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Helfer nach schwerem Verkehrsunfall - Brauche Hilfe

Miko75

Nutzer
Registriert seit
11 Sep. 2008
Beiträge
1
Hallo !
Ich habe vor 36 Std etwa eine Verkehrsunfall miterlebt wo ein 24 jähriger Motorrad fahrer tödlich verunglügt ist .
Ich war einer der ersten am UNfallort und wir haben ihn versucht mit Herzlungenwiederbelebung ins Leben zurückzuholen.Was und leider nicht gelang.
Heute müßte ich um 12 uhr arbeiten bin im einzelhandel aber ich habe AnGST MACHE MIR VORWÜRFE.
Bin nur am heulen.Wer kann mir helfen habe sogar Angst au f der arbeit anzurufen.und zu fragen ob ich frei bekommen kann.
Meine Frau is im moment auch nicht da.
 
Hallo Miko 75

In jeder Stadt gibt es einen Bereitschaftsdienst = psychische Belastung

Hier sind rum um die Uhr die Richtigen Ansprechpartner für Dich, erledigen auch die Gespräche mit dem Arbeitgeber.

sieh dich im Telefonbuch um

vg natascha


 
Hallo Mirko,
Herzlich Willkommen hier im Forum. Vielen Dank für Deinen persönlichen Einsatz bei der Rettung des Verunfalllten. Dir selbst brauchst Du sicher überhaupt keine Vorwürfe machen. Du und die anderen an der Unfallstelle haben mehr geleistet, als eine Vielzahl von Menschen bereit bist. Ich kann Deine Situation sehr gut verstehen. Ich war auf der anderen Seite, war Unfallopfer als Motorrollerfahrer.
Hab keine Angst wegen der Rückfrage beim Arbeitgeber. Ich bin schon der Meinung, wenn ein Fünkchen soziales Gewissen besteht, dann gibt es da eine einvernehmliche Regelung. Versuche schnellstmöglich einen Psyschologen zu kommen. Dieser Unfall muß verarbeitet werden durch Dich. Dazu benötigst Du Hilfe. Je eher um so besser.

Gruß von der Seenixe
 
Hallo Miko,
auch hier bei uns ist vor 1 1/2 Tagen ein junger Mann auf seinem Motorad verunglückt.
Jetzt im Sommer ist mind. 3xWoche so eine Meldung im Radio oder Zeitung.
Sie wollen alle abends und am Wochenende schnell durch schöne Weiltal oder auf den Feldberg.

Du warst zufällig am Unfallort und hast richtig gehandelt. Das Dich der Unfall nicht unberührt läßt spricht nur für Dich, aber hole Dir Hilfe.

Du wirst die Bilder sicher nicht so schnell vergessen, aber Dein Leben geht weiter und um richtig Abschied zu nehmen, denn Du warst dem jungen Mann in seiner wichtigsten Stunde sehr nahe, würde ich zur Beerdigung gehen.
Ich wünsche Dir viel Kraft und jemanden an Deine Seite bei dem Du Dich ausweinen kannst.

Lieben Gruß
Kai-Uwe
 
Hallo Miko,
auch ich kann Deine momentane Situation gut nachvollziehen. Auf der einen Seite ist man froh, geholfen zu haben, andererseits ist da das Gefühl, nicht genug oder das Falsche getan zu haben, weil das Unfallopfer verstorben ist. Ich hab vor ca. 10 Jahren miterlebt, wie ein Motorrad- Polizist vor meinen Augen in der Kurve weggerutscht ist, sich paarmal auf der Fahrbahn überschlagen hat und mit dem Kopf an die Leitplanke geknallt ist. Anschließend die totale Stille. Eine Ewigkeit wie es schien. Es war auf einer Zubringerstraße zur Autobahn mit viel LKW- Verkehr und die Laster versuchten, sich irgendwie an der Unfallstelle vorbei zu drängeln (stehen ja unter Termindruck, aber...) Äußerlich hatte er keine Verletzungen, hatte auch noch ganz schwach Puls und Atmung und so machte ich bloß das Visier hoch und ihm den Mund frei. Irgendwann kam der Rettungswagen und ich war nicht mehr verantwortlich. Bis dahin reagierte ich ziemlich mechanisch und ruhig (bin Krankenschwester), aber dann kam der Schock. Ich konnte gerade noch so nach Hause fahren, war nur am Zittern und an Schlaf war in der Nacht nicht zu denken. Ich wollte gerne wissen, was aus ihm geworden war, traute mich aber nicht, im Krankenhaus anzurufen, aus Angst vor einer schlechten Nachricht. Am Morgen hörte ich dann im Verkehrsfunk, das er auf dem Weg ins Klinikum verstorben war...36 Jahre..2 Kinder...Genickbruch......schrecklich. Tage später wurde ich dann als Zeugin aus Polizeirevier vorgeladen und der Staatsanwalt versicherte mir, genau das Richtige getan zu haben. Jeder Hilfeversuch ist besser als gar keiner. Ich hatte auch eine ganze Weile mit dem Erlebten zu tun und noch heute, wenn wir an der Stelle vorbeifahren kommen die Bilder wieder.
Mittlerweile hatte ich selbst 2005 einen schweren Unfall und ich denke mal, wenn dort keine Ersthelfer gewesen wären, würde ich heute nicht mehr leben. Also Miko, Du hast ganz sicher Dein Bestes getan. Laß Dir Zeit, damit fertig zu werden und hol Dir psychologische Hilfe, wenn Du es alleine nicht schaffst. Und Tränen sind ganz oft ein Ventil, mir gehts danach oft besser.
Ich wünsch Dir Kraft und eine hoffentlich gute Nacht
liebe Grüße Tine
 
