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Deutsche Justiz - Wie gefährdet ist unser Recht?

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recht interessant die sendung. ich befasse mich ja schon länger damit, nur wird das thema nur sehr verhalten diskutiert und angegangen. dabei betrifft bzw hat nicht nur auswirkung auf die meist strafrechtlichen fälle, sondern genauso auf alle anderen rechtsbereiche, ua dem zivilrecht.

was hier angesprochen wird ist vor allem der sog "Inertia Effekt", wonach sich - nachvollziehbar - die nächstbefassten personen mit dem vorangegagenem identifizieren.
was aber nicht erklärt, weshalb sich richter bei eindeutig falschen (also: 1+1=/ 5) ergebnissen von GA selbst diesen anschliessen. das rechne ich einem ganz anderen faktor zu.

aber nochmal danke für den hinweis zum beitrag.


gruss

Sekundant
 
Hallo Rudinchen,

vielen Dank für den Link zu der überaus interessanten Sendung.
Ich stimme Sekundant in seiner Einschätzung zu, dass die die genannten Systemschwächen sicher auch auf das Zivilrecht übertragbar sind. Richtermangel, Erledigungsdruck, keine vollständige Unabhängigkeit der Justiz gegenüber Exekutive, keine generelle Protokollplicht, Schwächen bei Polizei-Protokollen usw.

Hier besteht ganz dringender Reformbedarf.

Zur Gutachtenproblematik empfand ich die Äußerung der Anwältin ganz nachvollziehbar:
„Wie bestellt, so geliefert.“

Herzliche Grüße

Lyset
 
es wird für wenige von interesse sein, zumal sich die fundstellen vorwiegend auf strafrecht beziehen. aber sie haben allgemeingültigkeit, da es in der aufgeworfenen frage um innerliche abläufe handelt, der systematik und antrainiertem folgen und ggf psychologisch noch begründet werden können.

wer sich ein bild machen will, muss an vielen stellen für handelnde beteiligte neben den richtern und anwälten vor gedanklich allem BG, GA und Co setzen:

Zur Beziehung von Inertia Effekt und sequentieller Position widersprechender Ereignisse bei der Revision subjektiver Wahrscheinlichkeiten. Grabitz, H. Psychologische Forschung, 35(1): 35--45. March 1971.

http://link.springer.com/article/10.1007/BF00424473

Trennung zwischen Eröffnungs- und Tatsachenrichter. Traut, M.; and Nickolaus, C. Strafverteidiger Forum, 2(2012): 51. November 2011.

http://www.kanzlei-traut.de/pdf/Trennung_Eroeffnungs-_und_Tatsachenrichter.pdf

Soziologie und Psychologie des Strafverfahrens - Der Schulterschlusseffekt mit Ergänzung durch den Prinzipal-Agent-Ansatz. Schabert, D. Ph.D. Thesis, Ludwig-Maximilians-Universität, München, January 2016.

http://www.anwaltsrecht.de/mediapool/138/1386140/data/Seminararbeit_Schabert.pdf

Mögliche Auswirkungen der Ermittlungsakte auf die Informationsverarbeitung und die Entscheidungsbildung im Strafverfahren. Blum, B. 2011.

http://www.strafverteidigervereinigungen.org/Material/Themen/Technik & Ueberwachung/35_blum_prn.html

Die Wahrheitsfindung durch den Richter im Strafverfahren - Grundlagenseminar über die Soziologie und Psychologie des Strafverfahrens. Schöning, C. Ph.D. Thesis, LMU München - Juristische Fakultät, München, January 2016.

http://www.anwaltsrecht.de/mediapool/138/1386140/data/Seminararbeit_Schoning.pdf


gruss

Sekundant
 
Hallo Rudinchen,

auch von meiner Seite ein dank für den Link zu der Sendung.

Beim ansehen wurde mir klar, was ich im Unterbewusstsein schon öfter gedacht habe.

Wie kann es sein, dass ein Richter um seinen Arbeitsplatz Angst haben muss, wenn er nicht genügend Fälle ab arbeitet?

Was ist das für eine Bemessungsgrenze?

Warum wird die Anzahl bemessen und nicht die Qualität?

Es wäre doch viel sinnvoller, wenn geschaut wird wie oft werden Urteile angefochten.

Wenn ein Richter es schafft in der ersten Instanz ein für alle Seiten gerechtes bzw. akzeptables Urteil zu fällen, dann brauchen höhere Instanzen gar nicht mehr zu arbeiten.

Um sich ein klares Bild von einem Fall zu machen braucht es Zeit und Erfahrung. So z.B. einen für den Fall geeigneten Gutachter zu beauftragen.

Persönlich könnte ich mir vorstellen, dass das Rechtssystem dadurch nicht teurer wird.

Aber wem kann ich diese Meinung mitteilen, das sich etwas ändert?

Eine gute Nacht wünscht dachschaden2013
 
weil systembedingt ein doppelpost vorlag, den ich löschen wollte, hier noch ein urteil zu dem beitrag von #dachschaden (dem ich ausdrücklich zustimme; wer so grottenschlecht arbeitet wie die gerichte, produziert natürlich arbeit en masse)

LG Freiburg, Urt. v. 25.02.2016, 2 KLs 270 Js 21058/12 - Rechtsbeugung, Staatsanwalt, Verstoß gegen das Beschleunigungsgebot. February 2016.
http://www.burhoff.de/asp_weitere_beschluesse/inhalte/3792.htm


gruss Sekundant
 
Vielen Dank Rudinchen für den interessanten Link. Der TV-Bericht ist ja fast wie ein Krimi selbst... Leider ist es gelebte Rechtspraxis in Deutschland.
 
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