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Schädel-Hirn-Trauma nach Verkehrsunfall

Rudinchen

Erfahrenes Mitglied
Registriert seit
6 Dez. 2009
Beiträge
2,883
Hallo,

mein Sohn (19) wurde bei einem Unfall verletzt. Er stand am Standstreifen mit seinem Roller, als in eben diese Straße ein Autofahrer einbiegen wollte, der die Kurve schnitt, ihn übersah und umfuhr.

Dabei erlitt er etliche Prellungen, Zerrungen und auch ein Schädelhirn-Trauma. Er war ca. 20 Min. ohne Bewusstsein.

Ein Krankenwagen fuhr ihn ins Krankenhaus, dort wurde er auch vier Tage lang versorgt. MRT wurde vom Knie gemacht, den Kopf nahm niemand für wichtig, das gebe sich von allein.

Nach ca. 1 Woche brachte ich ihn erneut ins Krankenhaus, weil er nicht mehr richtig sehen konnte (war schon von Anfang an so) und auch sehr starke Kopfschmerzen hatte. Dort wurde dann ein MRT des Schädels gemacht - ohne Befund. Und nach drei Tagen wurde er mit Schmerzmitteln entlassen.

Inzwischen - drei Monate u. etliche Untersuchungen später - hat er immer noch die gleichen Beschwerden: Er kann im Nahbereich (bis ca. 1,5 m) nicht mehr richtig sehen (Doppelbilder), alles was weiter weg ist, geht. Außerdem hat er ständig Kopfschmerzen.

Die augenärztlichen Untersuchungen haben ergeben, dass die Augen etwas verlangsamt reagieren, aber ansonsten gesund sind. Die neurolgischen Untersuchungen (bisher o. g. MRT und ansonsten Untersuchungen à la "Folgen Sie mal mit den Augen meinem Finger", "Gehen Sie mal gerade aus") und eine Messung des Sehnervs haben ergeben, dass der Sehnerv verlangsamt reagiert, er aber ansonsten vollkommen gesund sei.

INzwischen wollen die Ärzte alles auf die psychische Schiene abschieben und die gegnerische Versicherung weigert sich (nachdem sie den Rollerschaden etc. bezahlt hat), die Sehstörungen als Unfallfolge anzuerkennen. Unser Anwalt meint, man muss die weiteren Untersuchungen abwarten, damit man eine Unfallfolge belegen kann...

Ich glaube nicht, dass mein Sohn sich das "einbildet", obwohl natürlich inzwischen eine psychische Komponente dazukommt (ständig Kopfschmerzen, er kann nicht - wie vorgesehen - sein Abi machen, da er nicht Lesen/Lernen kann, usw.)

Was kann man da tun? Einmal medizinisch und natürlich auch rechtlich. Hat er keinen Anspruch auf eine Reha? Und wenn ja, wohin dann - eine Reha nach Schädelhirn-Trauma, die auch Sehstörungen behandelt, gibt es das? Sollen wir uns einen anderen Anwalt suchen? Ich erhielt den Ratschlag, einen Neuropsycholgen aufzusuchen. Was machen die und wie kommt man da hin?

Ich fühle mich da völlig von den Ärzten / Therapeuten / Anwalt allein gelassen. Mein Sohn kann nicht viel machen, da er weder lange Zeit lesen kann noch so viel Energie u. Konzentration aufbringt, um sich selbst damit auseinander zu setzen.

Sein Knie, das bei dem Unfall verletzt wurde, wurde auch noch nicht entsprechend behandelt (Krankengymnastik o. ä.) weil er dafür nicht die Kraft aufbringen kann (Kopfschmerzen ...)

Bin für jeden Tipp dankbar!

