Hallo liebe Jewo...
wo soll ich anfangen...zuerst einmal wünsche ich Dir alle Kraft dieser Welt, Kraft zum Durchhalten und vorallem die Kraft, die Hoffnung nicht zu verlieren, denn das ist glaub ich am allerschwersten, wenn man den Menschen, den man liebt und der einen Tag vorher noch putzmunter und kerngesund war, auf einmal so völlig hilflos und dem Tod näher als dem Leben vor sich liegen sieht. Und das Schlimmste bestimmt- man kann weinen, fluchen, bitten und es ändert doch nichts an der Situation. Auch die Frage nicht:"Warum er.." die hat sich mein Lebensgefährte nach meinem Unfall 2005 bestimmt auch tausendmal gestellt, aber die Frage blockiert bloß den Blick nach vorne. Ich hatte damals einen schweren Quadunfall in Griechenland, bin reanimiert worden, 5 Tage im Koma und u.a, Schädel-Hirn-Trauma 3.Grades, Schädelbasisbruch, das gesamte Gesicht eine einzige Trümmerfraktur, unzählige Brüche, hab 19 Konserven Blut bekommen...und keiner wußte damals, ob ich die Sache überlebe und wenn, wie mein weiteres Leben aussieht. Nach 2,5 Wochen wurde ich nach Deutschland ausgeflogen, mehr tot als lebendig und die Prognosen über den Grad meines Gesundwerdens änderten sich von Arzt zu Arzt..von Woche zu Woche. Nach 12 Operationen, 2 Reha- Kuren und mehr als 6 Monaten Krankenhaus stand ich fast auf den Tag genau 2 Jahre nach meinem Unfall in 2300 m Höhe auf der Plauener Hütte im Zillertal. Frag nicht, wie der Weg dort rauf war, aber ich stand oben! Fast so, wie der gesamte Weg bis zu diesem Tag war. Was ich Dir sagen will..so schwer es auch fällt, gib die Hoffnung nicht auf, halt Dich an den kleinen Fortschritten fest und wenn sie noch so klein sind (das erste Wort, nachdem meine Beatmunsgkanüle gezogen war) und vorallem laß die Zeit arbeiten und verliere nicht die Geduld. Ein Jahr ist nach einem schlimmen Unfall garnichts, ich hab damals auch gedacht, nach 8 Wochen bin ich wieder fit..Dein Verlobter ist noch jung und es ist oft ein Wunder, was ein Körper so wegstecken kann. Nicht zuletzt ist auch mit gezielter Reha viel zu erreichen, aber immer ein Schritt nach dem Anderen. Also verlier nicht den Mut, Ihr zwei schafft das und nicht dran festhalten, wie schlimm doch Alles ist, sondern sich sagen, das es hätte noch Schlimmer kommen können. Ich lebe heute auch mit vielen Schmerzen und bin nicht mehr so leistungsfähig wie früher, aber immer wenn ich mal wieder im Krankenhaus bin (im September zur nächsten Materialentfernung) freuen sich die Ärzte, weil sie nicht gedacht hätten, das ich soweit wieder gesund werde.
Und hab kein schlechtes Gewissen- heulen, Wut und Sachen in die Ecke schmeißen wenn man alleine ist sind kein Zeichen von Schwäche, meine Gehstützen sind auch durch den Flur geflogen, nicht nur einmal. Soetwas hilft manchmal und dann gehts wieder weiter.
Ich wünsch Euch Beiden alles erdenklich Gute und hoffe, ich hab Dir ein kleines bissel Mut gemacht
liebe Grüße aus dem Vogtland Tine