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Gammanagel entfernen oder belassen???

Lehmi

Neues Mitglied
Registriert seit
1 Jan. 2021
Beiträge
8
Hallo an alle erfahrenen Gammanagelträger,

im April letzten Jahres habe ich (weiblich, 54 Jahre) mir bei einem Rennradsturz am linken Oberschenkel eine petrochantäre Oberschenkelhalsfraktur zugezogen, die mit einem kurzen (18 cm) langen Gammanagel stabilisiert wurde. Nach ca. drei Monaten konnte ich wieder ohne Stützen laufen, fahrradfahren und schwimmen. Leider wurde ich im August auf dem Rad von einem Autofahrer übersehen und umgefahren. Der gleiche Oberschenkel brach direkt unterhalb des Gammanagels (das war eine echte Sollbruchstelle) - diesmal eine Spiralfraktur des Oberschenkelschafts. Der kurze Gammnagel wurde entfernt und durch einen langen (40 cm) ersetzt. Mit entprechenden Verriegelungsschrauben und einer Cerclage habe ich nun ganz schön viel Titan im Bein.
Ich komme gut damit klar, habe - nach nunmehr 15 Monaten eine gute Beweglichkeit und Belastungsstabilität erreicht, aber dennoch fühlt sich das Bein steifer und schwerer an als vorher.
Bislang bin ich davon ausgegangen, dass das Metall nach ein bis 2 Jahren wieder entfernt wird, aber nach der Wiedervorstellung in dem Krankenhaus, wo mir der Nagel eingestzt wurde, sagte mir der Chirurg, wenn der Nagel nicht zu sehr störe, würde man ihn in meinem Alter eher drin lassen. Aber es sei meine Entscheidung - nur müsse ich mir über die Risiken der Metallentfernung im Klaren sein.
Nun suche ich den Rat von anderen Betroffenen. Hat jemand Erfahrung mit der Entfernung eines langen Gammanagels, oder lebt jemand schon viele Jahre problemlos damit?
Ich habe Angst, dass es im Laufe der Jahre zu Komplikationen mit dem Nagel kommt - aber ich habe auch Angst, dass ich meinen Zustand verschlechtere, wenn ich meinem Bein eine erneute OP zumute.
Ich freue mich auf eure Erfahrungsberichte.
Viele Grüße
Lehmi
 
Hallo Lehmi,

richtig, regulär wird der Gamma-Nagel nach 2 Jahren entfernt.

Mh, Du bist ja noch "jung" - ich würde dies mit dem Alter nicht so sehen. Leg noch mindestens mal 10 Jahre drauf und älter.

Da ist es dann tatsächlich so, dass man betagten Menschen die Narkose nicht mehr zumuten möchte.

Hole Dir doch mal eine Zweitmeinung bei einem anderen Unfallchirurgen ein.

Viele Grüße

Kasandra
 
Hallo Kasandra,

vielen Dank für deine Antwort.

Ich war auch schon zusätzlich bei einem Orthopäden, der sagte auch, ich solle es mir gut überlegen, ob ich meinem Bein ein erneutes "Trauma" wie die Metallentfernung zumuten möchte.
Irgendwie stehe ich da sehr alleine mit meiner Entscheidung. Bei 20-Jährigen kommt das Metall auf jeden Fall raus, bei 80-Jährigen bleibt es auf jeden Fall drinnen - in meinem mittleren Alter "darf" ich es allein entscheiden.
Deshalb hoffe ich jetz auf Einschätzungen von selbst "Betroffenen".

Viele Grüße
Lehmi
 
Hallo Lehmi,

Du kannst zum Beispiel hier mal lesen:


oder auch hier nachsehen:



Irgendwie stehe ich da sehr alleine mit meiner Entscheidung. Bei 20-Jährigen kommt das Metall auf jeden Fall raus, bei 80-Jährigen bleibt es auf jeden Fall drinnen - in meinem mittleren Alter "darf" ich es allein entscheiden.

Genau so.... leider.

Viele Grüße

Kasandra
 
Hallo Kasandra,

hab herzlichen Dank für die Links! Im Prinzip wird da bestätigt, dass es gründlich abgewägt werden muss, ob man das Metall entfernt oder drinlässt.
Am besten gefällt mir die Prognose:
"Eine Implantatentfernung kann, muss aber nicht zu einer Verbesserung des
klinischen Ergebnisses führen. ":rolleyes:

Viele Grüße
Lehmi
 
Nun, ich bin zwar nicht betroffen, möchte dir aber Folgendes zu bedenken geben:

Mit einem Metallteil im Körper kann kein MRT mehr gemacht werden. Es gibt aber Erkrankungen, die nur per MRT diagnostiziert werden können, z.B. Knochenmarködeme und Insuffizienzfrakturen, insb. bei Osteoporose. Wenn du sonst keine verbauten Metallteile im Körper hast, dann würde ich mir das auch unter diesem Apekt überlegen.

Der eine Orthopäde wollte mir eine neue Hüfte einsetzen, der andere einen Leistenbruch operieren. Erst nach dem MRT war klar, dass ich sämtliche Beckenknochen "durch" hatte mit ausgedehnten Knochenmarködemen. Und seitdem werde ich in einer osteologischen Spezialambulanz der Uniklinik behandelt. Was wohl ohne MRT passiert wäre??? :rolleyes:

Grüße Jova
 
Danke für deine einschätzung, Jova.
Angeblich ist Titan MRT verträglich, aber ob nun Gammanagel und Schrauben und Cerclage wirklich aus Reintitan sind, da bin ich mir nicht sicher...
 
