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Schwere Unfälle nach Verfolgungsjagd

  • Ersteller des Themas Ersteller des Themas IngLag
  • Erstellungsdatum Erstellungsdatum

IngLag

Gesperrtes Mitglied
Hallo,

sicher habt Ihr schon des öfteren durch die Medien mitbekommen, dass immer wieder schwere Unfälle passieren, wenn die Polizei einen flüchtigen Autofahrer verfolgt. Der Anlass dazu ist sehr unterschiedlich. Vom Schwerverbrecher über den einfachen Dieb, bis hin zum unmündigen Jungen ohne Führerschein, der sich das Auto seines Vaters „ausleiht“.

Sicherlich mag es oft gerechtfertigt sein, aber in jedem Fall? Gerade seit im letzten Jahr eine Familie in meinem Bekanntekreis betroffen war, habe ich dabei ein zwiespältiges Gefühl. Bei einer zufälligen Polizeikontrolle drehte der Junge durch und nach einer 20-minütigen Verfolgungsjagt kam es zu einem Unfall mit 3 Schwerverletzten. Ein Anruf bei den Eltern hätte genügt um festzustellen, dass der Junge wiederholt mit dem Auto des Vaters zu einer Spritztour unterwegs war und sonst immer unbeschadet zurückkam.

Auch in den letzten Monaten gab es mehrere Fälle, auch einen Ähnlichen, aber mit tödlichem Ausgang. Ich frage mich wie es da mit der Verhältnismäßigkeit aussieht, von der oft gesprochen wird. Wie seht Ihr das?

Grüße von
IngLag
 
Hallo IngLag,



Ein Anruf bei den Eltern hätte genügt um festzustellen, dass der Junge wiederholt mit dem Auto des Vaters zu einer Spritztour unterwegs war und sonst immer unbeschadet zurückkam.

Und dieses Mal ist der Junge nicht unbeschadet nach Hause gekommen, sondern hat auch noch andere Leute verletzt. Die Polizei kann doch in solchem Fall nicht einfach wegsehen und sagen: bisher war ja auch nichts passiert! Will man jetzt den Polizisten die Schuld geben?

Wo bleibt denn da die Aufsichtspflicht der Eltern. Wie kann es sein, dass es dem Jungen immer wieder möglich war, das Auto der Eltern für eine Spritztour zu missbrauchen?

Meines Erachtens sollte man den Jungen mal ein Jahr in einer Unfallklinik arbeiten lassen, damit er sieht, was aus einem kleinen Ausflug werden kann. Und den Eltern sollte man den Führerschein entziehen, damit sie mal wach werden.

Mein Beileid an alle, die durch so einem Mist zu Unfallopfern wurden.

Viele Grüße
Derosa
 
Hallo IngLa,

eine nicht einfache Situation, denn es gibt ja den Aspekt der Gefahrenabwehr.

Und als (braver) Bürger habe ich schon den Anspruch, dass die bösen Buben, aus dem Verkehr gezogen werden.

Da ich davon ausgehen, dass kein Polizist Leben und Gesundheit eines anderen - und erst recht nicht ihr eigenes - leichtfertig aufs Spiel setzen, sind solche Fälle wohl als unvermeidbar zu betrachten.
Auch ist es kaum möglich zu beurteilen ob sich die anderen Verkehrsteilnehmer in der geboten Art und Weise verhalten haben.

Auch wenn es für die Opfer eine Riesenleid ist - und auch wenn ich mir klar machen muss, dass dies auch meinem 13jährigen Sohn geschehen kann, meiner Frau oder auch mir - scheint dies der Preis zu sein, der für dieses Verkehrssystem zu zahlen ist. Denn ebenso kann mich bei der nächsten Fahrt auch ein anderer Verkehrsteilnehmer "umnieten".

Darüber muss ich mir im klaren sein, bevor ich auf die Straße gehe.

Insofern glaube ich, dass sich die "Angemessenheit" insbesondere in so einem Fall aus dem Selbsterhaltungstrieb der Polizisten von ganz allein ergibt.

