• Herzlich Willkommen beim Forum für Unfallopfer, der größten Gemeinschaft für Unfallopfer im deutschsprachigen Raum.
    Du besuchst unser Forum gerade als Gast und kannst die Inhalte von Beiträgen vieler Foren nicht lesen und so leider nützliche Funktionen nicht nutzen.
    Klicke auf "Registrieren" und werde kostenlos Mitglied unserer Gemeinschaft, damit du in allen Foren lesen und eigene Beiträge schreiben kannst.

schwerste Kopfverletzungen

fredchen2102

Nutzer
Registriert seit
11 Aug. 2007
Beiträge
13
Hallo,

erstmal kurz zur Erklärung: Der Sohn meiner Freundin hatte am 12.5. einen schweren Autounfall. Dabei zog er sich u. a. ein Schädelbasisbruch zu. Er wurde in ein künstliches Koma gelegt. Der Kopf wurde angebohrt um den Hirndruck zu senken. Der Hirndruck lässt sich aber auch jetzt nur durch Medikamente für kurze Zeit senken. Er steigt immer wieder an. Die Diagnose der Ärzte ist Hirnödem und mehrere Schlaganfälle. Den Grund für den Hirndruck können sie sich nicht erklären. Sie geben ihm eine Überlebenschance von 20%, wobei jetzt schon von großen Schäden des Hirns ausgegangen wird.

Meine Frage ist: Kennt jemand Spezialkliniken (in Oberbayern) die auf solche Fälle spezialisiert sind? Jede Hilfe und Info ist mir recht.

lg Ines
 
Hallo Ines,

Herzlich Willkommen hier im Forum. Der Anlass ist schon sehr schlimm. Da ich nicht aus dieser Gegend komme, kann ich Dir leider auch nicht mit einer Adresse helfen, aber vielleicht schauen jetzt noch einmal einige Mitglieder des Forums vorbei und können Dir eine Empfehlung geben. Die Unfallkliniken sind eigentlich für solche Sachen immer bestens gerüstet.

Alles Gute für den Sohn Deiner Freundin.

Gruß von der Seenixe
 
Vielen Dank für eure Hilfe. Der Link ist ganz nützlich. An Großhadern hab ich auch schon gedacht. Dort lag mein Mann vor nicht einmal einem halben Jahr nach einem schweren Motorradunfall. Ich werde den Link an meine Freundin weiterleiten.
Wem noch etwas einfällt. Bitte melden.

lg Ines
 
Hallo Ines,

bin selbst die Angehörige eines Schädel-Hirn Verletzten und weiss wie schlimm die jetzige Situation für die Familie und die Freunde ist. Du schreibst der Unfall war am 12.05 - also erst 5Tage her. In was für einer Klinik liegt er denn zur Zeit? - Nehme allerdings an, das er zur Zeit noch stark sediert ist, um dem Körper Ruhe zu geben. Oder ist das künstl. Koma schon ausgeschlichen? Zu uns sagte man damals ---(mein Freund lag in Ingolstadt auf Intensiv (PhaseA), das er die ersten 14Tage überstehen müsse. In dieser Zeit schwebte er ständig in Lebensgefahr - war also dem Tod näher als dem Weiterleben - --Danach müsse er sofort in eine Neurologische Rehaklinik (die nehmen auch beatmete Patienten(sogenannte PhaseB), um gleich mit gezielten Therapien beginnen zu können. Akutkliniken behalten SHT-Patienten nicht sehr lange. Positiv an Ingolstadt ist zu benennen, das es keine Besuchszeiten gibt - man konnte von 7.00-20.00Uhr bei seinem Angehörigen sein - was sich im nachhinein als positiv erwiesen hat , zum einen für meinen Freund und zum andern für die Familie, weil man nicht permanent der Angst ausgesetzt war, was passiert in diesem Moment , man konnte dabei sein. Negativ dort ist der sehr robuste Umgangston mit angstvollen Angehörigen und das es sehr viele Ärzte gibt, die alle ihren Senf dazutun - und jeder hat andere Meinungen /Ansichten. Reicht von: "Sieht alles nicht so schlimm aus bis wird nichts mehr."

Zwei gute Rehakliniken sind das Behandlungszentrum Vogtareuth -die nehmen Kinder/Jugendliche bis 20Jahre und Burgau(wohl mit die beste deutsche Rehaklinik auf dem Gebiet der NeuroFrühreha - sehr viel positives Feedback von Angehörigen).

Natürlich kommt es auch noch darauf an, was für Verletzungen außerdem Schädelbruch noch da sind, um so früh wie möglich gezielt mit der Reha anfangen zu können.

Seid einfach da für ihn. Streichelt, redet mit ihm - nie die Hoffnung aufgeben und glaubt den Ärzten nicht immer alles. Das Gehirn ist flexibel und kann sich neu strukturieren. Viele mit sehr schweren Verletzungen führen heute wieder ein fast normales Leben. Es kann ein kurzer schneller Neustart sein(meist bei jungen Leuten) oder ein langer Weg.

