Grüß Euch, Ihr Diskutanten um die Kosten!
Das ist ein heisses Eisen, ich riskiere, dass ich mir die Finger verbrenne:
01
Ich räume gerne ein, dass kein Unfallopfer gerne auf Kosten sitzen bleibt. Schlecht, aber ich habe auch Verständnis für Rekobär: Das alles hat nämlich auch andere Seiten: Und die sehen z.B. so aus:
(a)
Oft ist es so: Da hat ein Unfallopfer ein Problem. Klarer Fall, ich muss ermitteln. Das tut man dann, weil das Unfallopfer auch gar nicht wissen kann, nach was genau gesucht wird. Wie soll dann der unfallverletzte Zeitgenosse dann den Beweis herbringen?
(b)
Nun, also schön: Dann ermittelt man. Um wirklich alle Spuren zusammenzuhaben, fährt man dann zum Unfallauto und
- sucht im Innenraum nach Anschlagspuren des Kopfes an der Dachsäule,
- nach Spuren der Hitze (Anschmelzspuren) auf dem Sicherheitsgurtband (aha, starke Energiebeaufschlagung, ein Hinweis darauf, dass der Passagier angegurtet war),
- baut die Blinkerlampe aus dem zerstörten Scheinwerfer aus, um sie analysieren zu lassen ob damals, just, als der Glaskolben im Unfall zerplatzte, der Glühfaden heiß war
(= das Ende der Ausrede "hat nicht geblinkt").
Scheinwerfer ausbauen: Ach! Das klingt einfach. Drei Schrauben auf, Stecker abziehen, fertig. Von wegen. Der Scheinwerfer will freiwillig nicht aus dem Schrotthaufen raus, alles verbogen, es klemmt überall, eine dreiviertel Stunde allein dafür, bis das elende Gelumpe endlich draußen ist....eine schwere Geburt.
Ja, so mühsam ist das. Aber: Wer solche Arbeiten immer kostenlos macht: Der weiß bald nicht mehr, von was er seine Miete zahlen soll. Dann ist der Helfer pleite und kann nicht mehr helfen. Das ist auch nichts!
02
Stundensätze:
(a)
Es hat von 2004 bis 2013 gedauert, bis die Stundensätze der Geldentwertung angepasst wurden...!
(b)
Was auch in den Stundensätzen drin ist: Da kauft man ein Computerprogramm zur Unfallnachstellung. Kostet, na ja, einige Tauend Euro. Dann ist man jedes Jahr allein dafür 2 Tage auf der Fortbildung für das Update des Programmes. Die kostet wieder, na ja: Mit Hotel und Anfahrt: Auch wieder 1.200,00 Euro, dabei war das Hotel "Schlafsack mit Duschkabine". Doch mit dem "pc-crash" ist ja der Fortbildungsbedarf nicht erledigt. Gibt wunderbare andere Sachen auch: Wie kommt man an Aufzeichnungen im Computer der Motorsteuerung heran, die so gesichert sind, dass nur das Werk weiß, wie man da hin kommt? Oder: "Was kann man bei Nebel um 17:00 Uhr am 29. Oktober gesehen haben, war da der Fußgänger überhaupt wahrnehmbar?" Früher hat der Ingenieur einfach mal geschaut. Heute braucht er kalibrierte Kameras.
(c)
Beim Arbeitnehmer ist es so: Sein Rentenbeitrag macht 40 % der Einnahmen aus. Weitere 40 % zahlt der Arbeitgeber (steht nicht auf dem Lohnzettel), weitere 20 % zahlt der Steuerzahler. Schon recht! Aber beim Selbständigen geht es so: Der zahlt seine Altersvorsorge zu 100 % allein. Na gut: Aber dann braucht er (von den 40 %, die der Arbeitnehmer auf dem Lohnzettel als Rentenversicherungsbeitrag sieht aus hochgerechnet) das 2,5-fache, um die gleiche Altersvorsorge zu bekommen.
Merkt ihr was?
03
Engagierte Helfer werden nie reich, das habe ich am eigenen Leib schon verspürt. Aber auch Helfer und sozial engagierte Menschen müssen in diesem Land von etwas leben.
04
(a)
Ich gebe Euch allen gerne zu, dass das Resultat nicht überzeugt. Das stimmt!
(b)
Aber - auch der Rekobär lebt in dem Land, in dem es so aussieht. Seien wir also froh, dass wir ihn haben, und seien wir froh, dass er von seiner wertvollen Fachmannschaft uns alle hier auch profitieren lässt. Herzlichen Dank, Rekobär, dafür!
(c)
Genau so sage ich aber auch Danke an alle, die sich mit den Verhältnissen so arrangieren können:
"O.k., hat schon was gekostet! Aber ohne Rekobär und ähnliche wär's viel schlechter geworden, also - die Rechnung zahlen wir dankend....".
So...habe ich mir die Pfoten verbrannt--?
ISLÄNDER