Kambesembi
Neues Mitglied
Guten Tag, liebe Forumsmitglieder.
Auf der Suche nach Informationen und Hilfe zur Regulierung des Verkehrsunfalles meiner Mama bin ich auf dieses Forum gestoßen und habe in den schon viele nützliche Informationen gefunden. Die große Frage nach der Regulierungshöhe blieb jedoch.
Zum Unfallhergang:
Meine Mutter befand sich am 18.10.15 um ca. 18 Uhr mit ihrem PKW (Fiat Panda) auf dem Heimweg, hatte sich wie jeden Sonntag mit ihren Freunden getroffen. Kurz nach einem Dorfortsausgang kam ihr auf der Bundesstraße (ohne Geschwindigkietsbegrenzung, übersichtliche, gerade Strecke) ihr ein anderer PKW (Fiat Punto) mit mindestens 100km/h entgegen, lenkte unvermittelt direkt vor ihr auf die Gegenfahrbahn und stieß frontal mit ihr zusammen. Meine Mutter wurde von der Straße katapultiert, das Fahrzeug hinter meiner Mutter stieß ebenfalls noch auf das Fahrzeug des Unfallverursachers. Die Zeugen (fuhren alle auf der Fahrspur meiner Mutter, hinter ihr) gaben das obige zu Protokoll.
Der Unfallverursacher war nicht ansprechbar und wurde mit Schädel-Hirn-Trauma in ein regionales Klinikum geflogen. Meine Mama war ansprechbar und schien Ersthelfern und auch Rettungskräften bis auf Atemprobleme und ein offensichtlich gebrochens Bein nicht lebensgefährlich verletzt, sie wurde mit dem Rettungswagen in nächstgelegene städtische Krankenhaus gebracht.
Erst dort stellte man die Schwere ihrer Verletzungen fest und sie wurde intubiert, ins künstliche Koma versetzt und sofort wegen massiver innerer Blutungen notoperiert und der Oberschenkel gerichtet.
Folgende Verletzungen wurden am 2. Tag nach dem Unfall im vorläufigen Arztbericht dokumentiert:
Dislozierte subtrochantäre Oberschenkelfraktur links
Decollement subcutan und subfascial proximaler Oberschenkel links
Fraktur Brustbein
Rippenserienfraktur beidseits
Traumatischer Hämothorax links
Tibiakopffraktur rechts
Fraktur Fersenbein links
Sprunggelenksfraktur beidseits
akute Blutungsanämie
Dünndarmperforation mit Peritonitis
Sie bekam mehrere Drainagen in die durch die vielen Rippenfragmente verletzte Lunge. Der geplatzte Darm wurde bei der Erstaufnahme nicht bemerkt, sondern erst bei einem CT mit Laparaotomie zwei Tage später, weil der Bauch immer weiter anschwoll. Der Bauch wurde geöffnet, gespült und mit einer Schwammdrainage offengehalten, was alle zwei Tage wiederholt wurde. Nach einer Woche begannen aufgrund des Polytraumas und der Bauchfellentzündung die Nieren zu versagen und sie wurde an die Dialyse angeschlossen.
Außer der Oberschenkelfraktur, die wegen der inneren Blutungen noch am Unfallabend notoperiert wurde, konnte keiner der Brüche an den Beinen (alles Trümmerbrüche) wegen des instabilen Gesamtzustandes operiert werden, die Beine wurden in offene Gipsschienen gelegt.
Nach 2 Wochen wurde die Intubation durch ein Tracheostoma ersetzt und das künstliche Koma beendet, aber sie kam nur soweit wieder zu Bewusstsein, dass sie die Augen aufschlug und zukniff nach Anweisung und uns ansah, weinte, den Kopf hin- und herwarf und unter Schmerzen das Gesicht verkrampfte.
Durch die notwendige starke Kreislaufunterstützung wurden zeitweise ihre Hände und Zehen blau, weshalb meine Schwester und ich abwechselnd massiert und gewärmt haben. Über die vergangenen Wochen bekam sie unzählige Blut- und Plasmatransfusionen.