Viele Grüße, Rudinchen
 
Hallo Rudinchen,

herzlich willkommen hier im Forum für Unfallopfer!
Du schreibst über die Sehstörungen Deines Sohnes! Eine Möglichkeit wäre die Augenmotilität die hier kurz erklärt ist man könnte auch Einschränkung (Lähmung) der Augenmuskeln sagen > http://www.schlaganfall-sehstoerung.de/schlaganfall.shtml
Solche Probleme verursachen natürlich Kopfschmerzen!
Ein weiteres Problem könnte im Bereich der Halswirbelsäule und tiefer liegen liegen! ist den die Wirbelsäule zumindest einmal geröntgt worden?
Also einen NEUEN Augenarzt suchen evtl. hier http://augenheilkunde.docinsider.de/list/ mit den entsprechenden Bewertungen! So müsst ihr Euch vor tasten bis ihr wirklich wisst was es ist! Im Moment sind das nur Vermutungen!
Das Ganze kann sich auch von selbst wieder zurückbilden da die Auswirkungen eines SHT noch lange nachwirken können!
Also zum Augenarzt prüfen lassen ob es mit der Augenmotilität zusammenhängen könnte! Danach die Frage bei einem Orthopäden stellen ob die Wirbelsäule den Unfall schlecht überstanden hat! Die Wirbelsäule (HWS) hat Bänder usw. die durch den Unfall geschädigt sein können!
Da noch viel Antworten kommen werden, wird der eine oder andere Tipp noch kommen! Gute Besserung!

Viele Grüße
Joachim
 
Hallo,

vielen Dank für die nette Begrüßung und die Antwort.

Die Motilität der Augen ist geprüft worden u. ist lt. Arztbrief unauffällig.

Viele Grüße,

Rudinchen
 
Hallo Rudinchen,

über die Wirbelsäule hast Du nichts geschrieben! Ich würde mir unter Umständen auch mal eine Zweitmeinung holen! In wie weit dies noch Folgen des SHT kann Dir eher ein entsprechender Arzt beantworten!

Viele Grüße
Joachim
 
Hallo,

danke für die Antwort - für die Wirbelsäule werden wir wohl mal einen Termin beim Orthopäden machen müssen.

Wir waren inzwischen bei drei Augenärzten u. zwei Neurologen, aber bis auf die Verlangsamung der Leitfähigkeit (s. o.) ist nichts dabei herausgekommen...

Die Ärzte im Krankenhaus haben wohl eine Röntgenaufnahme der Halswirbelsäule gemacht und ebenfalls neurologische Untersuchungen durchgeführt - aber ich kann diese Unterlagen von der Klinik nicht erhalten, weil sie angeblich zur Abrechnungsstelle geschickt wurden ... Keine Ahnung, wie das so abläuft. Ich kann sie erst erhalten, wenn sie abgerechnet sind und wieder zurückgeschickt wurden.

Im Moment liegt mein Sohn wieder mit so starken Kopfschmerzen im Halbdunklen Zimmer und will nichts hören und sehen. Das ganze macht mir ziemlich Angst, vor allem, weil kein Arzt bisher einen dringenden Handlungsbedarf sieht. Ich weiß echt nicht weiter! Ich kann doch niemanden zu Untersuchungen zwingen!

Viele Grüße,

Rudinchen
 
Hallo Rubinchen,

ganz sicher simuliert Dein Sohn nicht, aber von den Ärzten und Versicherungen wird es gerne in diese Richtung geschoben. (Es kann doch nicht sein das der Junge schlimmer kaputt ist als der Roller:mad:)

Steht das SHT als Diagnose im Entlassungsbrief des 1. Krankenhauses? Sonst dringend nachholen. Und ab jetzt ALLE Arztbesuche aufschreiben, was, welcher Arzt wann gesagt hat. Werdet Ihr alles brauchen.
Und immer bei den Untersuchungen dabei bleiben...und AUFSCHREIBEN!

Bei meinem Mann haben sich die Kopfschmerzen erst langsam entwickelt und sind jetzt auf einem Stand (mind. 1x/Tag) wo er fast die Besinnung verliert.
Suche Dir eine gute Neurologische Klinik für Diagnostik, wenn Du in der TK bist, sprich mit den Notfallärzten dort. Diese haben mir sehr geholfen eine Klinik zu finden.
Solltet Ihr im Frankfurter Raum wohnen kann ich Dir eine gute Klinik nennen.