Erst einmal ein liebes Hallo an alle,

ich habe mich eigentlich in diesem Forum kurzentschlossen angemeldet, da ich mich zu einem völlig anderen Thema erkundigen wollte ... und nun lese ich gerade den Beitrag hier von Miko .... und ... alles was ich versucht habe zu verdrängen, ist plötzlich wieder da !

Miko, erstmal großen Respekt vor Deinen Erste-Hilfe-Maßnahmen ! Du hast alles Mögliche getan und brauchst Dir keine Vorwürfe zu machen. Ich weiß genau, wie Du Dich fühlst. Mir geht es momentan leider genau so.

Bei mir ist es jetzt fast 3 Wochen her. Ich war -zusammen mit 2 Freundinnen- als erster Helfer vorort bei einem schweren Unfall auf der Autobahn (ein vollbesetzter Kleintransporter hatte sich vor uns mehrfach überschlagen). Ich habe einfach nur noch "funktioniert" in diesem Moment.... Wiederbelebungsversuche, Wunden versorgen usw... insgesamt 6 Schwerstverletzte und ein Toter. Der Anblick an der Unfallstelle war so grausam, dass viele Hinzugekommenen starr vor Schock stehengeblieben sind. Wir haben alle Verunfallten so gut wir konnten versorgt. Jeder hatte "seine" Aufgabe. Auch wenn es jetzt nicht nachvollziehbar klingt, ich habe den Toten lange im Arm gehalten .... einfach nur gehalten .... und habe mit ihm geredet...Als die Rettungswagen, Feuerwehren und der Hubschrauber kam, meinte der Notarzt, ich hätte dem Mann nicht mehr helfen können (Genickbruch und übelste Kopfverletzungen).

Wie dem auch sei, auf dem Weg nach Hause gings mir "normal", war bestimmt im Schockzustand. Zuhause bin ich dann zusammengebrochen.
Ich konnte keine Nacht mehr schlafen, hatte Heulkrämpfe, konnte kaum essen, konnte kein Licht ausschalten, habe nur noch dagesessen und vor mich "hingestarrt". Ich bekomme die Bilder einfach nicht mehr aus meinem Kopf! Ich kann den Geruch von nassem Sand nicht ertragen (genau so hat es am Unfallort gerochen) und noch einige andere Dinge, die ständig diese Bilder hevorrufen.

Ich habe mit meinen Freundinnen immer und immer wieder über dieses Erlebte geredet, um es besser verarbeiten zu können.

Als nach knapp 1 Woche noch nichts ging, hat mir mein Arzt Tabletten verschrieben. Damit ist alles leichter zu ertragen und ich kann halbwegs wieder schlafen. Das Leben muss irgendwie weitergehen und die Arbeit ebenfalls. Ich bin am Überlegen, ob ich eine Therapie mache, denn die Tabletten können nicht die Lösung sein.

Sorry, ich habe jetzt lange gebraucht, den Beitrag hier zu schreiben. Ich habe geschrieben, immer wieder alles gelöscht, habe neu angefangen zu schreiben usw.

Ich sage mir jetzt: zum Glück haben es 6 Schwerstverletzte geschafft zu überleben! Und vielleicht nur deshalb, weil WIR so gut geholfen haben !

Miko, ich wünsch auch Dir ganz viel Kraft!

LG
Lotta
 
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