Erst einmal ein liebes Hallo an alle,
ich habe mich eigentlich in diesem Forum kurzentschlossen angemeldet, da ich mich zu einem völlig anderen Thema erkundigen wollte ... und nun lese ich gerade den Beitrag hier von Miko .... und ... alles was ich versucht habe zu verdrängen, ist plötzlich wieder da !
Miko, erstmal großen Respekt vor Deinen Erste-Hilfe-Maßnahmen ! Du hast alles Mögliche getan und brauchst Dir keine Vorwürfe zu machen. Ich weiß genau, wie Du Dich fühlst. Mir geht es momentan leider genau so.
Bei mir ist es jetzt fast 3 Wochen her. Ich war -zusammen mit 2 Freundinnen- als erster Helfer vorort bei einem schweren Unfall auf der Autobahn (ein vollbesetzter Kleintransporter hatte sich vor uns mehrfach überschlagen). Ich habe einfach nur noch "funktioniert" in diesem Moment.... Wiederbelebungsversuche, Wunden versorgen usw... insgesamt 6 Schwerstverletzte und ein Toter. Der Anblick an der Unfallstelle war so grausam, dass viele Hinzugekommenen starr vor Schock stehengeblieben sind. Wir haben alle Verunfallten so gut wir konnten versorgt. Jeder hatte "seine" Aufgabe. Auch wenn es jetzt nicht nachvollziehbar klingt, ich habe den Toten lange im Arm gehalten .... einfach nur gehalten .... und habe mit ihm geredet...Als die Rettungswagen, Feuerwehren und der Hubschrauber kam, meinte der Notarzt, ich hätte dem Mann nicht mehr helfen können (Genickbruch und übelste Kopfverletzungen).
Wie dem auch sei, auf dem Weg nach Hause gings mir "normal", war bestimmt im Schockzustand. Zuhause bin ich dann zusammengebrochen.
Ich konnte keine Nacht mehr schlafen, hatte Heulkrämpfe, konnte kaum essen, konnte kein Licht ausschalten, habe nur noch dagesessen und vor mich "hingestarrt". Ich bekomme die Bilder einfach nicht mehr aus meinem Kopf! Ich kann den Geruch von nassem Sand nicht ertragen (genau so hat es am Unfallort gerochen) und noch einige andere Dinge, die ständig diese Bilder hevorrufen.
Ich habe mit meinen Freundinnen immer und immer wieder über dieses Erlebte geredet, um es besser verarbeiten zu können.
Als nach knapp 1 Woche noch nichts ging, hat mir mein Arzt Tabletten verschrieben. Damit ist alles leichter zu ertragen und ich kann halbwegs wieder schlafen. Das Leben muss irgendwie weitergehen und die Arbeit ebenfalls. Ich bin am Überlegen, ob ich eine Therapie mache, denn die Tabletten können nicht die Lösung sein.
Sorry, ich habe jetzt lange gebraucht, den Beitrag hier zu schreiben. Ich habe geschrieben, immer wieder alles gelöscht, habe neu angefangen zu schreiben usw.
Ich sage mir jetzt: zum Glück haben es 6 Schwerstverletzte geschafft zu überleben! Und vielleicht nur deshalb, weil WIR so gut geholfen haben !
Miko, ich wünsch auch Dir ganz viel Kraft!
LG
Lotta