Hallo Manuf,
der Mensch besteht nicht aus separierten Muskeln, sondern die sind in vielen Paketen miteinander verbunden. Wenn nur einer gezielt trainiert wird, hängen die anderen in einem Netzwerk dran. Denke auch daran, dass jedes Muskelpaket von einer Faszienhülle umgeben ist. Auch die kann zu machen, verhärten, sich nicht mehr so dehnen und sperrt den umhüllten Muskel ein. Die Muskelansätze an Knochen und Sehnen sind auch eine Knackstelle, die können auch viel Ärger bereiten, da deren Nerven alles ans Gehirn melden und das dann Gegenmaßnahmen einleitet.
Durch eine Verletzung will dein Körper reparieren und dich schützen, also macht er dicht, was er dicht machen kann. Über Monate und Jahre entwickelt sich ein Panzer, vor allem im Muskelwerk, der andere Baustellen nach sich zieht. Wird dann dieser Panzer nach und nach abgebaut mit gezieltem Training und Physio, dann wird logischer Weise erst mal alles schlimmer. Der Panzer schützt nicht mehr, die Baustellen des Panzers- Fehlhaltungen - Schiefstellungen - Fehlbelastungen - werden jetzt offen gelegt und wehren sich gegen die Veränderung. Die verstärkt auftretenden Schmerzen frustrieren, stellen alles in Frage, ob das der richtige weg sei. Ja, er ist es! Sie sind nicht schlecht, sondern gut. Denn erst wenn der Panzer geknackt ist, kann man an die eigentlichen Stellen ran.
Das Muskeltraining der äußeren HWS Muskeln stärkt die Stützfunktion. Lösen der Verhärtungen der kleinen engen Muskelpartien und Sehnenansätze an den Wirbeln führen nach und nach zur Schmerzminderung. Woche von Woche und Monat für Monat ist das der Weg für die mögliche Verbesserung deines Zustandes und lassen auch Bewegungen wieder zu, die heute als unvorstellbar gelten.
Mein Wissen stammt aus meiner Erfahrung: Autocrash 1999 - Frontalkollision- davon blieben unter anderem ein chronifiziertes HWS-Schmerzsyndrom, mit Bewegungseinschränkungen der Kopfdrehung nach rechts zurück., Mit regelmäßige Physio über 10 Jahre, mehreren Reha-Aufenthalten schaffte ich leichte Verbesserungen, jedoch unbefriedigend. Es folgte eine ambulante Weiterbehandlung 2003 von einer Schmerzspezialistin, sie erläuterte mir vier Jahre nach dem Unfall, dass ich einen Genickbruch ohne Bruch erlitten hätte. Knochen in Ordnung aber alle Bänder, Sehnen seien überdehnt und deren Halte- und Stützfunktion minimiert. Die Muskeln müssten daher ersatzweise diese übernehmen und seinen überfordert und machen dicht. .
Zur Behandlung meiner oberen HWS Schmerzen injizierte sie in den langen Muskel namens Levator scapulae, den sogenannte Schulterblattheber. Dieser verläuft vom Schulterbaltt längs unter den äußeren Halsmuskeln nach oben und endet an den oberen HWS-Wirbeln. Die Spritze setzte sie unten zwischen den Schulterblättern und nach kurzer Zeit konnte ich meinen Kopf schmerzfrei nach rechts bewegen, wie schon seit Jahren nicht mehr. Das war ein unbeschreibliches Gefühl, Ich konnte durchschlafen, wachte nicht vor HWS-Schmerzen auf, ich konnte mich drehen und an die Decke schauen. Leider hielt das nur wenige Tage an und ließ sich mit Medikamenten so nicht wiederholen. Sie empfahl weiter konsequente und intensive Physio zur Bearbeitung der Muskelverhärtungen und gezieltes HWS-Muskelaufbautraining immer bis zum Schmerzpunkt und niemals drüber.
Das alles ist eine Gratwanderung nicht zu wenig und nicht zu viel machen, damit es nach und nach besser wird. Das gesamte Muskelgefüge samt Fasziennetzwerk braucht tägliche Pflege. Über Jahre habe ich gelernt damit zu leben und welche Tätigkeiten ich besser lasse. Habe mir ein Auto mit Abstandspiepser zugelegt, damit ich die Drehbewegungen mit dem Kopf minimieren kann. Habe mir meine Kurzsichtigkeit läsern lassen, kann mit den Augen rundherum sicher sehen und muss nicht den Kopf drehen, um mit einer Brille den schärfsten Punkt zu fokussieren usw.
Es ist eine individuelle Sache, das eine hilft dem einen, das andere dem anderen Schmerzgeplagten. Eins nur ist wichtig, alles braucht Zeit, nicht gleich aufgeben und oft muss es erst schlimmer werden bevor es besser werden kann. Da ist Geduld gefragt, denn es gibt keinen Knopf, der alles wieder ins Lot bringt. Es ist Arbeit, harte schwere schmerzhafte Arbeit, die nach und nach erst zum Erfolg führen kann, damit es dir besser geht.
LG Teddy