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Ein ewiger Krieg / Bericht im Spiegel

rthenrw

Erfahrenes Mitglied
Registriert seit
11 Okt. 2006
Beiträge
212
Hallo zusammen,

hier ein Bericht zum Thema PTBS

Gruß an alle
Von Demmer, Ulrike

Sie waren im Kosovo und in Afghanistan, sie haben ihr Leben für Deutschland riskiert. Sie kehren zurück und werden das Erlebte nicht mehr los. Sie sind Veteranen in einem Land, das den Krieg verdrängt - und seine Soldaten mit den Folgen des Einsatzes alleinlässt. Von Ulrike Demmer
Als das mit der Erdbeermarmelade passiert, denkt Mario Weißenfels zum ersten Mal, dass irgendetwas nicht stimmt mit ihm. Es hätte ein schöner Sonntagmorgen werden können. Die Sonne scheint durch das Fenster auf den gedeckten Frühstückstisch. Seine Frau und die Kinder sitzen schon vor ihrem Teller.
Weißenfels greift in den Kühlschrank, nimmt die Kondensmilch, doch die Dose rutscht ihm aus der Hand. Die Milch breitet sich aus, auf dem Boden, auf seiner Hose, im Kühlschrank. Weißenfels packt sich die Erdbeermarmelade, holt mit dem rechten Arm aus und feuert das Glas in den Kühlschrank, zwei gläserne Regalböden zersplittern. Er verpasst dem Kühlschrank einen Tritt und verlässt das Haus. Stundenlang streift er mit dem Hund durch den Westerwald. Als er zurückkommt, schämt er sich für seine Wut. Einen Zusammenhang zwischen dem Glas Marmelade und dem Krieg, den er erlebt hat, sieht er nicht.
Mario Weißenfels ist Soldat und war in Afghanistan. 43 deutsche Soldaten sind bislang in diesem Krieg ums Leben gekommen. Weißenfels ist unverletzt zurückgekehrt, aber der Einsatz hat sein Leben verändert.
40 Jahre lang haben Bundeswehrsoldaten nur geübt, so getan, als gäbe es den Verteidigungsfall. Die grausamste Erfahrung war für die meisten ein langer Marsch durch Matsch. Der Kalte Krieg ging zu Ende, ohne dass ein Schuss gefallen wäre.
Heute sind Kriege und Konflikte in aller Welt für die Bundeswehr der Normalfall. Nun wird scharf geschossen. Tod und Verwundung gehören zum Berufsrisiko.
Deutsche Soldaten waren in den vergangenen 20 Jahren in Kambodscha, im Kosovo und in Afghanistan eingesetzt. Viele von ihnen haben Dinge gesehen, von denen sie bis dahin keine Vorstellung hatten. Sie haben ihr Leben riskiert, finden in Deutschland dafür jedoch wenig Respekt. Sie sind Veteranen in einem Land, das den Krieg verdrängt und auf Kriegsheimkehrer nicht vorbereitet ist: die Armee nicht, die Politik nicht, die Gesellschaft nicht. Dabei waren sie im Auftrag des Parlaments, im Auftrag des deutschen Volkes in Afghanistan. Viele von ihnen sind jung, keine 30 Jahre alt. Sie haben für den Frieden gekämpft und ihren eigenen dabei verloren. Ihre Geschichten sind unterschiedlich; was sie eint, ist die Wut auf eine Gesellschaft, die sie hängenlässt.
Robert Müller, 32, war als Fallschirmjäger einmal im Kosovo und dreimal in Afghanistan. Er wäre gern Berufssoldat geworden. Doch nach zwölf Jahren endete für den Zeitsoldaten die Karriere. Nun bemüht er sich um einen Abschluss als Erzieher, doch die theoretischen Prüfungen sind zum unüberwindlichen Hindernis geworden, weil er sich kaum noch etwas merken kann. Müller erträgt das Leben inzwischen am besten in einer einsamen Hütte im Wald, wo er im Tarnanzug mit Pfeil und Bogen Hasen jagt.
Daniela Matijevic, 35, Rettungssanitäterin, war im Kosovo eingesetzt. Nach vier Jahren als Zeitsoldatin wollte sie Ärztin werden, konnte aber aus gesundheitlichen Gründen in den vergangenen Jahren weder studieren noch ihrem Beruf als Rettungssanitäterin nachgehen. Weil sie unter starken Kopfschmerzen leidet, schläft sie kaum und bricht immer wieder zusammen.
Mario Weißenfels, 29, Stabsgefreiter der Reserve in der Panzertruppe, war als Kraftfahrer und Nahsicherer vor zwei Jahren in Kunduz. Er ist gelernter Straßenbauer und war im Sommer 2008 arbeitslos geworden. Er meldete sich als Reservist für den Einsatz, um die Raten für sein Haus zahlen zu können. Jetzt fehlt ihm sogar das Geld für die Stromrechnung. Seit November lebt er von 930 Euro Krankengeld, getrennt von seiner Familie, im Bundeswehrkrankenhaus Koblenz. Dort versucht er mit Hilfe von Psychologen, seine Erinnerungen in den Griff zu bekommen.
