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Schwerer Unfall - Wie lange kann es bis zur Reanimation gedauert haben?

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Hey Ich nochmal

In extrem Situationen ist der Körper so überladen mit Reizen, Hormonen usw da ist Zeit relativ.
Wenn man unter Schock steht, nimmt man alles anders wahr als die Außenstehenden.

Man zählt da nicht die Zeit, man wartet da nicht, man denkt da nicht.
Es spielt sich Alles wie in einem Film ab.
Der Körper läuft da in einem notprogramm.
Auch der Schmerz ist da unterdrückt.
Bin natürlich kein Mediziner und kann nur meine Erfahrungen wiedergeben.

Dich trifft auch keine Schuld, du bist dafür nicht verantwortlich.
Auch die Gedanken hätte ich mal dies oder das sind nicht angebracht.

Mfg
 
Hallo Beate,
auch von morgen herzliches Beileid.
Ich möchte dich dich etwas beruhigen, was die mögliche Wahrnehmung deines Freundes betrifft.
Ich hatte einen sehr schweren Verkehrsunfall und ich kann mich an absolut nichts erinnern. Meine Erinnerung hört schon einige Minuten vorher auf und setzt erst Monate später wieder voll ein. Dazwischen ein bischen was, aber nicht vollstängig. Auch jetzt, Jahre später, hab ich nur ganz geringe Erinnerungen an den Unfall, eher Bilder und Töne, keinen Film, was wirklich war.
Von daher denke ich, dass auch dein Freund sicher so schwere Verletzungen hatte, dass er gleich bewusstlos war und nichts von allem schlimmen mitbekommen hat.

Ich kann es nicht mit Gewissheit sagen, das kann keiner. Aber so ist meine Meinung aus meiner ganz persönlichen Erfahrung heraus.

Ich verstehe dich noch an einem weiteren Punkt. Auch ich wollte unbedingt wissen, was ganz genau geschehen war und konnte es nie bis zum letzten klären/erfahren.
Irgendwann habe ich es mit Hilfe geschafft, dieses darüber Grübeln ,"warum?, warum ich?, wieso? Wie könnte es passieren?" Sein zu lassen und die dafür verwendete Kraft, besser zu verwenden, wieder gesund zu werden, wieder Freude am Leben haben etc.
Ich wünsche Dir, dass auch du das schaffst, aber es dauert. Und verschließe dich nicht vor Hilfe, wenn du sie brauchst. Sie hilft, die Gedanken zu ordnen und wieder ein Ziel zu sehen, sich nicht in der Vergangenheit festzuhalten..

LG Ellen
 
Grüß Dich, Beate06

bitte lasse mich zunächst sagen:

Ich fühle mit Dir mit, weil Du es ganz besonders schwer hast. Wenn man kommen sieht, wie ein lieber Mensch nun sich verabschieden muss in der nächsten Zeit, weil er "im Landeanflug" ist, dann ist das schwer genug. Das ist das Gefühl der Unabwendbarkeit, der Endgültigkeit. Aber das kann man würdevoll machen.

Wenn man aber völlig unvorbereitet ist - dann geht das nicht. Man erstarrt zur Salzsäule. Und zwei Sekunden danach überfällt einen der Gedanke mit der Wucht eines Prankenhiebes, der aus der Nacht auf einen zufährt:

"Und ich hätte ihm", so überfällt es einen, "noch soviel sagen wollen!". Und das macht es so furchtbar, furchtbar schwer. Denn es ist unwiederbringlich.

Einer Dame war es mit ihrem ersten Mann genau so gegangen wie Dir. Sie hat unglaublich lange getrauert, 2 Jahre war sie wie erstarrt, lebte wie mechanisch, hielt sich an ihrem Beruf fest, hoffte, das der Urlaub vorbei gehe. Denn der war so leer.

Dann aber..... "was", so fragte sie, "hätte mein Mann denn gerne gesehen, wenn ich es wieder machen würde?"
Der Mann war Berufsreiter: Sie hatte ihn beim Reiten kennen gelernt. Also hat sie nach Jahren der Pause wieder geritten. Bei Schmusen mit Pferden taute das Eis, das sich um sie gelegt hatte.
(Zu den weitreichenden Folgen ist nur zu sagen: Auch der Isländer ist Reiter.)


