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CRPS, Synoyme und das ICD-Chaos

buchfreundin

Gesperrtes Mitglied
Registriert seit
12 Dez. 2012
Beiträge
787
Moin moin!

Da Nachfolgendes bzw. die Frage von maddy nichts mit dem Post von HWS zu tun hat und diesen auch sprengen würde, habe ich mir erlaubt, einen Extra-Post dazu aufzumachen.
Er erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, irgendetwas habe ich bestimmte vergessen. Er erhebt auch nicht den Anspruch auf Vollkommenheit, sollte mir irgendwo ein Fehler unterlaufen sein, bitte melden.

Was ich versuche, den Nutzern des Forums einen einfachen Leitfaden zum Verständis von Diagnosen, ICD-10-Ziffer und wie mit diesen umgegangen werden sollte für das CRPS an die Hand zu geben.

Ich hoffe, beim Ziffern-Chaos und dem Diagnosen-Bezeichnungs-Wirrwarr gibt es danach etwas mehr Durchblick. ;)

Zur Texterklärung:

Ich gehe erst einmal auf die diversen ICD-Ziffern ein. Welche es für das CRPS gibt, was sie bedeuten etc. Und zwar nach dem im ICD-10 formulierten Text. Danach einige praktische Beispiele, in denen ich die dafür zum Teil bestehenden Formulierungen der Ärzte nutze statt des ICD-Textes. Und zum Schluß mal einige, wenige Synonyme für das gleiche Kind CRPS.

Warum mache ich Letzteres? Vor allem, weil es für Verwirrung sorgen wird?
Mir geht es dabei darum, daß Verstanden wird, nicht der Text, der dann bei der ICD-10-Ziffer steht ist das wirklich wichtige sondern die ICD-10-Ziffer selber. Der Text ist nur die Beschreibung. Und der kann sogar von Klinik zu Klinik unterschiedlich sein für die gleiche Erkrankung. Z. B. weil die Klinik/der Arzt noch nur die nicht mehr korrekte Terminologie kennt und nutzt. Oder ein Synonym nutzt und schon meint man, man hat eine neue Diagnose.
 
Zuletzt bearbeitet:
2015 ICD-10-CM Diagnosis Code G90.5

(http://www.icd10data.com/ICD10CM/Codes/G00-G99/G89-G99/G90-/G90.5)
Complex regional pain syndrome I (CRPS I)
2015 Non-Billable Code

G90.5 is not a billable ICD-10-CM diagnosis code and cannot be used to indicate a medical diagnosis as there are 2 codes below G90.5 that describe this diagnosis in greater detail.
On October 1, 2015 ICD-10-CM will replace ICD-9-CM in the United States, therefore, G90.5 - and all other ICD-10-CM codes - should only be used for training or planning purposes until then.
This is the American ICD-10-CM version of G90.5. Other international ICD-10 versions may differ.

Ausgehend von oben stehendem Text und dem Umstand, daß ich auch in der amerikanischen Fachliteratur diese ICD-Ziffer nicht gesehen habe, gehe ich davon aus, daß sie in amerikanischen ICD-10 nur ein Versuchsballon ist. Wie in der Kommentierung selber steht, nicht abrechenbar und nicht zur Diagnoseverifizierung nutzbar.
Im Deutschen ICD-10 geht es bis G90.49 und macht dann erst bei G90.8 weiter. Zumindest habe ich keinen, selbst für 2015, gefunden, der die Ziffern G90.5 bis G90.7 enthält.

Der amerikanische ICD verweist für das CRPS Typ I (kein Nachweis eines Nervenschadens) auf zwei für das CRPS Typ I schon vorhandene ICD-10-Codes, die im deutschen Raum meines Wissens nach nicht gebräuchlich sind. Zumindest habe ich keine einzige Literaturangabe, selbst in den Leitlinien im Kopf, in der diese Anwendung finden. (Falls mich da jmd. verbessern kann, nur her damit.)

Und daß, obwohl sie Bestandteil des deutschen ICD-10 sind und auch Sinn machen (komme ich weiter unten darauf).

G90.8 Sonstige Krankheiten des autonomen Nervensystems
G90.9 Krankheit des autonomen Nervensystems, nicht näher bezeichnet

Daß das CRPS letztendlich im Sinne einer echten, einzelnstehenden Erkrankung keine feste eigene ICD-10-Codierung hat, ist wahrscheinlich auch im bunten Bild dieser Erkrankung ursächlich. Da es für diese Erkrankung keine definierten Symptome und Ortsspezifität gibt sondern aus einem bestimmten Pool von Symptomen zum Teil sogar gegensätzlicher Art (z. B. warme/kalte Haut oder Unverträglichkeit) sozusagen ein "Kann-sein"-Faktor gilt und sich einige Symptome (z. B. Allodynie) mit anderen Erkrankungen überschneiden.