Bei meinem Mann wurde das SHT auch überhaupt nicht ernst genommen (obwohl 4m freier Fall auf Marmorstufen mit dem Kopf voran)
Plötzlich sah er nur noch grau auf einem Auge und der Augenarzt sagte "alles ok, nehmen sie mal Augentropfen" erst Wochen später wurde in der Neurologischen Kinik eine Sehnerventzündung und eine Enzündung des Zentralennervensystems (Hirnwasser) festgestellt.
Auch er hatte sehr viele Neurologen und Orthopäden aufgesucht, alle haben seine Schmerzen runter gespielt und belächelt.

Laß Dich nicht abweisen, nimm die Schmerzen sehr ernst und bestehe auf ausreichende Untersuchungen, am Besten eine PET.

Wir haben nach einem langen Gespräch mit der TK, als ich ihnen die möglichen (Kosten-)Folgen erklärte sogar 2 PET-Untersuchungen bekommen.
Auf den MRT-Aufnahmen meines Mannes war auch nichts zu sehen (oder keiner war in der Lage es zu sehen)

Du wirst hier sehr viel Hilfe und Tipps bekommen...mußt nur fragen.

Ich wünsche Euch Glück.

Gruß
Kai-Uwe´s Frau
 
Hallo,

vielen Dank für die Antwort. Was ist denn eine PET? Und wie bekommt man sie?
Wir wohnen schon in der Nähe von Frankfurt, wäre also kein Problem - ich würde auch noch weiter fahren.
Es ist erschreckend, hier mal zu surfen und zu lesen, was die einzelnen so alles hinter sich haben - und viele auch noch vor sich.
Aber vielen Dank, dass ihr mit euren Erfahrungen weiterhelft.
Ich wünsche deinem Mann alles Gute - ich hoffe, er kann geheilt werden.

Viele Grüße,

Rudinchen
 
Pet

Hallo Joachim,

eine PET wird hauptsächlich bei Krebserkrankungen durchgeführt und auch bezahlt.

Ich habe meine KK aber überzeugen können diese auch für das SHT meines Mannes zu bezahlen.
Wir durften uns aussuchen wo wir diese Untersuchungen haben wollten, bekamen einen Überweisungsschein und es wurde alles bezahlt.

Hat mich 30 Minuten Gespräch gekostet.

Lieben Gruß
Kai-Uwe´s Frau
 
Schädel-Hirn-Trauma

Hallo,

aufgrund der guten Beratung von euch habe ich jetzt einmal einen Termin beim Orthopäden für meinen Sohn gemacht - der kann dann gerade auch mal nach dem Knie sehen, das beim Unfall auch verletzt wurde. Laut MRT ist auch das OK (hatte aber bereits 2 x eine Kreuzbandplastik und hat beim Unfall "natürlich" auch was abgekriegt). Ich denke, da wird man - außer KG - nicht viel machen können. KG fällt aber wg. den Kopfschmerzen wahrscheinlich auch flach...:confused:

Bin mal gespannt, ob der Orthopäde was findet ... Mein Sohn klagt auch, dass re. die unterste Rippe schmerzt. Als ich seine Wirbelsäule mal abdrückte, hatte er oberhalb der Rippe (ich glaube, das nennt man Brustwirbelsäule) auch Schmerzen. Wir habe schon überlegt, ob bei dem Unfall evtl. auch eine Rippe angebrochen sein könnte (wg. der großen Schmerzen im Knie und im Kopf wurde die Wirbelsäule bzw. andere Körperstellen gar nicht untersucht). Vielleicht tut ihm aber auch der Rücken nur weh, weil er im Moment auch viel liegt.

Als ich mit meinem Sohn über die Untersuchungen, die stattgefunden hatten, sprechen wollte, stellte ich fest, dass er daran nur lückenhafte Erinnerungen hat... :eek: Und ich war ja nicht dabei - kann also auch nur raten. Habe jetzt mal in der Klinik angerufen und die gesamten Unterlagen der Neurologen angefordert.

Wenn man hier im Forum die verschiedenen Berichte liest, die mit der Verletzung der Wirbelsäule zusammen hängen, wundert es mich schon, dass bisher niemand darauf gekommen ist, mal nach der Wirbelsäule zu sehen! Besonders auch kein Arzt!

Falls das nichts bringt, werden wir versuchen, eine stationäre Aufnahme in einer Neurologie zu bekommen, um evtl. doch die Ursache dort klären zu lassen.