Zu Deiner Frage, wie der Zeitablauf ist: Es ist vielfach so, dass man am Unfallort nicht brauchbar feststellen kann, ob der Tod schon eingetreten ist oder nicht. Das ist der Notfallsituation geschuldet. Das führt dazu, dass man die Wiederbelebung "auf jeden Fall und auf Verdacht" versucht, wenn nicht offensichtlich eine Verletzung vorliegt, die mit dem Leben nicht zu vereinbaren ist.

Dein Freund hat davon wohl kaum etwas mitbekommen, falls er nicht schon verstorben war.

Aber ich verstehe Dich, der Gedanke, er kreist in Dir... und kreist.... und kreist.....

Ich wünsche Dir ganz von Herzen alles Gute! Dazu gehört auch, dass Du einen guten Weg findest, mit Deinem leider verstorbenen Freund zu leben.


ISLÄNDER
 
Lieber Pfong, liebe Ellen, lieber Isländer. Ich bin aufgrund eurer warmherzigen Worte so gerührt, dass ich schon wieder heulen muss. Und ich hoffe dabei so sehr, ich könnte allen Schmerz aus mir herausheulen.

Danke, dass ihr mir die Zuversicht gebt, dass er nicht leiden musste.

Und danke, lieber Isländer, dass ich nach deinen Worten mit und nicht ohne meinen verstorbenen Freund leben darf.

Was ich noch sagen wollte: Danke für den Vergleich mit der Salzsäule und dem Prankenhieb. Genauso ist es. Auch dieses: "Warum habe ich ihm nicht noch dieses und jenes und das gesagt?" und: "Hätte es etwas gegeben, was ich hätte sagen oder tun können, um das zu verhindern?"
 
Grüß Dich, BeateT,

vielen Dank für Deine freundliche Zustimmung. Aber anscheinend ist es so:


01
Es gibt Dinge, die kann man einem anderen leicht erklären. Wie man einen Fahrradreifen flickt, sagen wir mal.

02
Es gibt andere Dinge, da ist der Erfolg unsicher.

(a)
Hat der Gesprächspartner eine gute Antenne, dann kann man sich verständlich machen, da geht's, der andere begreift das: Er hört das Richtige schon heraus.

(b)
Und wenn er die Antenne nicht hat? Tut mir leid, aber für den gilt:

"Und wenn Ihr's nicht erspürt: Ihr werdet's nicht erjagen!"

(Goethe, Faust I)
(Faust spricht dort zum Famulus Wagner. Der ist ebenso gelehrt, wie er ein Holzkopf ist)

03
Es gibt aber noch Dinge, die dritte Gruppe, und das, was Dir widerfährt, das gehört eindeutig dazu:

Entweder hat Dein Gesprächspartner Vergleichbares auch schon erlebt, dann kann er wohl wissen, wie es um Dich steht.
Oder er hat noch nicht Vergleichbares erlebt. Dann kann man ihm das fast nicht erklären. Weil es kaum erklärbar ist.


04
Das wirklich Dumme damit ist nur: Viele von den durchaus netten Leuten, die nicht verstehen, die merken gar nicht, dass sie das nicht verstehen: Und dann, in ihrer Ahnunglosigkeit, Himmel, hilf! Dann kommen die mit "gut gemeinten" Antworten, oh ja, - gut gemeint. Aber unglaublich verletzend, und unglaublich weit deneben, aber sie merken es nicht.

"Ach, Tante Anni - die Geschichten mit Onkel Maxl, das hast Du aber schon so oft erzählt ... das Leben muss doch weiter gehen!"

Mag ja sein, dass sich die Erde weiter dreht. Mag auch sein, dass das so sein muss. Das ist mir doch egal! Es ist einfach total daneben: Und wir sehen, was passiert:

Tante Anni fährt innerlich zusammen, wie von der Reitpeitsche getroffen. Sie will die anderen ja nicht langweilen: Sie kriegt ein wehes Gesicht. Zieht sich zurück, verletzt. Erzählen, ach ja.... aber keiner hört die eigentliche Botschaft. In ihr wird es "Schneeregen am Polarkreis, Windstärke 6. Nordwest. In Böen".