Laienhaft ausgedrückt liegt dies daran, daß das autonome Nervensystem selber nur ein Oberbegriff für verschiedene Untersysteme mit eigenen Erkrankungen ist. Die jeweils unterschiedliche Funktionen haben. Und dementsprechend eben je nach Schädigung Symptome vorhanden sind oder nicht. Einzig die Ursache ist gleich, eine Schädigung eines Anteils des autonomen Nervensystems.
Dieses "bunte Bild setzt sich fort in der Vielzahl der Synonyme, die verschiedene Symptomkomplexe wiederspiegeln.
Im CRPS ist wird dies schon durch den Begriff Syndrom ausgedrückt, also nach wikipedia:

Das Syndrom (griechisch σύνδρομος sýndromos ‚begleitend‘, ‚zusammentreffend‘; aus συν syn ‚zusammen‘, ‚mit‘ und δρόμος drómos ‚der Weg‘, ‚der Lauf‘) ist in der Medizin und Psychologie das gleichzeitige Vorliegen verschiedener Krankheitszeichen, sogenannter Symptome. Deren ursächlicher Zusammenhang, also die Ätiologie, ist mehr oder weniger bekannt oder kann zumindest vermutet werden, jedoch ist die Entstehung und Entwicklung der Krankheit, die Pathogenese, nicht bekannt.[1] Wenn sowohl Ätiologie als auch Pathogenese bekannt sind, handelt es sich um ein Krankheitsbild.

Nichts desto trotz gibt es Gegensätzlich zu dem seitens Gutachtern/Ärzten und sonstigen "fachkundigen" erwirkten Eindruck, Richtlinien und Codierungen für diese Krankheit egal welchen Typs.

Ich fang mal am "Ende" an, also mit dem chronischen Zustand des CRPS.
 
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- F45.41 - Chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren

Im Vordergrund des klinischen Bildes stehen seit mindestens 6 Monaten bestehende Schmerzen in einer oder mehreren anatomischen Regionen, die ihren Ausgangspunkt in einem physiologischen Prozess oder einer körperlichen Störung haben. Psychischen Faktoren wird eine wichtige Rolle für Schweregrad, Exazerbation oder Aufrechterhaltung der Schmerzen beigemessen, jedoch nicht die
ursächliche Rolle für deren Beginn. Der Schmerz verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden und Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen.
Der Schmerz wird nicht absichtlich erzeugt oder vorgetäuscht (wie bei der vorgetäuschten Störung oder Simulation). Schmerzstörungen insbesondere im Zusammenhang mit einer affektiven, Angst-, Somatisierungs- oder psychotischen Störung sollen hier nicht berücksichtigt werden.

Diese ICD-10-Ziffer beschreibt das Vorhandensein einer chronischen Schmerzerkrankung auf Grund einer organischen Ursache. Und unabhängig der Ursache.

Sie ist also nicht CRPS-spezifisch. Sondern steht nur als Ausdruck dafür, daß auf Grund einer organischen Ursache es zu einem krankhaft verstärkten Schmerzempfinden gekommen ist. Der Schmerz seine "Warnfunktion" sozusagen verloren hat und sich bildhaft gesprochen wie ein hyperaktives Kind verhält.
Diese ICD-10-Ziffer wurde erst 2008/2009 in den ICD-10-Codex aufgenommen. Wurde vorher schon eine Schmerzerkrankung (z. B. CRPS / die Neuropathien, Tumorschmerz, Erkrankungen des Bewegungssystems) codiert, dann meist über die F62.80. Bestehen bekannte Ursachen/Erkrankungen, z. B. bei CRPS Typ II, dann gehört immer die Codierung dieser mit dazu (z. B. als Hilfe Codierungshilfe der Krankenkasse http://www.kvwl.de/arzt/abrechnung/diagnosekodierung/beispiele/schmerztherapie.pdf)

- F62.80 - Andauernde Persönlichkeitsänderungen, nicht Folge einer Schädigung oder Krankheit des Gehirns

Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen ohne vorbestehende Persönlichkeitsstörung nach extremer oder übermäßiger, anhaltender Belastung oder schweren psychiatrischen Krankheiten. Diese Diagnosen sollten nur dann gestellt werden, wenn Hinweise auf eine eindeutige und andauernde Veränderung in der Wahrnehmung sowie im Verhalten und Denken bezüglich der Umwelt und der eigenen Person vorliegen. Die Persönlichkeitsänderung sollte deutlich ausgeprägt sein und mit einem unflexiblen und fehlangepassten Verhalten verbunden sein, das vor der pathogenen Erfahrung nicht bestanden hat. Die Änderung sollte nicht Ausdruck einer anderen psychischen Störung oder Residualsymptom einer vorangegangenen psychischen Störung sein.