Nach 3 Wochen schien sich ihr Kreislauf-Zustand so weit stabilisiert zu haben, dass die Brüche operiert werden sollten, aber immer wieder zeigte sich bei der Bauchspülung eine spontane Entzündungsverschlechterung (nach 4 Wochen wurden ESBL-Keime nachgewiesen, der zusammengenähte Darm riss wieder auf, das Stoma wurde nekrotisch) mit wieder hohem Fieber und sie entschieden sich dann doch wieder gegen das Richten der Brüche.
Nach 5 Wochen begann ihr Kreislauf immer instabiler zu werden und die Leber zeigte Nekrosen, die Bauchfellentzündung war trotz konstanter Behandlung nicht besser geworden, ihr Bewusstsein glitt immer weiter ab, sie konnte keinen Blickkontakt mehr halten, begann mit Armen und Kopf zu krampfen, verkrampfte das Gesicht bei jeder Berührung ihres Körpers trotz hochdosierter Schmerzmittel und sie brauchte wieder mehr und mehr Kreislaufunterstützung. Es war die Hölle.
Am Mittwoch Morgen haben wir uns nach vielen Besprechungen mit den Ärzten und sehr schweren Herzens entschlossen, sie gehen zu lassen, weil die Ärzte sagten, es sei nach so langer Zeit nicht mehr mit einem Wunder zu rechnen, nachdem einfach nichts heilen würde und sich ihr Zustand jetzt zusehends wieder verschlechterte. Um 8 Uhr wurde das Noradrenalin und die Dialyse abgeschaltet, um 19.40 Uhr ist sie in unseren Armen für immer eingeschlafen.
Meine Schwester und ich waren über die ganzen fünfeinhalb Wochen, abgesehen von wenigen Nachtstunden, in Wechselschichten bei ihr, weil jederzeit mit einer Krise oder plötzlichen Verschlechterung und ihrem Ableben zu rechnen war. Den letzten Tag waren wir beide bei ihr, haben ihr vorgelesen, vorgesungen und mit ihr geredet, bis es vorbei war.
Die Trauerfeier wird am nächsten Donnerstag sein.
Das war der schreckliche, unglaublich schmerzhafte, persönliche Teil.
Der finanzielle Teil wird jetzt auf meine Schwester und mich zukommen.
Auf Anraten der Verkehrspolizei haben wir direkt nach dem Unfall einen Verkehrsrechtsanwalt eingeschaltet, der die Kommunikation mit der Versicherung des Unfallverursachers übernommen hat. Trotz 100%-Schuld, was schon aus der Aufnahme der Verkehrspolizei und der Untersuchung der Fahrzeuge (kein technischer Defekt, Zeugenaussagen) hervorging, zickt die Versicherung.
Da der Unfallverursacher wegen Schädel-Hirn-Trauma nach wie vor nicht vernehmungsfähig ist und vielleicht auch nie weider sein wird, konnte er keine Angaben dazu machen, warum er plötzlich in den Gegenverkehr gefahren ist. Er ist 32 Jahre alt, alleinstehend. Das Auto, ein sehr altes Fahrzeug, hatte er erst 3 Tage vor dem Unfall bei dieser Versicherung versichert, die Erstprämie war noch nicht überwiesen.
Es hat 5 Wochen gedauert, bis die Versicherung von den anwaltlich geforderten 60.000 € gegenrechenbaren Vorschuß 26.000 € überwiesen hat. Das entspricht in etwa der Summe, die inzwischen durch Totalschaden Kfz (war erst ein paar Monate alt), Abschlepper, Standgebühr, Verschrottung, Abmeldung, Gutachter, Anwalt, Fahrtkosten zum Krankenhaus und Parkhausgebühren schon angefallen sind und durch die Beerdigung kommende Woche noch anfallen werden.
Die Versicherung hat bereits, als noch Hoffnung bestand, dass unsere Mama überleben könnte (wenn auch mit schwersten bewegungsmäßigen Einschränkungen), anklingen lassen, dass unsere Mutter ja schon alt sei (77) und schon Vorerkrankungen vorlagen (altersbedingte Degenerationserscheinungen und Schmerzen an Wirbelsäule und einem Knie)... als wäre ihr Leben deshalb nichts mehr wert gewesen.