Es ist doch gar nicht darum gegangen, etwas Neues mitzuteilen!

Anni hat mit den Erzählungen nur einen Weg gesucht, wie sie sich mit Maxl jetzt einrichtet. So lange waren sie ja beieinander, sie und ihr Maxl. Also müssen sie jetzt ein neues Gleichgewicht gemeinsam finden.

Wer so manchmal auf den Friedhof geht, sitzt, schaut: Der kann das sehen. Die Menschen, die am Grab stehen, und sich stumm mit ihren Verstorbenen unterhalten. Mancher traut sich zu flüstern. Wenige, laut zu sprechen.
Erst, wenn es fermentieren konnte und wieder im Gleichgewicht ist, dann erst zieht wieder Friede ein.

05
Der ISLÄNDER ist kein junger Mann. Trauer und Depressionen hat er bereits erlebt. So schlimm das war: Es hat auch Gutes. Ich habe zuvor auch nicht gewußt, was da mit einem geschieht. ich war der gleiche Holzkopf. Ich musste es erst erleben. Jahrzehnte sind vergangen, und ich bin dankbar geworden dafür, dass ich es erfahren konnte. Ohne das hätte ich nicht die Chance gehabt, Dir zu schreiben.

ISLÄNDER
 
Hallo Beate,

deine Zweifel sind verständlich, die Gedanken kreisen darum: hätte ich doch dies oder jenes gesagt, oder mich noch mehr eingebracht, mich mehr gekümmert, dann wäre es eine Chance gewesen und es wäre nicht passiert? Wirklich, oder vielleicht dann noch was Schlimmeres und der Betroffenen hätte außer sich selbst noch viele andere gefährdet und geschadet?
Vielleicht aber wäre dieses "mehr sagen" oder "sich mehr einmischen" auch gerade noch mehr nach hinten los gegangen und der Betroffene hätte dadurch immer mehr den Kontakt eingeschränkt oder abgebrochen. Das wäre doch noch unerträglicher, oder nicht?

In der Gedankenschleife "ich hätte .. , es wäre bestimmt besser gewesen, wenn..." usw. drehst du dich im Kreis und die Gedanken galoppieren in die schlimmste Richtung. Ob das je so gekommen wäre, steht überhaupt nicht fest und das ist eher unwahrscheinlich. Denn, wenn du die Momente der Vergangenheit überlegst, dann hast du es stets überlegst, wie du dich verhalten willst und was gerade jetzt das richtiges Verhalten für dich war, ansonsten hättest du genau in der Sekunde dich anders verhalten. Du hast alles bedacht und in der Situation dich so verhalten, wie du es dir durch gedacht und als richtig erachtet hast.

Gehen wir auch mal einen zweiten Weg: der Betroffene hätte mit einem Multitrauma den Unfall überlebt, wäre lebenslang auf Hilfe angewiesen, mit neurologischen Ausfällen, Sprech-, Schluck- oder Bewegungsstörungen, wäre zum Pflegefall, oder Rollstuhl angewiesen. So ist es vielleicht ein ungewohnter Gedanke, aber wäre es dann nicht eine Gnade, dass ihm das alles erspart wurde und er solch einen schweren Weg nicht mehr gehen musste.

Seit vielen Gesprächen mit Ärzten und Unfallopfern, stimme ich mit deren Meinung überein, dass sich bei einem Unfallopfer nach einem solchen Unfallereignis die Körperfunktionen auf das Wesentliche zurückfahren- Atmung und Herzschlag. Wahrnehmungen sind da außen vor. Wenn sich dann der Status nicht verbessert und die Schädigungen so stark sind, dann vermindern sich selbst diese Lebensfunktionen und der Kreislauf bricht zusammen und der Mensch stirbt.

