Hallo Greg,
willkommen im Forum, nur kurz zur Nettikette: wir schreiben hier in Briefform mit kleiner Anrede und Schlussformel, so weiß man auch ob du konkret jemanden ansprechen willst, oder die Allgemeinheit. Außerdem ist es für viele leichter, wenn der Text in kleinere Abschnitte geteilt wird, manche haben Probleme mit Konzentration und es fällt ihnen schwer lange Texte zu lesen.
Wie du ja weißt ist eine Spastik keine Krankheit sondern ein Symptom einer Nervenschädigung. Auslöser, wie bei dir kann ein Unfall oder Nervenkrankheit oder auch Schlaganfall sein. Ich hatte mehrere Fälle in meinem Umfeld davon über Jahre begleitet. Bei jedem hieß es, der Nerv, die Nerven sind gereizt, beleidigt, eingeschlafen usw. Jedes Mal sagten die Ärzte und Therapeuten wir leiten sie an die betroffenen Gelenke zu bewegen mit Physiotherapien, die Übungen auch passiv ausführten, denn selbst indem andere diese Bewegung ausüben werden die Muskeln bewegt und diese fordern die Nerven heraus. Dazu wurde ständig die Jahresfrist in Aussicht gestellt, denn erst binnen eines Jahres sehen wir weiter, wie das Nervensystem darauf reagiert.
Das was man im ersten Behandlungsjahr an Verbesserungen erreicht ist der größte Schritt, danach werden die Schritte kleiner.
Also ist das was dir passiert ist ein Gesundungsprozess deines Nervensystems.
Selbst bei etwas so einfachem Schlüsselbeinbruch gegenüber deinen massiven Körperschäden, mit folgenden Taubheitsgefühlen und Bewegungseinschränkungen an Fingern, meinten die Ärzte, dass die Nerven im Jahr um Millimeter wachsen können und das sich "vielleicht" wieder normalisieren könnte. Die Bewegungen wurden minimal besser, die Taubheit blieb bestehen. Andere hatten bis zu zwei Jahren später (Infos aus Begegnungen bei mehreren Neurorehas) eine fast vollständige Wiederherstellung erlebt.
Die Nerven leiten ihre Infos ins Gehirn weiter und du weißt, das ist plastisch und es kann sich bis ins hohe Alter verändern. Manches wird aussortiert, anderes stärker bewertet. Bei dir ist ein Teil - eine Endstation deiner muskelaktivierenden Nerven - nicht mehr "ansprechbar". Unser Gehirn ist in der Lage "Umleitungen" zu bauen und neue zu knüpfen. Das ist das Wunderwerk der Selbstheilungskräfte jedes menschlichen Körpers.
Dazu braucht es Zeit und ständige Forderung. Es ist wie der Weg durch einen dichten Dschungel, je öfter er begangen wird, desto leichter kann man ihn gehen aus einem Trampelpfad wird ein Weg, wird eine Bahn, wird eine Autobahn. Aber nur wenn er genutzt wird. Ansonsten überwuchert ihn der Dschungel schnell wieder.
Also Üben, Üben, Üben - Muskel - Nerven - Gehirn in einem passenden Maß fordern, dann kann sich aus einer Ausnahme eine Selbstverständlichkeit entwickeln.
Frage ruhig weiter, es werden bestimmt andere dir noch Infos geben können.
Ich freue mich für Dich, dass trotz aller so heftigen Folgen mit denen du zu kämpfen hast, du hier eine Erleichterung erleben kannst, wenn auch eine kleine.
LG Teddy