Liebe Grüsse
Kathrin
 
Hallo Kathrin,

ich möchte mich herzlich für deine Antwort bedanken. Es macht Mut, wenn man sowas liest. Das mit den verschiedenen Meinungen kenne ich, da mein Mann selber letztes Jahr einen schweren Unfall hatte. Auf der Intensivstation waren neun Ärzte mit den verschiedensten Meinungen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Gespräche mit weiblichen Ärzten nicht so niederschmetternd waren. Da hatte man wenigstens noch das Gefühl, dass sie einen verstehen. Am schlimmsten sind aber immr noch die Aussagen, dass er es nicht schafft.
Meine Freundin wurde z.B. schon nach einem Organspenderausweis von ihrem Sohn gefragt. Nach der Erstversorgung in Rosenheim wurde er (in der selben Nacht) in das Behandlungszentrum Vogtareuth verlegt. Aber wie du dir denken kannst greift man in einer solchen Situation nach jedem Strohhalm.
Mich würde interessieren, ob bei deinem Freund Schäden zurückgeblieben sind und wie lange er im Koma lag?
lg Ines
 
Kopfklinik Heidelberg

Hallo Ines,

mir ist die Kopfklinik Heidelberg (Nennt sich wirklich so) als sehr gut bekannt, v.a. auch bei schwer(st)en SHTs.
Google doch mal unter dem Namen, du fidest ne Menge.

NAtürlich ist das ein ganzes Eck weg von euch, aber wenn's hilft... .

Ihr könnt auch mal bei der Hannelore-Kohl-Stiftung nachfragen, die sich um ZNS-Verletzte kümmern.
http://www.hannelore-kohl-stiftung.de/index.html
(telefonisch erreichbar unter: 0228 97845-0)

Die können euch sicher auch noch gute Infos geben.

Alles Gute für den Verunfallten!

Grüße, Mark
 
Hallo Mark,

vielen Dank für die Informationen. Ich denke es wird sehr hilfreich sein. Ich werde sie gleich weiterleiten.
Und ich möchte mich nochmal bei allen für die hilfreichen Tips bedanken.

lg Ines
 
Hallo Ines,

mein Freund war ca. 4Monate komatös. Er hat aber in dieser Zeit sich entwickelt - jede Woche kam er weiter an die Oberfläche. Richtig erwacht (wenn man , das so nennen kann) ist er erst nach seiner KopfOP - Shunt (Hirnwasserableitungssystem) verlegt und Kopf geschlossen. Da hats aber auch noch ca. 3Wochen gedauert bis die Bewegungen auch für die Ärzte deutlich genug waren. In der Anfangszeit waren es kleine Zeichen: mal die Zehen bewegt, wenn man ihn aufgefordert hat oder die Hand geöffnet. Nach ca. 2Mon. konnte er den Kopf drehen und unter Anstrengung die Augen öffnen - er hatte bis dato geschlossene Augen. Wie man später rausfand wegen einer Lidheberschwäche(dieser Nerv war lädiert). Bis dahin galt er auch als tief komatös(zumindest bei den Ärzten) - weil erst das öffnen der Augen ein Schritt weiter ist (appallisches Durchgangssyndrom). Wenn man halt nach Lehrbuch vorgeht.... Mein Einwand, das er vielleicht die Augen ganz einfach nicht aufkriegt, aber es tun würde wenn es ginge wurde belächelt. Ich habe aber schon auf der Intensivstation seine Lider angehoben und da hat er mich immer angeschaut. Kein starrer Blick - sondern direktes Fixieren. Am schnellsten war mir klar, das er noch hören kann - 2Wochen nach dem Unfall. Als eine Schwester eine Ampulle in einen Blecheimer warf zuckte er erschrocken zusammen. Aber auch das natürlich nur mein Wunschdenken....Das er auch nicht blind sein konnte wurde mir dann auch bald klar - hab die Lider angehoben und ihm ein Bild von unserem Hund hingehalten - erst ging sein Blick zu mir, dann zum Hund. Man muss wirklich sehr genau beobachten.
Ich glaub ich war in dieser Zeit bei den Ärzten als Traumtänzerin mit Rieseneinbildungspotenzial verrufen, die man mit mitleidigen Blicken bedachte. Aber wenn sich von denen wirklich mal einer 1Stunde Zeit genommen hätte und mal genauer hingschaut - sie hätten es auch gesehen. Aber so war er dann halt das erstaunliche Wunder. Und jedes Mal hat man gesagt, das seine Verletzungen einfach zu schwer sind - und jetzt müsse der Stillstand mal kommen. Aber es ging immer weiter bis jetzt und immer noch. Bei uns ist es der beschriebene lange Weg. Der Unfall war am 9.2.07. Aber mittlerweile haben sich die Prognosen geändert. Es ist wohl alles drin, allerdings ganz ohne Restschäden wird es nicht gehen. Mein Freund kann kurze Strecken mit Hilfe gehen. Die Spastik in der linken Seite baut sich immer weiter ab. Er kann sich selbstständig im Rolli fortbewegen und er hat wieder Essen/Trinken gelernt(Ein Doktor fragte mich damal vor 1Jahr mal:"Hat er gerne gegessen?" ich ja natürlich "Das wird er nie wieder können!")
Er versteht fast alles - Leider kann er nicht mehr sprechen. er antwortet mit Nicken und Kopfschütteln.Ich denke aber das er wieder spricht. Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen...Sein linker Arm wird immer besser(O-Ton Arzt: Da sind keine Funktionen mehr drin) - er kann gezielt und bewußt die Finger bewegen. Sein Altgedächtnis(Ort, Personen, Raum) ist erhalten. Er hat uns alle noch gekannt und das ist gut - darauf kann man aufbauen. Er wirkt nicht verwirrt und verhält sich situationsbedingt richtig.