Bezüglich des MRTs wollte ich mich kurz äußern.
Ich bin seit kurzem auch stolzer Besitzer einer beachtlichen Menge Titans, ua. auch eines langen Gamma-Nagels im Oberschenkel (so bin ich auf den Thread gestossen). Da mir auch eine Knie-OP bevorstand, wurde ich noch durch ein MRT geschickt, einige Tage nach den anderen OPs. Als ich den Patienten Fragebogen ausfüllen sollte, bekam ich auch Schiss wegen dem Metall, dann wurden aber die Chirurgen durchgerufen und die gaben ihr OK. Und da meine Beine noch einigermaßen in Takt sind und nicht durch fliegende Metallstücke zerhackt wurden, haben die Recht behalten.
Sprich mit deinem Operateur im Notfall, aber bei mir gabs da auf jeden Fall keine Probleme.
Außerdem würde mich noch interessieren ob sich an der Entfernungsfront was getan hat, bin grad mal 19, mache mir aber trotzdem Sorgen wegen des Nagels.
Grüße Paul
 
Hallo Paul,

oh ha - das hört sich nach einer größeren Baustelle an! Ich drück dir ganz doll die Daumen, dass du wieder gut auf die Beine kommst!!!
Vielen Dank für die Rückmeldung zum MRT mit Gammanagel. Das ist ja schonmal gut zu wissen, denn auch hier habe ich so viel Unterschiedliches gehört und gelesen. Die Firma Stryker schreibt auf ihrer Produktseite zu Gammanagel, dass es keine validen Studien zur MRT Tauglichkeit gebe... das beruhigt ja nicht gerade.
Was meine Materialentfernung anbelangt, bin ich noch nicht weiter. Der Nagel ist noch drin. Ich habe vor zwei Wochen einen Termin zur Besprechung einer eventuellen Materialentfernung bei dem Chrirugen, der ihn mir eingesetzt hat, vereinbaren wollen, aber man sagte mir, im Moment würde man keine Materialentfernungen durchführen, wenn es keine Beschwerden gibt. Zunächst müssen alle Corona-bedingt verschobenen OPs abgearbeitet werden. Ist ja auch verständlich. Also werde ich mich im Juni noch mal melden. Der unfall war Ende August 2020 - und man sagte mir, wenn überhaupt, solle der Nagel nach ca. 2 Jahren entfernt werden.
Du bist aber sehr jung mit deinen 19 Jahren, also wird er ganz bestimmt rauskommen - aber lass dir erstmal Zeit, bis alle Muskel- und Weichteilschäden und Knie ... wieder das tun, was sie tun sollen. Mit Geduld und Training kommt man am besten voran.
Toi, toi, toi!
Liebe Grüße
Lehmi
 
Liebe Lehmi,

es ist ja schon etwas länger her, dass du deine Gamma Nagel Frage hier gestellt hast, aber mich würde es brennend interessieren, wie du dich entschieden hast?
Mir ist nämlich etwas ganz Ähnliches passiert: Ich hatte letztes Jahr im August einen unverschuldeten Unfall mit einem Fußgänger, der mir in mein Gravelbike gesprungen ist. Bei dem Sturz habe ich eine Pertrochantäre Fraktur (hüftgelenksnaher Oberschenkelbruch) erlitten, der mit einem 20 cm langen Gammanagel mit dynamischer Hüftschraube versorgt wurde.

Ich bin auch erst 52 Jahre alt und die Frage beschäftigt mich jetzt schon und ich fühle mich damit auch recht allein gelassen, weil es keine wirkliche Empfehlung in unserem Alter gibt. 1,5 Jahre muss der Nagel drin bleiben, danach kann ich entscheiden, ob ich ihn entfernen lasse.

Vielleicht liest du das ja und hast Lust, dich mal auszutauschen. Oder gerne auch jemand Anderes, der auch betroffen ist ;-)

Liebe Grüße
Julia
 
Liebe @Lehmi,
hast Du einmal die Knochendichte messen lassen? Sollte sie verringert sein, würde ich den Orthopäden wegen einer Behandlung ansprechen.
Der verletzte Oberschenkel wird immer anfälliger bleiben. Ich würde das Metall nicht entfernen lassen.

LG
KS1973
 
Hallo KS 1973

Bruchstellen sind aus meiner Erfahrung genau das Gegenteil von Sollbruchstellen.
Vor Jahren hatte ich einen mit 35cm sehr langen Marknagel im Schienbein, der kam nach 15 Monaten wieder raus. Aussage des Chirurgen: sie sind noch keine achzig. Die OP ist ein wesentliches kürzer und eine leichtere Narkose als beim Einsetzen. Außerdem würde dort wo sich neue Knochenmasse - Kallus bildet, dieser neue meist stabiler sein als die vorhandene. Dort würde es bestimmt nicht mehr brechen, sondern besser halten. Auch die Lücke, die die Entfernung des Nagels reißt, wird vom Körper binnen weniger Wochen durchwachsen.

Nach dem Bruch waren einige cm große Knochensplitter im Muskel verstreut, die bis zur Marknagelentfernung sich vollständig aufgelöst hatten. Sobald die Knochenhaut daran nicht mehr mit Blut versorgt wird, kann das Wunderwerk Körper die Masse Stück für Stück auflösen. Der Reparaturmechanismus ist einfach genial.

Beim Bruch brauchte ich sechs Wochen keinerlei Belastung und weitere acht Wochen bis voller Belastung. Bei der OP der Metallentfernung konnte ich einen Tag später voll belasten und nach dem Fäden ziehen binnen 14 Tagen fast schmerzfreie Beweglichkeit.

Hallo Julez
Vielleicht hilft dir das geschilderte. An deiner Stelle würde ich auch mit Physios, Hausarzt und mehreren Chirurgen erst sprechen, was sie in deinem speziellen Fall raten würden. Die Entscheidung liegt bei dir - die Behandler können nur Berater sein.

LG Teddy
 
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