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Chronische Schmerzen

finchen

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19 März 2008
Beiträge
131
Chronischer Schmerz

Von Dipl.-Psych. Jürgen Dittmar


Ziel dieses Artikels ist es, Probleme, die bei lang andauernden Schmerzen auftreten können, zu beschreiben. Aus diesen Beschreibungen ergeben sich Hinweise darauf, was – nach heutigem Kenntnisstand – bei einer schmerztherapeutischen Behandlung Berücksichtigung finden sollte.

Schmerz: chronisch/akut eine wichtige Unterscheidung

Was ist Schmerz eigentlich? Eine Frage, die gar nicht so einfach zu beantworten ist, wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheint. Nach einer Definition der Internationalen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes aus dem Jahre 1979 ist Schmerz „ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potentieller Gewebsschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen beschrieben wird“. Diese Definition weist darauf hin, dass Schmerz ein Vorgang ist, der nicht allein durch körperliche Prozesse erklärbar ist. Schmerz ist ein Erleben und damit erst mal rein subjektiv. Die verwendeten Worte beziehen sich auf eine körperliche Schädigung, ohne dass diese vorhanden sein muss.

Von entscheidender Bedeutung für die Behandlung von Schmerzen ist die Unterscheidung zwischen akutem und chronischem Schmerz. Von chronischem Schmerz spricht man, wenn Schmerzen über eine Zeitspanne von 6 Monaten hinaus andauern. Man geht heute davon aus, dass sich chronische Schmerzen und akute Schmerzen stark voneinander unterscheiden. Akuter Schmerz hat einen Signalcharakter! Von den alten Griechen als "bellender Wachhund der Gesundheit" bezeichnet weist er auf eine Gewebeschädigung oder eine funktionelle Störungen hin. Beim chronischen (langandauernden) Schmerz ist dies anders. Der Schmerz hat seinen Signalcharakter verloren. Schmerz wird zur eigentlichen Krankheit. Oft weist er nicht mehr auf eine körperliche Schädigung hin. Stattdessen ist er das Ergebnis sehr unterschiedlicher miteinander in Wechselwirkung stehender körperlicher und seelischer Veränderungen, für die die Verletzung nur der erste Anstoß war.



Der Weg in die Schmerzkrankheit

Wie entwickelt sich eine Schmerzkrankheit? Am Anfang steht in den meisten Fällen eine körperliche oder seelische Verletzung oder eine Entzündung, die mit akuten Schmerzen einhergeht.

Chronische Schmerzen können entstehen,

wenn die ursprüngliche Erkrankung mit oder ohne Gewebeveränderungen chronifiziert,

wenn durch neuroplastische Veränderungen das Nervensystem dauerhaft überaktiv bleibt

wenn die akute Verletzung/Entzündung zu Verhaltensänderungen (Schonhaltungen, muskuläre Verspannungen, Ängste, Depressionen etc.) führt, die eine Chronifizierung begünstigen oder

wenn ein „akuter seelischer Schmerz“ nicht „abheilt“.
Oft treten Kombinationen der verschiedenen Faktoren auf.

Zu a. In der folgenden Aufstellung finden Sie einige Beispiele für Erkrankungen, die oft mit dauerhaften Schmerzen einhergehen:
Trigeminusneuralgie
Zosterneuralgie
sympathische Reflexdystrophie (Morbus Sudeck)
Migräne
medikamenteninduzierter Kopfschmerz
Multiple Sklerose
Polyarthritis
Tumorerkrankungen.

Zu b. Bei neuroplastischen Veränderungen des Nervensystems stellt man sich vor, dass sich ein Schmerzgedächtnis ausgebildet hat. Der Schmerz hat sich verselbstständigt! (Dies kann auch bei oben genannten Erkrankungen der Fall sein.) Für die Schmerzleitung zuständige Nerven haben sich verändert. Veränderungen findet man sowohl im peripheren wie auch im Zentralnervensystem. Das bedeutet, dass sich die Schmerzschwellen der schmerzleitenden Nervenzellen verändert haben. Diese Zellen reagieren schon bei geringsten Reizen (leichte Berührungen, kalter Lufthauch, etc.) mit starker Aktivität (z.B. Phantomschmerz/ Stumpfschmerzen nach Amputationen). Im Großhirn mancher Patienten haben sich auch Gehirnareale, die auf Schmerzimpulse aus dem peripheren Nervensystem reagieren, stark ausgeweitet. Das Nervensystems ist geneigt, auf geringfügige äußere Reize mit Schmerzen zu reagieren. Dieser Prozess ist manchmal nur mit größer Mühe umkehrbar. Aber so wie wir im Alltag Dinge vergessen können, können auch die Gedächtnisspuren im Nervensystem rückgängig gemacht oder abgeschwächt werden. In der Praxis erweist sich dies oft als schwierig, da bei der Entstehung, bei der Aufrechterhaltung als auch beim Vergessen chronischer Schmerzen sowohl seelische als auch körperliche Prozesse beteiligt sind.