Die Wahrnehmungen sind dabei wirklich außen vor. Bei Menschen mit Nahtoterfahrungen erwähnen immer wieder, dass sie diese Übergangsphase als wohlfühlend und schmerzfreie Zeit erleben, bis zu den Momenten wenn mit Wiederbelebungsversuchen die Körperfunktionen wieder ihre Aufgabe leisten.

Mir selber fehlen bei meiner Frontalkollision alle Erinnerungen für einige Stunden, ich selbst war wohl gar nicht bewusstlos und habe Sinnloses geredet und kaum Äußerungen über Schmerzen. Durch den Adrenalin-Schock ist das Schmerzbewusstsein blockiert. Es gibt sogar Menschen, die mit gebrochenen Beinen laufen usw. Mein Beifahrer hatte Unterarm und Schlüsselbein gebrochen und ist eigenhändig aus dem Crashauto herausgekrabbelt und er bemerkte die Verletzungen erst später.

Daher bin ich fest der Meinung, dass das Unfallopfer in Deinem Fall nicht leiden musste. Vielleicht hilft es dir ihm einen fiktiven Brief zu schreiben, nach der Devise, was ich dir alles noch sagen wollte, Wort für Wort auf Papier gebracht, sortiert es die Gedanken und das kann entlasten.

Fühle dich herzlich umarmt
LG Teddy
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie wohltuend es doch ist, hier so liebe Worte von so lieben Menschen geschenkt zu bekommen. Ihr habt euch für mich so viel Zeit genommen.

Und Teddy, du erinnerst mich daran, dass ich selbst vor vielen Jahren einen Fahrradunfall hatte. Da hatte ich eine gebrochene Hüfte und konnte mich die erste Stunde noch bewegen. Erst später ging gar nichts mehr.

Danke dafür, dass du mir deine Erfahrungen und deine Überlegungen so genau geschildert hast. Eigentlich ist es schlüssig, dass man nicht wissen kann, was ein anderes Handeln besser oder auch schlechter gemacht hätte. Und trotzdem spielt einem das eigene Nervenkarussell da einen üblen Streich und legt jedes gesagte Wort noch einmal auf die Goldwaage.

Ich werde ganz bestimmt deinen Rat annehmen und immer mal wieder was an meinen Freund schreiben.

Ich umarme dich zurück, Beate
 
Lieber Isländer,

deine Zeilen habe ich schon heute Nachmittag gelesen, aber da konnte ich nichts antworten.

Ich möchte dir jetzt aber gerne sagen, dass du mich nochmals sehr zu Tränen gerührt hast. Es war mir plötzlich so als würde mein lieber Freund durch dich sprechen. Genau das oder zumindest in diesem Stil hätte er dazu vielleicht auch geschrieben.

Deine Geschichte von Tante Anni trifft es genau. Und damit hast du mich - im Gegensatz zu denen, die mir erzählen, die Erde dreht sich weiter - in besonderer Weise erreicht.

Und ich finde, es gehört eine unglaubliche Größe dazu, zu schreiben, was du in deinem letzten Absatz schreibst. Ich bewundere dich und sage dir gleichzeitig Danke.
 
Grüß Dich Beate,

ich danke Dir für Deine lobenden Worte, muss aber sagen: Ich bin damals nicht freiwillig in die Lage hineingeraten, mit dem Ziel, das zu erlernen. Da war weder Heldenmut noch sont etwas, was man bewundern könnte. Aber am Rand des Weges lagen nun einmal diese Dinge, und ich hatte einfach das Glück, dass das, was ich vorher nicht wahrgenommen habe, vielleicht auch nicht wahrnehmen konnte, begonnen hat zu mir zu sprechen.

Ich werde wohl demnächst ein wenig erzählen davon, wie es weitergegangen ist. Ich hatte es gar nicht vor, aufgefangen zu werden. Aber es ist mir eben zuteil geworden, und es war ein Geschenk.

ISLÄNDER

Grüß Euch alle, grüß Dich, Beate!

Ich habe für Euch versprochen, dass sich ein wenig erzähle, wie es mit der Trauer gelingen kann. Jedenfalls hat es bei mir funktioniert, ich kann aber nicht sagen, dass es bei allen anderen auch funktioniert.

