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Metallentfernung nach Bruch von Schien- und Wadenbein und Sprunggelenk

  • Ersteller des Themas Ersteller des Themas josleo
  • Erstellungsdatum Erstellungsdatum

josleo

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

ich weiß, dass es hier schon ähnliche Beiträge gibt, aber ich möchte trotzdem gerne meinen Fall schildern.

Ich (37 Jahre alt, männlich) habe vor ca. 1,5 Jahren einen schweren Sturz gehabt, bei dem ich mir Schien- und Wadenbein und Sprunggelenk gebrochen habe. Mir wurde damals, während einem mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt, ein Titan-Marknagel durch das Schienbein eingesetzt und dieser mit 4 Schrauben verriegelt. Des Weiteren habe ich zwei Schrauben ins Sprunggelenk bekommen.

Es ist soweit alles gut verheilt. Ich habe zwar noch gelegentlich ein paar Probleme und Schmerzen beim Laufen, was aber darauf zurück zu führen ist, dass die Muskeln noch nicht wieder so wiederhergestellt sind, wie es vorher mal war.

Nun muss ich mich langsam entscheiden (nach OP hieß es frühestens nach 18 Monaten, spätestens nach 24 Monaten), ob ich das Metall entfernen lassen möchte oder nicht. Ich habe bislang keinerlei Beschwerden, die auf das Metall zurückzuführen sind. Die Beschwerden kommen laut Physiotherapeutin und Orthopäden lediglich durch fehlendes Training.

Ich war bereits bei 3 Orthopäden, um mir deren Meinung zur Metallentfernung anzuhören, aber bekomme, bis auf einen Orthopäden, der das Metall auf jeden Fall in meinem Alter entfernen lassen würde (ich bin 37 Jahre alt), nur die Rückmeldung, dass es meine Entscheidung ist, und es kein richtige und keine falsche Entscheidung gibt. Solange das Metall nicht stört, kann es im Körper verbleiben. Allerdings könnte es z.B. im Alter bei einer Knie-OP stören, wodurch die Operation aufwendiger werden würde, aber auch machbar ist.

Zum einen denke ich, sollte man sich jede OP, die nicht unbedingt notwendig ist, sparen wegen der Risiken. Ich habe natürlich auch Angst vor einer OP, auch wenn ich weiß, dass diese nicht so dramatisch wird, wie die vorherige. Zum anderen wäre das Thema nach Metallentfernung aber wahrscheinlich einfach abgehakt, wenn alles gut geht.

Der Grund, warum ich diesen Beitrag hier schreibe ist nicht, dass ich von euch jetzt DIE alles entscheidende Antwort haben möchte. Vielleicht gibt es aber den einen oder anderen, der einen ähnlichen Unfall, bzw. eine ähnliche OP hatte und auch vor dieser Frage stand, wobei mich dann natürlich interessiert, welche Entscheidung getroffen wurde. Vielleicht können mir diese Erfahrungen bei meiner Entscheidung helfen.

Ich hoffe, dass der eine oder andere vielleicht etwas aus seinen Erfahrungen schreiben kann.

Vielen Dank für das Lesen meines Beitrags.
 
Moin @josleo

Herzlich Willkommen hier.
Ja, die Entscheidung ob das Metall raus soll oder nicht, kann dir leider keiner abnehmen...
Ich kann nur von mir sagen...Mein Metall wurde vor etwa 4 Wochen entfernt und ich würde es jederzeit wieder tun!
Ich hatte eine komplette Sprunggelenkstrümmerfraktur(Pilon tibiale und Fibula), wurde mit 2 Platten und 16 Schrauben und einen Tight rope
versorgt.

Die Entfernung erfolgte ambulant unter Vollnarkose und dauerte 50 min.. 2 1/2 Std. später wurde ich wieder entlassen.
War alles entspannt und kein Vergleich zu den ersten OP's.
Ich hatte aber einige Probleme mit dem Metall...Die Platte war unter der Haut zu spüren ,1 Schraube drückte sich durch und ich hatte Bewegungseinschränkungen und Schmerzen. Also einige Gründe für die ME. Diese sind jetzt alle verschwunden und ich fühle mich diesbezgl. gut.