Zu c. Neben Veränderungen im Nervensystem spielen bei der Chronifizierung auch emotionale (gefühlsmäßige) Einflüsse und Verhaltensänderungen eine große Rolle. So kann die wahrgenommene Schmerzintensität durch Ängste verstärkt werden. Angst und Schmerz können sich wie in einem Teufelskreis wechselseitig hochschaukeln.


Abb. 1: "Teufelskreis" des Schmerzes


Schmerzen werden als bedrohlich erlebt. Dies ist bei chronischen Schmerzen oft noch ausgeprägter als bei akuten, da die Ursachen so schwer greifbar sind. Resultierende Angst bewirkt u.a. vermehrte Muskelanspannung, die oft zur Verstärkung der Schmerzwahrnehmung beiträgt. Mit der Angst gehen oft Gefühle der Hilflosigkeit oder sogar der Verzweiflung einher, da man keinen Weg findet den Schmerzen zu beeinflussen.


Andauernder Schmerz verursacht nicht selten Depressionen . Da die Betroffenen durch das Schmerzgeschehen in ihren Alltagsaktivitäten eingeschränkt werden, Hobbies und Ablenkung bietende Aktivitäten aufgeben und sich aus sozialen Kontakten zurückziehen, geht die Freude am Leben verloren. Dies reduziert Antrieb und Energie, fördert negative Selbstbewertungen („Ich bin zu nichts mehr nütze!“; „Ich verhalte mich wie eine alte/r Frau/Mann.“), nimmt den Mut und Eigeninitiative und verursacht weiteres Schonverhalten, was sich wiederum negativ auf die Schmerzen auswirkt.
Manchmal wird nach Ausheilen der ursprünglichen Verletzung der Schmerz durch das Andauern der Schutzreaktionen (Muskelverspannungen und Schonhaltungen) aufrechterhalten.

Abb. 2: Zusammenhang zwischen dauerhaften Muskelverspannungen und Schmerz




Unabhängig vom ersten verletzenden Reiz spielt bei der Chronifizierung des Schmerzes eine große Rolle, wie ein Mensch mit Schmerzen umgeht. Menschen, die auf Schmerzen mit Hilflosigkeit oder katastrophisierenden Gedanken reagieren, die ihre sozialen und körperlichen Aktivitäten einschränken und den Schmerz zum Lebensmittelpunkt werden lassen, haben ein hohes Risiko, an Dauerschmerzen zu erkranken. Eine Neigung zur chronischen Selbstüberforderung, mit übertriebener Angst Schwächen und Hilflosigkeit zu zeigen, erhöhen die Gefahr, dass nach einer akuten Verletzung ein dauerhafter Schmerz entsteht. Ebenso kann maßloser Ehrgeiz und die Schwierigkeit, mit gutem Gewissen zu genießen, zur Chronifizierung führen.

Zu d. Nicht zu vernachlässigen sind „nicht abgeheilte seelische Verletzungen“, die sich zu chronischen Schmerzen entwickeln können. Seelische Verletzungen können sehr unterschiedliche Gründe haben und sind auch dem Betroffenen nicht immer bewusst. So kann zum Beispiel eine körperliche Verletzung auch ein seelisches Trauma bedeuten, wenn das Selbstbild einer Person als unversehrter und leistungsfähiger Mensch beschädigt wird. Todesfälle von nahestehenden Menschen, Trennungen, Kränkungen und Zurückweisungen aber auch andauernde Streitigkeiten und ungelöste zwischenmenschliche Konflikte können zu seelischen Verletzungen führen. Von großer Bedeutung sind ungelöste innere Konflikte, die durch oben benannte Ereignisse angestoßen werden, und im Stillen quälend fortbestehen. Bei seelischen Verletzungen ist entscheidend, wie wir mit ihnen umgehen. Aktiv Probleme anzusprechen und sich mitzuteilen, ist günstiger, als „alles in sich hineinzufressen“, zu schweigen und heimlich der ganzen Welt Vorwürfe zu machen.



