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Kollision mit Linksabbieger - Unfallaufnahme erst im Nachgang

realNacho

Neues Mitglied
Registriert seit
20 Apr. 2020
Beiträge
1
Hallo liebes Forum,

ich bin sehr unerfahren im Thema Unfall, Versicherungen und co. Ich wende mich an euch mit der Bitte, den Vorfall objektiv zu betrachten bzw. zu beurteilen. Dabei bitte ich um gnadenlose Ehrlichkeit. Da ich keinen Unfall mit gleichem Sachverhalt gefunden habe, folgt eine ausführlichere Schilderung.

Bevor wir zur eigentlichen Situation kommen, möchte ich mich kurz vorstellen: Ich bin 23 Jahre alt, habe eine introvertierte Personlichkeit und mache derzeit eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger. Ich fahre leidenschaftlich Motorrad und bin auch mit dem Auto freizeittechnisch viel unterwegs. Nun bin ich also seit vier Jahren unfallfrei unterwegs gewesen. Bis letzte Woche...

Umgebung:
An einem sonnigen Tag war ich mit PKW + Motorradanhänger unterwegs. Auf einem übersichtlichen Ortsausgang folgte eine Allee mit angrenzenden Feldern, Tempolimit 100 und gestrichelter Mittellinie. Als ich das Ortsschild passierte, nahm ich etwa 150m vor mir einen Traktor mit Anhänger war.


Unfallhergang:
Ich habe langsam beschleunigt, den rückwärtigen Verkehr und den Gegenverkehr gecheckt. Es waren keine weiterern Verkehrsteilnehmer zu sehen. Bevor ich ausgeschert bin habe ich noch einmal auf die Lichtanlagen des Traktors bzw Anhänger geachtet. Auch dort konnte ich nichts erkennen.

Die vordere Stoßstange des Autos war etwa auf höhe der Schlusslichter des Traktoranhängers, als ich merkte dass das Gespann nach links zog. Im Augenwinkel habe ich einen Arm wahrgenommen, der nach Links aus dem Führerhaus ragt. Ich habe sofort den Anker geworfen und nach links eingeschlagen, gleichzeitig aber versucht nicht in den Straßengraben zu fahren. Nicht eine Sekunde später habe ich mit dem rechten Kotflügel den hinteren linken Reifen des Traktors getroffen. Nach einer gefühlten Ewigkeit bin ich zum Stehen gekommen.

Nach der Kollision:
Erst jetzt habe ich gesehen, dass zu unserer Linken ein geteerter Feldweg quer in die Landstraße mündet. Der Traktorfahrer und ich haben diesen umgehend befahren und unsere Gespanne dort abgestellt. Ich habe mich direkt zum Traktorfahrer begeben, um sicher zu gehen, dass er ebenfalls unverletzt ist. Hier hat sich herausgestellt, dass er seinen jugendlichen Sohn dabei hatte. Auch unverletzt. Nach einem kurzen Moment der Besinnung haben wir die Fahrzeugschäden begutachtet. Am Traktor ist durch den Unfall kein Schaden entstanden. Das Auto ist vorne rechts beschädigt.


Nun kommt der Teil, bei dem ich zweifellos Mist gebaut habe. Wir haben unsere Adressdaten ausgetauscht, jedoch nicht die Polizei hinzugezogen. Der Traktorfahrer hat vorgeschlagen, dass sich jeder selber kümmert. Der Schaden sah für mich in diesem Augenblick überschaubar aus. Ich - noch unter schock stehend - habe blind bejaht. Anschließend ist der Traktorfahrer von Dannen gezogen.

Nachbereitung:
Nachdem ein Tag vergangen war ist mir klar geworden, dass es sinnvoll ist, den Unfall bei der Polizei und den Schaden bei der gegnerischen Versicherung zu melden. Bevor ich das tat wollte ich den Traktorfahrer darüber in Kenntnis setzen und habe ihn angerufen. Ich habe ihm sachlich erklärt, dass ich es für sinnvoll halte, dass der Unfall bei der Polizei und der Schaden bei seiner Versicherung gemeldet wird. Ich habe ihm auch erklärt, dass ich nicht die volle Schuld auf mich nehmen kann, da er mich offensichtlich übersehen hat. Seiner Aussage nach hat er geblinkt, zusätzlich den Sohn den Arm rausstrecken lassen und etwas rotes (das Auto) gesehen, einen Augenblick bevor wir miteinander kollidiert sind. Ich wolle nun mit dem Finger auf ihn zeigen und ihm einen Strick aus der Situation drehen. Ich habe ihm gesagt, dass ich den Unfall bei der Polizei aufnehmen lassen werde.

! Was möglicherweise noch eine Rolle spielt: Das Auto war geliehen und wurde von der Besitzerinn am Tag nach dem Unfall in die Werkstatt gebracht, um die sichtbaren und unscheinbaren Schäden zu erfassen. Es wird dort repariert werden. Ich bin also ohne Versicherungsschutz unterwegs gewesen.

Bei der Polizei:
Nach dem Telefonat bin ich zu einer Polizeistation gefahren, um den Unfall aufnehmen zu lassen. Der Beamte machte von Anfang an einen genervten Eindruck. Möglicherweise, weil der Unfall erst im Nachhinein gemeldet wurde(?). Während der Schilderung des Unfalls und bei der Erfassung der benötigten Daten erzählte mir der Beamte, dass ich eine Ordnungswidrigkeit ("Überholen bei unklarer Verkehrslage") begangen hätte und belehrte mich anschließend. Auf meiner Nachfrage, was der Beamte als "unklar" gedeutet hat, bekam ich die Antwort, dass das in den meisten Fällen so gehandhabt wird. Er konnte mir nicht erklären, was ich hätte besser machen können. Ich habe davon gebrauch gemacht, mich nicht weiter äußern zu müssen und verließ die Wache. Ich habe im Anschluss die gegnerische Versicherung informiert und einen Bogen zur Erfassung des Unfalls angefordert.

Der Traktorfahrer wurde einen Tag nach meinem Gespräch mit dem Beamten ebenfalls dorthin gebeten. Er rief mich danach an und erzählte, was er der Polizei erzählt hat und dass sie seinen Traktor, TÜV und Blinker kontrolliert haben. Alles im grünen Bereich. Er müsse nur 30€ Strafe zahlen und möchte den Unfall bei seiner Versicherung melden. Ich habe diesen Bericht zur kenntnis genommen.

Er hat mich darauf hingewiesen, dass ich laut Aussage des Polizisten den ausgestreckten Arm des Jungen als Zeichen gedeutet hätte, den Traktor überholen zu können. Wie kommt es zu dieser Aussage?? Das habe ich niemals erwähnt. Ich habe dem Beamten versucht klar zu machen, dass ich kein Anzeichen dafür gesehen habe, dass der Traktor abbiegen würde. Ja. Seither habe ich nichts weiter unternommen.

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Jetzt laufen also zwei Verfahren:

1. Die Schadensregulierung über die Versicherung des Traktorfahrers:
- Momentan warte ich auf den Bogen der Versicherung und möchte ihn wahrheitsgemäß und mithilfe eines Polizeibeamten im Bekanntenkreis ausfüllen

2. Das Bußgeldverfahren wegen "Überholen bei unklarer Verkehrslage"
- Sobald sich das Verkehrsordnungsamt bei mir meldet, möchte ich Widerspruch einlegen

Nun meine Fragen an euch: Wie beurteilt ihr mein Vorgehen? Wie sind meine Chancen?

Ich bin für jede Antwort äußerst dankbar!
Freundliche Grüße, realNacho
 
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