Diese Ziffer wird manchmal auch heute noch verwandt. Entweder statt der F45.41 oder mit ihr. Dazu wurde und wird ggf. noch die F54 codiert.

- F54 - Psychologische Faktoren oder Verhaltensfaktoren bei anderenorts klassifizierten Krankheiten

Diese Kategorie sollte verwendet werden, um psychische Faktoren und Verhaltenseinflüsse zu erfassen, die eine wesentliche Rolle in der Ätiologie körperlicher Krankheiten spielen, die in anderen
Kapiteln der ICD-10 klassifiziert werden. Die sich hierbei ergebenden psychischen Störungen sind meist leicht, oft lang anhaltend (wie Sorgen, emotionale Konflikte, ängstliche Erwartung) und rechtfertigen nicht die Zuordnung zu einer der anderen Kategorien des Kapitels V.

Soll eine assoziierte körperliche Krankheit angegeben werden, ist eine zusätzliche Schlüsselnummer zu benutzen.

Da diese Symptome nur in Zusammenhang mit einer organischen Erkrankung stehen (dürfen) und an sich keine psychosomatische Erkrankung sind sondern die Folgen der Belastung durch die Erkrankung, heißt, die Ziffer kann und darf nie alleine stehen. Sondern immer nur mit der organischen Diagnose dazu. Sie steht nicht zwangsläufig nur bei einer Schmerzerkrankung sondern sie kann auch bei anderen Erkrankungen mit entsprechenden Auswirkungen stehen, z. B. Asthma, Magenulkus etc.

Weitere Codierungen zur spezielleren Ursachenangabe:

Zurück zu den Ziffern ganz am Anfang.

G90.8 - Sonstige Krankheiten des autonomen Nervensystems
G90.9 - Krankheit des autonomen Nervensystems, nicht näher bezeichnet

Nach amerikanischen ICD-10, zumindest soweit ich die Literatur dazu verstanden habe, die beiden Ziffern zur grundsätzlichen Codierung des Vorhandenseins eines CRPS Typ I.

- [FONT=&quot]M89.0- - [/FONT]Neurodystrophie [Algodystrophie]

Inklusive: Schulter-Hand-Syndrom, Sudeck-Knochenatrophie, Sympathische Reflex-Dystrophie.[FONT=&quot] Synonym Morbus Sudeck also eine Form der Knochenatrophie.[/FONT]

Wenn diese Ziffer codiert wird, dann heißt dies nicht zwangsläufig Morbus Sudeck als Diagnose. Sondern erst einmal nur das vorliegen einer Neurodystrophie: Die Algoneurodystrophie ist eine die Nerven, Blutgefäße und Ernährung betreffende (neuro-vasotrophische) Gewebsschädigung, die an den Extremitäten auftritt.

Neuro = neural, Dystrophie = bedeutet wörtlich übersetzt "Fehlwuchs". Damit werden in der Pathologie wahrnehmbare, degenerative Veränderungen von Geweben, Körperteilen oder des Gesamtorganismus bezeichnet. Ohne Angabe der Ursache.

Es wird dabei nicht definiert, im Rahmen welcher Erkrankung welcher Nervenschaden dafür ursächlich ist. Sondern nur das Endergebnis der speziellen Knochenerkrankung.

Liegt auf Grund des CRPS eine Knochenatrophie vor, dann wird diese beschreibend wie o. g. bezeichnet.
Und liegt sie vor, dann fällt sie wie andere verschiedenster Ursache aber gleichem Endergebnis auch unter M89.0. Deswegen steht da inklusive, also einschließlich neben anderen. Deswegen steht es unter Knochenerkankungen als Oberdiagnose. Liegt eine entsprechende Veränderung bei CRPS vor, liegt ein CRPS mit Knochenveränderungen vor und deswegen unter Knochenveränderungen dann die Zusatzdiagnose M89.0.

Für das CRPS Typ II sieht die Sache etwas umfangreicher an Codierungsziffern aus. Was schlicht daran liegt, daß ein geschädigter Nerv nachweisbar ist. Und damit auf Grund einer faßbaren "Organdiagnose" mehr als "nichts zu finden" codiert werden kann.

