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Neuer Skandal: Hunderte Hüftprothesen defekt

Hallo,
man kann die Forderungen von Geschädigten in den USA nicht mit denen von uns vergleichen. Unternehmen in den USA müssen ständig damit rechnen, dass sie mit ihren Produkten in Regress genommen werden. Daher werden von vorne herein Rückstellungen gebildet.

Hätten wir ähnliche Verhältnisse, wie in den USA, würde es dieses Forum garnicht erst geben. Dort gilt rechtlich, im Zweifel immer für den Geschädigten.

Wenn man sich die Gerichtsurteile zu irgendwelchen Unfällen von dort durchliest, scheinen die für uns kurios. So gab es dort beispielsweise den Fall, dass eine Frau ihre Katze in der Mikrowelle trocknen wollte, was natürlich nicht klappte (nähere Einzelheiten will ich hier nicht schildern, mir wird bei dem Gedanken schon schlecht). Während die Frau in Deustchland selber wegen Tierquälerei dran gewesen wäre, wurde ihr in Amerika Schadensersatz in Millionenhöhe zugesprochen, weil in der Betriebsanleitung der Hinweis fehlte, dass Tiere nicht in der Mikrowelle getrocknet werden können. Der Hersteller hat nun den Zusatz in seiner Anweisung aufgenommen.

So ist es doch klar, dass in Deutschland fehlerhafte Prothesen eingesetzt werden, die auf dem amerikanischen Markt garnicht erst eingesetzt werden. Wenn dort nur eine einzige Prothese fehlerhaft ist, werden auch sämtliche anderen Produkte des Herstellers gleich mit aus dem Verkehr gezogen. Kein Arzt würde dort auch nur auf die Idee kommen, das Risiko einzugehen, eine Prothese zu implantieren, von der auch nur im entferntesten die Gefahr ausgeht, dass diese fehlerhaft ist. Dort wäre nicht nur der Hersteller sondern auch der Arzt regresspflichtig.

Viele Grüße
Derosa
 
Hallo Joachim und derosa,

wisst ihr was urbane Legenden sind?

Es gibt gerade zu den von Euch benannten Legenden eine Ausarbeitung:
The Cat in the Microwave? (Die Katze in der Mikrowelle?)
[FONT=Myriad Roman, Arial, Helvetica, Sans-serif;]
Georg Wenglorz
Independent

Patrick S. Ryan
University of Colorado at Boulder, Interdisciplinary Telecommunications Program; Catholic University of Leuven (KUL) - Interdisciplinary Center for Law and Information Technology (ICRI)
[/FONT]
[FONT=Myriad Roman, Arial, Helvetica, Sans-serif;]Recht der Internationalen Wirtschaft, Vol. 8, p. 598, 2003[/FONT]

[FONT=Myriad Roman, Arial, Helvetica, Sans-serif;]Abstract: [/FONT]
[FONT=Myriad Roman, Arial, Helvetica, Sans-serif;] This article (written in German) examines the origins of the mythical 'cat in the microwave' case that is so often discussed abroad. This case is, in reality, little more than a legal 'urban legend.' Other urban legends exist, such as the 'real' McDonald's Coffee Spill case, which was settled out-of-court and for which the true facts and outcome are not truly known. The authors propose alternatives for teaching of U.S. tort law abroad. [/FONT]
Und Wikipedia weiß auch etwas dazu (Der Link im Wikipedia-Artikel führt leider zu der Ausarbeitung, die ich oben bereits zitiert habe).

Aber der Focus hat noch mehr von diesen unterhaltsamen Geschichten.

Die von Euch angegebenen Urteile gibt es nicht und können von daher als Beispiel nicht herhalten.

