• Herzlich Willkommen beim Forum für Unfallopfer, der größten Gemeinschaft für Unfallopfer im deutschsprachigen Raum.
    Du besuchst unser Forum gerade als Gast und kannst die Inhalte von Beiträgen vieler Foren nicht lesen und so leider nützliche Funktionen nicht nutzen.
    Klicke auf "Registrieren" und werde kostenlos Mitglied unserer Gemeinschaft, damit du in allen Foren lesen und eigene Beiträge schreiben kannst.

Schwerbehinderung Rente und Grundgesetz

siola

Mitglied
Registriert seit
14 Sep. 2008
Beiträge
90
Ort
Norddeutschland
Ich versteh uns in der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr.
Lassen wir uns eigentlich alles gefallen von unserer Regierung?
Trifft überhaupt noch unser Grundgesetz § 1 zu?
Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
Ich glaube nicht!
Warum werden Rentner unterschiedlich besteuert, warum ist man als Schwerbehinderter der erst vor kurzen seine Behinderung anerkannt bekommen hat, nicht genauso Schwerbehindert wie Menschen die schon länger Schwerbehindert. WARUM MUSS ICH LÄNGER ARBEITEN, oder ich bekomm Abzüge von meiner Rente, obwohl ich arbeiten möchte aber gesundheitlich nicht mehr kann.
Vielleicht bin ich ja viel behinderter, als die Person die schon länger die Schwerbehinderung hat.
Doch die Gesetze werden ständig verändert, wo bleibt da der § 1?
"Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich"
Warum werden Frauen und Männer im gleichen Job nicht auch gleich bezahlt.
Ich könnte noch einiges aufzählen, wo das Grundgesetz nicht mehr stimmt.
Warum lassen wir uns eigentlich alles von unser Regierung so unbedacht gefallen, warum gehen wir nicht mal dagegen an?
Warum kocht jedes Bundesland sein eigenes Süppchen, wir sind doch die Bundesrepublik Deutschland, oder seh ich das falsch?
Ich versteh uns Deutsche nicht mehr.
Ich bin mit Sicherheit für Demokratie und den Sozialstaat, aber bitte dann für alle.
Sorry ich versteh uns Deutsche nicht mehr, uns wird inzwischen soviel von unser Regierung vorgeschrieben.
Seh ich das nun alles zu verbissen, oder gibt es noch Menschen die genau so denken?
 
Hallo Siola,

du scheinst sehr verbittert zu sein und hast deinen Frust hier mal schriftlich heraus gelassen.

Ich sehe das ein wenig anders. Von den knapp 200 verschiedenden Ländern der Welt, haben wir Dank der Mütter und Väter des Grundgesetzes einen Rechtsstaat mit Gewaltenteilung bei dem die Justiz unabhängig arbeiten kann. Denke doch nur an die aktuellen Fälle in den Nachbarländern, da will die polnische Regierung die Richter einsetzen. Da sitzen Hunderte in der Türkei im Gefängnis, weil sie als sich kritisch über den Landeschef äußern, oder als Journalist ihrer Arbeit nachgehen. Denke an das reiche Amerika, wo sich Familien riesig verschulden müssen, weil ihr Kind eine Blinddarm OP braucht und die Krankenhäuser vorab tausende an Dollars wollen, bevor sie überhaupt sich um das vor Schmerzen weinende Kind kümmern.

In anderen Ländern gibt es gar keine Rente, bei uns wurde bereits seit mehr als einem Jahrhundert die Sozialversicherung eingeführt. Lebst du in Deutschland, zahlst du in diese Versicherungen ein, ob für Rente, Krankheit oder Pflege, dann erwirbst du Ansprüche. Im Fall des Falles kannst du auf Antrag dort deine Forderungen auf Leistungsübernahme stellen. Zahlst du nicht in die gesetzliche Versicherung ein, kannst du entscheiden in wie weit du dich selber absichern möchtest oder dir das zu sparen und dafür mit dem Risiko ohne Rückhalt dazustehen.

Dass es bei Renten einiges zu verbessern ist, steht ja momentan täglich auf der Liste der Regierung und Kabinett. Auch da werden wieder Kompromisse geschlossen, die weder den einen noch den anderen voll zufrieden stellen werden- schon im Wort steckt ja pro und miss drin.

Ja, wir können streiten, wo es Lücken, Fehlentwicklungen, Ungerechtigkeiten gibt, ja, wir müssen jene unterstützen, die die Möglichkeit haben das abzustellen. Ja wir können uns gegenseitig helfen, wie hier im Forum ja vorbildlich geschieht. Ja wir können über den Tellerrand schauen, wo kann man auch mit kleinen Gesten helfend zuarbeiten. Der Kleinkrieg gegen die Fehler, gegen die Irrwege, gegen die vermeintlichen Nichtzahlenwollenden ist nervig und kraftraubend, aber, wie du hier lesen kannst, mit gegenseitiger Hilfe vielfach erfolgreich.

