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Wie Unfallversicherung in 20 Jahren auftretende Folgeschäden melden?

nand

Neues Mitglied
Registriert seit
26 Mai 2020
Beiträge
12
Hallo,

Am 19. April 2020 hatte ich einen Unfall mit einer Hüftgelenksfraktur (kein Arbeitsunfall).

Da Stufen im Bereich der Gelenkfläche verbleiben, entwickeln drei von vier Patienten im Laufe der Zeit eine schwere Coxarthrose (= Gelenkverschleiß am Hüftgelenk).

12-15 Monate nach dem Unfall sollte meiner privaten Unfallversicherung ein ärztliches Attest vorgelegt werden, aus dem hervorgeht, dass derzeit keine dauerhafte körperliche Beeinträchtigung vorliegt.

Die körperliche Beeinträchtigung tritt voraussichtlich erst in 20 Jahren auf.

Frage 1:
Wie muss das ärztliche Attest gestaltet sein, dass die Versicherungsgesellschaft im Falle einer dauerhaften Beeinträchtigung in 20 Jahren Leistungen zahlt?

Frage 2:
Was ist der Unterschied zwischen "maximale Invaliditätsleistung" und "Invaliditätssumme" ?


Diagnose:
Diagnose.png



Leistungen meiner privaten Unfallversicherung:
Unfallversicherung.png
 
Hallo Nand,

herzlich willkommen hier im Forum.
Deine zweite Frage ist sehr schnell beantwortet.
Die maximale Invaliditätsleistung ist auf 1,03 Mio Euro begrenzt. Eigentlich sollte das Krankenhaustagegeld irgendwo auch noch eine Einschränkung in den Klauseln haben.
Dann kannst Du rechnen:
Invaliditätsgrad z. Bsp. 60% = 123.600 Euro Einmalzahlung ; 100 Tage Krankenhaus = 5400 Euro und nach 437 Monaten oder knapp 37 Jahren mit Monatsrente wäre die max. Invaliditätsleistung erreicht und die Versicherung braucht nicht mehr zu leisten.

Schwieriger die Frage, welche Invalidität wird Dir zuerkannt.
Aus den Versicherungsbedingungen sollte hervorgehen, dann nur Schäden, die bis zum 3 Jahr nach Unfall bekannt sind entschädfigt werden.
Nun ist der Arzt gehalten, die Spätfolgen Deines Unfalls mit zu schätzen und in seine Bewertung einzubeziehen. Und dies vor Ablauf dieser 3 -Jahresfrist.
Gegen die zu niedrige Berücksichtigung kannst Du dann etwas machen, aber die Versicherung auf Spätfolgen in Haftung zu nehmen wurde durch Gerichte eindeutig abgelehnt.
Die Versicherung hat diese Spätfolgen, die Ablauf der 3 Jahre nach Unfall bekannt sind mit zu berücksichtigen. Du bekommst also dafür eine entsprechende Invaliditätssumme. Eine Woche nach Auszahlung bekommst Du mitgeteilt, dass Du an Krebs zeitnah verstirbst, also der Spätschaden nie eintreten wird, Du darfst die ausgezahlte Summe trotzdem verbrauchen. Dies soll beispielhaft verdeutlichen, dass beide Seiten ein gewisses Risiko bei so einem Vertrag zu tragen haben.
Vielleicht sind sie aber in 20 Jahren auch soweit, dass Du eine komplette Hüfte aus dem 3-D-Drucker ohne Arthrose eingesetzt bekommst.

Zufriedenstellend geantwortet und für Dich nachvollziehbar?

Gruß von der Seenixe
 
Hallo Nand,

gab es auch eine Gegenseite oder war der Unfall eigenverschuldet?

Info:

P. S. ich würde mit der REHA bzw. Belastung des Hüftgelenks langsam tun, dass sich ggf. wieder ein
Ersatzknorpel bilden kann. Das Klinik Bla Bla mit einer vorschnellen Teil und Vollbelastungo_O :rolleyes:
ist nicht immer gut.
Magnetfeldtherapie, Wassergym. , leichtes Ergometer Training mit wenig Watt und höherem Sattel kann ich anraten.
Es geht um die durch Bewegung-Schmierung-Ernährung des Knorbels.


Grüße
 
Hallo,

danke für die ausführlichen Erklärungen. Unglaublich hilfreich.

