• Herzlich Willkommen beim Forum für Unfallopfer, der größten Gemeinschaft für Unfallopfer im deutschsprachigen Raum.
    Du besuchst unser Forum gerade als Gast und kannst die Inhalte von Beiträgen vieler Foren nicht lesen und so leider nützliche Funktionen nicht nutzen.
    Klicke auf "Registrieren" und werde kostenlos Mitglied unserer Gemeinschaft, damit du in allen Foren lesen und eigene Beiträge schreiben kannst.

wahrscheinl. verschuldeter Verkehrsunfall

Ferkelsmami

Nutzer
Registriert seit
23 Mai 2008
Beiträge
20
Ort
Niedersachsen
hallo,

zu erst einmal möchte ich mich entschuldigen, falls es so ein ähnliches thema schon gibt. Ich habe mich eben erst hier angemeldet, und erhoffe mir von diesem Forum etwas Hilfe.

Ich (w, 21) hatte vor knapp 2wochen einen Autounfall bei dem ein Motorradfahrer ums Leben gekommen ist. Ich schildere euch mal den Unfallhergang soweit wie ich ihn weiß:

Ich war von meinem Freund mit dem Auto auf dem Weg zu meiner Mama (ca. 130km entfernung) und mich bedrängte schon in einer Ortschaft die ganze Zeit ein Motorradfahrer von hinten, der mich dann kurz vor einer Ampel überholte... (Gedächtnislücke)... das nächste was ich weiß, ist dass ich aus dem auto ausstieg und den motrradfahrer zwischen meinem und dem davor stehenden auto eingeklemmt sah...
Der Motorradfahrer ist kurz nach eintreffen der Notärzte an der Unfallstelle gestorben, und ich habe direkt alles mit angesehen wie er von ersthelfern versorgt wurde, aber war selber nicht mal in der lage irgendetwas zu tun... ich stand total neben mir..
der genaue unfallhergang muss noch geklärt werden, und so wie es derzeit aussieht trage ich nicht die 100%ige schuld.. aber da ich vom unfall kaum was weiß, muss ich erstmal abwarten, was mein anwalt aus den polizeilichen akten erlesen kann...

Mir geht es seitdem ziemlich schlecht, ich kann nicht mehr richtig schlafen, habe angstzustände und konzentrationsprobleme. Hatte an der Unfallstelle und danach zwar psychologische Betreuung, und bin derzeit auch in ärztlicher Behandlung. Warte allerdings derzeit auf einen Therapieplatz, da ich einfach damit nicht klar komme, dass ich diese riesen gedächtnislücke habe und wegen mir ein Mensch ums leben gekommen ist...

Nun hat mir mein Anwalt (da gegen mich natürlich ein verfahren läuft wegen fahrlässiger Tötung) mir geraten, mit der Familie Kontakt aufzunehmen und ihnen eine Trauerkarte zu senden, in der ich reinschreibe, dass ich anteil nehme, aber eben kein schuldbekenntnis.

Soo, lange rede, kurze Frage... ich habe keine ahnung, was ich da genau reinschreiben soll, ich habe noch nie eine trauerkarte geschrieben und weiß auch nicht, wie ich die richtigen worte finden soll....

sollte ich lieber dann noch warten, bis ich das ganze etwas mehr verarbeitet habe? oder lieber doch jetzt eine karte schreiben? wenn ja, könntet ihr mir evtl. Tipps geben, was man da so reinschreiben sollte, oder stark vermeiden sollte?

Ich fühle mich so wahnsinnig schlecht, und wollte doch niemals einem Menschen das Leben nehmen :-(


Ich hoffe, ihr missachtet mich jetzt nicht, da ich ja mehr oder weniger hier in der "täter"- und nicht in der "opferrolle" stecke.
 
