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MdH größer MdE wo ist dieses Urteil ?

MoPe

Erfahrenes Mitglied
Registriert seit
21 Feb. 2011
Beiträge
146
Hallo Forengemeinde,

Gerichte bewerten gerne den MdH niedriger als den vergleichbaren MdE.
Ich erinnere mich daran, dass es hier im Forum einen Beitrag gab, dass in einem LG- oder OLG-Urteil genau das Gegenteil ausgeurteilt wurde.
Ein MdE von 30 wurde in diesem Urteil auf MdH 40 erhöht bzw. aufgewertet.

Leider finde ich diesen Beitrag und das Urteil nicht, egal wie ich hier im Forum suche.

Kann mir jemand dieses Urteil nennen, eventuell mit dem Leitsatz der Urteilsbegündung ?

Danke.

Mope
 
Grüß Dich, Mope,

01
ich kenne solche Urteile schon.

02
Es kommt auf die Verletzung an. Worin besteht die Behinderung, die mit 30 % MdE beurteilt wurde? Womöglich hast Du dazu früher etwas geschrieben - aber ich habe Deine über 140 Beiträge jetzt auch nicht durchgewühlt.

(a)
Es gibt Einschränkungen, die um Haushalt praktisch kaum behindern. Ein taubes Ohr wird mit 25 % MdE bewertet, wenn das andere Ohr völlig i.O. ist. Im Haushalt spielt es keine Rolle: MdH also (meißt) 0 %.

(b)
Es gibt aber Einschränkungen, die sich in der Haushaltsarbeit besonders hinderlich bemerkbar machen. Etwa, weil es um eine Gehbehinderung geht oder eine im Bereich Schulter/Arm/Hand. In rd. 40 % der Arbeitsplätze hat man Arbeit, bei der man nicht oder nur wenig stehen und gehen können muss. Auch Rollstuhlfahrer können durchaus berufstätig sein. Aber mach mal so Haushalt.....! Staubsaugen im Rollstuhl?

(c)
Ohne näherungsweise Angaben darüber, wo Deine Verletzung sitzt und wirkt kann man kein passendes Urteil finden. Wenn Du genaueres sagst, kann ich womöglich helfen. Ich vermute nämlich, dass der "ältere Artikel" von mir stammt. Es riecht fast danach.

ISLÄNDER
 
Hallo Isländer,

es geht hier nicht um eine eigene Verletzung, sondern ehr um die pauschale Aussage der gegnerischen Versicherung, dass der MdH niedriger wie der MdE anzusetzen sei.
Hier würde ich gerne der Versicherung antworten, dass dies gerade umgekehrt ist und mit dem hier gelesenen Urteil belegen.
Inhaltlich habe ich die Antwort schon vorbereitet, dass man einen Arbeitsplatz in der Industrie anpassen oder für den Mitarbeiter einen anderen Arbeitsplatz innerhalb der Firma finden kann, so dass die Auswirkungen des MdE minimiert sind. Der Arbeitsplatz der Hausfrau lässt sich nur sehr bedingt anpassen, so dass ein MdH mindestens gleich dem MdE, ehr höher anzusetzen ist.

Und: ja, wenn ich mich recht erinnere ist dein Geruchssinn richtig.

Hast Du das AZ des Urteils griffbereit ?

Danke und Gruß

Mope
 
Grüß Dich, MoPe!

Systembedingt befassen sich Urteile immer mit dem Fall, der gerade vorliegt. So gibt es keine "General-Abhandlung" dieses Themas.

01
Immerhin:

(a)
OLG Oldenburg VersR 93/1491:
Ein Arm war erst fast völlig ohne nutzbare Funtkion (70 % MdE), wurde aber allmählich besser: Schließlich nur noch mit 20 % MdE. Die MdH war in der ganzen Zeit gleich hoch bewertet worden.

(b)
LG Zweibrücken, 2 O 279/04, Urt. vom 16.06.2006:
Erhebliche Schmerzen beim Hocken und bei üblichen Armbewegungen sowie beim Faustschluss links. Die MdE wurde mit 20 %, die MdH mit 30 % bewertet.

(c)
LG Leipzig, Urteil 08 O 3839/09:
Knieverletzung, die im Stehen und Gehen hinderlich war. 20 % MdE, aber 30 % MdH.

02
Nützlch ist es, darauf hinzuweisen: Man kann im Haushalt die Arbeit nicht so zerlegen wie am Fliesband. Wenn ich ein Fensterleder nicht mehr auswinden kann, ist nicht nur der Arbeitschritt "Auswinden" unmöglich. Es nuttzt nichts mehr, dass Du z.B. Eimer tragen kannst und Wischen kannst, damit wird das Gesamtkunstwerk "Fensterputzen" unmöglich. Es hat keinen Sinn, die anderen Arbeitsschritte auszuführen.

03
Gründliche Darstellung aus allen Gebietend es Haushaltes ist nötig, die zeigt, dass man alle paar Minuten wieder an seine Grenzen stößt.


ISLÄNDER
 
Danke für Dein schnelles feed back und die Urteile.
Habe schon einige Beispiel ähnlich dem Fensterputzbeispiel genannt, es kommen aber immer neue Ideen dazu.
 
Grüß Dich, MoPe,

01
Eine Liste mit zahlreichen Beispielen ist nützlich, wie ein unmöglicher Arbeitsschritt andere Arbeitschritte unmöglich macht.

02
Diese Liste sollte möglichst Beispiele aus allen Arbeitsbereichen des Haushaltes bieten. Möglichst solche, die stark ins Auge springen.