Meine Physiotherapeuten im Reha-Zentrum erzählten mir ,das viele ihrer Patienten positive Erfahrungen nach ME hatten. Natürlich gab es auch welche die es anders erlebten. Ich selbst habe ,bis auf eine Patientin ,nur positives gehört. Egal ob jung oder alt.
Du musst jetzt für dich abwägen- Was sind die Vorteile und was die Nachteile.

Du schreibst das du noch etwas Probleme und Schmerzen beim Laufen hast....Wie ist denn der Sitz der Schrauben, liegt der Nagel noch gut?
Denn das Metall KANN (muss nicht) mit der Zeit seine Lage verändern und so stören. Es braucht ja nur etwas von einer Schraube aus dem Knochen raus stehen und so die Weichteile nerven , was dann Schmerzen bereitet.
Das Metall ist und bleibt ein Fremdkörper.

Die Aussagen der Orthopäden ,je länger das Metall verbleibt, umso aufwändiger ist die Entfernung ist richtig. Das war bei meiner ME auch so-
Bei mir lag seit der finalen Plattenversorgung vor 2 1/2 Jahren die Zugschraube im Gelenkflächenbereich, war dementsprechend völlig im Knochen eingewachsen und musste mit mehr Aufwand und unter BW "rausgepult" werden.

Also...Gibt einiges was für eine ME spricht.
Bei dir kommt noch dein Alter dazu, du bist noch recht jung und da kann der Körper den Eingriff besser verarbeiten.
Ich wünsche dir eine gute Entscheidungsfindung!

LG Anja
 
Hallo Josleo,

auch ich hatte eine Unfallverletzung mit offenem Waden- und Schienbeinbruch, der mit einem Marknagel und Stellschrauben versorgt war. Bei mir war der Ratschlag von Physio und Ärzten - raus mit allem was nicht zum Körper gehört, solange es geht.

Falls man an die Siebzig überschritten hat oder an Krankheiten leidet, die eine OP erschweren, wie Herz- oder Nierenprobleme oder aber unter Osteoporose leidet, sieht das ganze schon anders aus.

Beim der Versorgung des frischen Bruchs hantiert der Chirurg wie ein Knochenmetzger - steckt zusammen - schraubt und dübelt alles in die richtige Richtung, damit ein Laufen wieder möglich wird.

Bei der Metallentfernung wird nur ein kleiner Schnitt gemacht und die Stellschrauben entfernt und dann der Marknagel gezogen, den man ja nicht mehr braucht, weil der Knochen wieder stabil zusammengewachsen ist. Die alten Bruchstellen sind mit neuer Knochenmasse repariert und fixieren gut, sodass es immer hieß, da bricht nichts mehr, das ist ja neu vom Körper aufgebaut.

Die OP selber bei der Entfernung kannst du nicht mit der UnfallOP vergleichen. Sie ist wesentlich kürzer, kann unter niedrigerer Dosierung des Narkosemittels erfolgen und die Zeit ,die du sonst vorher in Monaten gebraucht hast, diese Zeit in Tagen bist du wieder einigermaßen fit auf den Beinen.

Morgens operiert, nachmittags konnte ich schon wieder voll auf dem operiertem Bein stehen - gut noch gestreckt - und selbstständig den Waschraum aufsuchen. Sobald nach 10 Tagen die Fäden gezogen waren ging es mit dem Beugen auch schnell wieder besser.

Ich war damals Ende 40 und bereue es nicht einen Tag. Je älter man wird, desto mürber wird oft das Knochengerüst und da kann dann eine verbliebene Schraube ärgern - so habe ich es im nahen Umfeld erlebt - der Schraubkopf scheuert unter der Haut oder das Schraubenende ragt im zunehmenden Alter, wenn die Knochenmasse weniger wird langsam durch den Knochen hindurch und reizt die Nerven. Das nicht mal bei Belastung, sondern beim Liegen oder Bein hochlegen oder bei Strickbündchen von Socken etc.

Ja es ist eine OP, ja es ist eine erneute Narkose, ja es bedeutet einen Rückschritt, aber die Heilungszeit steht im keinen Verhältnis zur ersten OP. Das ist meine Erfahrung und die von fünf Personen aus meinem Umfeld, die vor der selben Entscheidung standen. Ich kenne darunter niemanden, der es bereut hätte.

