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HWS-Schleudertrauma - Pschyrembel entdeckt!

Rudinchen

Erfahrenes Mitglied
Registriert seit
6 Dez. 2009
Beiträge
2,871
Hallo ihr lieben betroffenen HWSler,

habe mir heute einmal den neuen Pschyrembel (2013) zu Gemüte geführt und unter "Beschleunigungsverletzung der Halswirbelsäule" nachgeschlagen.

Dort war auch eine schöne Tabelle abgebildet - und zwar die "modizifizierte Klassifikation der whiplash-associated disorders (Abk. WAD) nach Spitzner (1995)".

Wenn ich das jetzt richtig verstehe, ist das sozusagen die "Quebec-Klassifikation" (http://www.code-knacker.de/quebec.htm), die von Spitzner 1995 übersetzt wurde. Ist das richtig?

Das deutsche Pendent ist ja wohl die Klassifikation nach Erdmann, oder?

Welche wird denn nun "offiziell" bei der Beurteilung von HWS-Beschwerden herangezogen? Ist das jetzt o. g. Klassifikation, da der Pschyrembel ja DAS anerkannte Nachschlagewerk für Mediziner ist? (Frage: Ist er das wirklich?)

Interessant war für mich, dass im Pschyrembel auch die "Therapie" vorgeschlagen wurde (sorry, ich habe das erste Mal seit Langem im Psychrembel nachgeschlagen, aber ihr kennt das ja vielleicht alles schon):

Und zwar wird hier bei WAD I u. WAD II (wohl identisch mit QTF 1 u. QTF II nach Quebec) vorgeschlagen:

ohne morpholog. Korrelat (häufig): lokale Wärmeapplikation, Analgetika, Antiphlogistika, zentrale Muskelrelaxantien; frühzeitige u. gezielte Physiotherapie; keine Ruhigstellung.

Bei WAD III u. WAD IV (identisch mit QTF 3 u. QTF 4 nach Quebec):

mit morpholog. Korrelat: Fusionsoperation (z. B. Spondylodese, Verschraubung), Haloextension.

Werbetext auf dem Umschlag: "Die Neuauflage bietet aktuelles, gesichertes Fachwissen aus allen medizinischen Fachgebieten in bewährter Psychrembel-Qualität ... Dieses erstklassige Standardwerk der Medizin ist auch in der 264. Aufl. die erste Instanz bei der Klärung medizinischer Fragen. Der Pschyrembel ist und bleibt die bewährte Quelle für gesichertes Wissen und ist aus der täglichen Arbeit von Ärzten, Studierenden u. medizinischen Fachkräften nicht mehr wegzudenken."

Nun meine Fragen: Gilt der Psychrembel vor Gericht NICHT? Gerade wenn Dislokationen/Frakturen/Instabilitäten diagnostiziert wurden - kann man ihn dann nicht heranziehen? Warum immer diese Diskussionen über die schwammigen Umschreibungen des einen oder anderen "Experten" oder des behandelnden Arztes - kann man denen nicht den Pschyrembel unter die Nase halten?

Hat damit schon mal jemand Erfahrungen gemacht?

Bin ja einfach mal neugierig ...

Viele Grüße, Rudinchen
 
Hallo Rudinchen,

vielen Dank für die Informationen sowie das Aufwerfen dieser Frage, die ich sehr interessant finde.

Ich denke mit den Schweregradeinteilungen wird nicht selten "unsauber" umgegangen - von Ärzten wie auch Gutachtern und damit letztlich auch vom Gericht. Auch scheinen nach wie vor, verschiedene Tabellen für die Beurteilung heran gezogen zu werden, auch wenn die internationale Einteilung zunehmend nach QTF erfolgt / erfolgen soll...

Vor längerer Zeit hatte ich mir in diesem Zusammenhang die AWMF-Leitlinie zum "Beschleunigungstrauma der Halswirbelsäule" angesehen.
http://www.awmf.org/uploads/tx_szle...Halswirbelsaeule__HWS-ST__10-2008_10-2013.pdf
Dort findet man die oben gemachte Angabe und unter dem Punkt 5. die Klassifikationen im Vergleich.
Erdmann IV gibt es in der QTF nicht, da dort das schwerste aller Verletzungsmuster - das mit tödlichem Ausgang - nicht aufgeführt wird.

In der Praxis habe ich es selbst erlebt, dass ein Schweregrad angegeben wurde, jedoch nicht vermerkt wurde, gemäß welcher Klassifikation dieser festgestellt wurde. Damit ist der Ärger vorprogrammiert...


Ich bin auf andere Antworten sehr gespannt.
Viele Grüße
sachsblau
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Rudinchen,

vielen Dank für die interessante Idee!

Ich hätte dazu auch gleich 2 Fragen, da man den aktuellen Pschyrembel leider nicht kostenlos online einsehen kann (und meiner sehr alt ist):

a) Steht im Psychrembel etwas zu den sog. symptomfreien Intervallen?
b) Steht etwas drin zu der Frage, ob es nach einer Verletzung zu einer spontanen Verbesserung kommen muss oder ob es auch schlechter werden kann?

