Hallo J_F,
ich versuche gerne deine Fragen zu beantworten. Und die berufsbedingte Fragekrankheit kenne ich übrigens auch ;-)
1. Gern geschehen.
2. Anschlussinstabilitäten sind mögliche Folgen bei Versteifungen, da besonders die Wirbelsäulensegmente direkt ober- und unterhalb von Versteifungen einer deutlich größeren Belastung ausgesetzt sind als eine gesunde Wirbelsäule, bei der die Belastung gleichmäßig verteilt ist. Mein Arzt sagt immer, dass der liebe Gott die Wirbelsäule einfach nicht dafür konzipiert hat, solch eine Mehrbelastung auszuhalten. Aber es gibt auch Versteifte, die keine Probleme mit Anschlussinstabilitäten haben.
Zwischen der Probefusion und der endgültigen Spondylodese lagen 8 Wochen. Die Anschlussinstabilität machte sich nach 10 Monaten immer mehr bemerkbar. Die OP konnte ich aber dann noch eine Weile hinauszögern. 2 Jahre nach der Spondylodese musste die Anschlussinstabilität dann aber dringend operiert werden. Die Beschwerden durch die Anschlussinstabilität waren andere, da ja auch andere Halswirbelkörper betroffen waren.
3. Probefusionen werden nur selten gemacht. Ich kenne momentan nur einen Neurochirurg, der sie macht. Nachvollziehen warum das so selten gemacht wird, kann ich allerdings nicht. Eine Spondylodese ist nicht ohne und bringt auch einige Einschränkungen mit sich. Ob mir die OP Erleichterung verschaffen würde oder nicht, konnte man nicht mit 100%iger Sicherheit sagen. Falls die Probefusion keine Besserung gebracht hätte, hätte man das Metall, welches in der ersten OP in meine HWS gebastelt wurde, einfach wieder entfernt. Denn wozu Metall in der HWS haben und noch mehr Einschränkungen und Risiken in Kauf nehmen, wenn es den Patienten doch nicht weiterbringt.... Ich bin froh, diese Option gehabt zu haben.
4. Ich wurde im SRH- Klinikum Karlsbad- Langensteinbach operiert. Näheres dazu kann ich dir gerne in einer PN "erzählen".
5. Ganz ehrlich? Ich hatte eine riesengroße Angst vor den ersten beiden OPs. Am Abend vor der ersten OP war ich nur noch am Weinen und wollte alles absagen. Am nächsten Morgen wurde ich weinend in den OP gebracht und schlief (dank Narkose) weinend ein. Ich hatte noch niemals solch eine große Angst.
Nach den beiden ersten großen OPs habe ich mich ziemlich beschissen gefühlt. Ich wurde auf Intensivstation wach, angeschlossen ans Monitoring mit zig Kabeln, mit Blasenkatheter und zig Venenkathetern an Händen, Armen und sogar an Füßen. Die vielen Venenkatheter hatten mich etwas erschreckt und mir nochmal vor Augen geführt,dass das eben keine einfache Routine- OP war, denn in der Anästhesieeinleitung hatte man mir nur einen Venenkatheter gelegt, um das Narkotikum zu spritzen. Alles andere wurde gemacht als ich in Narkose lag (was eigentlich sehr nett war, denn die Venenkatheter, die dann noch hinzukamen, hatten nen ziemlich großen Durchmesser). Ich hatte starke Schmerzen, was ja nicht verwunderlich ist. Auf Intensivstation bekam ich aber immer sofort ausreichend Medikamente (das gute Zeug ;-)) gegen die fiesen Schmerzen. Ich konnte mich auch nicht selbst richtig bewegen und brauchte Hilfe, um mich zu lagern, was aber schnell besser wurde. Aber ich merkte auch unmittelbar nach OP, dass viele meiner Symptome rückläufig waren. Das machte natürlich Hoffnung. An die neue Stellung meiner HWS musste ich mich erst gewöhnen. Nach der ersten OP fühlte es sich so an als würde jemand an meiner HWS hängen und sie nach unten ziehen. Und es fühlte sich an, als hätte ich einen Hals wie ein Geier. Das war anfangs echt unangenehm und ich dachte,wenn das so bleibt, kann ich die endgültige Spondylodese auf keinen Fall machen lassen. Aber dieses Gefühl besserte sich Gott sei Dank. Die ersten Wochen nach OP besserte sich einiges, aber irgendwann war Schluss und mein Zustand stagniert etwas. Richtig zu schaffen machen mir leider die Schmerzen (auch wenn sich der Schmerzcharakter im Vergleich zu vor den OPs verändert hat). Ich habe ein chronisches Schmerzsyndrom entwickelt und bin auf Medikamente und Therapien angewiesen, woran die extrem verzögerte Behandlung nicht ganz unschuldig ist.
Was verstehst du unter "einigermaßen fit"?
6. Meine Kopfbewegung ist eigentlich in allen Ebenen komplett aufgehoben. Eingeschränkt ist man natürlich durch die fehlende Kopfrotation, wobei ich mich daran eigentlich relativ schnell gewöhnt habe, Die Schmerzen schränken mich allerdings viel mehr ein und bestimmen mein Leben. Mein selbstständiges Leben vor dem Unfall existiert nicht mehr.
7. Alle bisher angefertigten Gutachten (egal auf welchem Fachgebiet) sprechen für mich und sehen meine HWS- Verletzung klar als Unfallfolge an. Rentenversicherung und BG sträuben sich aber noch, mir Erwerbsminderungskeitsrente und Unfallrente zu zahlen. Gegen die Rentenversicherung habe ich Klage vorm Sozialgericht eingereicht und warte auf eine Entscheidung. Die BG forderte letztes Jahr noch zig Zusatzgutachten, nachdem ihnen die festgestellte MdE im Zusammenhangsgutachten zu hoch war. Die Zusatzgutachten wurden alle gemacht wurden und auch hier warte ich auf eine Entscheidung. Als Wegeunfall anerkannt wurde die ganze Sache aber. Die BG bezahlt auch OPs, Behandlungen, Therapien, Medikamente, aber sie zahlt seit fast 2,5 Jahren kein Verletzengeld mehr und auch keine Unfallrente.
Ich hoffe, du kannst mit meinen Antworten etwas anfangen...
Liebe Grüße
Mrs. Jinx