LG Teddy
 
Hallo zusammen,


zunächst möchte ich mich bei euch für die schnellen, und vor allem sehr ausführlichen Antworten bedanken. Das ist nicht selbstverständlich und ich weiß das sehr zu schätzen.
Und bitte um Entschuldigung, dass ich nicht direkt auf eure Nachrichten reagiert habe. Letzte Woche war bei mir etwas turbulent und ich wollte mir für eine Antwort entsprechende Zeit nehmen.


@Malleo 65

Wenn ich auch solche Probleme hätte, dass ich das Metall spüren würde, dann wäre auch meine Entscheidung auch ganz klar, dass das Metall entfernt werden muss.

Die letzten Röntgenbilder wurden letztes Jahr im November gemacht, da sah alles gut aus. Damals hat sich nichts am Sitz des Nagels seit Einsetzen im Dezember 2022 geändert.
Die Beschwerden, die ich noch habe, waren aber auch seit Beginn an vorhanden, haben sich aber mit der Zeit abgeschwächt. Z.B. dass nach längerem Sitzen die ersten Male Auftreten im Sprunggelenk schmerzen bereiten. Nach ein paar Schritten lässt es dann meistens nach. Des Weiteren habe ich ab und an bei Wetterwechseln Schmerzen. Generell habe ich das Gefühl, dass sich alles "angenehmer anfühlt", wenn die Temperaturen eher kühl sind. Und zum Teil fühlt sich das Bein noch steifer an, als das andere. Eben generell nicht mehr so wie vor meinem Unfall.
Mir wurde aber sowohl von meiner Physiotherapeutin, als auch von Orthopäden (letzter Orthopäden-Besuch vor ca. einem Monat) bestätigt, dass diese Dinge nach wie vor normal seien nach der Schwere dieser Verletzung. Von daher gehe ich davon aus, dass der Nagel und auch die Schrauben noch gut sitzen.


@Malleo 65 und @Teddy

Die Ärzte haben mir bisher auch alle gesagt, dass eine Metallentfernung von dem Aufwand der OP und auch von der Regeneration absolut nicht damit zu vergleichen ist, was ich nach Einsetzen des Metalls hatte. Das geht ja auch aus euren Aussagen ganz klar hervor. Mir wurde allerdings jetzt schon gesagt, dass ich nach Metallentfernung definitiv 1-2 Nächste stationär bleiben muss.
Als ich den Unfall im Jahr 2022 hatte, war ich 3 Wochen im Krankenhaus und hatte insgesamt 3 OP’s. Zunächst wurde am Tag des Unfall’s ein Fixateur extern gesetzt. Nach ca. 10 Tagen wurde das Metall eingesetzt und nach einer weiteren Woche wurde nochmal eine Wunde aufgrund eines Entlastungsschnitts operativ verschlossen. Ich durfte alleine schon ca. 2,5 Monate mein Bein überhaupt nicht belasten, bis ich mit Teilbelastung beginnen durfte. Danach dauert es nur noch ca. einen Monat, bis ich ohne Gehstützen laufen konnte.

Ich gehe davon aus, dass die Einschränkungen, die ich derzeit habe, nicht mit dem Metall zusammenhängen. Deshalb bin ich hin und her gerissen, was den Nutzen der OP betrifft. Wie ich in meinem vorherigen Beitrag schon geschrieben habe, bekomme ich von den Orthopäden keine klare Aussage, werde aber auch immer darauf hingewiesen, dass auch eine Metallentfernung nicht zu unterschätzen sei, was die Risiken betrifft, z.B. die Möglichkeit, dass wieder etwas bricht, oder ich mir einen Keim einfange. Meine Physiotherapeutin ist z.B. ganz klar der Meinung, dass ich in meinem Fall auf eine OP verzichten sollte, da Sie für mich keinen Nutzen sieht. Ich mache keinen Kontaktsport und das Material ist dafür ausgelegt, ein Leben lang im Körper zu verbleiben (Titan). Sie hat auch schon Patienten gehabt, die eine nicht zwingend notwendige OP haben durchführen lassen, und haben es im Anschluss bereut. Mein Hausarzt ist auch der Meinung, die OP nicht zu machen, wenn ich keine Probleme hätte.

