- F45.41 - Chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren
Im Vordergrund des klinischen Bildes stehen seit mindestens 6 Monaten bestehende Schmerzen in einer oder mehreren anatomischen Regionen, die ihren Ausgangspunkt in einem physiologischen Prozess oder einer körperlichen Störung haben. Psychischen Faktoren wird eine wichtige Rolle für Schweregrad, Exazerbation oder Aufrechterhaltung der Schmerzen beigemessen, jedoch nicht die
ursächliche Rolle für deren Beginn. Der Schmerz verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden und Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen.
Der Schmerz wird nicht absichtlich erzeugt oder vorgetäuscht (wie bei der vorgetäuschten Störung oder Simulation). Schmerzstörungen insbesondere im Zusammenhang mit einer affektiven, Angst-, Somatisierungs- oder psychotischen Störung sollen hier nicht berücksichtigt werden.
Diese ICD-10-Ziffer beschreibt das Vorhandensein einer chronischen Schmerzerkrankung auf Grund einer organischen Ursache. Und unabhängig der Ursache.
Sie ist also nicht CRPS-spezifisch. Sondern steht nur als Ausdruck dafür, daß auf Grund einer organischen Ursache es zu einem krankhaft verstärkten Schmerzempfinden gekommen ist. Der Schmerz seine "Warnfunktion" sozusagen verloren hat und sich bildhaft gesprochen wie ein hyperaktives Kind verhält.
Diese ICD-10-Ziffer wurde erst 2008/2009 in den ICD-10-Codex aufgenommen. Wurde vorher schon eine Schmerzerkrankung (z. B. CRPS / die Neuropathien, Tumorschmerz, Erkrankungen des Bewegungssystems) codiert, dann meist über die F62.80. Bestehen bekannte Ursachen/Erkrankungen, z. B. bei CRPS Typ II, dann gehört immer die Codierung dieser mit dazu (z. B. als Hilfe Codierungshilfe der Krankenkasse
http://www.kvwl.de/arzt/abrechnung/diagnosekodierung/beispiele/schmerztherapie.pdf)
- F62.80 - Andauernde Persönlichkeitsänderungen, nicht Folge einer Schädigung oder Krankheit des Gehirns
Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen ohne vorbestehende Persönlichkeitsstörung nach extremer oder übermäßiger, anhaltender Belastung oder schweren psychiatrischen Krankheiten. Diese Diagnosen sollten nur dann gestellt werden, wenn Hinweise auf eine eindeutige und andauernde Veränderung in der Wahrnehmung sowie im Verhalten und Denken bezüglich der Umwelt und der eigenen Person vorliegen. Die Persönlichkeitsänderung sollte deutlich ausgeprägt sein und mit einem unflexiblen und fehlangepassten Verhalten verbunden sein, das vor der pathogenen Erfahrung nicht bestanden hat. Die Änderung sollte nicht Ausdruck einer anderen psychischen Störung oder Residualsymptom einer vorangegangenen psychischen Störung sein.
Diese Ziffer wird manchmal auch heute noch verwandt. Entweder statt der F45.41 oder mit ihr. Dazu wurde und wird ggf. noch die F54 codiert.
- F54 - Psychologische Faktoren oder Verhaltensfaktoren bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
Diese Kategorie sollte verwendet werden, um psychische Faktoren und Verhaltenseinflüsse zu erfassen, die eine wesentliche Rolle in der Ätiologie körperlicher Krankheiten spielen, die in anderen
Kapiteln der ICD-10 klassifiziert werden. Die sich hierbei ergebenden psychischen Störungen sind meist leicht, oft lang anhaltend (wie Sorgen, emotionale Konflikte, ängstliche Erwartung) und rechtfertigen nicht die Zuordnung zu einer der anderen Kategorien des Kapitels V.
Soll eine assoziierte körperliche Krankheit angegeben werden, ist eine zusätzliche Schlüsselnummer zu benutzen.
Da diese Symptome nur in Zusammenhang mit einer organischen Erkrankung stehen (dürfen) und an sich keine psychosomatische Erkrankung sind sondern die Folgen der Belastung durch die Erkrankung, heißt, die Ziffer kann und darf nie alleine stehen. Sondern immer nur mit der organischen Diagnose dazu. Sie steht nicht zwangsläufig nur bei einer Schmerzerkrankung sondern sie kann auch bei anderen Erkrankungen mit entsprechenden Auswirkungen stehen, z. B. Asthma, Magenulkus etc.
Weitere Codierungen zur spezielleren Ursachenangabe:
Zurück zu den Ziffern ganz am Anfang.
G90.8 - Sonstige Krankheiten des autonomen Nervensystems
G90.9 - Krankheit des autonomen Nervensystems, nicht näher bezeichnet
Nach amerikanischen ICD-10, zumindest soweit ich die Literatur dazu verstanden habe, die beiden Ziffern zur grundsätzlichen Codierung des Vorhandenseins eines CRPS Typ I.
