei Unfällen ist es nicht einfach, den Kopf hochzuhalten. Ich wusste gar nicht, wie schnell ich mich seither auch mal in depressiver Verstimmung vorfinden kann. Von Natur aus bin ich ein Bewegungsmensch und ein Optimist, aber zur Zeit kämpfe ich schon gegen das Gegenteil. Und bei allem weiß ich, dass ich froh darüber sein kann, dass ich "nur" viele angeknackste Rippen und einen Bluterguss in den Rippen davon getragen habe.

Ich wünsche jedem Unfallopfer eine Portion Optimismus und ein gutes Gelingen mit dem Verarbeiten des Unfalls.

Liebe Grüße von Lillisi
 
Hallo Lillisi,

Herzlich Willkommen bei uns.

Ausser Prellungen und Rippen-Anbrüche ist Dir nichts passiert?
Dann würde ICH sagen: der Kampf lohnt sich nicht.

Alleine die Zeit die Du dafür aufbringen mußt.

Selbst eine private Unfallversicherung würde hier nicht viel bringen, weil wohl keine bleibende Invalidität zu erwarten ist.

Wenn Du aber eine hast...melde den Unfall auf jeden Fall.

Hast Du Dich im Krankenhaus oder bei einem Arzt gut untersuchen lassen?
War es eine Fahrt zur/von der Arbeit? Obwohl, Du hast ja einen gebrochenen Arm da war es wohl kein Wegeunfall.

Sei einfach froh, dass nichts schlimmeres passiert ist.

Lieben Gruß
Kai-Uwin
 
Hallo Lillisi,

zu Deiner Frage sage ich erst mal ganz klar: nein.

Dabei kann es Dir egal sein, wer den Unfall verursacht hat. Beide Beteiligte sind im Zweifel haftbar. Wenn Du nicht selbst ausreichende Kenntnisse über eine Unfallsachbearbeitung hast, sollten die Beurteilung und berechtigte Schadensersatzforderungen mit entsprechender Unterstützung vorgebracht werden. Zudem kann er vermutlich auch besser abschätzen, welche Probleme gesundheitlicher, finanzieller und allgemeiner Art durch den Unfall noch auf Dich zukommen.

Daher verstehe ich die Haltung des Anwalts nicht so ganz. Da dürfte bei etwas unklarer Lage und eher geringem oder mittlerem Schaden aus seiner Sicht immer von einer rechtlichen Beratung abzuraten sein. Aus Deiner Sicht sollte wohl keine Haftung oder (Teil-)Schuld in Frage kommen. Die Haltung der Versicherer lässt heute oftmals gar keine andere Wahl, als seine Interessen anwaltlich vertreten zu lassen.

Nur wäre es vielleicht klüger, einen anderen Rechtsvertreter zu suchen.


Gruss

Sekundant
 
Danke...

... für die schnellen Antworten und das herzliche Willkommen. Hm, die Antworten werfen für mich weitere Fragen auf.

Kann ich denn eigentlich einen solchen Unfall gar nicht selber abwickeln? Sekundant, Du schreibst, "beide Beteiligte sind im Zweifel haftbar..." Gegen wen richtet sich dann die Forderung nach Schmerzensgeld am Anfang? Kann ich selber in Erfahrung bringen, ob der PKW-Fahrer bei seiner anfänglichen Aussage geblieben ist und die Schuld auf sich nimmt für diese Unfall? Kann ich erst mal abwarten, bis die Verletzung geheilt ist?

Muss man denn eigentlich von vornherein zivilrechtlich klagen oder übernimmt der Rechtsanwalt hier erst eine Abwicklung einer Forderung oder wie ist das zu verstehen, was er da macht? Ich empfinde es als Nachteil, dass man für alles gleich einen Rechtsanwalt braucht. Irgendwie empfinde ich den Schritt mit dem Rechtsanwalt als sehr groß und hoffe, dass man erst mal kleine Schritte machen kann Muss man denn beispielsweise auch eine strafrechtliche Verfolgung anstreben, um mehr Chancen zu haben, zu seinem eigenen Recht zu kommen? Ich habe gelesen, dass es eigentlich komplett unabhängig voneinander ist - Strafrecht und Zivlrecht mit eventuellem Schmerzensgeld etc. Ich brauche hier grundsätzlich nicht die Genugtuung, einem Menschen strafrechtlich das Leben schwer zu machen. Zumindest machte der Verursacher auf mich nicht den Eindruck, dass das hier notwendig wäre.