Weißenfels presst mit Zeigefinger und Daumen sein Nasenbein zusammen, als könnte er so die aufsteigenden Tränen unterdrücken. "Ich hab mein Leben riskiert für einen Hartz-IV-Satz", sagt er. Weißenfels ist ein kräftiger Mann mit Bart und Handwerkerhänden, einer, den sonst so leicht nichts umwirft. Jetzt hängt er schlapp am Esstisch, sein Kopf ist auf die Brust gesackt. "Meine ganze Existenz steht auf dem Spiel", sagt er.
Am 7. Juli 2008 fliegt Weißenfels nach Afghanistan. Er lässt ein Leben zurück, wie er es sich immer gewünscht hat. Sein jüngster Sohn Colin, knapp zwei Jahre alt, hat gerade gelernt, auf ihn zuzuwackeln und ihm in die Arme zu fallen. Kevin, 6, kippt mit seinem silbernen BMX-Rad nicht mehr um, sondern fährt tapfer die Straße auf und ab. Und vor dem kleinen grauen Eternithaus, das sie vor drei Jahren gekauft haben, blüht der Ginster. Das Haus war nicht teuer. Aber Weißenfels ist seit ein paar Monaten arbeitslos.
Es ist nicht leicht für einen Straßenbauer, in diesen Tagen Arbeit zu finden. Ein ehemaliger Kamerad fragt ihn, ob er, der Reservist, mit nach Kunduz kommen wolle. Leute von der Panzertruppe würden dort dringend gebraucht.
Weißenfels denkt an die Raten für den Kredit, an eine neue Küche, über die sich seine Frau so freuen würde, und an den Urlaub, den sie sich seit Jahren nicht leisten können. Für einen Einsatz bekäme er 1100 Euro im Monat. Weißenfels sagt zu. Dass er in einen Krieg zieht, daran hat er nicht gedacht.
Gut drei Monate später, am 20. Oktober, hangelt sich Weißenfels mit seiner schweren Splitterschutzweste in einen Panzer. Er ist kaum noch zu erkennen. Ein Tuch bedeckt Mund und Nase gegen den Staub, eine verspiegelte Brille schützt seine Augen vor der Sonne und möglichen Splittern. In seinen Ohren hämmern die Bässe seines Lieblingsliedes, "Hunting Humans" von den Misfits. Er erträgt die Patrouillenfahrten nur noch mit lauter Musik. In den ersten Wochen seines Einsatzes ist eine Sprengfalle 50 Meter vor Weißenfels detoniert. Er hat gesehen, wie die Sanitäter einen seiner Kameraden bargen, der Opfer einer anderen Sprengfalle geworden war. Dann machte die Geschichte von den französische Soldaten die Runde, die von Taliban gesteinigt worden seien. Seitdem klemmt eine Patrone in seiner Uniform. Eine Kugel, die ihm immer bleibt, um sich selbst zu richten. Bei einem Kameraden hat er einen Abschiedsbrief an seine Frau hinterlegt.
Als sie am Morgen des 20. Oktober in einem Tross von 160 Fallschirmjägern in gepanzerten Fahrzeugen durch das Tor des Lagers rollen, hört Weißenfels schon seine Musik. Sein Blick streift die ausgebrannten Wracks der Fahrzeuge, die bei den letzten Anschlägen zerstört worden sind, jemand hat sie mit einer grünen Panzerplane bedeckt.
Wenig später erreichen sie Haji Amanullah, ein kleines Kaff, nicht mehr als ein paar Lehmhütten. Kinder in langen bunten Hemden stürmen ihnen entgegen. Die Soldaten spielen mit ihnen, verstecken Bonbons hinter dem Rücken. Die Kinder raten, in welcher Hand die Süßigkeit steckt. Weißenfels denkt an seine eigenen Kinder. Den Radfahrer, der sich dem Konvoi langsam nähert, bemerken sie nicht.
Der Radfahrer hat vier Kilogramm Sprengstoff um den Bauch gewickelt. Neben einem leichtgepanzerten "Mungo" lässt er sie hochgehen. Zwei deutsche Soldaten und fünf Kinder sterben. Weißenfels kann nichts dagegen tun.
Nach vier Monaten Afghanistan kehrt Weißenfels nach Hause zurück. Er legt sich erst mal in die Badewanne. Es ist ein Ritual. Nach seinem Einsatz im Kosovo hat er das auch schon gemacht. Aber dieses Mal lassen sich die Bilder nicht abwaschen wie Staub und Dreck.