Zum Rauskommen aus dem Koma ist noch zu sagen, das es sich über Wochen hingezogen hat und es war eine harte Zeit. Das Durchgangssyndrom ist wohl im starken Maße von der Komadauer abhängig - je länger desto schlimmer.
Jede Kopfverletzung ist anders und man kann schlecht eine Aussage treffen, was sein wird.
Und am Anfang möchte man einfach nur, das sie überleben. Ich hab zu ihm gesagt, das wenn er sich davonstiehlt ich ihn nochmals umbringe. Nach die Organe wurden wir auch gefragt. Das die ja alle so gesund sind und man müsse ja nicht unbedingt die Maximaltherapie fahren, bei seinen Aussichten(Schwerstpflegefall). Man musste auch keine Maximaltherapie fahren, weil er auch so immer besser wurde von Tag zu Tag und die in Aussicht gestellten Krisen(Lungenentzündungen, Blasenentzündungen,...) einfach nicht kamen.
Aber ich wollte auch keinen SChwerstpflegefall(Wachkoma). Der Gedanke, das mein Mensch 20Jahre im Pflegeheim dahinvegetiert - 3Mal am Tag gedreht, hat mich die ersten Wochen und Monate verfolgt. Ich konnte in dieser Zeit kaum schlafen, dann hatte er auch dieses in Aussicht gestellte Schicksal überholt.
Es ist nicht einfach und es wird auch nicht einfacher. Die Tiefs kommen und gehen. Manchmal habe ich mich in dieser Zeit gefragt, ob der Tod nicht doch ....., aber er will leben und er will weiterkommen und das trägt mich auch.

Was sehr wichtig ist jetzt ist die Anwesenheit der Familie. Man muss zusätzlich zu den Therapien viele Reize setzen. Man kann nie zuviel tun.

So das war jetzt ziemlich ausufernd.
LG Kathrin
 
Hallo Kathrin,

ich danke dir für deinen Bericht und ich muss sagen :"Hut ab!" vor deiner Leistung. Ich denke immer, wenn nur ein Hauch einer Hoffnung besteht, gibt man nicht auf. Erschreckend finde ich nur immer wieder die Berichte über die Ärzte. Wie ich schon erwähnt hatte, hatte mein Mann am 16.06.2007 auch einen schweren Motorradunfall, wobei er sich den linken Unterschenkel amputiert hat. Dieser war auch leider nicht mehr zu retten. Aufgrund des hohen Blutverlustes musste er noch an der Unfallstelle wiederbelebt werden. Aufgrund der schweren Verletzung schwebte er die ersten Tage noch in lebensgefahr. Auch ich hatte mir mal erlaubt zu fragen, ob das Bein nicht mehr zu retten war. Der Arzt hielt mir das CT-Bild vom abgerissenen Unterschenkel unter die Nase und fragte mich, wie man den wohl hätte retten können. Noch besser war aber ein anderer Arzt, der mir erzählen wollte, dass er eh nichts mitbekommt. In dem Moment hat sich mein Mann aufgerichtet und auf den Schlauch in seinem Mund versucht zu deuten. Die sogenannten Götter in Weiß haben mich damals ziemlich um den Schlaf gebracht. Ich war immer heilfroh, wenn ein Arzt mit einer besseren Prognose anwesend war.
Aus diesem Grund beschäftigt mich auch das Schiksal von Fabian so sehr, da auch hier wieder eine menge unterschiedlicher Meinungen herrschen. Oft erfährt man aus Erfahrungsberichten von Opfern und Angehörigen mehr, als aus den Aussagen der Ärzte. Ich verstehe nach wie vor nicht, dass man eine Mutter am dritten Tag nach dem Unfall, nach einem Organspenderausweis ihres Sohnes fragt.

lg Ines
 
Top