Viele Grüße,

Rudinchen
 
Hallo,

ich habe heute etwas Neues zu berichten: Vor einiger Zeit surfte ich im Internet, um zu recherchieren, woher die Sehstörungen meines Sohnes kommen könnten und fand die Beschreibung von "Konvergenzparese" und dachte, dass das genau beschreibt, wie mein Sohn sieht. Also gleich den Neurologen angerufen und gefragt, ob er meine, dass das die Sehstörung sein könne, die mein Sohn habe. Er meinte daraufhin, dass das in der Augenklinik längst bemerkt worden sei und "ich solle nicht immer alles glauben, was man im INternet findet". Daraufhin habe ich in der Augenklinik angerufen und auch dort nachgefragt - und erhielt eine ähnliche Antwort! Außerdem habe man da "Konvergenzparese" ausgeschlossen...

Also war ich traurig, dass es das nicht war, hatte doch die Beschreibung so genau zugetroffen!

Heute war ich mit zum Termin (zur Kontrolle) beim Neurologen. Nach der Begrüßung meinte er dann: "Na, dann wollen wir uns doch zuerst einmal um Ihre Konvergenzparese kümmern..." Er machte eine Untersuchung (von Weitem bewegte der seinen Zeigefinger auf die Nasenspitze meines Sohnes zu), wiederholte sie, drehte sich um und meinte: "Sie haben Recht, da stimmt etwas nicht!" - Und dann ging alles sehr schnell. Wir haben einen Termin für kommenden SONNTAG! für erneutes MRT und am nächsten Montag beim Neurologen. Auf einmal geht er davon aus, dass beim Unfall der Hirnstamm und/oder Sehnerv geschädigt worden wäre! Ich bin so froh, dass der Arzt diese Untersuchung noch mal gemacht hat und dass er die Beschwerden meines Sohnes ernst nimmt. So blöd wie es ist, ich hoffe, dass auf dem MRT jetzt etwas zu sehen ist und dass dann endlich eine Therapie beginnt! Ich hätte heulen können, so erleichtert war ich, dass endlich etwas gefunden wurde! (Eigentlich muss man ja jedes Mal froh sein, wenn nichts gefunden wird.)

Mein Sohn hat hinterher ganz anders reagiert: "Da sitzen wir wieder stundenlang irgendwo rum und es bringt wieder nichts! Und ich habe die ganzen Kopfschmerzen durch den Stress nur wieder umsonst!"

Ich kann ihn gut verstehen - wie oft sind wir hoffnungsvoll irgendwohin gegangen und wie enttäuscht kamen wir wieder zurück!

Ich hoffe sehr, dass es uns nicht wieder so geht!

Viele Grüße und schöne Feiertage trotz allem,

Rudinchen
 
... Daraufhin habe ich in der Augenklinik angerufen und auch dort nachgefragt - und erhielt eine ähnliche Antwort! Außerdem habe man da "Konvergenzparese" ausgeschlossen... am nächsten Montag beim Neurologen. Auf einmal geht er davon aus, dass beim Unfall der Hirnstamm und/oder Sehnerv geschädigt worden wäre! ...
Hallo Rudinchen,
wenn die Augenklinik diese Untersuchung hätte machen müssen und unterlassen hat oder wenn die Klinik die Untersuchung gemacht hat, aber die Schädigung nicht erkannt hat, obwohl es offensichtlich eine recht einfache Methode zur Befunderhebung gibt, dann kann es sei, dass Du einen Fall von Medizinfehler hast.

Du kannst und solltest, falls sich der Verdacht der Konvergenzparese bestätigt gegen die Ärzte vorgehen. Einerseits im Interesse Deines Kindes und andererseits im Interesse der vielen Patienten, die durch Ärzte noch immer nicht ernst genommen werden.

Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn Du mit Deinem aktiven Vorgehen das große Projekt unterstützen würdest, dass das Ziel hat, solche Ärzte/Kliniken an ihre ursprünglichen Aufgaben zu erinnern.

Nun aber erstmal viel Erfolg, damit anhand ein vernünftigen Befunderhebung eine qualifizierte Diagnose erstellt wird und dann eine Therapie beginnen werden kann, die auch hilft.

Alles Gute und schöne Weihnachten!

Grüße
oohpss
 
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