Aber unabhängig davon ist das angelsächsische Recht tatsächlich anders strukturiert als das deutsche. Aber deshalb gehen insbesondere amerikanische Unternehmen nicht hin und bilden wir Blöde Rücklagen für alles. Die haben das Problem dadurch geregelt, dass bei der Bilanzierung nach US-GAP die Risiken "buchhalterisch" bewertet werden. Und dies fließt in die Bilanz des Unternehmens ein. Wohl auch deshalb haben die Amerikaner so einen Controller-Überschuss.
Und Bilanzierungsrecht kennt so etwas bisher nicht.
Das Ergebnis ist aber, dass die "Rückstellungen" für Risiken der Gschäftstätigkeit bereits in der Buchhaltung enthalten sind. Nochmalige Rückstellungen für unvorhergesehene Ereignisse braucht es also erst, wenn unvorhergesehene Ereignisse eintreten. Und das war hier der Fall. Somit sind diese 69 Millionen Dollar aussergewöhnliche Rückstellungen aufgrund eines neu erkannten Risikos.
Soweit der Ausflug in die amerikanische Buchhaltung.

Das der Betrag für deutsche Verhältnisse sehr hoch ist hängt wohl einerseits mit der Stückzahl zusammen und damit, dass angelsächsisches Recht, soweit ich es in Erinnerung habe, mit Schmerzensgeld "heilen" kann. Eine "Heilung" durch Schmerzensgeld kennt die deutsche Rechtsprechung aber nicht. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass der Hwrsteller erkannt hat, dass er hier möglicherweise Regressverpflichtungen ausgesetzt wird.
Und um Moral und Ethik in Anbetracht der Verantwortung.
Vergleiche einfach die amerikanische Reaktion (Rückstellung) und die deutsche (Pressemitteilung).

Dann wird möglicherweise verständlicher was ich meine.

Grüße
oohpss
 
Hallo Derosa, Santafee,

mein beitrag sollte nur ein schlechter Scherz sein!
Ich finde es eine riesengroße Schweinerei was da so abläuft.
Vor ein paar Wochen lief im TV. eine Sendung mit diesem Thema und der Tenor war, eine RA-Praxis die sich auf Schadensersatzklagen für Geschädigte spezialisiert hat.
Schmerzensgeldansprüche zwischen 20-40 TEuro.
Ganz klar gestellt wurden auch, die Interessen am Profit der KKH und der jeweiligen Hersteller.

MfG.
Pit
 
Hallo,
mal ganz ehrlich, was soll einem denn das Schmerzensgeld helfen?

Gerade bei einer Hüftprothese werden die Probleme der Betroffenen doch immer größer, wenn sie mehrfach operiert werden müssen. Irgendwann geht dann garnichts mehr und der Patient sitzt im Rollstuhl. Und wer kommt dann für die Folgekosten, wie z. B. rollstuhlgerechter Umbau von Wohnung oder Haus, auf. Insgesamt werden die Folgekosten bis ins Unendliche gehen. Ganz abgesehen von der Psyche, die kann man nicht einfach ersetzen.

Der Absturz in Harz IV wird für die Betroffenen wohl auch nicht weit sein.

Für mich ist es einfach unerklärlich, wie so ein Mist überhaupt auf den Markt kommen kann. Werden Prothesen denn nicht unter Belastung erprobt? Gibt es dafür keine Art TÜV? Wie kommt es überhaupt dazu, dass dort Materialien verarbeit werden, die gesundheitsschädlich sind? Es muss doch irgendwelche Alternativen geben. Oder sind das Prothesen, die ausschließlich Kassenpatienten bekommen, da Herstellung billiger? Das würde mich echt mal interessieren.

Da machen sich Menschen Hoffnung auf Linderung und alles wird noch viel schlimmer, weil hochgradig geschlamt wird.

Viele Grüße
Derosa
 
Hallo oohpss,

hier etwas zur Produkthaftung in den USA >

http://www.dumbwarnings.com/
Urteil zum Thema Raucher
Produkthaftung Autoindustrie


Der Focus schreibt zum Thema der Fall einer Frau, die sich am heißen Kaffee bei McDonalds verbrühte und den Konzern daraufhin auf Schadenersatz verklagte, könnte hingegen wahr sein, berichten die Autoren.... Wo wir wieder beim Hauptpunkt wären das eine Rückstellung für die USA Usus ist!