In den ersten Wochen nach seiner Rückkehr ist er einfach nur ein bisschen stiller und zurückhaltender als früher. Seinen Job, er arbeitet wieder im Straßenbau, bewältigt er ohne große Mühe. Aber er interessiert sich für nichts mehr, nicht für die Kinder, auch nicht für seine Frau.
Am Wochenende geht er viel mit dem Hund spazieren. Er meidet Menschenmassen. Im Restaurant behält er stets den Eingang im Blick. Irgendwann schafft er es nicht mehr, einkaufen zu gehen. Wenn ein Auto länger hinter ihm fährt, biegt er abrupt ab. Eine Plastiktüte am Fahrbahnrand löst Herzrasen aus. Dann beginnt er zu trinken und zu brüllen.
Dass er eine Therapie braucht, auf die Idee kommt er nicht. "Am Anfang habe ich gar nicht bemerkt, dass etwas anders ist", sagt Weißenfels. "Wenn man ein Bein gebrochen hat, dann spürt man das, weil es weh tut." Aber der Krieg im Kopf schmerzt nicht. Er verändert langsam die Persönlichkeit.
Die Abteilung VI für Psychiatrie und Psychotherapie im Bundeswehrkrankenhaus Berlin liegt im 3. Stock. Es gibt hier Soldaten, die erzählen jedem, den sie auf dem Weg dorthin treffen, von ihrem kaputten Knie oder den Rückenschmerzen, die sie behandeln lassen. Auf den letzten Metern vor der Eingangstür beschleunigen sie ihren Gang, in der Hoffnung, dass keiner sie sieht.
"Die Angst vor Stigmatisierung ist groß", sagt der Psychologe Heinrich Müller vom Sanitätsamt der Bundeswehr, "durchschnittlich vergehen vier, fünf Jahre, bis ein Betroffener über seine Probleme spricht." Die wenigsten Patienten landen im Bundeswehrkrankenhaus, weil sie bei sich ein Trauma vermuten. Meist sind Alkoholprobleme, ein Disziplinarverfahren oder Schlafstörungen der Grund.
Bettina und Mario Weißenfels sitzen schweigend im Esszimmer des kleinen Eternithäuschens. Auf dem Tisch hat Bettina Weißenfels Kerzen mit einem Stück Stoff drapiert. Das Sideboard zeigt eine Galerie von Fotos, auf denen die Söhne Colin und Kevin zu sehen sind. Daneben steht ein großes, grünes Herz. Weißenfels hat es vor ein paar Wochen für seine Frau aus Speckstein gehauen.
"Verpiss dich. Du gehst mir auf den Sack - solche Worte habe ich meiner Frau und den Kindern an den Kopf geworfen", sagt er und verbirgt sein Gesicht hinter den Händen. "Es ist überhaupt nichts Liebes oder Herzliches mehr an ihm", sagt seine Frau. Ihr fehlen seine kleinen Scherze, und gekitzelt, so wie früher, hat er sie schon lange nicht mehr. An diesem Abend sitzt sie meist stumm neben ihm.
Es ist sein alter Kommandeur, der ihn im vergangenen November, fast ein Jahr nach seiner Rückkehr, zum Therapeuten schickt. Im Bundeswehrkrankenhaus Koblenz wollen die Ärzte ihn gleich dabehalten. Aber Weißenfels sträubt sich. Als seine Frau droht, ihn zu verlassen, wenn er sich nicht behandeln lässt, fügt er sich.
Seitdem lebt Weißenfels von montags bis freitags im Bundeswehrkrankenhaus. Morgens Sport, mittags Ergotherapie, abends fernsehen auf dem Zimmer, einmal in der Woche Psychotherapie.
In der Nachbarschaft tuscheln sie jetzt. "Da hat der mal ein bisschen Krieg gesehen, und nun heult er rum." Selbst schuld sei er doch. Solche Sachen hat seine Frau neulich beim Einkauf aufgeschnappt. Bei der Feier zum 82. Geburtstag seines Großvaters ist bei Buttercremetorte und Käsekuchen sogar die Verwandtschaft über ihn hergefallen. Es gehöre sich nicht für einen Deutschen zu kämpfen. Jetzt liege er auch noch dem Staat auf der Tasche. "Du bist doch freiwillig dahin gegangen", sagte jemand.
In zwölf Monaten läuft das Krankengeld aus. Wenn die Bundeswehr bis dahin seine Beschwerden nicht als Wehrdienstbeschädigung anerkennt, "dann bin ich einfach nur ein arbeitsunfähiger Zivilist", sagt Weißenfels. "Dann werde ich zum Sozialhilfeempfänger. Dann ist mein Haus weg und sicher bald auch meine Frau." Den deutschen Behörden fühlt er sich ausgeliefert. "Sie sind doch selber schuld, wenn Sie zur Bundeswehr gehen", habe ihm letzte Woche die Frau auf dem Arbeitsamt gesagt, als mal wieder seine Akte nicht aufzufinden war. Er sei doch jung genug, um zu arbeiten. Danach hat er sich gefühlt, als hätte er im Gefecht gestanden. "Ich will doch nur ein bisschen Respekt."
