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Neue Schmerzdiagnose im ICD-10:

Joker

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2 Sep. 2006
Beiträge
1,299
Ort
am Rhein
Folgende Pressemitteilung des Informationsdienstes Wissenschaft:
Endlich: Neue Schmerzdiagnose im ICD-10 verankert
Meike Drießen, Pressestelle
Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS)
06.10.2008

Schmerzspezialisten feiern Erfolg eines fünfjährigen Kampfes

Nach fünf Jahre währenden Debatten feiern die Spezialisten der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS) nun die Aufnahme der Diagnose "Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren" in den Katalog der Krankheiten ICD-10 (International Classification of Diseases). Endlich wird damit die moderne Auffassung chronischen Schmerzes als bio-psycho-soziale Erkrankung gewürdigt. Damit wird auch eine angemessene multi-modale Behandlung chronischer Schmerzen sowie deren korrekte Abrechnung möglich.
"Profitieren werden davon letztlich die 8 bis 10 Millionen Schmerzpatienten in Deutschland", freut sich Prof. Dr. Rolf-Detlef Treede, Präsidentder DGSS.

Unter falscher Flagge

Unter chronischem Schmerz leiden ca. 17% der deutschen Bevölkerung, am häufigsten sind Rücken-, Kopf-, Nerven- und Tumorschmerz. Schmerzen sind der Anlass für 50% aller Arzt-Patienten-Kontakte. Die direkten und indirekten Kosten allein der Rückenschmerzen werden auf 25 Mrd. Euro pro Jahr geschätzt. Bislang segelten Schmerzpatienten in Kliniken jedoch unter falscher Flagge: Für sie kamen nur unzutreffende Diagnosen in Frage, die entweder nur auf körperliche Erkrankungen oder ausschließlich auf psychische Probleme Bezug nahmen. Eine angemessene Behandlung, die sowohl körperliche als auch seelische und soziale Aspekte der Schmerzkrankheit berücksichtigt, war nur schwierig umzusetzen und konnte von den Krankenkassen nicht angemessen vergütet werden. Zudem blieb die tatsächliche Anzahl der Betroffenen und somit der Bedarf qualifizierter Schmerztherapie unerfasst.

13 ziehen an einem Strang

Eine Initiative innerhalb der DGSS wurde vor fünf Jahren aktiv und ging gegen diesen Missstand an. Unter ihrer Federführung zogen schließlich 13 wissenschaftliche Fachgesellschaften an einem Strang und führten jetzt eine Einigung mit den Behörden in dieser äußerst heiklen Frage herbei. "Die neue Diagnose ist für uns ein Durchbruch", unterstreicht Prof. Treede. "Zumal wir in Deutschland die ersten weltweit sind, in deren Krankheiten-Katalog das moderne Konzept des Schmerzes als bio-psycho-soziale Erkrankung verankert ist."

Ansprechpartner

Dr. Paul Nilges, Leitender Psychologe DRK Schmerz-Zentrum Mainz, Auf der Steig 16, 55131 Mainz, Tel. 06131-9880, E-Mail: nilges@uni-mainz.de

Hintergrund-Info

Im ICD-10 heißt es im Kapitel Somatoforme Störungen:
F45.41 Chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren
Im Vordergrund des klinischen Bildes stehen seit mindestens 6 Monaten bestehende Schmerzen in einer oder mehreren anatomischen Regionen, die ihren Ausgangspunkt in einem physiologischen Prozess oder einer körperlichen Störung haben. Psychischen Faktoren wird eine wichtige Rolle für Schweregrad, Exazerbation oder Aufrechterhaltung der Schmerzen beigemessen, jedoch nicht die ursächliche Rolle für deren Beginn. Der Schmerz verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden und Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen. Der Schmerz wird nicht absichtlich erzeugt oder vorgetäuscht (wie bei der vorgetäuschten Störung oder Simulation). Schmerzstörungen insbesondere im Zusammenhang mit einer affektiven, Angst-, Somatisierungs- oder psychotischen Störung sollen hier nicht berücksichtigt werden.

URL dieser Pressemitteilung: http://www.idw-online.de/pages/de/news281392

Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin
überregional

Bin mal gespannt, wie sich die Verwendung und Anerkennung dieser Diagnose enwickelt.

Gruß
Joker
 
Hallo Joker,

mein Mann war letzte Jahr in dieser Mainzer Klinik. Von seiner BUZ wurde ein Schmerzgutachten nach ICD-10 gewünscht.

Die Untersuchungen dauerten einen langen Tag und am Abend war er total fertig.
Er konnte sich aber in den Pausen fast immer hinlegen.
Ich würde Mainz für ein Schmerz-Gutachten empfehlen.
Wir haben ein klares, gut zu verstehendes Gutachten bekommen.

Seine, jetzt chronischen Schmerzen wurden unter ICD-10 eingeordnet.

Gruß
Kai-Uwe´s Frau
 
Hallo Kai-Uwe nebst Frau,

der ICD-10 ist "nur" eine Diagnoseklassifikation, die es schon seit vielen Jahren gibt. ICD steht dabei für "International Classification of Diseases". Ärzte müssen ihre Diagnosen gemäß dieser Klassifikation verschlüsseln, daher z.B. auch diese komischen Nummern wie z.B. M43.2 auf AU-Bescheinigungen.

Was diese Codierungen bedeuten, kann man z.B. beim DIMDI (=deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information) nachlesen. Der hinterlegte Link gilt übrigens für die 2008er Version des ICD, er wird jährlich überarbeitet.