- [FONT=&quot]G59.8 - [/FONT]Sonstige Mononeuropathien bei anderenorts klassifizierten Krankheiten

Da das CRPS eine Form der Nervenerkrankung ist, fällt es darunter. Eine genauere Ortsangabe ermöglichen nachfolgende ICD-Ziffern. Dieses ist aber nur eine Zusatzdiagnose, d. h. es wird immer nur mit der Erkrankung als Hauptdiagnose verschlüsselt und steht nie alleine.

- G58.8 - Sonstige näher bezeichnete Mononeuropathien
- G58.9 - Mononeuropathie, nicht näher bezeichnet

Stehen alleine und brauchen keine Zusatzdiagnose

- G57 - Mononeuropathien der unteren Extremität
Exklusive: Akute Verletzung von Nerven - siehe Nervenverletzung nach Lokalisation

G57.0 - Läsion des N. ischiadicus
G57.2 - Läsion des N. femoralis
G57.3 - Läsion des N. fibularis (peronaeus) communis
G57.4 - Läsion des N. tibialis / Kausalgie (s. u.)
G57.6 - Läsion des N. plantaris
G57.8 - Sonstige Mononeuropathien der unteren Extremität
G57.9 - Mononeuropathie der unteren Extremität, nicht näher bezeichnet

- G56 - Mononeuropathien der oberen Extremität
Exklusive: Akute Verletzung von Nerven - siehe Nervenverletzung nach Lokalisation

G56.1 - Sonstige Läsionen des N. medianus
G56.2 - Läsion des N. ulnaris
G56.3 - Läsion des N. radialis
G56.4 - Kausalgie / N. medianus
G56.8 - Sonstige Mononeuropathien der oberen Extremität
G56.9 - Mononeuropathie der oberen Extremität, nicht näher bezeichnet

Speziell zur Kausalgie, früher eine der vielen Bezeichnungen für eine Form des CRPS folgendes:
Die Kausalgie ist eine Erkrankung mit vorwiegender Beteiligung des sympathischen Nervensystems, die häufig im Anschluß an Teilläsionen des N. medianus und tibialis auftritt (http://link.springer.com/article/10.1007%2FBF02793329). Sie bezeichnet nur das Vorhandensein von: Kausalgie gr. kausis Brennen, algos Schmerz, brennender Schmerz und oft glänzende Haut der Volarfläche der Finger, oder der Oberfläche des Fußes, durch Nervenstörungen (http://www.textlog.de/15324.html). Gegensätzlich zu gerne genutzten Behauptung von vielen Gutachtern ist es letztendlich nur die Angabe von speziellen Nervenschmerzen bei bestimmten Nerven. Eine Kausalgie beschreibt einen Nervenschmerz, zu dem es theoretisch nach jeder Nervenverletzung kommen kann. Dies kann auch beim CRPS (Typ II) auftreten.
 
So, wie würde also ein CRPS Typ II, seit 3 Jahren bestehend, am Nervus medianus mit Berufsunfähigkeit und Zukunftssorgen um die Finanzen und die Familie mit inzwischen verängstigter Grundhaltung durch das SG-Verfahren vollständig codiert werden können?

Und bitte daran denken, ich habe jetzt zu den ICD-Ziffern statt den offiziellen Text eine bunte Mischung von gebräuchlichen Umschreibungen genutzt!

F45.41 - hochchronifizierte Schmerzerkrankung Gerbershagen Typ XY
F62.80 - psychosoziale Konsequenzen (Arbeitsfähigkeit)
F54 - Dysthymie
(G90.8 - Sonstige Krankheiten des autonomen Nervensystems s. o. im deutschen Sprachraum nicht gebräuchlich)
G58.8 - CRPS TYP II
G56 - Dekompensation des Nervus medianus
G56.4 - Kausalgie alternativ
G56.1 - Läsion des N. medianus

Wie würde ein CRPS Typ I, seit 3 Jahren bestehend, mit nachgewiesener Knochenatrophie am Unterschenkel mit Berufsunfähigkeit und Zukunftssorgen um die Finanzen und die Familie mit inzwischen verängstigter Grundhaltung durch das SG-Verfahren vollständig codiert werden können?

Und bitte daran denken, ich habe jetzt zu den ICD-Ziffern statt den offiziellen Text eine bunte Mischung von gebräuchlichen Umschreibungen genutzt!