Gestern war Weißenfels wieder mit seinem Hund im Wald spazieren. Nach zehn Minuten hat er gemerkt, dass er die Hundeleine hält, als wäre sie ein Gewehr. "Und dann habe ich wieder hinter jeden Busch, in jeden Gully, jede Wassertonne geguckt, als wäre ich auf Patrouille. Wenn ich nicht Frau und Kinder hätte, dann wäre ich längst wieder in Afghanistan", sagt Weißenfels bitter, "da habe ich doch gut funktioniert."
PTBS heißt der seelische Kollateralschaden des Krieges, Posttraumatische Belastungsstörung. 1980 sorgten die Veteranen des Vietnam-Kriegs dafür, dass die Krankheit in das offizielle Handbuch für psychische Störungen aufgenommen wurde. Dort heißt es, Posttraumatische Belastungsstörungen seien eine verzögerte Reaktion auf ein Ereignis, das intensive Angst, Entsetzen, Hilflosigkeit oder auch Schuldgefühle ausgelöst hat. Es ist die schwerste aller menschlichen Stressreaktionen, sie verändert den Charakter. 17 Prozent der amerikanischen Soldaten, die heute aus dem Irak zurückkehren, leiden darunter.
Laut Statistik der Bundeswehr sind seit 1996 offiziell 1659 deutsche Soldaten an PTBS erkrankt. Das wäre nicht einmal ein Prozent aller Soldaten, die an Kriseneinsätzen teilnahmen. Weißenfels, Matijevic und Müller sind in dieser Statistik nicht erfasst.
Es ist ein Mittwoch, kurz nach 14 Uhr, irgendwo zwischen Stade und Schwerin auf der Autobahn. Robert Müller sitzt in seinem schwarzen Golf-Kombi im Stau. Gas geben, bremsen, Gas geben. Es macht ihn nervös. Normalerweise würde er mit 220 Kilometern in der Stunde auf der Überholspur alles wegdrängeln, was sich ihm in den Weg stellt, sagt er. Auf dem Rücksitz liegt ein hölzerner Bogen. Daneben ein schwarzes Köfferchen mit
Munition. Drei Pfeile aus Glasfasern gepresst, so fest und spitz, dass sie töten können. "Die einzige Waffe, für die man in Deutschland keinen Waffenschein braucht", sagt Müller.
Er trägt eine schwarze Basecap, ein schwarzes Kapuzen-Sweatshirt und eine braune Cargohose. Er hat einen schlanken, durchtrainierten Körper und die Haltung eines Bodyguards. Müller war zwölf Jahre lang Fallschirmjäger. Die Kameradschaft, das Abenteuer, die Uniform haben ihm so gefallen, dass er sich nach dem Wehrdienst verpflichtet hat. Viermal war der Elitesoldat der Division Spezielle Operationen im Ausland eingesetzt, einmal im Koso-vo, dreimal in Afghanistan. "Kaum einer hat so oft die Engel gesehen wie ich", sagt Müller.
Alive Day nennen amerikanische Soldaten den Tag, an dem sie fast gestorben wären. Einer von Müllers Alive Days ist der 6. März 2002. Er überlebt an diesem Tag in Afghanistan die Detonation einer SA-3-Rakete. Die Druckwelle schleudert seinen Körper durch die Luft. Er kann nichts mehr hören. Die Detonation hat seine Trommelfelle zerstört. Sein Rücken brennt. Neben ihm liegt ein abgerissener Arm. Zwei deutsche Soldaten sterben an diesem Tag. Es sind die ersten, die in Afghanistan ihr Leben lassen. Ein Blick auf das Leben von Robert Müller ist der Ausblick auf das, was Mario Weißenfels noch bevorstehen könnte.
Müller hat den Stau auf der Autobahn hinter sich gebracht und lenkt seinen Wagen durch die Einöde Mecklenburg-Vorpommerns. Seit einer Viertelstunde sind ihm kein Mensch und kein Auto mehr entgegengekommen. Er hält vor einer kleinen Hütte, nicht mehr als ein spitzes, bis auf den Boden gezogenes Dach, direkt am Waldrand mit Blick auf eine riesige Wiese, in deren Mitte eine dicke alte Eiche steht. "Hier findet mich keiner", sagt Müller und lädt Pfeil und Bogen aus.