Und ansonsten haben es die anderen bereits geschrieben.
Eigentlich müsste da die Staatsanwaltschaft zuständig sein, finde ich.

Grüße
oohpss
 
Hi Inglag!

Warum ist "der Junge"
durchgedreht.

Alk-Drogen-keine Fahrerlaubnis?

Muss doch einen Grund haben-einfach so-haut doch keiner ab.

Er hat sich doch mit dieser Aktion-total verdächtig gemacht und es ist die
Aufgabe der Polizei -solche Typen aus dem Verkehr zu ziehen.
Es sind auch schon Kinder entführt worden-
die man dann später-tot aufgefunden hat.

Wo man sich gewünscht hätte eine P-Kontrolle, hätte es
verhindern können.

Jetzt schreibst Du so-
aber Inglag, was wäre, wenn DICH so ein Typ, verletzt hätte
und Du später noch erfahren würdest, das sich dieser einer Polizeikontrolle entzogen hat und diese ihn haben fahren lassen?

Du hättest es bestimmt benutzt-um von allen Seiten-
soviel Entschädigungen -wie möglich ein zu kassieren.
Vor allem von der Polizei-die nicht reagiert hat.

Und das wäre dann, wie man so schön sagt-Dein gutes Recht gewesen.

Gruss
maja
 
Hallo IngLag,

es kann doch nicht mit zweierlei Maß gemessen werden.

Fakt ist:
er hatte keine Fahrerlaubnis
er hat sich, und das wohl bereits mehrmals, den Schlüssel wiederechtlich angeeignet
und zu guter Letzt noch einer Polizeikontrolle entzogen

Das kann und darf man nicht entschuldigen mit dem Hinweis:
dass der Junge wiederholt mit dem Auto des Vaters zu einer Spritztour unterwegs war und sonst immer unbeschadet zurückkam.
Wenn ich über eine Kreuzung mit einer roten Ampel fahre und es kracht darf ich mich doch auch nicht damit rausreden das gestern auch nichts passiert ist.

Wir könnten auf die Führerscheinprüfung verzichten wenn ein Nachweis reicht das man bereits seit Kindesbeinen an fährt.

Eine uns befreundete Familie hat das ähnlich erlebt, der Sohn klaute nachts den Schlüssel der Mutter und raste mit drei Freunden in eine Garage. Es gab ebenfalls drei Schwerverletzte und jede Menge Sachschaden. Die Familie ist finanziell ruiniert. Hier gab es keine "Verfolgungsjagd" durch die Polizei.

Das möchte ich nicht erleben und am Ende noch das Opfer sein.

Viele Grüße
Ironman13/08
 
Hallo IngLag,

mit Deinem Zitat: dass der Junge wiederholt mit dem Auto des Vaters zu einer Spritztour unterwegs war und sonst immer unbeschadet zurückkam.

kann ich nicht Leben, denn dieses stellt kein Vermögen bzw. die Fähigkeit da, ein Fahrzeug sich im Straßenverkehr zu beherrschen und führen zu können, sondern einfach nur Glück, dass dieser niemanden angefahren bzw. keinen Unfall verursacht hat.
Mann könnte ja schnell zu dem Punkt kommen und über den Sinn von Altersbeschränkungen und Fahrschulen diskutieren. Fakt ist doch, dass er sich unberechtigt das Fahrzeug seiner Eltern, ohne im Besitz eines Führerscheines zu sein, genommen hat und um nicht entdeckt zu werden, den Aufforderungen der Polizei nicht nach kam und versuchte zu fliehen!
Hier sollten die Eltern und der Junge von der Staatsanwaltschaft angeklagt werden, denn diese haben es billigend in Kauf genommen, dass etwas passieren kann und nur durch die Polizei wurde dem ganzen ein Ende bereitet. Das dadurch drei weitere Personen verletzt wurden, liegt ganz im verschulden des Jungen und nicht in den Verantwortungsbereich der Polizei, denn diese wollte nur noch schlimmeres verhindern!