Aber genau das, was du schreibst @Teddy, dass mit den Jahren das Knochengerüst mürber wird, das sind auch meine Bedenken. Ich kann es nicht medizinisch beurteilen, aber wenn ich mit gesundem Menschenverstand darüber nachdenke, dann ist es eigentlich logisch, dass sich der Körper entsprechend verändert. Ich habe das auch bei den Orthopäden angesprochen und habe überwiegend die Aussage bekommen, dass ich deshalb aber keine Probleme bekommen sollte.
Des Weiteren könnte ich wahrscheinlich auch vielleicht mit der Sache, wenn ich das Metall entfernen lassen würde, weil ich mir im Nachhinein keine Vorwürfe machen müsste, warum ich das Metall im Körper belassen habe, falls es dann im Alter doch irgendwelche Probleme gibt.


Ich freue mich auf jeden fall, dass ihr die für euch richtige Entscheidung getroffen habt und es euch wieder entsprechend gut geht!


@flyingdoc

Vielen Dank für den Link.


LG josleo
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin,
ich hatte auch eine ME. Nach 10 Monaten, weil ich diverse Probleme damit hatte.
Du könntest dich erkundigen, aus welchem Material deine sonstigen Metalle bestehen. Also nicht der Marknagel.

Bei Edelstahlegierungen von Nägeln, Platten, Knochenschrauben aus rostfreiem Edelstahl kann es diverse Probleme geben.
Die sind immerhin leicht magnetisch. Und ca. 40 % günstiger als Titan.
Plus andere (seltene) Probleme.
Damit dann Unsicherheiten , falls du doch mal ein CT / MRT brauchst . Wer weiß schon, was dir im Alter noch so passiert.
Ich gelte als "alter weißer Mann" - also deutlich Ü55 ;).

Und ich mache immer noch Extremsport wie Kitesurfen, MTB im Wald, Motorrad, .. anderen Kram.
Die meisten OPs nach Frakturen passieren natürlich im Haushalt/ Sport/ Freizeit ; weißte aber schon.

UND: auf weitere zwei Nächte stationär würde ich ... so gar nix geben.

Du schreibst selber viel und ausführlich vom Abraten deiner Ärzte/ Physios vor dieser OP. Die Entscheidung musst nun du selbst treffen.
Ich habe es wie Anja, Teddy, sowie vile andere nicht bereut. Die aktuellsten Probleme bei mir resultierten aus einer
schlechten Versorgung ( + bakterielle Infektion) eines Teiles der Naht.
Ich denke du wirst die richtige Entscheidung treffen,
Saludos en la buen noche
 
Hallo Josleo,

bei mir war es ein sehr langer Marknagel aus Titan.

Zum Krankenhausaufenthalt - ein Tag Aufnahme ein Tag OP und dann für 48h Überwachung, falls es zu Schwierigkeiten kommt. Das dient mehr zur eigenen "Erholung" - Du kannst voll versorgt die Zeit meist liegend verbringen und wenn du Kreislauf oder andere Probleme bekommst, ist jemand 24h für dich da. Gerade die Unsicherheit am Anfang wird einem mit der Begleitung der Pfleger genommen. Man kann wirklich sofort voll belasten und braucht die Gehhilfen nur zur Sicherung.

Die Info zur Zeit der Hilfseinlage von Metall bei Brüchen heißt es, dass es in der Regel 12-18 Monate verbleibt. Falls Probleme vorab auftauchen, wird es schon davor wieder entfernt. Bei Bekannten hieß es, wenn die drei Jahresfrist verstrichen wäre, dann sei es besser es drin zu lassen, weil die Verwachsungen insgesamt soweit fortgeschritten sind, dass mehr Sehnen, Nerven- und Muskelstruktur verletzt werden könnte als sinnvoll wäre.

Klar gibt es nie eine 100% Sicherheit, aber wo gibt es das schon. Oftmals sind es ja eigene mitgebrachte Bakterien, die eigentlich bei einem intakten Immunsystem für einen persönlich nichts anstellen könnten. Manchmal passiert es leider, dass aufgrund der herabgesetzten Abwehrkräfte die dorthin gelangen, wo sie auf keinen Fall hin gehören. Falls da große Ängste bestehen, gehen die Pflegekräfte aus meiner Erfahrung heraus, davon sehr gut ein.

Wie oben schon verschiedene geschrieben, kann dir niemand die Entscheidung abnehmen. Hier können wir nur unsere Erfahrung berichten und überschießende Sorgen und Horrorstorys durch unsere positive Meldungen entkräften.

LG Teddy
 
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