Am 6. März 2002 wird Müller aus Afghanistan ausgeflogen. Die Ärzte im Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz versorgen seine Brandwunden und ersetzen die Trommelfelle. Um den Schaden an seiner Seele kümmert sich keiner. Er hat überlebt. Als Soldat funktioniert er in den folgenden Jahren perfekt. Er besteht Überlebenslehrgänge für das Kommando Spezialkräfte mit Auszeichnung. 2005 bekommt er das beste Zeugnis des Bataillons. Er meldet sich für zwei weitere Einsätze in Afghanistan. Mit dem normalen Leben kommt er nicht mehr zurecht.
Mit seiner Drängelei auf der Straße sammelt er in anderthalb Jahren 15 Punkte in Flensburg. Nachdem Frau und Kind ihn verlassen haben, wohnt er eine Weile bei seinen Eltern. Nach einem Jahr erträgt er die Backsteinhaus-Buchsbaumhecken-Idylle nicht mehr, er zieht in die Kaserne. An den Wochenenden lebt er in seiner Hütte. Er heizt mit einem kleinen Petroleumofen. Das Wasser zum Waschen und Kochen schleppt er in Eimern aus dem nahe gelegenen See. Tagsüber schippt Müller einen Erdwall um sein Haus. Nachts schleicht er in einem Tarnanzug durch den Wald.
"Inzwischen ist es ja organisch", sagt er und schaut an sich herab. Er hat sieben Kilogramm abgenommen, Schuppenflechte an den Händen, morgens wacht er mit den roten Quaddeln einer Nesselsucht auf. Und er kann sich nichts mehr merken. Das macht ihm Angst. Wie soll er da einen Job finden?
Mit Pfeil und Bogen steht er hinter seiner Hütte und macht ein paar Probeschüsse. Alle Pfeile verfehlen knapp das Ziel, eine Rolle aus Dämmmaterial. Müller macht gerade eine Ausbildung zum Erzieher an einer der Fachschulen der Bundeswehr. Am Morgen hat er seine Arbeit über die Risikogesellschaft zurückbekommen. Es war eine Fünf plus. Müller hat seine Sachen gepackt und ist gegangen. "Ich kann mich einfach nicht konzentrieren." Er glaubt nicht mehr daran, dass er die Ausbildung schafft.
Am 30. April ist Müller von der Bundeswehr verabschiedet worden. Die guten Zeugnisse aus seiner Zeit als Soldat nutzen ihm nichts. "Auf dem Arbeitsmarkt werden keine Infanteristen gebraucht", sagt Müller, "oder haben Sie schon mal die Anzeige gesehen: Fallschirmjäger gesucht?" Für im Einsatz versehrte Soldaten gibt es inzwischen das Einsatzweiterverwendungsgesetz. Das verschafft Soldaten wie Müller, die auf dem normalen Arbeitsmarkt aufgrund ihrer Krankheit keine Chance haben, einen Rechtsanspruch auf Weiterbeschäftigung. Doch diese Regelung gilt nur für Soldaten, die nach dem 1. Dezember 2002 verletzt worden sind. Robert Müllers Alive Day kam für die deutsche Bürokratie achteinhalb Monate zu früh.
Müller hat in den letzten Wochen mehrfach E-Mails verschickt. Einmal macht er auf den Film "Straight Shooter" aufmerksam. Einen Film, in dem ein ausgebildeter Scharfschütze auf der Suche nach Gerechtigkeit Politiker und Behörden bedroht. Ein anderes Mal versendet er einen Nachrichtentext über die Geiselnahme in einem Leipziger Kaufhaus. Der Geiselnehmer fühlte sich ungerecht behandelt. Auch Müller fühlt sich ungerecht behandelt. "Ich bin eine tickende Zeitbombe, ich kann mit Sprengstoff umgehen, und ich kann töten", sagt er.
In den USA häufen sich die Geschichten über Elitekämpfer, die ihre Frauen erschießen. Über Kriegsheimkehrer, die Amok laufen. Seit Vietnam wissen Mediziner, dass mancher, der töten musste, nicht mehr aufhören kann damit. Der Golf-Krieg 1991 brachte den Oklahoma-
Attentäter Timothy McVeigh und den "Sniper von Washington" hervor.
2009 lief im texanischen Fort Hood ein Armeepsychiater Amok und riss 13 Menschen in den Tod. Im selben Jahr starben mehr US-Soldaten durch Suizid als auf dem Schlachtfeld im Irak. Die gesellschaftlichen Konsequenzen des Krieges sind in den USA kaum zu übersehen. Ein Drittel der Obdachlosen sind Veteranen. Drogenkonsum, Kriminalitäts- und Scheidungsrate liegen weit über dem Durchschnitt. In Deutschland sind die Folgen noch nicht so deutlich zu erkennen. Und Rückkehrer wie Weißenfels, Müller und Matijevic machen die Erfahrung, dass die Leute lieber weggucken.
"Hat jemand noch Fragen?", ruft Daniela Matijevic aufgekratzt von der Bühne herunter.
