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CRPS Anerkennung BG bei psychischen Vorerkrankungen

Fritschy

Neues Mitglied
Registriert seit
1 Juli 2018
Beiträge
1
Liebe Mitglieder, vielleicht kennt sich jemand mit dem o.g. Thema aus oder befand sich selbst in so einer oder in einer ähnlichen Situation. Vor gut einem Jahr erlitt ich einen Arbeitsunfall bei dem ich mir eine Verletzung am Handgelenk zugezogen habe. Es erfolgte eine insgesamt 12 Wochen andauernde Ruhigstellen mit einer Gipsschiene. Im Anschluss daran begann bei mir das Elend. Meine Hand fing an extrem dick, heiß zu werden und unerträglich zu schmerzen. Die Beweglichkeit war so gut wie gar nicht mehr möglich. Lange Zeit wurde von meinen behandelnden Ärzten der BG gesagt dies sei rein somatisch und käme von meiner vorbestehenden Angst- und Panikstörung an der ich schon seit meiner Jugend leide. Ich konnte diese Aussagen zwar nicht verstehen aber hatte mich damit abgefunden und nicht weiter gebohrt. Im laufe der Zeit wurde es aber immer schlimmer und ich stellte mich bei einer Schmerzambulanz vor. Dort wurde nach wiederholten Temperaturmessungen ein kaltes CRPS I diagnostiziert. Meine Hand ist ist bei jeder Messung zwischen 6 und 8 Grad kälter gemessen zur Gegenseite. Meine Farbe ist verändert von blass bis ins bläuliche und ich habe ein vermehrtes schwitzen sowie einen leichten Tremor. Auch eine vermehrte Behaarung wurde diagnostiziert und protokolliert. Zu guter Letzt zeigte auch eine 3 Phasen- Skelettzynthiegraphie eine diffuse Mehranreicherung an den Handwurzelknochen. Meine behandelnden Ärzte der Schmerzklinik sagen ich hätte das Vollbild eines kalten CRPS I. Aktuell bin ich auf Tillidin und DMSO Salbe eingestellt und betreibe aktiv KG und Physiotherapie. Arbeitsunfähig bin ich übrigens nicht geschrieben und versuche meinen Alltag so gut es geht zu bewältigen.
Laut BG handelt es sich zwar um Schmerzen, diese aber entstanden durch meine vorbestehende Panik- und Angststörung. Was soll ich sagen? Natürlich leide ich schon lange an dieser Erkrankung. Aber bedeutet dies das man kein CRPS entwickeln kann nach einem Unfall was als Unfallfolge anzuerkennen ist? Ich meine, die Probleme mit der Hand sind ja trotzdem erst nach dem Unfall entstanden. Und das was man jetzt sieht oder auch überprüfen kann bilde ich mir ja schließlich nicht ein. Ich werde meine Hände nicht willentlich steuern können das Sie derartige Temperaturunterschiede vorweisen. Was soll ich machen? Soll ich mich damit abfinden das es auf die Psyche geschoben wird oder hat man auch als Mensch mit psychischer Vorerkrankung eine reale Chance um sein Recht zu kämpfen? Ich fühle mich teilweise wirklich stigmatisiert und vor allem auch diskreditiert.
 
Hallo Fritschy,

sehr wichtig ist, dass Dein CRPS umgehend weiter behandelt wird.

Sagen es die Ärzte nur, oder gab es bereits Gutachten seitens der BG?

Nutze die Zeit und lies mal sehr viel hier (Suchfunktion) andere Betroffene werden Dir sicherlich noch schreiben.

Viele Grüße

Kasandra
 
Hallo Fritschy, willkommen im Forum.

Ein CRPS entwickelt sich bei ganz verschiedenen Menschen, nicht nur bei Menschen mit einer psychischen Vorerkrankung. Warum sich ein CRPS entwickelt, ist meines Wissens unbekannt (ich bin Laie ohne CRPS). Über begünstigende Faktoren wird diskutiert, wissenschaftlich stehen sie m.W. nicht fest - auch wenn es deiner BG hier gut in den Kram passen würde.
Prinzipiell kennen alle Schmerzpatienten das Problem, dass nicht / schlecht therapierbare Schmerzen im Zusammenhang mit der Psyche - als Ursache - betrachtet werden.

Ich rate dir, diese Betrachtungsweise nicht persönlich zu nehmen und dich davon nicht zermürben zu lassen.
Damit verpulverst du Energie, die du an anderer Stelle brauchst und triggerst vermutlich auch noch den Schmerz.

Suche die bestmögliche Behandlung für dein CRPS, so wie es auch Kasandra geschrieben hat.
Schau dich nach anderen Ärzten um.
Suche Kontakt zu Betroffenen, es gibt Selbsthilfegruppen; diese wissen meist, welche Ärzte empfehlenswert sind.

Ob eine MdE aufgrund des Unfalls verbleibt, muss m.W. spätestens nach 3 Jahren festgestellt werden.
Du schreibst nicht, ob dir schon ein Bescheid der BG vorliegt und ob daher dringender Handlungsbedarf ist.

LG
 
Hallo Fritschy,

Deine Beschreibung der Symptome weist eindeutig auf ein CRPS hin. So wie Du es beschreibst, sind die Budapester Diagnosekriterien erfüllt, dies hat ja auch dazu geführt, dass Deine Ärzte in der Schmerzambulanz die Diagnose CRPS gestellt haben.

Finde Dich bitte nicht damit ab, dass Dir die BG erzählt, die Ursache Deines CRPS läge in Deiner Angst- und Panikstörung. Das ist absoluter Unsinn, es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg dafür. Im Gegenteil, ganz aktuell kommt eine Forschungsarbeit aus dem Jahr 2018 mit 60 CRPS-Erkrankten zu folgendem Ergebnis: „Die Resultate der vorliegenden Forschungsarbeit unterstützen die Ergebnisse einer Anzahl von Studien, die belegen, dass psychologische Faktoren nicht zur Entwicklung des CRPS beitragen und psychologische Belastung ähnlich wie in der Allgemeinbevölkerung verteilt ist.“ https://edoc.ub.uni-muenchen.de/22235/

Die BG ist in erster Linie daran interessiert, sämtliche Kosten an Deine Krankenkasse abzuwälzen. Vor allem sind sie nicht daran interessiert, dass es zu einer MdE-Bewertung kommt, denn dann müssten sie wohlmöglich die Folgen des Arbeitsunfalles entschädigen.

Bei Dir hat sich als Folge Deines Arbeitsunfalles mit 12 wöchiger Ruhigstellung ein CRPS entwickelt. Du musst darauf drängen, dass Deine BG das CRPS als Unfallfolge anerkennt und sämtliche Behandlungs- und Therapiekosten (auch rückwirkend) übernimmt.

Du musst wissen, dass Berufsgenossenschaften auch mit CRPS – Betroffenen ohne psychische Vorerkrankung ähnlich umgehen und alles versuchen, um die Diagnose CRPS als Unfallfolge auszuschließen. Du sollst Dich nicht damit abfinden, sondern um Dein Recht kämpfen.

Lasse Dich anwaltlich beraten und begleiten von einem Fachanwalt für Medizinrecht.

Viel Zuversicht und Kraft schicke ich Dir.
Liebe Grüße
Mady
 
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