Zuletzt bearbeitet:
Verachten wird dich hier bestimmt niemand!
Du wolltest ihm doch nicht das Leben nehmen und du musst lernen, damit zu leben, daß das passiert ist. Selbst wenn du (mit)schuld an dem schlimmen Unfall bist hast du es nicht absichtlich getan!
Ich würde in die Karte reinschreiben, dass du sehr traurig über seinen Tod bist und der Familie viel Kraft wünschst.
Ich weiss nicht wie die Familie im Moment über dich denkt, aber ich finde es sehr wichtig ihnen deine Anteilnahme zu vermitteln, um Ihnen zu zeigen dass du Mitgefühl für Ihren Verlust eines geliebten Menschen hast. Das hilft auf jeden Fall Ihnen bei der Verarbeitung und dir auch
Schreib einfach mit Gefühl, das hast du hier ja auch getan, mach halt einen Entwurf und zeig das vor dem Abscicken deinem Anwalt, damit du nichts falshes reinschreibst. Wichtig ist dass sie damit merken, es sind nicht nur Floskeln.
Lass den Kopf nicht Hängen, du kannst es nicht ungeschehen machen, aber du wirst lernen müssen damit zu leben!
Ich wünsch dir ganz viel Kraft!
 
Hallo Ferkelsmami,

ich würde dir auch das raten was Braunabär geschrieben hat.

Dein Anwalt hat zurzeit klareren Kopf als du, deshalb wenn du eine Karte an die Familie des Verstorbenen schreibst, lass das zuerst checken.

Und denk auch dran, es kann dir im Moment nicht gut gehen mit der ganzen Last was du jetzt trägst. Es würde jedem normalen Mensch in deiner Situation so gehen.

Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld,
liebe Grüße,
Hela
 
Hallo Ferkelsm...!

Mit der Schuld ist das so eine Sache.
Habe versucht mir vorzustellen wie das passiert sein kann.
ER bedrängte Dich die ganze Zeit, kurz vor der Ampel war vielleicht rot.
Dadurch dass es kurz vor der Ampel war und er "nur kurz" überholen konnte, rutschte er vielleicht weg und vor Dein Auto.
Könnte mir vorstellen, dass Du vor Schreck nicht mehr bremsen konntest.

Kann sogar sein, dass Du keine oder fast keine Schuld hast.
Natürlich fühlt man sich bei so einer Sache immer schuldig.
Ich habe auch eine Radfahrerin erwischt und mir ging es, so wie Dir.
Zwar war die Frau nicht tot-aber kurz davor.
Kein Mensch konnte mir ausreden, dass ich nicht schuldig sei.
Mein RA war der auch der Meinung ich sei Schuld.
Jede Nacht träumte ich davon und wachte dann schweissgebadet, schreiend auf.
Hatte mir beim Versuch das Auto anzuheben einen Wirbel ganz übel gebrochen-einerseits war es mir egal und andererseits dachte ich-dass ich es verdient hätte.
Gegen mich wurde auch ermittelt wegen "Fahrlässiger Körperverletztung"
Weisst was rauskam-ein halbes Jahr später?
Ich war nicht Schuld-weil sie auf der falschen Seite fuhr.
Trotzdem fühlte ich mich schuldig, weil ich eben vor Schreck auch nicht bremsen konnte.
Zwar hat mir das Urteil geholfen-irgendwie-trotzdem kann ich es nicht vergessen, zumal ich jetzt erfahren habe, dass die Frau nach 2.5 Jahren
verstorben ist.
Ich sage mir immer noch manchmal-muss fast jeden Tag an dieser Stelle vorbei, wäre ich doch bloss später gefahren oder hätte ich nicht den Schlüssel vergessen und hätte zurückfahren müssen, wäre es nicht passiert.

Aber es ist nicht mehr so schlimm für mich,
die Zeit lässt es verblassen.

Mach Deine Therapie, versuche mit Deinem RA rauszubekommen,
was überhaupt passiert ist und lass Dir Zeit mit dem Brief.

Gruss
maja

PS. mir ist so etwas auch mal passiert- mit dem Motorrad.
Allerdings war das keine Ampel sondern eine Kreuzung und ich hatte nicht überholt.
Das Auto, welches vor mir fuhr bremste auf einmal an dieser Kreuzung, ich bremste, verriss und
rutschte weg.
Wäre hinter mir ein Auto gefahren, ich auch dazwischen gekommen.
So hatte ich Glück im Unglück.
 