Stille, die Zuschauer im Lutherhaus in Osnabrück blicken auf den Boden oder ins Nichts. So schockierend war die "Kreativnacht" noch nie. Normalerweise melden sich Leute aus dem Publikum, um auf der Bühne zu singen, zu tanzen, manche spielen auf dem Klavier. Aber Matijevic hat aus ihrem Leben vorgelesen. Sie hat beschrieben, wie sie in einen verwesten Kindertorso greift. Wie zwei kleine Mädchen vor ihren Augen von einer Mine zerrissen werden. Und wie es sich anfühlt, sich das Blut der kleinen Mädchen aus dem Gesicht zu wischen. Als Matijevic auf der Bühne von einem Mann mit Gitarre abgelöst wird, sind alle erleichtert.
Daniela Matijevic ist 24 Jahre alt und bei der Hubschrauberstaffel in der Diepholzkaserne Rettungssanitäterin, als sie 1999 für vier Monate in das Kosovo geschickt wird. Der Militärische Abschirmdienst heuert die gebürtige Kroatin als Übersetzerin an. Sie dolmetscht, wenn Massengräber ausgehoben oder missbrauchte Kinder in einem Heim betreut werden. Sie sieht verstümmelte und verweste Leichen, wird Zeugin einer Erschießung und der Minenexplosion, von der sie auch im Lutherhaus erzählt hat. Als Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping die Truppe in Prizren besucht, wird sie für ihren Einsatz gelobt.
Matijevic ist eine stämmige Frau mit dunklen kurzen Haaren. Sie trägt Hemden über der Hose und ein Amulett aus Stahl am Lederband um den Hals. Sie redet viel, schnell und laut. Immer so, als müsse sie sich und die Welt von dem, was sie da sagt, noch überzeugen. Sie erzählt von unglaublichen Kopfschmerzen, bei denen sie immer denkt: "Bitte, bitte, Herr, mach doch, dass mich der Blitz trifft." An Schlaf sei da nicht zu denken. Alle zwei Tage ein paar Stunden - vielleicht, wenn es gut läuft. An ihrem Hinterkopf blitzt eine kahle Stelle durch das schwarze Haar. Drei frische Narben mit 21 Stichen genäht. Vor ein paar Wochen ist sie wieder mal zusammengebrochen und mit dem Kopf auf den Boden geknallt. Im Bücherregal steht ein Foto von Matijevic bei ihrer Vereidigung als Soldatin. Ein junges Mädchen steht da, knabenhaft, schlank, die Haut unter den Augen noch weiß, nicht violett. "Das daneben ist meine Freundin Sandra", sagt sie, "wir haben zusammen bei der Bundeswehr angefangen. Die ist heute Assistenzärztin." Matijevic wäre das auch gern geworden. Aber sie hat nach dem Einsatz nicht einmal mehr ihren Job als Rettungssanitäterin geschafft. "Ich war viel zu oft krankgeschrieben, als dass mich irgendein Arbeitgeber hätte behalten wollen", sagt sie.
Matijevic hat wie Weißenfels und Müller so viele schlechte Erfahrungen mit ignoranten Behörden, beleidigenden Nachbarn und Bekannten gemacht, dass sie in ihrem Kalender eine Liste unter der Überschrift "Wem ich vertrauen kann" führt.
"Nur ein Veteran kann einen Veteranen wirklich verstehen", sagt der sympathische Mann, Mitte vierzig, im blauen Pullover. "Veteranen sind normale Leute mit besonderen Erfahrungen." Daniela Matijevic schreibt mit. Das sind Sätze, nach denen sie sich seit langem sehnt. Sie musste weit dafür fahren.
Der Mann mit dem blauen Pullover ist Wiebe Arts, ein niederländischer Unteroffizier, der in Doorn, etwa eine Autostunde von Amsterdam entfernt, vor einem Flipchart steht und Matijevic das Veteraneninstitut erklärt. Es liegt in einem kleinen Wald, es gibt Bungalows für obdachlose Veteranen, ein Kurhaus und einen Verwaltungstrakt. 6 aktive Soldaten und 24 Zivilisten kümmern sich dort hauptamtlich um die Veteranen. Einer von ihnen sei rund um die Uhr erreichbar, sieben Tage die Woche, hat Arts gerade erzählt. Matijevic sitzt mit dem Niederländer an einem ovalen Konferenztisch, weil sie in Deutschland einen Veteranenverband gründen will.
"Nicht alle Veteranen sind Kriegsverbrecher, das muss man der Bevölkerung erklären", sagt Arts. Um politischen Druck zu entfalten, sei es wichtig, deutlich zu machen, wie viele Veteranen es in Deutschland gibt und wer sie sind. "Auch in den Niederlanden denken die Menschen, Veteranen seien nur alte Leute. Dabei sind unsere Kriegsheimkehrer zwischen 23 und 107 Jahre alt. Wenn die Bevölkerung das nicht weiß, kann sie das nicht anerkennen. Und Anerkennung ist wichtig."