Evtl. wichtig für viele Betroffene ist diese "neue" Diagnose

F45.41 = Chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren,

da viele chronische Schmerzpatienten bislang häufig in eine somatoforme Schmerzstörung (= F45.4, "Die vorherrschende Beschwerde ist ein andauernder, schwerer und quälender Schmerz, der durch einen physiologischen Prozess oder eine körperliche Störung nicht vollständig erklärt werden kann. Er tritt in Verbindung mit emotionalen Konflikten oder psychosozialen Belastungen auf, die schwerwiegend genug sein sollten, um als entscheidende ursächliche Faktoren gelten zu können. Die Folge ist meist eine beträchtlich gesteigerte persönliche oder medizinische Hilfe und Unterstützung.") einklassifiziert wurden.

Durch die Formulierung "Schmerz, der durch einen physiologischen Prozess oder eine körperliche Störung nicht vollständig erklärt werden kann" hört sich dies m.E. doch sehr nach Einbildung oder psychische Störung an, so dass man schnell auf die falsche Schiene geschoben werden kann. In der neuen Diagnose wird jedoch konkret auf eine körperliche Grunderkrankung Bezug genommen, womit den Betroffenen evtl. die Psychiatrisierung erspart bleibt.

Was mich ja interessieren würde: wurde in Mainz die Erkrankung auch mit einer Diagnose klassifiziert, die mit F beginnt? Wenn ihr nicht öffentlich antworten möchtet habe dafür allerdings vollstes Verständnis.

Gruß
Joker
 
hallo joker

bin mal meine unterlagen durchgegangen.
in keinem einzigen fand ich irgend einen diagnoseschlüssel.
auch nicht in einem gutachten.

mit einem diagnoseschlüssel müsste ja gezielt begutachtet werden.
einen diagnoseschlüssel für wischiwaschi gibt es ja nicht.

mfg
pussi
 
Schmerzgutachten

Guten Morgen Joker,

ich habe im GA keine Diagnose mit "F" gefunden, nur am Ende des GA folgenden Satz:

Kai-Uwe ist durch die Krankheitsentwicklung in seiner normalen Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit deutschlich und glaubhaft eingeschränkt.
Zur Objektivierung des Beeinträchtigungsgrades und der Schmerzstärke wird der von Korff-Index Stadium IV (höchstes Stadium) benutzt. Kai-Uwe erreicht auch beim Mainzer Chronifizierungsindes, der neben dem Chronifizierungsgrad die prognostische Einschätzungs erlaubt, mit Grad III, höchter Grad der Chronifizierung. Dies ist insbesondere auch ein prognostisch ungünstiger Wert, was die Rückbildungstendenz der Schmerzerkrankung betrifft

Wir haben das GA so ausgelegt das mein Mann endlich nicht mehr als Simulant gehalten wird (was für ihn sehr wichtig war/ist)

Lieben Gruß
Kai-Uwe´s Frau
 
Hey Joker,

auch ich habe mir den Bericht angesehen den der Schmerztherapeut jedes Quartal an meine Hausärztin schickt und da steht -chronische Schmerzerkrankung Chr.III und kein F. Wird die Bezeichnung evtl. nur zur Abrechnung mit der KK benutzt
Was bedeutet Ch. III, mir ging es immer um die Behandlung. Es wäre schön das endlich mal zu wissen.
Danke Buffy07
 
Hallo Buffy,

ich denke CIII ist wie bei meinem Mann,

, mit Grad III, höchter Grad der Chronifizierung.

Gruß
Kai-Uwe´s Frau
 
@Joker

Hallo,
auch ich habe ein Chronifizierungsstadium III nach Gerbershagen, nur das beeindruckte bislang wenig.

Das Tolle an dem neuen Schlüssel finde ich ist, dass er"somatische" (=körperliche) und psychische Komponenten des Schmerzsyndroms vereint, d.h. nach meiner Interpretation, dass "Körper&Seele" hier endlich in der Gesamtschau befundet werden, als Einheit.

Das dürfte es Gutachtern auf Dauer erschweren, körperliche Schmerzen zu "psychiatrisieren".

Hoffentlich sickert dieser Diagnoseschlüssel recht schnell in jede Praxis/Gutachteninstitut durch.

VG
Worst_Case
 
Hallo Pinki:),

hier findest du Alles was du brauchst F 45.41 Chronische Schmerzstörung
und somatoforme Schmerzstörung.

Viell Glück Buffy07
 
Hallo Buffy ,

OK :) Danke nochmal habs jetzt verstanden .


Hallo Joker ,

Supi und Danke !


LG
Pinki
 
:) @ an Alle Schmerzgeplagten UO,

heute bekam ich mein Fach. Psych. Gutachten, das aufgrund eines neurologischen GA gefertigt werden musste. Auftraggeber LG.
Diagnose des Psychiaters >> undifferenzierte Somatierungsstörung ( ICD-10: F45.1) und damit als Erkrankung anerkannt.
Danke Joker für die Einstellung des Berichtes.:):) Der GA war auf auf den neusten Stand. Er war sehr sachlich auch im GA. Er testtiert die Erkrankung seit dem Unfall und als Folge des HWS Schleudertraumas.
Der Richter hat für März sofort einen Termin festgemacht. Ich bin gespannt was die gegn. Versicherung jetzt sagt:(.

Hoffentlich finden andere UO auch so einen GA.
Gruß Buffy07
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Buffy,

warum muss das immer so lange dauern uund um soviele Kampfesecken möglich durchsetzbar sein?

Für Deinen Fall war das längst überfällig:)

Gruß Ariel
 
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