Zuletzt bearbeitet:
hallo Ferkelsmami,

ich möchte dir sagen das ich mit dir fühlen kann soweit ich das sagen kann,oder darf da mir so eine situation gott sei danke bis jetzt erspart geblieben ist.aber man sollte sich schon darüber im klaren sein das wenn man ein auto bewegt, einem jeden so eine situation jeden tag passieren kann.
und egal wie du jetzt handelst, du hast keinen einfluss auf die gefühle,die die hinterbliebenen jetzt durchleben.
du kannst nur deine anteilnahme aussprechen,um deine gefühle zu verarbeiten aber einen einfluss egal was du dir jetzt auch wünschen magst hast du nicht,es ist leider so.
es ist aber auch niemanden damit geholfen wenn du jatzt versuchst etwas gut zu machen was im nachhinein nicht mehr rückgängig zu machen ist.
du kannst nur an dir arbeiten,und das musst du auch,für dich und für dein privates umfeld.

und so wirklich helfen kann dir glaube ich nur ein spezialist,ich hoffe für dich das du erfolg und kraft hast mit deine schmerzen umzugehen.

gruss fortuna
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Ferkelsmami

Erstmal herzlich willkommen bei uns im Forum. Wie Du vielleicht gemerkt hast verachtet dich hier absolut keiner. Ich sehen es genauso wie Maja. Du hast ja geschrieben das Du ausgestiegen bist und der Motorradfahrer zwischen 2 Autos eingeklemmt war. Vielleicht ist bei seinem Überholvorgang die Ampel auf rot umgesprungen und er hat sich zwischen dich und deinem Vordermann gedrängelt. Entweder hat er dabei deinen Vodermann gerammt und ist dabei gestürzt oder er ist gerutscht. Ich glaube auch nicht das du Schuld an dem Unfall trägst.
Ich glaube auch nicht das irgend jemand denkt du hast das mit Absicht gemacht. Vergiß diesen Gedanken bitte,bitte ganz schnell.

Ich kann sehr gut verstehen wei Du dich fühlst. Du wirst es mit Hilfe verarbeiten, aber es braucht seine Zeit. Was ich sehr gut finde ist das du dich sofort in Behandlung begeben hast. Mein Bruder wurde auch einmal mit dem Fahrrad niedergemetert, weil er verkehtrum in die Einbahnstraße reingefahren ist. Der Fahrer war noch am gleichen Tag bei meinen Eltern und hat sich mehrfach entschuldigt und geweint obwohl er gar nichts dafür konnte. Er hat meinen Bruder im Krankenhaus besucht. Auch mir ist mal ein Kind auf einer stark befahrenen Straße vor mein Auto gesprungen. Ich konnte jedoch noch bremsen, aber ich bin ausgestiegen und habe mit dem Kind geschimpft. Ich habe bis nach Hause gezittert.
Du wirst sehr lange brauchen um das ganze zu verarbeiten, aber du bist auf dem richtigen Weg. Nach und nach wird es verblassen. Laß dir mit dem Schreiben an die Familie Zeit und zeige es vorher Deinem Anwalt. Ich würde vielleicht erst schreiben wenn du weißt was wirklich passiert ist.

Was ist eigendlich mit dem Auto das vor Dir gestanden hat? Hat der irgendwas gesehen und könnte eventuell Aufklärung bringen? Oder gab es Zeugen die gesehen haben wie es gelaufen ist ?

Ich hoffe das Deine Familie und Dein Freund jetzt für Dich da sind. Ich hoffe du bekommst bald einen Therapieplatz.
Du kannst jeder Zeit Deine Gedanken und Gefühle hier niederschreiben, wir werden versuchen Dir zu helfen.

Ich wünsche Dir viel Kraft, dass Du so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommst.

Schreibe uns bitte wie es weiter geht und was Dein Anwalt rausbekommen hat.

Liebe Grüße
 
vielen dank, für die einfühlsamen worte von euch. es tut gut, zu hören, dass man mich versteht.
Okay, meine Ärztin versteht mich auch und unterstützt mich so gut es geht, und meine Freunde auch, aber eben waren diese nie in so einer situation und gehen damit um, als wäre dieses Thema nach ein paar Tagen gegessen und man kann zum normalen Tagesablauf übergehen, ich will ihnen damit auch kein vorwurf machen, weil sie eben nicht wissen wie man sich bei sowas fühlt... aber es ist schon schwer für mich...

Was ist eigendlich mit dem Auto das vor Dir gestanden hat? Hat der irgendwas gesehen und könnte eventuell Aufklärung bringen? Oder gab es Zeugen die gesehen haben wie es gelaufen ist ?