Kai-Uwe, ja, ein Arbeitsunfall war es nicht, den hatte ich leider zuvor mit den Händen.

Nach dem Unfall hat ein Krankenhaus meinen Rippenbereich von vorne und hinten geröntgt. Meine Untersuchung beschränkte sich nur auf diesen Bereich. Eine gesamte Untersuchung fand gar nicht statt, da die Ambulanz überfüllt war. Es wurde nur die Prellung (3.-8.Rippe) festgestellt und dass ich sehr vorsichtig sein sollte wegen Atmung und Lungenentzündung etc.. Vier Tage später hat mein (sehr erfahrener) Orthopäde einen Bluterguss durch Abhören in dem Rippenbereich festgestellt, weitere elf Tage später wurde aufgrund meiner andauernden Schmerzen noch einmal der Rippenbereich geröntgt, diesmal auch von der Seite - und hier wurde ein Anbruch der 9. Rippe gesehen.

Die Behandlung im Krankenhaus hat mich sehr erschreckt. Man ist nur eine Nummer, bekommt weder Zusprache noch direkt mal ein Schmerzmittel, alle laufen an einem vorbei, ohne einen wirklich zu sehen. Ich denke, dass dies hier am Krankenhaus liegt, denn ich kenne auch schon andere Ambulanzen, wo es menschlicher zugeht...

Ohweh, da habe ich jetzt aber noch viele Fragen gestellt. Ich hör mal lieber auf.

Liebe Grüße von Lillisi
 
Hallo Lillisi,

ich kann auch nach Deinem 2.Beitrag nichts anderes schreiben als:

wenn keine bleibenden Schäden zu erwarten sind, würde ich mir den Rechtsanwalt sparen.

Du hast 500€ Selbstbeteiligung, selbst wenn Du ein Schmerzengeld bekommen würdest wird es wohl von der Selbstbeteiligung aufgefressen.

Eine Beratungsstunde beim RA kostet ja auch schon ~250-270€

Wie lange ist der Unfall her? Sind die Schmerzen schlimmer geworden?
Normalerweise bleiben keine Schäden bei normalen Rippenbrüche zurück.

Ob Du nun Anzeige erstatten sollst:confused:.....mußt Du selber entscheiden, auch hier wird....denke ich, nicht viel passieren wenn der Busfahrer und der andere Fahrer nicht grob fahrlässig gehandelt haben.
Wer von uns hat nicht schon mal einen prrkenden Wagen überholt und den Gegenverkehr zum Halten gezwungen?

Gruß
Kai-Uwin
 
Hallo Lillisi,

es kann hier nicht darum gehen, Deinen Fall zu bearbeiten. Hilfe und Hinweise, soweit das möglich ist ja, aber keine Sachbearbeitung. So ganz kann ich Deine Fragen nicht nachvollziehen, wenn Dir alles klar erscheint.

Kann ich denn eigentlich einen solchen Unfall gar nicht selber abwickeln? Sekundant, Du schreibst, "beide Beteiligte sind im Zweifel haftbar..." Gegen wen richtet sich dann die Forderung nach Schmerzensgeld am Anfang? Kann ich selber in Erfahrung bringen, ob der PKW-Fahrer bei seiner anfänglichen Aussage geblieben ist und die Schuld auf sich nimmt für diese Unfall? Kann ich erst mal abwarten, bis die Verletzung geheilt ist?

Wenn Du in der Lage bist, eigenständig die Lage sachlich und rechtlich richtig einzuordnen, die Wege kennst und verstehst, dann kannst Du alles auch selbst erledigen.
Deine Fragen zeigen mir aber, dass das offenbar überhaupt nicht der Fall ist. Darauf gehe ich jetzt mal gar nicht ein. Es fängt schon damit an, dass Dir unklar ist, gegen wen Ansprüche zu stellen sind (kann jeder von den beiden Beteiligten Fahrern sein, uU auch beide).