Unsere Mama hatte an schlechten Tagen Schmerzen im Knie und im Rücken, benutzte manchmal einen Stock, aber sie war bis zu dem Unfall vollkommen selbstständig, geistig auf der Höhe und nicht beeinträchtigt, hat ihren Haushalt selbst geführt inkl. Einkaufen, Kochen, Putzen, Bankgeschäften, hat sich ein neues Auto gekauft, ist viel gereist, hat sich mit Freunden getroffen und wir waren im August noch gemeinsam im Urlaub, in dem wir viel gewandert sind, wenn sie gute Tage hatte.
Meine Schwester arbeitet angestellt und hat die Abendschicht im Krankenhaus übernommen, ein paar Tage unbezahlten und ein paar Tage bezahlten Urlaub eingesetzt. Ich bin alleinerziehend, Freiberuflerin mit geringem Einkommen und deshalb temporärer Hartz IV-Aufstocker. Als ich meine Kunden nach dem Unfall um etwas Geduld gebeten habe, damit ich mich um meine Mama kümmern kann, sind zwei davon abgesprungen und haben ihre Aufträge storniert, was für mich ca. 2.500 € Ausfall bedeutet. Gearbeitet und somit Geld verdient habe ich seit dem Unfall nichts, weil ich bis zum Spätnachmittag an ihrem Bett war und mich danach noch um meinen Sohn (der auch völlig durch den Wind war und ist) und Haushalt kümmern musste - mal abgesehen davon, dass ich körperlich und emotional fix und fertig war und bin. Ich stehe völlig neben mir, kann mich nicht konzentrieren, habe schreckliche Alpträume, kann seit Wochen nicht mehr durchschlafen.
Die Versicherung findet, dass es ja unsere Entscheidung war, so viel Zeit im Krankenhaus zu verbringen, das wäre ja nicht zwingend nötig gewesen.
Außerdem war das Leiden unserer Mutter als nicht so dramatisch anzusehen, weil sie ja zeitweise im künstlichen Koma lag und hochdosierte Schmerzmittel bekam.
Wer ihren wochenlangen Kampf mitansehen, miterleben musste, der kann das nicht anders als hochgradig ignorant und zynisch finden.
Der Anwalt, den wir engagiert haben, war etwas erstaunt, als wir ihn vor 3 Wochen auf Schmerzensgeld für unsere Mama und uns angesprochen haben. Er meinte, da könne man sich mit der Versicherung sicher einigen, das müsse man nicht einklagen. Nach der bisherigen Reaktion der Versicherung halte ich das für utopisch.
Leider hat er uns nicht auf sowas wie ein Schmerztagebuch hingewiesen, dass wir sicher für sie hätten führen können, wir waren ja immer bei ihr - jetzt ist das rückblickend etwas schwierig. Es wird natürlich einen Arztbrief geben, der aber noch nicht erstellt ist, aber darin sind ja nur die Diagnosen und die Behandlung aufgelistet, nicht ihre Qual.
Ich habe einige Fotos und am Tag vor ihrem Tod ein kurzes Video für ihren Bruder gemacht, der nicht kommen konnte. Allerdings war sie da schon wieder in die Bewusstlosigkeit abgetaucht.
Da unser Anwalt bei der Frage sehr unkommunikativ ist, frage ich deshalb hier:
Was müssen wir für die Verhandlungen um Schmerzensgeld beachten?
Welche Unterlagen erstellen, bereithalten?
Spielen ihre Vorerkrankungen, ihr Alter, dafür eine Rolle?
Spielt die emotionale Belastung meiner Schwester, meines Sohnes und mir eine Rolle? Mein Verdienstausfall?
Muss die gegnerische Versicherung für die durch die Regelung ihrer Angelegenheiten auftretenden Kosten aufkommen, die neben der Beerdigung anfallen? (Wohnungsauflösung, Entrümpelung, Behördengänge, Gebühren, etc.)