MfG.
Pit
 
Hallo,

hier wird was missverstanden! Ich hatte lediglich von einem zwiespältigem Gefühl geschrieben. Ich brauche das Wort zwiespältig hoffentlich nicht erklären. Vielleicht hätte ich nicht auf den Vorfall in meinem Bekanntenkreis eingehen sollen, den ich ebenso verurteile. Mit denen ich im Übrigen keinen Kontakt mehr habe, weil ich genau auch Eure Meinung vertreten habe.

Aber zu dem Fall mit tödlichen Ausgang: Dem wurde wegen zu vieler „Flensburg-Punkte“ die Fahrerlaubnis für eine Zeit entzogen. Der hatte vor einer Polizeikontrolle gedreht und wollte abhauen. Auch er wurde verfolgt und raste mit überhöhter Geschwindigkeit gegen einen Baum. Tot! Gott sei Dank hat er keine anderen Verkehrsteilnehmer mit in den Tod gerissen. Was aber hätte leicht sein können.

Um nochmals auf meine Zwiespältigkeit einzugehen und um das zu sagen, was ich meinte: Einerseits sage ich mir, geschieht ihm Recht, warum ist er auch abgehauen! Andererseits versetze ich mich in die Lage der Ehefrau und der Eltern. Die fragen sich, ob diese kompromisslose Verfolgung wirklich notwendig war. Es gäbe sicher andere Möglichkeiten, um dieses Flüchtigen habhaft zu werden bzw. ihn zu stoppen. Kann seitens der Polizei zu Recht vermutet werden, dass es sich bei dem Flüchtigen um eine Person handelt, deren Festnahme durch eine Verfolgungsfahrt wichtiger ist, als evtl. das Leben Unbeteiligter zu gefährden? Oder ist auch schon mal Übereifer im Spiel?

Ich versetze mich gerne mal in die Lage der „Gegenseite“ Manchmal ergeben sich dabei neue Erkenntnisse, oder zumindest Zweifel, ob das Alles so richtig war. Gilt übrigens für alle Bereiche.

Grüße von
IngLag
 
Hallo IngLag,

das kam tatsächlich etwas anders rüber. Habe mich auch gewundert da du ja auch ein UO bist und dementsprechend die Kehrseite kennst.

Natürlich tun mir auch die Eltern leid (bei meinem Beispiel) deshalb kann ich deinen Zwiespalt schon nachvollziehen.

Doch es kommt zu keiner wilden Verfolgungsjagd wenn es erst gar nicht zu solchen Situationen kommt. Sprich: keine Autoschlüssel die frei zugänglich sind, oder eine wilde Flucht bei einer Kontrolle.

Sicher gibt es auch ein paar übereifrige Polizisten, ob noch sehr jung oder einfach die Situation falsch interpretiert mag dahingestellt sein.
Es ist immer eine Sache die kurzfristig entschieden werden muß und da möchte ich kein Polizist sein der das entscheiden muß und dann wirklich was Schlimmes passiert, egal ob Verfolgungsjagd oder eben doch der Schwerverbrecher der entkommen ist.

Viele Grüße
Ironman13/08
 
Ehrlich gesagt, kann ich für die Fam. kein Verständnis aufbringen, zumal es schon wiederholt vorkam. Wer selbst so etwas schon erlebt hat, weiss, was es bedeutet!

Sicherlich mag es oft gerechtfertigt sein, aber in jedem Fall?
Auf dem Auto steht wohl weder, ob es sich um einen Schwerverbrecher handelt, ob es ein Jugendstreich oder was auch sonst ist. Und wer sagt, wie so etwas ausgeht? Ein Gewohnheitsrecht, nur weil bisher nichts passierte, ist es ja wohl nicht. Wer soll hier anders entscheiden und auf welcher Wissensbasis, wie hier vorgegangen werden soll.
Es ist immer von Glück zu sprechen, wenn so etwas glimpflich ausgeht. Dass die Eltern auch eine Strafanzeige erwartet, ist ebenso klar, wenn sie sich die vorherigen Eskapaden nicht zu Herzen genommen haben.
Wäre mal interessant, wie alt der "Junge" war.