VG Joachim
 
... Wo wir wieder beim Hauptpunkt wären das eine Rückstellung für die USA Usus ist! ...
Nicht nur in den USA ist das Usus.
Das ist Usus in jedem mit bekannten Land in dem Unternehmen steuerlich bewertet werden. Bei uns machen die Firmen das beispielsweise für Steuer, Sozialabgaben, Renten, Löhne ...

Es ging hier um außerordentliche Rückstellungen anlässlich eines neu erkannten Risikos.
Und die sind in Deutschland bei Zimmer möglicherweise auch gebildet worden oder werden noch, aber sie sind hier jedenfalls nicht publiziert worden.

In den USA wurde der konkrete Betrag genannt und in Deutschland wurde eine Pressemeldung veröffentlicht.

Moral und Ethik eines Konzerns innerhalb der Möglichkeiten, die ihm die jeweiligen Systeme geben.

Und eigenartige Verbraucherhinweise haben wir auch.

Und Entschädigungen bis zu 800.000 Dollar (entspricht so ganz grob etwa 550.000 Euro) gibt es auch in Deutschland. Den Rest des Strafaufschlags für die Tabalkonzerne kenne ich nicht, aber der ist eingepreist. Bei uns wird das Risiko beispielsweise beim Atomstrom gleich von vornherein sozialisiert und die Tabakraucher bezahlen wesentlich mehr Steuer pro Zigarette, damit ein Teil der Steuer ins Gesundheitssystem abgeführt werden kann. Im übrigen gäbe es in Amerika keine Tabakkonzerne, wenn es sich nicht um ein Ausnahmeurteil handeln würde, dessen Besonderheiten mir nicht zugänglich sind. Auch weiß ich nicht was von der finanziellen Belastung tatsächlich bei den Konzernen hängen geblieben ist, denn solche eine Zahlungsverpflichtung mindert die Steuerlast enorm. Aber ansonsten bietet das Urteil natürlich schon einen gewissen Unterhaltungswert.

Und das Mercedes Regress leisten musste, weil sie einen einfachen Hinweis in den Verträgen nicht hatten, ist ebenfalls ein Einzelfall. Denn es gibt weiterhin Hersteller in den USA die sich trauen Autos zu verkaufen. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das für jedes verkaufte Auto in den USA eine Rückstellung in der Höhe der Hälfte des Verkaufspreises getätigt wird.

Nein letztlich ist das (Rechts-) System in den USA ebenfalls so aufgebaut, dass die Wirtschaft gut bzw. sehr gut funktionieren kann.

Vergleichst man dagegen die Sozialsysteme, dann entsteht schnell der Eindruck, dass die einen Nachholbedarf haben. Und bisher ist es sozial Schwachen noch nicht gelungen sich über Schadensersatzforderungen einen Ausgleich zu verschaffen.

Grüße
oohpss

PS: "... könnte hingegen wahr sein ..." bedeuet in genau gleichem Maße "... könnte hingegen unwahr sein ...." denn keiner weiß was genaues.
 
Guten Tag,

im Fernsehen Eins Plus läuft gerade eine Wiederholung von Odysso (5/09) "Kein TÜV für Prothesen – noch!" (SWR)
Man spricht von330 Toten seit 2005 durch Medizinprodukte!
Nun haben wir hier schon oft z.B. über das Thema Hüftprothesen gesprochen! Es betrifft aber nicht nur Hüftprothesen sondern auch andere Medizinprodukte bis hin zum Herzschrittmacher! Die Kliniken werben inzwischen selbst bei Hüft - OP`s mit der Schlüssellochtechnik ich bin mir nicht sicher ob dies der Weisheit letzter Schluss ist oder solche Probleme mit verursacht ..!
In der Sendung sprach man auch von einem Prothesenregister. Ja und davon das die BfArM. kaum etwas ausrichten kann! Ich weis nicht ob sich da in 20 Jahren etwas tut? Da bleibt scheint`s nur die Hoffnung

Viele Grüße
Joachim

http://www.swr.de/odysso/-/id=1046894/nid=1046894/did=4696584/ox6od5/index.html
http://www.selectiv-verlag.de/Kapitel_6_1_11.html
 
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