Ob es nun von der Sache her angemessen ist, einen RA zu beauftragen, wirst Du selbst entscheiden müssen. Allerdings lässt die Fragestellung schon Hinweise zu.
Wenn der Anwalt keine Gründe dafür hat, dass Du in irgendeiner Weise zum Unfall beigetragen hast, verstehe ich immer noch nicht, weshalb eine Beteiligung Deiner RSV mit Selbstbeteiligung in Betracht gezogen wird.

Übrigens war von einer Klage nicht die Rede. Solange die Sache im Vorfeld geklärt werden kann, muss schliesslich nicht der Rechtsweg anvisiert werden.


Gruss

Sekundant
 
Hallo

Nochmals danke an Dich, Sekundant und an Dich, Kai-Uwe. Ich war ein bisschen verlegen wegen Sekundants Antwort, aber es ist auch so, wie Du schreibst, alles ein wenig durcheinander bei mir. Mein Ziel ist nicht, hier andere meine eigene Arbeit machen zu lassen, ich fühlte mich nur total unsicher. Ich habe Halbwissen angereichert mit der Aussage vom Rechtsanwalt und stand danach völlig auf dem Schlauch - oder neben mir. Innerlich habe ich auch noch eine Sperre und möchte mich am liebsten gar nicht damit befassen, aber natürlich muss ich irgendwie weitere Entscheidungen treffen.

Mittlerweile konnte ich eine kostenlose Rechtsberatung in einem Bürgerbüro erhalten. Damit und mit Euren Beiträgen konnte ich mich auf Reset setzen. Nun ist erst mal klar für mich, dass ich zunächst selber tätig werden und die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers anschreiben kann, um Schmerzensgeld zu bekommen und Kosten ersetzt zu bekommen. Ein Rechtswanwalt ist erst mal nicht dabei. Jetzt sammele ich erst mal in Ruhe Informationen und setze dann einen Brief auf für meine Forderungen.

Strafanzeige möchte ich ja selber nicht stellen, aber ich werde es mir vorbehalten zunächst. Meine Schmerzen waren zeitweilig schlimmer geworden, werden aber mittlerweile ganz langsam besser, neben der Prellung muss ein Anbruch einer Rippe heilen und das dauert halt.

Da mich dieser Schicksalsschlag ziemlich heruntergerissen hatte, habe ich mir diese Woche zum Ziele gesetzt, zu lernen, damit umzugehen. Dazu gehörte, nach draußen zu gehen und da herum zu laufen mit oder trotz Schmerzen und natürlich, trotz extrem innerlichen Widerstandes wieder Bus zu fahren. Zuvor war ich fast nur zu Hause, außer den notwendigen Arztbesuchen und dem Bürgerbüro, zu denen ich gebracht wurde. In den letzten vier Tagen habe ich es einmal geschafft, einen Bus drei Stationen lang zu benutzen. Es war schlimmer als ich dachte. Schweißausbrüche, Verkrampftheit und wackelige Beine. Aber dann die Genugtuung, es geschafft zu haben. Damit geht es mir jetzt insgesamt besser. Ich habe mich vorher furchtbar zerrissen gefühlt und wollte nichts wirklich angehen. Nach außen wollte ich aber nur die Maske der Starken zeigen, was nicht zusammen ging.
Heute habe ich vor, wieder ein bisschen Bus zu fahren...immer mit der Gewissheit, ich kann auch laufen.

Seit ein paar Tagen bekomme ich Ergotherapie für meine Handgelenke. Also, die Zeichen stehen auf Besserung. Kleine Schritte - aber nach oben!


Liebe Grüße von Lillisi
 
Hallo Lillisi,

das finde ich klasse wie Du das mit dem Bus machst...Schritt für Schritt...oder besser Station für Station.

Da Du aber immer noch nicht verheilte Hände hast, würde ich damit vielleicht noch etwas warten und lieber Spaziergänge machen.

Wenn Du weißt was Du willst kannst Du jederzeit hier Deine Fragen stellen und sie werden Dir gerne beantwortet.

Der Weg zum Schmerzengeld ist hart, aber vielleicht hast Du mit einem klaren Brief (nicht am Telefon) und Deinen Forderungen an die HPV ja auch Glück und alles ist "vom Tisch".

Viel Glück
Kai-Uwin
 
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