Gruss

Sekundant
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

dass der Junge aus meinem Bekanntenkreis (fast 18 Jahre alt, kurz vor seiner Führerscheinprüfung) bestraft werden muß, ist doch klar. Ggf. auch die Eltern. Wobei die strafrechtliche Seite noch nicht abgeschlossen ist, aber auch nicht sehr gravierend sein sein wird. Schlimmer für ihn ist, es verbleiben bei ihm wahrscheinlich schwere Behinderungen, und auch durch die Schadensersatzleistungen wird es seines Lebens nicht mehr froh werden. Wie es seinen beiden Mitfahrern gesundheitlich geht, weiß ich nicht. Seine früheren Fahrten mit dem Auto seines Vaters - er wollte für die Führerscheinprüfung üben, waren bis zum Unfall unbemerkt geblieben. Wie schon geschrieben , haben die Eltern den Kontakt wegen meiner Äußerungen mit mir und meiner Frau abgebrochen, was besonders meine Frau traf, weil sie mit der Mutter des Jungen über viele Jahre befreundet war.

Aber in diesem Thema ging es mir in erster Linie um die Zweifel, die mir nun beim Verfolgen weiterer derartiger Polizeieinsätze gekommen sind. Ich mache mir eben darüber Gedanken, ob es nicht andere Möglichkeiten gegeben hätte. Ich denke dabei an das fast logische Ende einer solchen Verfolgungsfahrt. Der Flüchtige - der in Panik gerät, fährt was das Zeug hält und versucht die Polizei abzuhängen. Und wenn sein Auto von der Leistung her mit dem Polizeiauto mindestens gleichwertig ist, kann nur ein Unfall die Fahrt stoppen. Ist dies evtl einkalkuliert? Oder hoffen die Verfolger tatsächlich, dass ihm der Sprit ausgeht? Oder auf was warten sie sonst?

Und um nochmals auf meine Eingangsfrage zurück zu kommen: Ist in solchen Fällen die Verhältnismäßigkeit gewahrt wenn man bedenkt, dass es dabei auch noch viele unbeteiligte Opfer geben kann? Ich hoffe, ich bin nun richtig verstanden worden!

Grüße von
IngLag
 
Hallo IngLag,
es ist ja schon vieles zu dem Thema geschrieben worden, ich persönlich kann nur wenig "Verständnis" für "das Bürschchen" aufbringen. Offensichtlich war er dutlich unreif und darf zu Recht hoffentlich lange keinen Führerschein machen.
Das die Eltern den Kontakt abgebrochen haben, zeigt mir, dass diese möglicherweise überfordert oder sie sich auch evtl. "etrappt" fühlen? Ich denke das Thema auch bei den Eltern offen anzusprechen ist völlig in Ordnung, denn offensichtlich können oder wollen die sich nicht in die Lage Anderer ggf. völlig unbeteiligter versetzen.
Bei uns in der Gegend wurden in den letzten 1 1/2 Jahren verschiedene Menschen umgefahren, teilweise "Rotfahrten" mit Fahrerflucht. Was hätten die Eltern denn gesagt wenn es dabei Ihren Sohn getroffen hätte?
Zu Deiner eigentlichen Frage:
Den Anlaß hat doch offensichtlich der "Fluchtfahrer" gesetzt. Warum hat er nicht angehalten? Wäre der Minderjährige ggf. nach erfolgreicher Flucht zu Hause angekommen, was wäre dann gewesen? Hätte er in Kenntnis der Sachlage - lange keinen Führerschein zu bekommen - zugegeben gefahren zu sein? Wie hätten gegebenenfalls die "nichtsahnensden" Eltern reagiert?
Nach meiner Meinung muß der Fluchtfahrer ZURECHT mit den Konsequenzen leben. Es kann ja nicht gelten "Schuld sind immer die Anderen!"
muebae
 
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