In Den Haag kann man die Anerkennung an einem Samstag im Juni hören und sehen. Es ist Veteranentag. In der von der Mittagssonne aufgeheizten Innenstadt stehen alte Männer, kleine Kinder, junge Paare. Drei Generationen haben sich unter den orangefarbenen Fähnchen versammelt, die überall in der Stadt wehen. Die einen laufen in Dreierreihen zu Marschmusik durch die Straßen. Die anderen stehen am Rand und applaudieren. Es ist kein frenetischer Applaus. Es ist ein sattes, ruhiges Klatschen. Die Niederländer feiern an diesem Tag nicht. Sie zollen Respekt.
Einmal im Jahr, immer an einem Samstag im Juni, ziehen Männer und Frauen, die in Indonesien, Neuguinea, im Libanon, im Kosovo oder in Afghanistan ihr Leben riskiert haben, in einer Parade durch die Straßen. Ben van Eldik ist an diesem Samstag gekommen, "weil ich hier alte Freunde wiedertreffe und weil der Krieg seit 1959 zu meinem Leben gehört", sagt der 71-Jährige. Er war zwei Jahre in Neuguinea. Seiner Tochter Monique, 42, die er untergehakt hat, wusste lange nichts davon.
Auf einer Festwiese wird auf zwei großen Videoleinwänden die Ansprache des Verteidigungsministers übertragen. "Ich danke allen unseren Soldaten für ihren großartigen Einsatz in Afghanistan", sagt er. Ein Mann im Blümchenhemd nickt. "Ich bin Pazifist", sagt er, "aber diese Soldaten machen einen verdammt schweren Job. Dafür haben sie Respekt verdient."
Eines der ältesten Epen der Weltliteratur handelt von einem Kriegsveteranen, der sich bei seiner Heimkehr aus dem Trojanischen Krieg zu Hause nicht mehr zurechtfindet. Als Odysseus nach zwei Jahrzehnten die Heimat durch den Nebel schimmern sieht, scheint ihm die Stätte seiner Geburt fremd. Fremder als viele Ufer, an denen er auf seiner langen Reise vor Anker ging. Obwohl es so lange Erfahrung mit Kriegstraumata gibt, scheint der Umgang damit nach jedem Krieg eine neue Herausforderung zu sein. Kriegszitterer, so nannte man die Soldaten, die nach dem Ersten Weltkrieg scheinbar unsinnige Panikattacken durchlitten. Die Druckwellen explodierender Bomben und Granaten hätten ihr Gehirn zerstört, nahmen Psychiater damals an. Die Bevölkerung hielt sie für Schwächlinge oder Simulanten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Deutschen die Täter, so dass es den Soldaten nicht erlaubt war, die eigenen Wunden zu beweinen. Erst neuerdings halten Historiker und Psychologen all die prügelnden Väter, die im Nachkriegsdeutschland eisig an den Kopfenden der Esstische thronten, für das Ergebnis eines intensiven Verdrängungsprozesses, der auch den Kriegsheimkehrern von heute das Leben schwermacht.
Seit dem Zweiten Weltkrieg lehnen viele Deutschen alles Militärische ab. So werden therapiebedürftige Soldaten von der Generation der Pazifisten und Kriegsdienstverweigerer belächelt. Wer mit Parolen wie "Soldaten sind Mörder" aufgewachsen ist, hat für die Krieger auf der Couch nur Hohn und Spott übrig. Tod und Verwundung gelten als selbstgewähltes Berufsrisiko.
Mario Weißenfels ist den Kampf um Anerkennung leid. Kürzlich hat er versucht, seine Einsatzmedaille aus Afghanistan bei Ebay zu versteigern. Nicht ein einziges Gebot hat es gegeben. "Der Dank des Vaterlands ist offensichtlich nichts wert", sagt er. "Wir leben halt in einem Land, in dem Politiker lieber eine Lena Meyer-Landrut vom Flughafen abholen als ihre Soldaten."
Robert Müller fühlt nur noch Hass. Wenn das mit der Ausbildung zum Erzieher nichts wird, will er als Söldner zu Blackwater gehen.
Daniela Matijevic hat den Veteranenverband gegründet. Es gibt ein Logo, eine Internetseite, ein Konto für die Mitgliedsbeiträge und die Satzung für den eingetragenen Verein. Die Kopfschmerzen sind nicht weg, aber der Lebensmut ist zurück. "Der Soldat kämpft wieder", sagt sie. ◆