Viele Grüße
HWS70
 
Hallo,

danke für eure Beiträge - den Pschyrembel kann man kostenlos in jeder (Uni-)Bibliothek einsehen ... so als kleiner Tipp. Da kann man sich die entsprechenden Seiten auch kopieren. ;)

Ich bin jetzt mal fleißig und tippe das ab (geht das urheberrechtlich in Ordnung? Ist ja nur ein Zitat):

"Beschleunigungstrauma (hier Aufzählung der versch. Bez.):

Auslenkung der HWS über das physiol. Maß hinausgehend mit Überdehnung von Bändern und Bandscheiben durch plötzl., unkontrollierte Beschleunigung des Kopfes (Komb. von abrupter Retro- u. Anteflexionsbewegung, sog. Peitschenschlagphänomen) gegenüber dem Rumpf nach Einwirkung von axialen od. von Scherkräften; Vork.: fast ausschließl. nach Verkehrsunfall mit Heckaufprall; Klinik: z. T. erst nach beschwerdefreiem Intervall (Std. bis Tage), z. B paravertebrale Schmerzen mit Ausstrahlung in Kopf und Schulter, Muskelhypertonus, vegetative Sympt.; Diagn.: Anamnese u. Sympt., Rö. der HWS, ggf. MRT (zeitnah zum Unfall)" ... Klassifikation u. Therapie s.o.

Hier sind auch ganz, ganz klein - die vegetativen Symptome genannt, die so mancher HWS´ler hat. Habe mal einen Link dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Vegetative_Dystonie (dazu steht zwar auch was im Pschyrembel, aber das will ich nicht auch noch abtippen ...

Bin gespannt auf eure Meinung ...

Viele Grüße, Rudinchen
 
Hallo @Rudinchen
Erst mal vielen Dank für deine Bemühungen!
Wir werden von unserem Staat(oder besser gesagt vom System) einfach nur gelinkt!In diesem System geht es einfach nur um Macht und vor allem was man für Macht braucht "Geld".Da ist ein kaputt gemachtes Leben von einem Menschen nur ein Übel,daß der Geschädigte dann gefälligs´t mit sich selbst aus machen muß.Hört sich nach dem was man zu vor immer so vor suggersiert bekommen hat,irgend wie zwar unglaubwürdig an,ist aber mal so.Solange man nicht selbst betroffen ist,glaubt man nicht,daß einem so etwas in dieser Gesellschaft (in dem Sozialstaat?)passieren kann.
Deshalb gehe ich davon aus ,daß die Mächtigen,immer wieder mit Gesetzen(Vorgaben,Verordnungen u.s.w.), die sie von ihren gesponsorten Leuten durch gesetzen werden,ihr Leben und ihren profit steuern.Da haben wir "Schwachen" keine Chance,was dagegen zu unter nehemen.Es wird immer welche "Kranke"geben,die was erreichen(wenns auch manchmal nur Teilerfolge sind) und auch geholfen bekommen.Das braucht das System auch als Außendarstellung,um zu zeigen was für ein toller Sozialstaat wir sind.Wenn dieses System was für uns tut,dann nur wenn es muß oder es keinen anderen Ausweg mehr für die gibt.Und das einzige was wir dafür machen können ist kämpfen,kämfen,kämpfen und das muß man sogar noch als kranker Mensch,Wo man doch eh schon genug andere Probleme hat!
Jetzt will ich nicht weiter Mißmut verbreiten.Hoffen wir,daß die QUEBEC-KLASSIFIKATIONEN als Bewertungsrichtlinien,mit in die Urteilsrechtsprechung in unseren Gerichten einbezogen werden.Das wäre mal ein Schritt in die richtige Richtung!
Gruß Mute
Und nochmals vielen Dank,daß du dir sehr oft soviel Arbeit machst.Ich kann das leider nicht.Und bin manchmal nicht zufrieden mit mir,weil ich hier nur viel lese und nicht(wie ander) viel sinnvolles dazu beitrage!Sorry!
 
Hallo Rudinchen und all die anderen Betroffenen!

Dumm ist nur, dass die Gutachter scheinbar alle schon vor 1995 ausgebildet worden sind- und, was man einmal gelernt hat, vergisst man nicht
Das hilft vielleicht den "Neuen",die jetzt studieren , zu einer anderen Einschätzung zu kommen. Es ist schon doof, wenn man seinem behandelnden Arzt die wissenschaftlich neueren Erkenntnisse vor der Nase herumwedeln soll!
Meine Klassifizierung ist vom Gutachter einfach auch in "Erdmann" umgewandelt worden und zerpflückt worden. Man hätte natürlich auch mit den behandelnden Ärzten Rücksprache nehmen k ö n n e n - zu viel verlangt Freundliche Grüße
 
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