Was hat bei mir geholfen?

01
Ich war dann irgendwann einmal in einer alten Kirche gesessen und habe gehadert. Dann ist mein Blick auf das ewige Licht gefallen, das hat mir etwas gesagt. Es ist ja nicht gerade ein Scheinwerfer. Aber: Ein kleines Licht, ein wenig Helligkeit es ist doch, „und die Dunkelheit hat es nicht ergriffen“. Die ganze Zeit unauffällig vor sich hin leuchtet, 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag nimmt sich das Licht Zeit. Diese ruhige Zuverlässigkeit hat mich beeindruckt. Das Licht ist noch immer da. Ob ich es nun sehe betrachte oder nicht, es wartet sozusagen auf mich. Bis ich es sehe. So kleines ist, ist es das Licht, das uns voran leuchtet, vielleicht ist es auch das Feuer, durch das man manchmal gehen muss, vielleicht ist es auch die Flamme, die eine Messerklinge desinfiziert. Hm...
...darüber kam ich etwas zur Ruhe.

02
Sehr tröstlich waren mir Pferde. Das ist vielleicht nicht für alle etwas: Man muss aber nicht Reiter sein. Ich stand also in der Box, grub mit den Fingern im Fell, das Pferd schnuppert ein bisschen, fährt mit der Schnauze irgendwo die Brust entlang, wendet sich ganz ruhig wieder dem Knabbern von Stroh zu, und man spürt die ruhigen, langsamen Atemzüge. Langsam wird man leise. Alles so so ruhig, gleichmäßig und normal. Auch wenn man dem Pferd gerade noch das das Fell vollheult hat....

Ist aber vielleicht nicht jedermanns Sache, die Pferde. Nun, Isländer ist eben Reiter.

03
Aber da kenne ich ja noch jemanden, der das noch besser kann, und ist auch viel mitteleuropäischer. Die Katzenschaft!

Verzweiflung schmilzt dahin wie die Butter auf der heißen Kartoffel, wenn man eine Katze im Arm hat, hat, die auf dem Rücken liegt und sich behaglich schurrend den Bauch kraulen lässt. Oder sie stemmt sich mit dem Kopf gegen den Finger, der gerade zwischen den Ohren streichelt.
Hingerissen ist man, wie es ein Wesen gibt, für das man da ist und für das man wichtig ist. Wer's jemals erlebt hat, wie man mit einer jungen Katze erst gespielt hat, dann hat man geschaut, wie sie mit Heißhunger gefressen hat, und dann, dann war sie müde, unterm Streicheln ist sie einfach eingeschlafen ist, während Du im Lehnstuhl gelegen hast. Mit der Katze auf Deinem Bauch.
Man muss sich nur drauf einlassen können.

Andere haben mir gesagt, auch Hunde könnte es ganz ähnlich.

Manchmal habe ich den Eindruck, wem je eine Katze auf dem Bauch eingeschlagen ist, der kann nicht mehr ganz verzweifeln.

04
Was wird Beate jetzt sagen?


ISLÄNDER

P.S.: Der Isländer ist übriges weder Psychologe oder Geistlicher. Was ich dazu schreibe, ist nicht professionell. Es sind nur die Brösel, die im Lauf eines langen Lebens angefallen sind.
 
ich danke Dir für Deine lobenden Worte, muss aber sagen: Ich bin damals nicht freiwillig in die Lage hineingeraten, mit dem Ziel, das zu erlernen. Da war weder Heldenmut noch sont etwas, was man bewundern könnte. Aber am Rand des Weges lagen nun einmal diese Dinge, und ich hatte einfach das Glück, dass das, was ich vorher nicht wahrgenommen habe, vielleicht auch nicht wahrnehmen konnte, begonnen hat zu mir zu sprechen.

Du bist rührend, lieber Isländer. Glaube dir gerne, dass du nicht freiwillig in die Lage hineingeraten bist. Wer gibt schon gerne einen lieben Menschen her? - Und ich bin mir sicher, wenn du all die nun gewonnenen Erfahrungen gegen den lieben Menschen zurücktauschen könntest, den du verloren hast, dann würdest du es sofort tun.