Vielen Dank fürs Lesen und für konstruktiven Rat -
Kambesembi
Auf der Suche nach Informationen und Hilfe zur Regulierung des Verkehrsunfalles meiner Mama bin ich auf dieses Forum gestoßen und habe in den schon viele nützliche Informationen gefunden. Die große Frage nach der Regulierungshöhe blieb jedoch.
Zum Unfallhergang:
Meine Mutter befand sich am 18.10.15 um ca. 18 Uhr mit ihrem PKW (Fiat Panda) auf dem Heimweg, hatte sich wie jeden Sonntag mit ihren Freunden getroffen. Kurz nach einem Dorfortsausgang kam ihr auf der Bundesstraße (ohne Geschwindigkietsbegrenzung, übersichtliche, gerade Strecke) ihr ein anderer PKW (Fiat Punto) mit mindestens 100km/h entgegen, lenkte unvermittelt direkt vor ihr auf die Gegenfahrbahn und stieß frontal mit ihr zusammen. Meine Mutter wurde von der Straße katapultiert, das Fahrzeug hinter meiner Mutter stieß ebenfalls noch auf das Fahrzeug des Unfallverursachers. Die Zeugen (fuhren alle auf der Fahrspur meiner Mutter, hinter ihr) gaben das obige zu Protokoll.
Der Unfallverursacher war nicht ansprechbar und wurde mit Schädel-Hirn-Trauma in ein regionales Klinikum geflogen. Meine Mama war ansprechbar und schien Ersthelfern und auch Rettungskräften bis auf Atemprobleme und ein offensichtlich gebrochens Bein nicht lebensgefährlich verletzt, sie wurde mit dem Rettungswagen in nächstgelegene städtische Krankenhaus gebracht.
Erst dort stellte man die Schwere ihrer Verletzungen fest und sie wurde intubiert, ins künstliche Koma versetzt und sofort wegen massiver innerer Blutungen notoperiert und der Oberschenkel gerichtet.
Folgende Verletzungen wurden am 2. Tag nach dem Unfall im vorläufigen Arztbericht dokumentiert:
Dislozierte subtrochantäre Oberschenkelfraktur links
Decollement subcutan und subfascial proximaler Oberschenkel links
Fraktur Brustbein
Rippenserienfraktur beidseits
Traumatischer Hämothorax links
Tibiakopffraktur rechts
Fraktur Fersenbein links
Sprunggelenksfraktur beidseits
akute Blutungsanämie
Dünndarmperforation mit Peritonitis
Sie bekam mehrere Drainagen in die durch die vielen Rippenfragmente verletzte Lunge. Der geplatzte Darm wurde bei der Erstaufnahme nicht bemerkt, sondern erst bei einem CT mit Laparaotomie zwei Tage später, weil der Bauch immer weiter anschwoll. Der Bauch wurde geöffnet, gespült und mit einer Schwammdrainage offengehalten, was alle zwei Tage wiederholt wurde. Nach einer Woche begannen aufgrund des Polytraumas und der Bauchfellentzündung die Nieren zu versagen und sie wurde an die Dialyse angeschlossen.
Außer der Oberschenkelfraktur, die wegen der inneren Blutungen noch am Unfallabend notoperiert wurde, konnte keiner der Brüche an den Beinen (alles Trümmerbrüche) wegen des instabilen Gesamtzustandes operiert werden, die Beine wurden in offene Gipsschienen gelegt.
Nach 2 Wochen wurde die Intubation durch ein Tracheostoma ersetzt und das künstliche Koma beendet, aber sie kam nur soweit wieder zu Bewusstsein, dass sie die Augen aufschlug und zukniff nach Anweisung und uns ansah, weinte, den Kopf hin- und herwarf und unter Schmerzen das Gesicht verkrampfte.
Durch die notwendige starke Kreislaufunterstützung wurden zeitweise ihre Hände und Zehen blau, weshalb meine Schwester und ich abwechselnd massiert und gewärmt haben. Über die vergangenen Wochen bekam sie unzählige Blut- und Plasmatransfusionen.
