Hallo ganggo,
ohne Dich jetzt entmutigen zu wollen, aber aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass das eine lange Suche nach den Ursachen werden kann. Du solltest es aber auf alle Fälle angehen, eine Abklärung ist wichtig!
Was Rudinchen schreibt ist ein nicht zu unterschätzender Ansatzpunkt und erklärt auch den Zusammenhang, weshalb Augenprobleme nach einem Schleudertrauma auftreten können. Allerdings erfolgt die Steuerung nicht ausschließlich über die Nackenmuskulatur, diese ist jedoch beteiligt. Genau so gut kann es jedoch sein, dass einer der Augenmuskeln (davon gibt es mehrere um das Auge herum) bei dem Unfall geschädigt wurde oder der Sehnerv.
Sehstörungen können ebenfalls durch traumatische Veränderungen an der oberen Halswirbelsäule auftreten. Im Buch "Weichteildistorsionen der oberen Halswirbelsäule - Anatomie, Neurophysiologie, Diagnostik, Therapie und Begutachtung" (herausgegeben von Prof. Dr. med. Toni Graf-Baumann und Dr. med. Henning Lohse-Busch, erschienen im Springer-Verlag, 1997, ISBN 3-540-61409-5) heißt es dazu:
"Häufig findet sich nach HWS-Distorsion die Angabe von funktioneilen Sehstörungen. Patienten mit einer vertebragenen Augenstörung klagen meist über "diffuse" Sehstörungen. Die Brille würde nicht mehr stimmen; Alterssichtige finden ihre stärkste Lesebrille zu schwach. Beim ausdrücklichen Befragen finden sich folgende Angaben: Beim Fixieren schwindet das Bild, das Bild verändert seine Tiefenschärfe. Graue Flecken erscheinen im Bild, die Farbintensität eines Bildes schwindet. Seltener werden Doppelbilder geklagt. Schimek (1988) berichtet, daß bei 183 Patienten mit chronischen Kopfschmerzen extrakranieller Art, d.h. ohne Gehirnpathologie (Spannungskopfschmerz, Kopfschmerz bei Dysfunktion des Kauapparates), umal über ein Verschwommensehen, l06 mal über ein Gefühl des "kleineren Auges" geklagt wurde. Schimek berichtet, daß diese Augenbeschwerden
nach Manipulation der Kopfgelenke zurückgegangen seien, wobei sich insbesondere die Sehschärfe verbessert habe. In 18 Fällen wurde von Schimek eine schwache, träge oder eingeschränkte Fusionsfähigkeit festgestellt, die er durch Chirotherapie der Kopfgelenke erfolgreich behandelt hat. Die Funktionsstörungen lagen bei allen Patienten zwischen o/C1 und C 2/3.
Im eigenen Patientengut wird bei ca. 14% über eine solche "Sehstörung" berichtet, ähnliche Zahlen berichten auch Keidel (1996) von neurologischer Seite und Lewit (1992) von manualtherapeutischer Seite. Diese Angaben unterstreichen die Häufigkeit der geklagten Augenbeschwerden, da die Angaben als Nebenbefund von einem HNO-Arzt, von einem Neurologen und von einem Manualtherapeuten erho-ben wurden.
Der Pathomechanismus der vertebragenen Augenstörungen ist noch vollkommen unklar. Eine Krankheitsentität kann aber hergestellt werden aufgrund des häufigen Zusammentreffens einer Kopfgelenksblockierung und einer funktionellen Augenstörung einerseits und aufgrund der guten Beeinflußbarkeit der Sehstörung durch Behandlung der funktioneilen Defizite im Kopfgelenksbereich andererseits."
Außerdem können auch Strukturen im Gehirn, die für das Sehen zuständig sind, durch einen Unfall verletzt worden sein.
Um der Ursache Deiner Beschwerden auf den Grund zu gehen, können verschiedene Ärzte notwendig sein.
Ein Augenarzt kann Verschlechterungen im Sehvermögen feststellen, Sehnerv und Netzhaut kontrollieren und auch Untersuchungen des Gesichtsfeldes vornehmen. Eventuell gibt es hier bereits Auffälligkeiten. Ein Radiologe kann anhand von MRT-Aufnahmen Schädigungen an den Augenmuskeln, Sehnerven und anderer Strukturen feststellen (er sollte aber dafür spezialisiert sein), ein guter Neurologe kann ebenfalls Veränderungen an der Augenmotorik diagnostizieren. Ein Neurootologe versteht oftmals die Komplexität der Zusammenhänge besser und kann verschiedene Diagnostik betreiben. Auch hier wäre eine Vorstellung zu überlegen.
Sicher bekommst Du von anderen weitere Hinweise.
Ich wünsche Dir Glück auf dem weiteren Weg.
Viele Grüße
sachsblau