Es kann sein, dass ich keinen vollen Anspruch auf Leistungen habe, weil mein Unfall teilweise meine Schuld war. Ich fuhr mit einem Longboard einen steilen Berg hinunter, obwohl ich nicht wollte. Ich hatte mein Gehirn für eine Sekunde ausgeschaltet und stand plötzlich auf dem Brett, das mit mir den Berg hinunter raste. Nachdem ich über eine Unebenheit (ca. 4 cm) gefahren war, verlor ich meinen Halt und fiel seitwärts zu Boden. Ich schlitterte mit den Handgelenken voran über Kieselsteine und Glasscherben. Folge: Hüftfraktur bzw. Acetabulumfraktur (meine Handgelenke waren zum Glück mit Protektoren geschützt). Ich habe keinen Alkohol getrunken. Ich hätte andere Personen in Gefahr bringen können.

Die operierenden Chirurgen der Klinik teilten mir mit, dass ich in 10 - 20 Jahren aufgrund des Unfalls mit einer Coxarthrose rechnen müsse.
Wer bescheinigt mir die vermuteten Spätfolgen für die Unfallversicherung? Mein Hausarzt? Ein Gutachter?

Können Sie abschätzen, für welchen Prozentsatz des Unfalls ich verantwortlich war (quasi als prozentuale Kürzung der Versicherungsleistung)?
 
Hallo Nand,
Unfälle passieren und bei Deiner privaten Unfallversicherung dürfte es keine Mitschuld bei Deiner Schilderung geben.
Wie Du damit umgehen kannst, solltest Du hier finden.
Du wirst Deine Unfallversicherung auffordern müssen und ein Attest über verbleibende Schäden vom Hausarzt einsenden. Dann wird ein Gutachten erstellt. Wie sind denn derzeit noch die Einschränkungen? Oder stellst Du nur auf die eventuelle Arthrose ab?

Gruß von der Seenixe
 
Hallo,

danke der Nachfrage. Zur Zeit bin ich in Panik was die Heilungchancen und Folgeschäden angeht.

Zum Beispiel:
1. Mein Hausarzt sagte mir letzte Woche, dass ich keine Schmerzen mehr haben sollte, da die Knochenheilung bereits abgeschlossen ist.
Ich bin nicht mehr auf Opiate angewiesen, aber im Hüftbereich fühlt es sich an als hätte ich mir irgendetwas verdreht.
Momentan bin ich definitiv durch Schmerzen bewegungs-eingeschränkt.

2. In der letzten Woche habe ich versucht, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Derzeit nimmt mich jedoch (und aufgrund der unsicheren Situation) keine BU-Versicherung.

3. Letztlich wird die erforderliche Anschlussheilbehandlung verzögert. Eine Rehabilitation (Reha) ist erst im Oktober möglich, da zahlreiche Rehabilitationsteilnehmer auf Wartelisten stehen.

Was ich nicht ganz verstehe und sehr interessiert, ist, warum ich nach dem Unfall und nach den Operationen kaum noch Kraft habe, mein Bein anzuheben, es abzuwinkeln usw.
Also Kraft, die von der Hüfte kommt.

Wurde die Hüfte aufgrund eines Traumas gelähmt, so dass die Muskeln kaum arbeiten können, oder wurden Sehnen und Muskeln durch die erforderliche Operation getrennt?

Zumindest hat die Mobilität nach Physiotherapieübungen tatsächlich Fortschritte gemacht.
 