F45.41 - hochchronifizierte Sudeck´sche Erkrankung Gerbershagen Typ XY
F62.80 - psychosoziale Konsequenzen (Arbeitsfähigkeit)
F54 - Dysthymie
(G90.8 - Sonstige Krankheiten des autonomen Nervensystems s. o. im deutschen Sprachraum nicht gebräuchlich)
[FONT=&quot]M89.0 [/FONT]bzw. M89.06 Morbus Sudeck

So zum guten Schluß eine kleine Auswahl an Synonymen für das CRPS, unabhängig vom Typ. Sind nicht alle, ist die Liste, die ich am schnellsten kopieren konnte.
- Akute Knochenatrophie
- Algodystrophie
- Algoneurodystrophie
- Babinski - Froment- Syndrom
- Babinski- Froment - sympathische Paralyse
- Babiturate-induced rheumatism
- Chronisch traumatisches Ödem
- Complex Regional Pain ( = Schmerz ) Syndrom ( = C R P S )
- Dekalzifizierende Algoneurodystrophie
- Essentielle schmerzhafte Osteoporose
- Dystrophe Osteoporose- Osteoarthritis
- Dystrophe Reaktion
- Hand - Arm - Schulter Syndrom
- idiopathische neurotrophische Krankheit
- engleiste Heilentzündung
- Kausalgie
- Kienböck - Atrophie
- Kienböck - Knochenatrophie
- Kienböck- Meisel- Krankheit
- Kienböck- Syndrom
- Komplex Regionales Schmerzsyndrom I - III
- Leriches posttraumatische Osteoporose
- Major Kausalgie
- Medikamenten induziertes neurotrophisches Leiden
- Migratorische Osteolyse
- Minor Kausalgie
- Morbus Sudeck
- Neurodystrophiesyndrom
- Neuroosteopathiesyndrom
- Neurotrophischer Rheumatismus
- Neurotrophische schmerzhafte Osteoporose
- Periphere Trophoneurose
- Postinfarkt - Skelrodaktylie
- Postraumatischer Arterienspasmus
- Posttraumatische Dystrophie
- Posttraumatische sympathische Dystrophie
- Posttraumatische schmerzhafte Osteoporose
- Post - Traumatisches - Vasomotorisches Syndrom
- Pseudorheumatismus
- Reflektorische neurovaskuläre Dystrophie
- Reflexalgodystrophie
- Schmerzhafte idiopathische Entkalkung
- Schmerzhafte posttraumatische Osteoporose
- Schmerzhafte traumatische Osteoporose
- Sudeck - Atrophie
- Sudeck- Kienböck- Syndrom
- Sudeck - Leriche - Syndrom
- Sudeck`sche Dystrophie
- Sudeck`sche Heilentgleisung
- Sudeck`sche Krankheit
- Sudeck Osteodystrophie
- Sudeck - Porose
- Schulter- Arm- Syndrom
- Schulter- Hand- Syndrom
- Sympathische Reflexdystrophie (SRD)
- Sympathische Algodystrophie
- Transiente Osteoporose
- Wandernde Osteolyse
 
Zuletzt bearbeitet:
hallo buchfreundin

danke für die zusammenfassung, erspart einen mühseliges suchen,
wobei ich denke das bei den diagnosen und und heilmittelverordnungen nicht so genau genommen wird.
ich habe seit 16 mon. crps 1 und auf den rezepten steht mal
M 89-09
S 62- 8
S52 - 50

wohlgemerkt der selbe arzt.

trotzdem danke für die arbeit, werde es kopieren.
grüsse gerd
 
naja, kommt drauf wodurch das CRPS entstanden ist.

S62.8 bedeutet Fraktur im Bereich Hand/Handgelenk. Und wenn das die Ursache für die Schmerzen ist, ist eine entsprechend vereinfachte Codierung für den Apotheker nicht direkt falsch, sondern eben nur extrem "sparsam" indem die auslösende Ursache benannt wird. Das gleiche gilt für die S52.50.

Theoretisch könnte man diese Diagnose unter die Beispiele als Ursache einfügen, z. B. ohne Nervenverletzung (CRPS TYP I, mit Sudeck):
F45.41
F62.80
S62.8
G90.8
M89.09


Gruß
 
Danke, Buchfreundin, für Deine Arbeit!
Ich muss mir das ganz in Ruhe ansehen und mit meinen ICD10-Codes abgleichen.
Ich wünsche Dir einen guten Start ins neue Jahr 2015.