Nach 3 Wochen schien sich ihr Kreislauf-Zustand so weit stabilisiert zu haben, dass die Brüche operiert werden sollten, aber immer wieder zeigte sich bei der Bauchspülung eine spontane Entzündungsverschlechterung (nach 4 Wochen wurden ESBL-Keime nachgewiesen, der zusammengenähte Darm riss wieder auf, das Stoma wurde nekrotisch) mit wieder hohem Fieber und sie entschieden sich dann doch wieder gegen das Richten der Brüche.
Nach 5 Wochen begann ihr Kreislauf immer instabiler zu werden und die Leber zeigte Nekrosen, die Bauchfellentzündung war trotz konstanter Behandlung nicht besser geworden, ihr Bewusstsein glitt immer weiter ab, sie konnte keinen Blickkontakt mehr halten, begann mit Armen und Kopf zu krampfen, verkrampfte das Gesicht bei jeder Berührung ihres Körpers trotz hochdosierter Schmerzmittel und sie brauchte wieder mehr und mehr Kreislaufunterstützung. Es war die Hölle.
Am Mittwoch Morgen haben wir uns nach vielen Besprechungen mit den Ärzten und sehr schweren Herzens entschlossen, sie gehen zu lassen, weil die Ärzte sagten, es sei nach so langer Zeit nicht mehr mit einem Wunder zu rechnen, nachdem einfach nichts heilen würde und sich ihr Zustand jetzt zusehends wieder verschlechterte. Um 8 Uhr wurde das Noradrenalin und die Dialyse abgeschaltet, um 19.40 Uhr ist sie in unseren Armen für immer eingeschlafen.
Meine Schwester und ich waren über die ganzen fünfeinhalb Wochen, abgesehen von wenigen Nachtstunden, in Wechselschichten bei ihr, weil jederzeit mit einer Krise oder plötzlichen Verschlechterung und ihrem Ableben zu rechnen war. Den letzten Tag waren wir beide bei ihr, haben ihr vorgelesen, vorgesungen und mit ihr geredet, bis es vorbei war.
Die Trauerfeier wird am nächsten Donnerstag sein.
Das war der schreckliche, unglaublich schmerzhafte, persönliche Teil.
Der finanzielle Teil wird jetzt auf meine Schwester und mich zukommen.
Auf Anraten der Verkehrspolizei haben wir direkt nach dem Unfall einen Verkehrsrechtsanwalt eingeschaltet, der die Kommunikation mit der Versicherung des Unfallverursachers übernommen hat. Trotz 100%-Schuld, was schon aus der Aufnahme der Verkehrspolizei und der Untersuchung der Fahrzeuge (kein technischer Defekt, Zeugenaussagen) hervorging, zickt die Versicherung.
Da der Unfallverursacher wegen Schädel-Hirn-Trauma nach wie vor nicht vernehmungsfähig ist und vielleicht auch nie weider sein wird, konnte er keine Angaben dazu machen, warum er plötzlich in den Gegenverkehr gefahren ist. Er ist 32 Jahre alt, alleinstehend. Das Auto, ein sehr altes Fahrzeug, hatte er erst 3 Tage vor dem Unfall bei dieser Versicherung versichert, die Erstprämie war noch nicht überwiesen.
Es hat 5 Wochen gedauert, bis die Versicherung von den anwaltlich geforderten 60.000 € gegenrechenbaren Vorschuß 26.000 € überwiesen hat. Das entspricht in etwa der Summe, die inzwischen durch Totalschaden Kfz (war erst ein paar Monate alt), Abschlepper, Standgebühr, Verschrottung, Abmeldung, Gutachter, Anwalt, Fahrtkosten zum Krankenhaus und Parkhausgebühren schon angefallen sind und durch die Beerdigung kommende Woche noch anfallen werden.
Die Versicherung hat bereits, als noch Hoffnung bestand, dass unsere Mama überleben könnte (wenn auch mit schwersten bewegungsmäßigen Einschränkungen), anklingen lassen, dass unsere Mutter ja schon alt sei (77) und schon Vorerkrankungen vorlagen (altersbedingte Degenerationserscheinungen und Schmerzen an Wirbelsäule und einem Knie)... als wäre ihr Leben deshalb nichts mehr wert gewesen.