Hallo Nand,

der Bruch samt OP sind seit Mitte April nicht mal zwei Monate her, da kann man noch gar nichts aussagen, ob und wie stark du mit Restbeschwerden rechnen musst. Gefühlsstörungen sind normal, falls Nerven durch die OP Schnitte betroffen sind, können auch die wieder zusammenwachsen bzw. "beleidigte" Nerven erholen sich nach und nach. Bei meiner KnöchelOP brauchte es Monate bis zwei Zehen sich von alleine bewegen ließen. Bei der Unterschenkel OP hat die Physio vom ersten Tag an über Wochen die willentlich nicht steuerbaren Zeh und Fußbereiche manuel hoch und runter bewegt. Ihre Meinung: die Muskeln wissen schon was sie machen sollen, haben es aber vergessen, denen müssen wir zeigen, hey so geht es, mach es mal selber. Das hat ein halbes Jahr gedauert, dann war der Ablauf - Signale ich will Zeh bewegen, Nerven melden es, Muskel führt es aus - wieder normal.
Jemand in meinem Bekanntenkreis hatte ein gebrochenes Schlüsselbein und zwei Finger an der Hand waren w i e gelähmt. Das selbe Spiel - von außen bewegen, bewegen, bewegen, dann wird der Muskel angeregt und indirekt der Körper bekommt den Anstoß die Nervenheilung voranzutreiben.
Dass Nerven durch Stimulation zum Wachstum angeregt werden ist eine spezielle Physiotherapie. Habe das persönlich miterleben können bei einem süßen kleinen Mädchen, das leicht behindert zur Welt kam und leider auch blind. Über zwei Jahre hinweg bekam sie täglich eine spezielle Druckpunktbehandlung am Kopf, die teilweise sehr schmerzhaft waren. Das haben die Eltern auch zu Hause mit viel Geduld und konsequenz durchgehalten. Und tatsächlich hat sich der Sehnerv mit der Sehrinde entwickeln lassen und die kleine konnte mehr und mehr ihre Umgebung sehen.
Also frage deine Physiotherapeuten, die Hand an dich legen, was du zur Unterstützung der Heilung selber zusätzlich machen kannst.

Thema Versicherung: Es ist ja klar, dass eine Versicherung keinen aufnimmt, wenn der Schadensfall vor Abschuss erfolgt ist, egal ob Haftpflicht, Unfall oder Berufsunfähigkeit. Da könnte ja jeder kommen und schnell noch eine abschließen oder die Beiträge hochfahren, damit die Entschädigungsleistungen höher ausfallen. ansonsten über Jahre niedrigere Beiträge einzahlen.
Manche bieten dann an, diesen Schaden samt Folgen außen vor zu lassen und für neu eingetretene dann die Versicherungsleistung zu übernehmen. Schwierig wird es, wenn das der Fall sein sollte, Dann wird oft auf den ausgeschlossenen Fall verwiesen und eigentlich bei versicherten Fällen die Leistung verweigert.

scheinst ja ein sportlicher Typ zu sein: also nach Anweisungen trainieren, trainieren und nochmals trainieren, damit kannst du selber das Beste tun, deine Situation zügig für die Zukunft zu verbessern

Thema Schmerz: der Spruch, das ist gut verheilt, da kann nichts mehr wehtun, ha ha ha. Schmerz ist was ganz individuelles der eine bricht schier zusammen, dem anderen zieht es gerade ein bisschen, beide haben denselben Heilungsverlauf. Schmerz ist was ganz individuelles und kann nicht verallgemeinert werden. Eines ist bei dir aber wichtig: die Knochenheilung verläuft erwartungsgemäß, es sind keine Heilungsstörungen wohl ersichtlich und die Chance auf eine vollständige Wiederherstellung des Knochens besteht. Das hat aber gar nichts mit dem Wahrnehmen von Schmerz oder Nervenempfindlichkeiten zu tun.

LG Teddy
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

Vielen Dank für die tollen Ratschläge :).

Die Schmerzen haben sich in den letzten 2 Wochen gebessert und ich brauche nur einmal am Tag Schmerzmittel.

Jetzt habe ich ein kritisches Thema:
Ich bin einer der Glücklichen, die nicht sechs Monate auf einen Rehabilitationsplatz warten müssen (Nachbehandlung).
Vorgestern (8. Juni) habe ich überraschenderweise einen Termin bekommen. Meine Reha beginnt übermorgen (12. Juni).

Heute war ich im Krankenhaus für Röntgenaufnahmen. Der Arzt teilte mir mit, dass die Reha zu früh sei und empfahl eine Verschiebung von 3 Wochen auf Anfang Juli.

Heute ist genau 7 Wochen nach der Operation. Die Reha-Maßnahme sollte 10 Wochen nach der Operation erfolgen.

Auszug aus meinem Bericht:
Unfall war am 19.4. ; OPs am 20.4. und 21.4.
NZfrJ50.jpg


Der Anruf bei der Reha-Einrichtung mit der Bitte, den Aufnahmetermin um 3 Wochen später zu verschieben, wurde abgelehnt.
Dabei ist die Reha-Einrichtung für den zu früh vergebenen Aufnahmetermin verantwortlich, schließlich haben die meinen Bericht vom Klinikum nicht richtig gelesen.