Daher gilt für mich in einer Zeit , in der die großen mit Ellenbogen und Egoismus meinen die Herrscher der Welt zu sein, ist 70 Jahre Grundgesetz, 70 Jahre frei von Krieg ein unschätzbarer Wert. Die Generation vor uns musste die zwei Weltkriege mit all dem Leid und Zerstörung erleben und haben unter dem totalitären Nationalsozialismus ihre Kindheit und Jugend verbracht und trotzdem aus den Trümmern eines der reichsten Länder der Welt aufgebaut die Bundesrepublik Deutschland.

Gerade die Artikel des Grundgesetzes geben einem das an die Hand, gegen Ungerechtigkeiten vorzugehen, es von unabhängigen Gerichten überprüfen zu lassen und das ist doch eine ungeheure Chance, um die uns viele Menschen in anderen Ländern zu Recht beneiden.

Lieben Gruß
Teddy
 
Hallo Teddy,

ich möchte mich ganz persönlich für Deinen wohlüberlegten und durchdachten Beitrag bedanken.
Selbstverständlich gibt es immer noch Verbesserungsmöglichkeiten, dabei sollte man aber im Hinterkopf behalten, dass diese auch bezahlbar sein müssen.
Aber wie Du anschaulich darstellst, haben wir hier in Deutschland eines der besten Sozialversicherungssysteme der Welt um das uns sehr sehr viele beneiden. Gerade Dein Beispiel mit den USA kann ich aus eigener Kenntnis bestätigen (Entlassung nach Herzbypass nach 3 Tagen aus stat. Behandlung - ohne Reha aus Kostengründen).

Vielen Dank
Fender01
 
Hallo Siola und hallo Fender,

gerne geschehen.

Ich bin gerade am Aufarbeiten des Nachlasses meiner Mutter, die mit 93 Jahren vor wenigen Monaten friedlich einschlafen durfte. Geistig war sie bis zum Schluss fit und lebte die letzten sechs Jahre im Pflegeheim. Um die häufigen Besuche bei ihr zu beleben hat sie auf meine Nachfragen mir aus ihrer Kindheit, Jugend und Leben erzählt. Das alles habe ich auf einem Diktiergerät gespeichert und versuche jetzt, wenn es meine Trauer zu lässt, ihre Worte ab zu tippen und darüber für die Familie ein kleines Heftchen zu erstellen.

Ihr Motto will ich mal so zusammenfassen:
annehmen, was ich nicht ändern kann, aber auch allen Mut zusammen nehmen um das zu ändern, was sich lässt und beide Fälle stets zu überprüfen, ob sich nicht doch ein Türchen öffnet, das man im ersten Moment übersehen hat. Wenn ich etwas Schlechtes entdecke für mich oder andere nicht stillschweigen, sondern mich einbringen, selber es ändern, den anderen helfen oder wenn nötig Hilfe holen und zulassen Hilfe anzunehmen. Um so im Rückblick zu sagen ich habe in jedem Moment überlegt gehandelt und das Beste gewollt. Wenn es dann nicht so eintritt, wie ausgemalt, dann mich den Veränderungen stellen und wieder für diesen Moment die Möglichkeit wahrnehmen und jedem in meiner Erreichbarkeit mit meiner Fürsorge und Tatkraft mit einbeziehen. Darin ist sie mir ein großes Vorbild.

Hier im Forum bin ich so froh über die Hilfe in meinem Fall über Jahre mit so tollen Hinweisen und Unterstützung. Ich kann trotz Unfallfolgen heute sagen, es ist gut so wie es ist. Zwar ist es anders gekommen als gewünscht, manches wäre ohne Unfall, der sich dieses Jahr zum 20ten mal jährt, bestimmt viel leichter gewesen und ich werde bei jeder Bewegung mit den Unfallfolgen konfrontiert. Aber wir sind als Eltern unseren Kindern erhalten geblieben, durften sie aufwachsen sehen und LEBEN, was vielen nicht gegönnt ist trotz täglichen Einschränkungen durch die Folgen von damals.

Daher ist mit es ein Bedürfnis auf meine Art hier Beiträge zu schreiben um dem einen oder anderen einen Wegweiser aufzustellen. im Dschungel der Ohnmacht, Ungeduld und Ungerechtigkeiten. Den Weg laufen muss jeder alleine, aber es hilft doch auch zu wissen, dass man sich in eine Sackgasse begibt und man vor lauter mit dem Kopf gegen die Wand rennen, die daneben liegende Türen übersieht, die vielleicht sogar offen stehen.

Gemeinsam sind wir stark, stärker als ein einsamer Kämpfer

LG Teddy
 
Guten Morgen, Teddy,

herzlichen Dank für Deine wunderbar erklärten Erkenntnisse in Deinem Beitrag.

Mein tiefes Mitgefühl und Beileid übermittel ich Dir zum Ableben Deiner lieben Mutter.

"Alles geben die Götter, die unendlichen, ihren Lieblingen ganz. Alle Freuden, die unendlichen, alle Schmerzen, die unendlichen, ganz...
J.W. von Goethe

LG
Eva
(Charisma)
 
Top