Unsere Mama hatte an schlechten Tagen Schmerzen im Knie und im Rücken, benutzte manchmal einen Stock, aber sie war bis zu dem Unfall vollkommen selbstständig, geistig auf der Höhe und nicht beeinträchtigt, hat ihren Haushalt selbst geführt inkl. Einkaufen, Kochen, Putzen, Bankgeschäften, hat sich ein neues Auto gekauft, ist viel gereist, hat sich mit Freunden getroffen und wir waren im August noch gemeinsam im Urlaub, in dem wir viel gewandert sind, wenn sie gute Tage hatte.
Meine Schwester arbeitet angestellt und hat die Abendschicht im Krankenhaus übernommen, ein paar Tage unbezahlten und ein paar Tage bezahlten Urlaub eingesetzt. Ich bin alleinerziehend, Freiberuflerin mit geringem Einkommen und deshalb temporärer Hartz IV-Aufstocker. Als ich meine Kunden nach dem Unfall um etwas Geduld gebeten habe, damit ich mich um meine Mama kümmern kann, sind zwei davon abgesprungen und haben ihre Aufträge storniert, was für mich ca. 2.500 € Ausfall bedeutet. Gearbeitet und somit Geld verdient habe ich seit dem Unfall nichts, weil ich bis zum Spätnachmittag an ihrem Bett war und mich danach noch um meinen Sohn (der auch völlig durch den Wind war und ist) und Haushalt kümmern musste - mal abgesehen davon, dass ich körperlich und emotional fix und fertig war und bin. Ich stehe völlig neben mir, kann mich nicht konzentrieren, habe schreckliche Alpträume, kann seit Wochen nicht mehr durchschlafen.
Die Versicherung findet, dass es ja unsere Entscheidung war, so viel Zeit im Krankenhaus zu verbringen, das wäre ja nicht zwingend nötig gewesen.
Außerdem war das Leiden unserer Mutter als nicht so dramatisch anzusehen, weil sie ja zeitweise im künstlichen Koma lag und hochdosierte Schmerzmittel bekam.
Wer ihren wochenlangen Kampf mitansehen, miterleben musste, der kann das nicht anders als hochgradig ignorant und zynisch finden.
Der Anwalt, den wir engagiert haben, war etwas erstaunt, als wir ihn vor 3 Wochen auf Schmerzensgeld für unsere Mama und uns angesprochen haben. Er meinte, da könne man sich mit der Versicherung sicher einigen, das müsse man nicht einklagen. Nach der bisherigen Reaktion der Versicherung halte ich das für utopisch.
Leider hat er uns nicht auf sowas wie ein Schmerztagebuch hingewiesen, dass wir sicher für sie hätten führen können, wir waren ja immer bei ihr - jetzt ist das rückblickend etwas schwierig. Es wird natürlich einen Arztbrief geben, der aber noch nicht erstellt ist, aber darin sind ja nur die Diagnosen und die Behandlung aufgelistet, nicht ihre Qual.
Ich habe einige Fotos und am Tag vor ihrem Tod ein kurzes Video für ihren Bruder gemacht, der nicht kommen konnte. Allerdings war sie da schon wieder in die Bewusstlosigkeit abgetaucht.
Da unser Anwalt bei der Frage sehr unkommunikativ ist, frage ich deshalb hier:
Was müssen wir für die Verhandlungen um Schmerzensgeld beachten?
Welche Unterlagen erstellen, bereithalten?
Spielen ihre Vorerkrankungen, ihr Alter, dafür eine Rolle?
Spielt die emotionale Belastung meiner Schwester, meines Sohnes und mir eine Rolle? Mein Verdienstausfall?
Muss die gegnerische Versicherung für die durch die Regelung ihrer Angelegenheiten auftretenden Kosten aufkommen, die neben der Beerdigung anfallen? (Wohnungsauflösung, Entrümpelung, Behördengänge, Gebühren, etc.)
Vielen Dank fürs Lesen und für konstruktiven Rat -
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