Das auto vor mir, da weiß ich nur noch, dass der fahrer ausgestiegen ist um erste hilfe zu leisten und um den notarzt zurufen, nachdem ich ihn drumgebeten habe, weil ich selbst das nicht konnte. ich hoffe sehr, dass er zufällig vorm unfall in den rückspiegel geschaut hat... es waren auch einige fußgänger und fahrradfahrer anwesend, die auch etwas gesehen haben könnten.. aber am meisten setze ich derzeit meine hoffnung auf den autofahrer der hinter mir gefahren ist.. ich hoffe, dass der, der hinter mir und dem motrradfahrer war, und den überholvorgang und das bedrängen gesehen haben müsste, vorher nicht abgebogen ist oder so...

muss jetzt noch bis nächste woche warten, da die akte schon bei der staatsanwaltschaft liegt und die erst von dort zu meinem RA muss. hoffe sehr, dass es am besten schon Montag ist... bin total angespannt deswegen, weil ich angst habe dass ich doch die volle schuld habe...

meine ärztin hat mich nochmal für die nächsten 3tage (bis mittwoch) krankgeschrieben.. und ich bekomme stimmungsaufhellende medikamente gegen die angstzustände und was zum schlafen... und in knapp 3wochen habe ich die erste therapiesitzung *zumindest etwas positives*.
 
Hallo Ferkelsmami,

unser Sohn wäre bei einem unverschuldeten Motoradunfall fast ums Leben gekommen, der Unfallgegner hat ohne Skrupel ( kein vorrübergender Schock) die Unfallstelle verlassen ohne sich um unseren Sohn und dessen Beifahrerin zu kümmern. Gott sei Dank geschah der Unfall auf einer viel befahrenen Kreuzung und es waren andere Helfer zur Stelle. Ich will damit sagen, das dein tiefes Mitgefühl ( ob Schuld oder nicht Schuld ) unser menschliches Miteinander ausmacht, auch wenn du vor echtem Schreck nicht sofort in der Lage warst zu helfen hast du Hilfe auf den Weg gebracht. Ich wünsche dir von ganzen Herzen viel Kraft, und glaube mir ich hätte mir gewünscht der Unfallgegner unseres Sohnes hätte dein Mitgefühl gehabt.
 
[bitte keine Vollzitate des vorigen Beitrags!]

als ich eben deinen satzanfang las, war mein erster Gedanke "oh nein, nun schreibt dort jemand der mich hasst", aber als ich weiter las, war ich sehr beruhigt. Es tut gut zu wissen, dass jemand, der in der gegensituation war, versteht was ich fühle...

ihr seid alle echt lieb zu mir danke weiß gar nicht, wie ich das ausdrücken soll, aber ihr helft mir mit euren worten ungemein!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
halli hallo,

kurzer zwischenbericht:
hatte heute meine erste therapiestunde und bin wirklich froh, diesen schritt getan zu haben. fühle mich sehr gut bei der therapeutin aufgehoben. Allerdings hat mir die therapeutin gleich die illusion genommen, dass meine erinnerungen komplett zurückkehren.. :-(

die staatsanwaltschaft hat die akte zum unfall immer noch nicht freigegeben.. sie ermitteln wohl noch in allen ecken und enden. was mir das ganze nicht wirklich einfacher macht :-(
 
Hallo ferkel..
by the way, lustiger name...
mach dir nicht zu viele vorwürfe wegen dem unfall. es gibt dinge im leben, die man nicht ändern kann... selbst wenn man es wollte.
gegen mich wird zur zeit wegen fahrlässiger tötung und gefährlicher körperverletzung in mehreren fällen ermittelt. für mich ist es auch nicht einfach und ich muß noch immer auf meinen therapie platz warten. zu allem überfluss hat mich auch noch die frau angezeigt,durch die ich fast gestorben wäre.
du solltest dieses ereignis zum anlass nehmen dein leben bewußter zu leben. dein therapeut wird dir dabei sehr helfen. aber am meisten mußt du dir selbst helfen und vorallem deine freunde und deine familie sollte dich hier unterstützen.
Mit der zeit werden die träume weniger werden und irgendwann wirst du auch wieder angstfrei autofahren können. doch du wirst es nie vergessen.
Die familie des opfers wird es dir später danken, daß du an sie gedacht hast. erwarte jedoch keine antwort.
ich wünsche dir alles gute!
 
Top