Die Behandlung chronischer Schmerzen

Für die Behandlung chronischer Schmerzen gibt es nicht „das eine Verfahren“, das den Schmerz endgültig besiegt. Ein fächerübergreifendes, am praktischen Erfolg orientiertes (interdisziplinäres, polypragmatisches) Vorgehen, das biologische, psychologische und soziale Einflussfaktoren berücksichtigt, ist erforderlich. Bereits in der Phase der Diagnostik sollte dem Patienten das Vorgehen möglichst transparent gemacht werden. Zu erfahren, wie sich der Arzt die Schmerzen erklärt und welche Ursachen er aufgrund welcher Diagnostik ausschließt, hilft die Zusammenarbeit zwischen Patient und Behandelnden zu fördern. Bei Behandlungsbeginn empfiehlt es sich, realistische Zielsetzungen zu besprechen, um Illusionen und Enttäuschungen vorzubeugen. Neben der Schmerzreduktion sind auch die Verbesserung der Lebensqualität bei fortbestehenden Schmerzen und die Minderung der schmerzbedingten Beeinträchtigungen wichtige Behandlungsziele. Eine erfolgversprechende Behandlung sollte schon frühzeitig verschiedene Behandlungsverfahren (psychologische Therapie, medikamentöse, krankengymnastische Behandlung, Massagen, Schulungen, etc.) sinnvoll kombinieren und aufeinander abstimmen.

Von großer Bedeutung ist die Mitarbeit des Patienten. Zunehmende Passivität ist schädlich. Für die oft langwierige Behandlung ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Patienten und Behandlern erforderlich. Eine systematische Selbstbeobachtung durch das Führen eines Schmerztagebuchs ist erforderlich, um auch geringe Erfolge von Behandlungsmaßnahmen einschätzen zu können und die Motivation und den Durchhaltewillen zu fördern. Regelmäßige gymnastische Übungen zur Dehnung und Stärkung der Muskulatur (z.B. bei Rückenschmerzen), regelmäßige Entspannungsübungen oder eine umfassende Umstellung der Lebensführung erfordern viel Eigenaktivität, Einsatz und Ausdauer. Ermutigung durch Behandelnde, Freunde und Partner ist notwendig. Oft ist über längere Zeit eine Medikamenteneinnahme nach Plan erforderlich. Auch ist es notwendig mit Belastungen und Überforderungen anders umgehen zu lernen: Wie schon erwähnt, sind viele chronisch Schmerzkranke äußerst leistungsorientiert und neigen dazu, sich dauerhaft zu überfordern. Wenn dann ständig Schmerzen auftreten, überwiegt ein zu starkes Schonungsverhalten. Sind die Schmerzen einmal geringer, wird versucht, alles Versäumte nachzuholen, was wiederum zu Überforderung und Schmerzverstärkung führt. Solche schädigenden Verhaltensmuster zu verändern und sich mehr am eigenen Befinden statt an Leistungsnormen zu orientieren, ist u.a. ein Ziel verhaltenstherapeutischer Maßnahmen.



Einige verhaltensmodifizierende Verfahren der Schmerzbewältigung finden sie in der folgenden Auflistung:
systematische Selbstbeobachtung durch Führung eines Schmerztagebuchs

ausgewogenes (an die Belastbarkeit angepasstes körperliches) Training

Entspannungsverfahren (Autogenes Training; Progressive Muskelrelaxation; Yoga; Tai-Chi, etc.)

innere Aufmerksamkeitsumlenkung (Imaginationsverfahren)

äußere Aufmerksamkeitsumlenkung (Genuss-Übungen)

Steuerung von inneren Selbstgesprächen (Hoffnung fördern statt Katastrophenängste schüren)

Selbstinstruktionstraining (sich selbst systematisch Anweisungen geben lernen)


Die in der Literatur empfohlene koordinierte fächerübergreifende Behandlung wird oft erst dann begonnen, wenn der Patient (und der Behandler) nach Rückschlägen bei Verfahren, die am rein körperlichen Verständnis von Schmerz orientiert sind, durch ein Wechselbad von Hoffnung und Enttäuschung gegangen ist.

Die Überweisung an einen Psychotherapeuten oder Psychiater wird von manchen Patienten zu diesem Zeitpunkt als Entwertung erlebt. Sie fühlen sich abgeschoben und als eingebildete Kranke oder Verrückte abgestempelt. Sinnvoll ist es, schon zu Beginn der Behandlung seelische Einflussfaktoren zu berücksichtigen und entsprechende Verfahren zeitlich parallel anzuwenden. So kann man in manchen Fällen notwendige Medikamentendosen und damit auch Nebenwirkungen reduzieren. Voraussetzung ist, dass Patienten gut über ihre Erkrankung informiert sind, weniger Angst haben und regelmäßig Entspannungsverfahren anwenden.

Ich hoffe, dass die Ausführungen dazu beitragen, Missverständnisse über psychologische und psychotherapeutische Verfahren aufzuklären und Betroffenen Ängste zu nehmen. Im Mittelpunkt der hiesigen Ausführungen standen psychologische und psychotherapeutische Überlegungen. Informationen über die Besonderheiten der Ursprungserkrankungen („erste Verletzung“) sind gleichermaßen wichtig!