- [FONT="]M89.0- - [/FONT]Neurodystrophie [Algodystrophie]
Inklusive: Schulter-Hand-Syndrom, Sudeck-Knochenatrophie, Sympathische Reflex-Dystrophie.[FONT="] Synonym Morbus Sudeck also eine Form der Knochenatrophie.[/FONT]
Wenn diese Ziffer codiert wird, dann heißt dies nicht zwangsläufig Morbus Sudeck als Diagnose. Sondern erst einmal nur das vorliegen einer Neurodystrophie: Die Algoneurodystrophie ist eine die Nerven, Blutgefäße und Ernährung betreffende (neuro-vasotrophische) Gewebsschädigung, die an den Extremitäten auftritt.
Neuro = neural, Dystrophie = bedeutet wörtlich übersetzt "Fehlwuchs". Damit werden in der Pathologie wahrnehmbare, degenerative Veränderungen von Geweben, Körperteilen oder des Gesamtorganismus bezeichnet. Ohne Angabe der Ursache.
Es wird dabei nicht definiert, im Rahmen welcher Erkrankung welcher Nervenschaden dafür ursächlich ist. Sondern nur das Endergebnis der speziellen Knochenerkrankung.
Liegt auf Grund des CRPS eine Knochenatrophie vor, dann wird diese beschreibend wie o. g. bezeichnet.
Und liegt sie vor, dann fällt sie wie andere verschiedenster Ursache aber gleichem Endergebnis auch unter M89.0. Deswegen steht da inklusive, also einschließlich neben anderen. Deswegen steht es unter Knochenerkankungen als Oberdiagnose. Liegt eine entsprechende Veränderung bei CRPS vor, liegt ein CRPS mit Knochenveränderungen vor und deswegen unter Knochenveränderungen dann die
Zusatzdiagnose M89.0.
Für das CRPS Typ II sieht die Sache etwas umfangreicher an Codierungsziffern aus. Was schlicht daran liegt, daß ein geschädigter Nerv nachweisbar ist. Und damit auf Grund einer faßbaren "Organdiagnose" mehr als "nichts zu finden" codiert werden kann.
- [FONT="]G59.8 - [/FONT]Sonstige Mononeuropathien bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
Da das CRPS eine Form der Nervenerkrankung ist, fällt es darunter. Eine genauere Ortsangabe ermöglichen nachfolgende ICD-Ziffern. Dieses ist aber nur eine Zusatzdiagnose, d. h. es wird immer nur mit der Erkrankung als Hauptdiagnose verschlüsselt und steht nie alleine.
- G58.8 - Sonstige näher bezeichnete Mononeuropathien
- G58.9 - Mononeuropathie, nicht näher bezeichnet
Stehen alleine und brauchen keine Zusatzdiagnose
- G57 - Mononeuropathien der unteren Extremität
Exklusive: Akute Verletzung von Nerven - siehe Nervenverletzung nach Lokalisation
G57.0 - Läsion des N. ischiadicus
G57.2 - Läsion des N. femoralis
G57.3 - Läsion des N. fibularis (peronaeus) communis
G57.4 - Läsion des N. tibialis / Kausalgie (s. u.)
G57.6 - Läsion des N. plantaris
G57.8 - Sonstige Mononeuropathien der unteren Extremität
G57.9 - Mononeuropathie der unteren Extremität, nicht näher bezeichnet
- G56 - Mononeuropathien der oberen Extremität
Exklusive: Akute Verletzung von Nerven - siehe Nervenverletzung nach Lokalisation
G56.1 - Sonstige Läsionen des N. medianus
G56.2 - Läsion des N. ulnaris
G56.3 - Läsion des N. radialis
G56.4 - Kausalgie / N. medianus
G56.8 - Sonstige Mononeuropathien der oberen Extremität
G56.9 - Mononeuropathie der oberen Extremität, nicht näher bezeichnet
Speziell zur Kausalgie, früher eine der vielen Bezeichnungen für eine Form des CRPS folgendes:
Die Kausalgie ist eine Erkrankung mit vorwiegender Beteiligung des sympathischen Nervensystems, die häufig im Anschluß an Teilläsionen des N. medianus und tibialis auftritt (
http://link.springer.com/article/10.1007%2FBF02793329). Sie bezeichnet nur das Vorhandensein von:
Kausalgie gr. kausis Brennen, algos Schmerz, brennender Schmerz und oft glänzende Haut der Volarfläche der Finger, oder der Oberfläche des Fußes, durch Nervenstörungen (
http://www.textlog.de/15324.html). Gegensätzlich zu gerne genutzten Behauptung von vielen Gutachtern ist es letztendlich nur die Angabe von speziellen Nervenschmerzen bei bestimmten Nerven. Eine Kausalgie beschreibt einen Nervenschmerz, zu dem es theoretisch nach jeder Nervenverletzung kommen kann. Dies kann auch beim CRPS (Typ II) auftreten.