Kann/Soll ich trotzdem - entgegen der ärztlichen Empfehlung - den Reha-Aufnahmetermin diese Woche antreten?
Ich habe die Befürchtung irgendetwas falsch zu machen und in 10 Jahren mit Spätschäden rechnen muss.
 
Hallo Nand,

Du schreibst der Rehaklinik jetzt ein Email (immer alles schriftlich!) mit Kopie Deines Kostenträgers (KK wahrscheinlich) und weist schriftlich darauf hin, dass Du zum jetzigen Zeitpunkt die Reha nicht antreten wirst entgegen ärztlichen Rat!

Man möge Dich bitte ab dem xx.xx.2020 zur Reha einplanen.

Ich habe den Verdacht, man möchte die Klinik wieder auslasten und versucht was geht ins Haus zu holen.

Aber Du hast auch nicht von der Reha, weil Du so gut wie keine Belastung hast. Was sollst Du denn da an Aktivitäten haben? Das wird eine Nullnummer für Dich.

Viele Grüße

Kasandra
 
Hallo,

Ja, die Reha-Klinik will ihr Haus voll besetzen. In meinem Fall ist die Reha-Klinik eine Aktiengesellschaft.
Und dann ist Gewinn wichtiger als die Heilungschancen des Patienten.
Wenn ich meinen Reha-Termin jetzt verschieben würde, wäre ein Zimmer nicht besetzt.

Die ganze Situation war ein physischer und psychischer Kampf.
Ich habe viel Zeit und Nerven aufgewendet, um den Reha-Platz zu bekommen (bereits 2 Änderungsanträge an den Versicherer).
Die Reha-Kliniken der Rentenversicherung haben frühestens in einem halben Jahr einen Platz für mich, daher habe ich Änderungen für eine zeitnahe Aufnahme in eine andere Reha-Klinik beantragt.

Ich schreibe jetzt eine E-Mail an die Reha-Klinik, auch als Protokoll für den heutigen Anruf.
Dass mein Aufnahmetermin zu früh angeordnet wurde und (wie du schreibst) eine Nullnummer wird.
Darüber hinaus einen Antrag auf einen Aufnahmetermin 2-3 Wochen später.

Muss ich die Kosten für das unbesetzte Zimmer bezahlen, wenn ich am 12. Juni 2020 nicht mit der Reha beginne?
Wäre es möglich, die für 3 Wochen geplante Reha am Freitag, den 12. Juni 2020, zu beginnen und um weitere 2-3 Wochen zu verlängern, damit ich auch mit Vollbelastung am Reha-Programm teilnehmen kann?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Nand,

um dich mal etwas abzuholen:



Natürlich muss man auch sehen, wie - sprich mit welcher Methode du operiert wurdest?!?

Der Trend geht zu "Fast-Track"! Hier die Erklärung:


Viele Grüße

Kasandra
 
Hallo Nand,

warum bist du so auf REHA und Vollbelastung verpocht?

Ich bin nach 2 Tage in der REHA :p wieder abgehauen bzw. nach 6 Wochen Extension im Bett im KH:eek:.
Danach eigenes Training und ambulante KG und gut.

Ich würde mir mit der Teil oder Vollbelastung gut Zeit lassen. Ein Ersatzknorpel muss sich bilden!
Das Bla Bla aus dem OP Bericht, ist eine allg. Aussage. Du muss auch selber spüren, was tut mir gut und was nicht.

Mir hatte z. B. Wassergymnastik, dezentes Hometrainer Training (durchbewegen-Durchschmierung) des Gelenkes und dezente KG gut getan.

Arthrose in 10-20 Jahren???

Eha, wenn du Pech hast, dann brauchst du in 3 Jahren, ein neues Hüftgelenk.

Ich würde alle Sportarten:eek: in der Zukunft (Joggen, Fußball, Bergwandern, Sprünge, Starkes Krafttraining usw.) mit starker Stoßbelastung meiden. Dito beruflich langes Stehen, schwere Lasten, lange Wegstrecken usw. Zugleich ggf. umschulen.

Warum.....ich bin nicht von gestern, hatte selber, eine schwere Hüftluxation-Trümmer Fraktur............

Grüße
 
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