Hallo Hella
"...nie mehr VT machen werde. Eine üble Retraumatisierung war die Folge. Ich wurde total überfordert und nicht begleitet. Ich hatte keinerlei Mitsprache bei Therapiezielen, -tempo oder nur so banale Sachen wie Ausrichtung des Stuhls (ich wollte nicht mit dem Rücken zur Tür sitzen). " Zitat Hella
Kann dich verstehen. Verteidige deine Autonomie mit Unterstützung deines Psychiaters und Therapeutin. Schau gerade aus, nicht mit schnell "rollenden" Augen ohne klare Richtung (wie bei EMDR), geh deinen (Therapie-)Weg entsprechend deinem Bedürfnis selbstbestimmt. Drück dir fest die Daumen, dass dir das gelingt.
Ich bin der Auffassung (und das nicht aufgrund einer rein theoretischen Spekulation), dass VT für Menschen mit Traumata bzw. für Unfallopfer mit einer psychischen Folgeerkrankung NICHT geeignet ist. Das hat mit der therapeutisch-inhaltichen Ausrichtung der VT, deren Konzept, deren Grundannahmen, deren Einseitigkeit, der Dominanz der VT-Therapeuten zu tun. Bzw. damit, dass der VT-Therapeut wie ein Lehrer fungiert und damit dominiert. Außerdem wird bei der VT überhaupt nicht auf die Ursache eingegangen, die Außenwelt ausgeblendet. Bei der VT kannst du kein Verständnis / Empathie bezüglich deiner schlimmen Erfahrung erwarten. Usw. Usw. Das Risiko der Retraumatisierung, vermehrtes Misstrauen, vemehrte Angst vor weiteren Verletzungen ist gegeben. Das Gefühl des Unverstandenseins, und wieder mal nicht selbst die Kontrolle und Selbstbestimmung bzw. Autonomie zu haben. Denn die hatte man als Unfallopfer eben gerade nicht. Und die darf auf keinen Fall, wie bei der VT, untergraben, werden. Auch wenn VT-Therapeuten was anderes behaupten, aber die sind in der Regel nicht von einem Unfall bzw. einem Trauma betroffen. Und aufgrund mangelnder echter Empathie (die ist nun mal nicht ein therapeutischer Schwerpunkt in der VT-Ausbildung) kann sich ein VT-Therapeut nicht in das Unfallopfer bzw. den traumatisierten Menschen hineinversetzten. Ist auch nicht ein zentrales Ziel der VT. Was innerlich, persönlich im VT-Therapeuten abläuft, ob er /sie sich u.a. doch hineinversetzen kann, das ist für das Opfer, den Traumatisierten nicht von Relevanz, denn er / sie erfährt das nicht. Fühlt sich daher nicht wirklich angenommen.
Ich müsste hier ein Vortrag halten, um darzulegen, warum VT eher nicht geeignet ist, überhaupt für Unfallopfer, aber der würde zu lang werden.
Eigentlich müsste eine spezielle Psychotherapie für Unfallopfer mit psychischer Folgeerkrankung, für traumatisierte Menschen entwickelt werden. Die Psychotraumatologie wird dem eher gerecht, aber man muss genau hinschauen, welche Richtung diese vertritt. Denn auch hier gibt es Unterschiede. Und vor allem muss die Chemie zwischen Psychotherapeuten und "Psychotherapiepatienten" stimmen. Wenn nicht, dann wird die Therapie zum Zwang, zur Lüge, zur Täuschung, und das ist kontraproduktiv, bewirkt, was nicht sein soll. Im schlimmsten Fall das Ergebnis: eine nicht mehr zu therapierende Verschlimmerung.
Es mag sein, dass dem einen oder anderen Unfallopfer VT erstmal hilft. Aber ich kann nicht glauben, auf Dauer. Sei denn, das Unfallopfer bzw. der traumatisierte Mensch identifiziert sich - unbewußt - mit dem Verursacher, Täter.
Wer hat als Unfallopfer eine andere Erfahrung mit VT gemacht? Das würde mich mal interessieren, und wenn ja, wodurch?
Gruss von ************