Connietulpe
 
Hallo Buchfreundin,

vielen Dank für Deine Ausführungen, ich habe inzwischen begriffen, worum es Dir geht und wie die ICD-Thematik bezüglich CRPS zu bewerten ist. Meinen bisherigen Umgang mit dem ICD-Code werde ich revidieren und mich um eine saubere Codierung bei meinen Ärzten bemühen.

Wenn ich die Ausführungen im Link richtig verstanden habe, stellt der amerikanische ICD – Code für CRPS 1 einen Versuch dar, der dann zum 01.10.2015 die bisherigen Codes in Amerika ersetzen soll.

Diese Überlegungen sind gar nicht so verkehrt, denn die bisherige Praxis scheint, so wie Du bereits ausgeführt hast, dem bunten Bild unserer Erkrankung geschuldet. Natürlich sind wir in Deutschland weit entfernt von solchen Überlegungen, doch ein einheitlicher Code für CRPS 1 wäre sicherlich sehr sinnvoll.

Da es diesen einheitlichen Code bislang nicht gibt, macht die Nutzung der unterschiedlichen Codes F45.41, F62.80, M89.0 etc. für CRPS 1 bei einem chronischen, langjährigen Verlauf sicherlich Sinn.

Die Codes F45.41, F62.80 bereiten dem jeweiligen Betroffenen im sozialen Entschädigungsrecht aber u. U. einige Probleme, denn zumindest private Unfallversicherungen schließen Entschädigungsleistungen bei psychischen Reaktionen, auch wenn diese durch den Unfall verursacht worden sind, kategorisch aus. Die Codes und Erläuterungen zeigen zwar deutlich auf, dass es sich hier um eine chronische Schmerzerkrankung auf Grund einer organischen Ursache handelt, dies juckt die Private Unfallversicherung aber nicht, dann liegt es am Betroffenen, den Sachverhalt gegenüber dem Gericht korrekt darzustellen und auf Verständnis und Einsicht der Richter zu hoffen…u. U. ein langer und schwerer Weg.

Abschließend noch einige Gedanken zum Stellenwert des CRPS in Deutschland:

In der Bezeichnung der Erkrankung: „Komplexes regionales Schmerzsyndrom“ steckt das Wort > regional <. In den ersten Jahren dachte ich, dass es sich tatsächlich um eine regional (auf eine Extremität) begrenzte Erkrankung handelt, so wurde es mir zumindest von meinen behandelnden Ärzten (niedergelassene und Ärzte in auf die Behandlung von CRPS „spezialisierten“ Schmerzzentren) vermittelt.

Nachdem ich einige ausländische Beiträge und Studien (Niederlande, Neuseeland, Amerika) gelesen habe, wurde mir deutlich, dass es sich bei Morbus Sudeck/ CRPS/ RSD um eine sehr >komplexe< Erkrankung handelt, mit regionalen Schmerzsymptomatiken, meist in einzelnen, aber auch in mehreren Extremitäten, im Rücken oder der Hüfte. Dies kann ich aufgrund persönlicher Erfahrung nur unterstreichen. Sehr komplex ist die Krankheit, da sie u. a. für Veränderungen im Zentralen Nervensystem, im Rückenmark und Gehirn verantwortlich ist, möglicher Weise aber auch für Veränderungen in verschiedenen inneren Organen. Leider scheint sich in Deutschland niemand (außer uns Betroffenen) so wirklich mit den ausländischen Erkenntnissen auseinander zu setzen, zumindest findet man hier keine annähernd vergleichbare Literatur.

Meines Erachtens muss sich erst der Stellenwert von CRPS in Deutschland ändern, bevor an eine einheitliche Codierung der Krankheit CRPS zu denken ist.

Nochmals meinen Dank, ich war wirklich sehr überrascht und dann sehr erfreut, dass Du doch eine so ausführliche Antwort zu meiner Frage eingestellt hast, Klasse.

Liebe Grüße
Mady
 
Moin moin!

So wie ich die Amis verstanden habe, werden sie die diesen Code ab Oktober 2015 replacen, also herausnehmen und bis dahin bitte nur "zu Übungszwecken nutzen" und nicht abrechnen. Also wie bei uns als ungültig verwerfen.