(*1) Bei einer Kaffeepause mit einem amerikanischen Soldaten in Afghanistan 2005.(*2) Mit dem damaligen Verteidigungsminister Rudolf Scharping in Prizren 1999.
 
Hallo rthenrw,

herzlichen Dank für die Eistellung des "Spiegel" Berichts.

über das Thema "Kriegseinsatz" und Traumatisierung habe ich mich im Sommer dieses
Jahres mit einem (weitläufig Verwandten) diensthabenden Major der Bundeswehr unter-
halten. Er selbst war auch 2 oder 3 mal im Kosowo. Aus seinem langen Erfahrungsbericht
habe ich einige Sätze behalten:

Die Soldaten werden auf eigenen Wunsch sofort mit ihren Angehörigen zusammengeführt.
Mit unbeteiligten, liebenden Menschen kann jedoch ein Soldat der aus einem Kriegsgebiet
kommt und unbeschreibliches und unverständliches erlebt hat nicht s p r e c h e n .

Vor allem wollen unbeteiligte Menschen nichts von Grausamkeiten und Tod hören.

Er sagte:

Männer, die aus einem Kriegsgebiet kommen ,sollten zunächst einige Zeit ( l a n g e )
mit ihren Kameraden zusammenbleiben um noch alles Erlebte ausführlich miteinander
vielmals besprechen zu können. So würde ihnen die Möglichkeit gegeben sich selbst
zu therapieren. Soldaten könnten Schwächen eigentlich niemals zulassen, somit wäre
eine erfolgreiche Psychotherapie fast nicht möglich.


Viele Grüsse

Meggy
 
Da kommen mir echt die Tränen .........

hört bitte auf "diesen Sülz" in diesem Forum zu verbreiten!

Sowas dient m.E. nur dazu, den Fachärzten die Messlatte zur Feststellung und Befundung einer PtBS höher zu schrauben, und damit nur noch Kriegstraumatisierten diese Diagnose stellen zu können.

Ein Hohn all jenen, die durch Unfall, Vergewaltigung, Überfall usw. traumatisiert wurden. Denen würden nämlich in der Konsequenz auch nicht mehr die Therapiemöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden.

Warst du im Krieg (für "den Staat") wirst du therapiert - warst du kein Berufssoldat (für "den Staat") siehst du mal zu wo du bleibst ......... Ein Teufelskreislauf - oder?

Höchst bedenklich :(
 
Liebe Forummer,
ich gehöre zur Nachskriegsgeneration, aber im Nachkiegsberlin waren wir "trümmern"; denn jeder hoffte inständig das Lager eines Schuhladens zu finden; denn Schuhe waren die Tauschware.
Natürlich sind wir bei unseren Buddeleien auch auf Bombenopfer gestossen, sie wurden behandelt wie "normaler" Schutt, nämlich an die Seite geräumt.
Ich halte die ganze PTBS-Sache für Schwindel, sorry aber meine Meinung; denn wenn ein Teil davon realisierbar wäre, wäre meine Genaration, auch ein paar Jahrgänge davor, die Ihre Eltern und Freunde aus den Bombentrümmern zogen permanent traumatisiert.
Ich habe Flucht aus Schlesien, Einweisung bei widerstrebenden Bauern in Sachsen, Blockade in Berlin überlebt, aber eine PTBS ist mir nicht vorgekommen, nun meine Frage: Seit wann gibt es PTBS?
Ein ratloser
Paro
 
Hallo paro, ich habe Dir einen Link reinkopiert, wo Du nachlesen kannst, wann ein Trauma dokumentiert wurde:

http://de.m.wikipedia.org/wiki/Posttraumatische_Belastungsstörung


Ich hoffe, dass Dir die nötigen Informationen helfen Deine Fragen zu beantworten.....
Auch möchte ich Dir noch schreiben, dass man das nicht pauschalisieren kann. Jeder Mensch ist anders, jeder reagiert anders. Wenn ich an die NachkriegsgeneratIon denke, die ich kenne und kannte, kann ich nur sagen, dass ein Teil dieser Menschen schwer traumatisiert sind. Früher gab es wenig Therapiemöglichkeiten. Es wurde nicht ernst genommen und die Beschwerden wurden als Depression abgestempelt.
Viele Grüsse von frido, der über Pauschalisierungen etwas entsetzt ist
 
Hallo Frido,
schönen Dank für den Link.
Aber bis auf die ausdrücklichen Katastrophen, sind doch alle Menschen derartigen Belastungen ausgesetzt.
Die hilflose Wut, die einen pakt, wenn man sich z.B. 11 Jahre mit einer BG rumschlägt, wenn man genau weiss, dass man recht hat und immer wieder wird getrickst und manipuliert.
Auch wenn man darüber älter und älter wird, ein Stück Lebensplanung den Bach runtergeht, ist es doch nur ein Grund zu sagen: "Jetzt erst recht".
Na ja, nichts für Ungut, die einen so, die anderen so.
Einen schönen 3. Adventssonntag
Paro
 
Hallo Paro,
da gebe ich Dir recht. Ich habe verschiedene"Baustellen" , wo ich kämpfen darf. Es geht bei mir ins sechste Jahr und bin zwischendurch sehr wütend und traurig, weil ich unschuldig bei dem Arbeitsunfall war. Die gegn. Versicherung, die nicht zahlen will, die BG, die alles in die Länge zieht und nebenbei Gesundheit wieder aufbauen, und noch vieles mehr. Ich kann und konnte das nicht mehr verarbeiten. Was ich Dir nur sagen möchte ist, dass mein komplettes Leben den Bach runtergegangen ist. Ich bin immer wieder aufgestanden und sage auch jetzt wie Du: Jetzt erst recht.
Außenstehende verstehen das nicht, womit man momentan beschäftigt ist. Sie meinen, dass wir einen sehr guten Sozialstaat haben, der alles bezahlt.
Da erkläre ich nicht mehr viel, weil es nicht zu verstehen ist, was mit uns so passiert.
Ich wünsche Dir auch einen schönen dritten Advent.
Liebe Grüsse von frido
 
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