Ich kenne das aber auch, dass am Rand des Weges manchmal andere Dinge liegen, die einen glücklich machen können. Ich hatte schon mal einen vollkommen anders gearteten Schicksalsschlag. Da habe ich mich dann für Menschen engagiert, die Ähnliches durchmachen mussten. Das hat mich sehr bereichert. Daaa würde ich sagen, es ist letztlich alles gut so, wie es ist. Ich konnte das letztlich sehr gut akzeptieren.

In diesem Fall jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass ich das jemals werde akzeptieren können. Denn dieser Mensch kommt ja nicht wieder. Ich hoffe sehr, dass ich nochmal andere Menschen treffe, die die Lücke, die nun entstanden ist, wieder mit Leben füllen. Aber sie können kein Ersatz sein. Ein Mensch lässt sich eben nicht ersetzen.

Isländer, ich finde es schön, dass du uns hier deine Geschichte erzählst. Ich glaube dir gerne, dass dir das alles sehr geholfen hast.

Aber es tut mir, da ich spüre, wie gut du das meinst, sehr Leid, dir sagen zu müssen, dass das bei mir wohl eher nicht so sehr hilft. Ich habe nicht so die Beziehung zu Tieren. Ich freue mich, wenn ich Tiere in der Natur treffe, wenn Schmetterlinge über eine Blumenwiese flattern, wenn eine Drossel vor meinem Fenster hin und her hüpft oder wenn die Möwen am Strand schreien. Dann fühle ich mich selbst als Teil der Natur. Ich kann mir aber nicht vorstellen, ein Haustier anzuschaffen und dieses als Ersatz für meinen lieben Freund zu betrachten. Denn das, was ich an ihm ganz besonders hatte - philosophieren und diskutieren über die Welt und das, was da passiert - das kann mir kein Haustier geben.

Dieses wohlige Gefühl, das du mir beschreiben willst, kenne ich wohl eher vom Kuscheln mit meinen Kindern als sie noch klein waren. Das war in der Tat sehr schön und erfüllend. Das ist aber eine vollkommen andere Dimension, ein anderes Bedürfnis, das da bedient wird.

Und ein Licht, ja, das kann gewiss schön sein. Ein Licht ist ein Symbol für Hoffnung. Aber es ist nicht lebendig.

Es wird wohl noch Einiges geben, an dem ich mich erfreuen kann, die Natur, Sonne und Wind auf der Haut oder auch gute Musik. - Ein Ersatz kann das aber alles leider nicht sein. ...
 
Liebe Beate,

vielleicht hilft es Dir sowie seinen Eltern Deines Lebensgefährten, wenn Ihr aktuell etwas enger zusammen rückt.

Seinen Eltern wird es sicherlich sehr gut tun, zu wissen, dass Du als seine liebende Freundin genauso trauerst, erschüttert, hilflos etc. bist.

Und umgekehrt geben Dir evtl. die Eltern Deines Lebensgefährten auch etwas Kraft. Ihr unterhaltet Euch über die tollen Momente welche Ihr hattet.
Glückliche Erinnerungen.

Evtl. hat Dein Lebensgefährte auch noch Geschwister - rücke mit der Familie Deines Partners zusammen. Ihr habt gemeinsame Themen - Freude - auch mal Disharmonie etc.

Lebt gemeinsam, tauscht Euch aus.

Auch gerade in der jetzt so sehr schwierigen Zeit mit Covid 19 und Abstand. Plant gemeinsam die Beisetzung. Wer hat und möchte und kann was sagen?

Du als Lebensgefährtin - ggf. mal die Frau - welche er hat heiraten wollen?

Die Eltern? Die Geschwister? Alles auf Abstand - keine Umarmug. Versucht eine würdevolle Beisetzung gemeinsam zu planen. Ich denke dies hilft auch ein klein wenig wenn sich die emotioal und von herzen und liebenden Angehörigen gemeinsam stützen.

Viele Grüße

Kasandra
 
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