03
Bei geeigneten Beispielen ist der HInweis nicht verfehlt, dass das häufig zitierte "langsamer arbeiten" oder "behinderungsgerecht arbeiten" dann nicht hilft, wenn es auch damit nicht doch geht. Wer ein Fensterleder nicht auswinden kann, dem hilft das Angebot nicht, eben langsam auszuwinden, weil er es gar nicht kann.

04
Modern geworden in letzter Zeit ist der Einwand, dass "die modernen Haushaltgeräte" , also: Roboter zum Rasenmähen und zum Staubsaugen die Sache anders erscheinen lassen.

(a)
Doch gibt es gute Gründe gegen einen Rasenmähroboter. Er ist sehr "un-bio".

(b)
Und beim Saugroboter? Er schafft inzwischen die freie Fläche ganz gut. Stimmt. Aber das ist auch der Teil des Saugens, der am Leichtesten geht.

(ba)
Aber er kann keine Stühle und Tische verrücken. Wo fallen die meißten Brösel runter? Richtig: Wo Knäckebrot gegessen wird! Kommt er mit den Stuhlbeinen zurecht?
(merke: "Vor das Saugen haben die Götter das Wegräumen gesetzt!"


(bb)
Und - ist er so niedrig, dass er unter den Staubproduzenten Nr. 1, das Bett drunterfährt? Und hinterm Sofa, wo der Kabelsalat haust? Da schaut er nicht mal hin, weil er nicht hinkommt.

(bc)
Ich habe auch noch keinen Saugroboter gesehen, der den Teppich auf die Seite gerollt hätte.

(bd)
Dafür habe ich gesehen (in: Stiftung Warentest), dass Saugroboter im durchaus ständig neue Verschleißteile brauchen: Bis zu an die 200,00 Euro/Jahr. Das liegt an den Bürsten. EIn Saugroboter ist vor allem mal eine Kehrmaschnine, kein Sauger. Die Kosten müssen wir gegenrechnen. Und die Akku-Wechsel alle paar Jahre. Und den deutlich höheren Kaufpreis.

(be)
Vorsicht, wenn stark Sehbehinderte im Haushalt sind! Die fallen auch noch über den Roboter drüber!

Liebe Freunde, ihr seht: Alles nicht so einfach!

Saugroboter können schon was, das gebe ich gerne zu. Aber ein HEizelmännchen ist er nicht.


ISLÄNDER
 
Hallo Isländer,

danke für die Ergänzung und hier noch mal Hinweise von mir.

Die modernen Maschinen, die zum Einsatz kommen, sind nicht unbedingt eine Zeitersparnis. Im Gegenteil sorgen diese indirekt dafür, dass alles mehr wird.

Der moderne Haushalt hat heute nicht einfach eine Herdplatte 60x50, sondern ein Kochfeld mit 100x50 oder noch größer. Da passen zur gleichen Zeit viel mehr Kochtöpfe oder Pfannen drauf, was auch genutzt wird.

Eventuell hat man noch einen Thermomix, einen Slowcooker, eine Wokpfanne, einen heißen Stein, usw. Ein Brotbackautomat ist hipe und passt vielleicht auch noch in irgend eine Ecke

Die Geräte wollen alle genutzt werden, müssen gereinigt werden und dürfen zum Teil nicht in die Spülmaschine bzw. passen gar nicht dort rein.

Zu Essen gibt es nicht mehr den im großen Topf gekochten Eintopf wie zu Omas Zeiten, der zwei Tage reichen muss, sondern es gibt beim täglich frischen Essen eine große Auswahl, schon deswegen, weil der Sohn Vegetarier ist und der Papa sein Stück Fleisch braucht. Die Auswahl an Speisen und der Aufwand der Zubereitung haben also zugenommen.

Mit Kochlöffeln und sonstigen Kochutensilien wird auch nicht gespart, gerade weil man ja ein Spülmaschine hat. Jeder Löffel, der zum Abschmecken am Mund war, kommt in die Spüle oder gleich in die Spülmaschine. Für jeden Topf gibt es einen eigenen Kochlöffel, damit nix vermischt wird.

Noch bevor das Essen fertig ist, ist die Spülmaschine schon halb voll und nach dem Essen, wenn dann alle Teller und das Besteck drin sind, geht der Spülvorgang los. Nach dem Spülgang muss alles wieder weggeräumt werden, was gegenüber früher länger dauert, einfach weil es viel mehr ist wie früher.

Natürlich müssen trotzdem die großen Töpfe noch mit der Hand gespült und abgetrocknet werden.

Im Ergebnis liegt hier keine zeitlich Ersparnis vor, sondern die Zeit wird anders genutzt.

Auch bei dem Gartenbeispiel verhält es sich ähnlich. Der Rasen wird 2 x im Jahr vertikutiert und der Garten, der früher nur aus Rasen bestand, wird heutzutage insgesamt viel mehr gestaltet. Da ist nicht nur Rasen, sondern ein Hochbett, Steineinfassungen, Trockenmauer usw. Die müssen angelegt und danach gepflegt werden. Dafür gibt es eine Vielzahl von Gartengeräte, die geholt, nach Arbeitsabschluss sauber gemacht und weggeräumt werden müssen.

Da ist also nix weniger geworden, sondern nur anders verteilt.
 
Grüß Dich, MoPe!

01
Stimmt: Der Thermomix ist ein durchaus unterhaltsames Gerät, aber: Heinzelmännchen können es besser. So richtig viel Zeit spart man mit dem Themomix auch dann nicht, wenn man selbst das Heinzelmännchen ist.

02
Je größer und "besser" ausgestattet ein Grill für's heimische Grillfest ist, desto mehr hat man hinterher zu putzen.

03
Es gibt aber einen Trend: Es wird das Kochen zunehmend zum Erlebnis-Event, da wird mehr Zeit reingesteckt, dafür wird weniger geputzt.


ISLÄNDER
 
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