Hinsichtlich des Kenntnisstandes zum CRPS in Deutschland kann ich dir ebenfalls nicht uneingeschränkt beipflichten. Es kommt drauf an, wen du dazu fragst.
Mein erstbehandelnder Neurolge und Psychiater hat eigentlich sofort erkannt wohin das Ganz geht. Und die Schmerzklinik, in die er mich eingewiesen hat ebenfalls. Und hat selber etwas getan, als sie gemrkt hatte, es gibt Mankos. Sie waren hinsichtlich der Diagnostik eines CRPS etwas unsicher, haben sich aber während meines stationären Aufenthaltes informiert. Die Konsequenz war die quantitativ-sensorische Testung, die sie dann zwar mit Zettel nebenbei wie es geht aber durchgeführt haben. Genauso wie die Stellatum-Blockade und vergleichende Temperaturmessung. Mein Hausarzt begrüßte mich, nachdem ich dann irgendwann nachdem die Befunde bei ihm eingetruddelt waren und ich wegen Medikamenten kam, mit dem Satz" Ihre Schonhaltung ist klassisch für CRPS-Patienten". Man beachte, CRPS nicht Sudeck.

Wer die Probleme damit hat, sind bei mir die Gutachter, die auf einem Wissenstand von weit vor 2008 sind. Und das auch brav mit enstprechend veralteter Literatur beweisen. Den Unterschied habe ich gesehen, als meine algesiologische Gutachterin das Privatgutachten gemacht hat. Auf dem neuesten Stand der Wissenschaft.
Wobei ich sagen muß, der BG-Gutachter hatte kein Problem damit, daß CRPS korrekt zu bestätigen inklusive dem Hinweis zu veralteter Terminologie bei anderen. Er hatte nur das Problem, die Unfallkausalität zu sehen.

Was die Literatur angeht, nun ich weiß, daß es sogar in der CME-Fortbildung der Ärzte ausführliche Beiträge dazu gibt. Und die meiste Literatur dazu ist bei mir auf Deutsch. Ich brauche die englischsprachige Literatur eigentlich nur, wenn ich mich selber fortbilde. Für das Gerichtsverfahren und sonstiges habe ich noch nie diesbezüglich tätig werden müssen. Was vllt. auch daran liegt, daß ich beruflich medizinisch vorgebildet bin und daher eher weiß wie und wo ich danach suchen muß.

Theoretisch gibt es, wie in Text geschrieben einen einheitlichen Code. Erkrankung des autonomen Nervensystems G90.8.. Nur wird er warum auch immer nicht genutzt. Nicht anderes ist das CRPS in der Konsequenz.
Das autonome Nervensystem ist ein Organ.
Mit eben vielen Funktionen wie z. B. Schmerz, Temperaturmessung, Durchblutungsregelung, Regelung der Trophik (Wachstum und Ernährung), Warnung vor Gefahr/Reflexsteuerung etc.
Deswegen gibt es ja auch die Unmenge von Synonymen für das CRPS, den jedes Sytem in bunter Mischung kan damit betroffen sein.
Deswegen sieht auch jedes CRPS anders aus. Und deswegen ist es letztendlich auch nur ein Syndrom.
Das CRPS ist eigentlich die Folge einer Erkrankung des autonomen Nervensystems und nicht die Erkrankung.

Vergleichbar einem Magengeschwür (mal allgemein gesehen). Das eine macht Sodbrennen, das andere eine Magendurchbruch und Blutung, das nächste fällt per Zufall auf. Wieder ein anderes macht Störungen im Vitaminaufnahmeprozeß. Alles verschiedene Symptome, einige tödlich andere nicht. Geht man nach dem Gedanken "CRPS eigene ICD-10", müßte jedes der genannten Magengeschwüre eine eigene Ziffer habe.
Dabei ist es alles die gleiche Erkrankung, eine Störung zwischen Magensäureproduktion und schützender Magenschleimhautproduktion.

Deswegen macht es meiner Meinung nach auch keinen Sinn, dem CRPS eine eigene Ziffer zu geben.
Wie du gesehen hast, es gibt nicht nur für das CRPS als Erkrankung des autonomen Nervensystems eine Ziffer, du kannst sogar bis in den nachgewiesenen Nerv, Zusatzerkankungen (Knochenatrophie etc,), die psychischen Konsequenzen sowohl nur als nicht krankhafte Folge als auch ggf. und von mir nicht gelistet psychosomatischen Konsequenzen, Dauer des Schmerzgeschehens und die das ganze verursachende Verletzung exakt codieren.
Das Problem ist nicht die fehlende Codierung. Das Problem ist die fehlende oder falsche Nutzung mangels Auseinandersetzung mit den Codes.

Hinsichtlich des "psychiatrischen" Problems bei den Versicherungen verweise ich dich auf einige Beiträge auch hier im Forum (suchen, ich habe nur im Kopf es gibt sie). Es gibt sogar eindeutige Urteile, daß wenn die psychiatrische Ursache Folge eines organischen Schadens ist, auch dafür die Versicherung zu haften hat. Und genau für diesen Nachweis, nicht psychiatrische Grunderkrankung sondern organsiche Grunderkrankung mit Begleitsymptomen sind die Ziffern beweisend.
Es liegt an der Güte deines Anwaltes, wenn er nicht entsprechend argumentiert.

Gruß
 
Hallo Buchfreundin,

es gibt halt immer noch viele Betroffene, bei denen es mit der Diagnostik mehrere Monate oder länger dauert, die einen waren Ärztemarathon hinter sich bringen und oft erleben müssen, zwischendurch mal in die „Psycho-Ecke“ geschoben zu werden. Natürlich gibt es auch Ärzte, die sich kümmern, aber es gibt sehr viele, die mit der Bezeichnung CRPS nix anfangen können, oder denen der Begriff „Budapester Kriterien“ nichts sagt, oder die bei einer unauffälligen Bilddiagnostik gleich die Meinung vertreten, ist doch kein CRPS.

So macht jeder seine eigenen Erfahrungen, beim Thema Gutachter haben wir wohl dieselben Erfahrungen machen müssen. Am schlimmsten sind die, die im Rahmen ihrer Untersuchungen einfach mal kräftig zufassen, die Schmerzangaben des Probanden einfach ignorieren und gar nicht erahnen, welche langfristige Schmerzerhöhung sie damit unter Umständen erzeugen. Als unerfahrener Betroffener lässt man sich zumindest anfangs einfach auf zuviele Manipulationen ein, mit den Jahren wird man schlauer.

Da stelle ich mir schon die Frage, was Ärzten/ Gutachtern im Rahmen ihrer Ausbildung oder auch der weiteren Qualifikationen zum Thema CRPS überhaupt vermittelt wird.

Mir stehen sicher nicht sämtliche medizinischen Portale zur Verfügung, liegen Dir den deutschsprachige Veröffentlichungen vor, wo es um das Thema Ausbreitung“ oder auch „Auswirkungen auf innere Organe“ bei CRPS geht? Auch fehlen mir Berichte, wo größere Patientengruppen befragt werden hinsichtlich der aufgetretenen Symptomgruppen. All dies habe ich auf ausländischen Seiten inzwischen gefunden.

Liege ich denn mit meiner Einschätzung richtig, dass es sich bei CRPS als Folge einer Erkrankung des autonomen Nervensystems um ein durchaus komplexeres Geschehen handelt?

Ich habe mir den Link zum amerikanischen ICD nochmals angesehen, Du hast recht mit Deiner Angabe, dass er ab Oktober 2015 herausgenommen wird.

Danke für den Hinweis zu den Beiträgen im Forum zu Urteilen zum Thema „Folge eines organischen Schadens, für den die Versicherung zu haften hat“. Bin mir sicher, auch ohne mein Zutun wird mein Anwalt entsprechend argumentieren, habe glücklicher Weise einen sehr qualifizierten, werde trotzdem im Forum suchen.

Liebe Grüße
Mady

PS.:
Eine weitere Frage, die nichts mit dem ICD zu tun hat, setze sie trotzdem mal hier rein.
Warum macht sich niemand die Mühe und aktualisiert die Zahlen über jährliche Neuerkrankungen, warum gibt es keine bundesweite Datenerfassung zu den einzelnen Krankheitsverläufen?
Bei einer Erkrankung mit so vielfältigen Symptomen, deren unterschiedliche Zusammensetzungen und Verläufe, die bei chronischem Verlauf auch erhebliche soziale Auswirkungen für die Betroffenen und deren Familien mit sich bringt, wäre dies doch ein möglicher Weg, mehr über die Zusammenhänge zu erfahren und daraus eventuell ganz neue Schlüsse zu ziehen.
 
Hi buchfreundin,

vielen Dank für die Zusammenstellung deines Fachwissens!

(Die Unsicherheit zu CRPS verunsichert, deshalb sind solche gebündeten Infos so hilfreich. Das Suchen ist sehr langwierig.)

U N D

überhaupt für deine vielen wertvollen Beiträge im Forum!
Ich finde das wirklich toll und gar nicht selbstverständlich.

Liebe Grüße
an alle

HWS-Schaden


P.S. Wg meines Nacken/Schulter-Übergangs (s. anderer Thread) mit Ausstrahlung in den Arm (alles rechts) bin ich nach wie vor beunruhigt, weil unklar ist, was die Schmerzen und Beschwerden verursacht, aber das lässt sich nicht per Ferne/Forum klären.
 
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