Links zum Thema Schmerz

finden Sie auf unserer Seite "Hilfe und Selbsthilfe"/Schmerz.
Weitere interessante Informationen finden Sie bei diversen Medizin-Servern, die wir auf der Seite "Medizin und Gesundheit"/Gesundheitsportal zusammengestellt haben sowie in den medizinischen Rubriken von www.stern.de, www.zdf.de, www.wdr.de, www.dak.de und www.aok.de.



Vertiefende und weiterführende Literatur:

1. Mit dem Schmerz leben - Anleitung zur Selbsthilfe. Broome/Jellicoe. Verlag H. Huber, 1999
2. Was bei Schmerzen hilft - Ein Ratgeber. Stein Husebö. Herder Verlag, 2001
3. Freundschaft mit dem eigenen Körper schließen. Hanne Seemann. Klett-Cotta, 1998


www.ipsis.de/themen/themaschmerz.htm
 
Hallo finnchen,
der Artikel hat mir gut gefallen - sehr gut geschrieben und erklärt. Teile davon hätte ich gut für meine Facharbeit in Sozialmedizin brauchen können "grins"
gertrud
 
Chronischer Schmerz


Dr. med. Martin Mühlbauer, Facharzt für Neurologie, spezielle Schmerztherapie

Chronischer Schmerz
Weiter lesen..
Beschreibung
Ursachen
Symptome
Diagnose
Therapie
Prognose


Beschreibung

Im Gegensatz zum akutem Schmerz (Schutzschmerz), der dem Gehirn ein Warnsignal für körperliche Störungen meldet, hat sich der chronische Schmerz von der ursprünglichen Funktion abgelöst und existiert selbstständig. Die Nervenzellen des Betroffenen melden dem Gehirn mitunter Schmerzen, wo gar keine sind.

Nach Angaben der Deutschen Schmerzliga leiden mindestens acht Millionen Bundesbürger an schweren Dauerschmerzen. Etwa zehn Prozent davon haben eine so schwierig zu behandelnde Schmerzerkrankung, dass nur Spezialisten - ärztlicher Schmerztherapeuten - helfen können. Deren Behandlungsangebote werden aber immer noch zu wenig genutzt.

Man unterscheidet - wie bei der akuten Schmerzsymptomatik auch - drei Grundtypen von Schmerzen:

Periphere Projektionsschmerzen (Trigeminusneuralgie, Sudeck-Syndrom, usw.)

Zentraler Schmerz, der in Gehirn oder Rückenmark entsteht (z.B. brennender Dauerschmerz nach einem Schlaganfall, "Thalamusschmerz")

Übertragungsschmerz (der Schaden eines inneren Organs projiziert sich als Schmerz auf ein bestimmtes Hautareal, "Head-Zonen")
www.netdoktor.de/krankheiten/ fakta/schmerz_chronischer.htm


Schmerzen und Schmerzbehandlung


Dr. Christian Rous



Wieso gibt es Schmerzen?

Schmerz hat eine Signal- und Warnfunktion. Er entsteht immer dann, wenn durch verschiedenste Einflüsse (Hitze, Kälte, Verletzungen, Durchblutungsstörungen, Giftstoffe u. a.) eine Schädigung des Körpers droht oder bereits eingetreten ist. An die Schmerzempfindung und -verarbeitung sind Schutz- und Abwehrreflexe gekoppelt.



Welche Arten von Schmerzen gibt es?

Nach dem Entstehungsort unterscheidet man
somatische (körperliche) und
viszerale (Eingeweide-) Schmerzen.

Erstere unterteilt man in den Oberflächenschmerz (Hautschmerz) mit stechendem, hellem Schmerzcharakter (z. B. Nadelstiche, Verbrennungen) und den Tiefenschmerz (Muskel-, Knochen- und Bindegewebsschmerzen) mit dumpferem, bohrendem und nicht so genau lokalisierbarem Charakter (z. B. Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe, Gelenksschmerzen bei Rheuma und nach Verletzungen).

Viszerale Schmerzen entstehen z. B. durch Dehnung oder Krämpfe von inneren Organen wie Darm oder Blase oder durch Durchblutungsstörungen (z. B. Herzkrämpfe).

Nach der Dauer unterscheidet man
akute, plötzlich auftretende und
chronische, entweder lang andauernde oder immer wiederkehrende Schmerzen.



Wieso sollen Schmerzen behandelt werden?

Wenn Schmerzen Ihre Funktion erfüllt haben und auf eine Krankheit oder eine andere Schädigung aufmerksam gemacht haben, und als Reaktion darauf entsprechende Gegenmaßnahmen oder Behandlungen eingeleitet wurden, ist ihr weiteres Bestehen nicht mehr zweckmäßig.

Neben der Beeinträchtigung des Wohlbefindens und einer Einschränkung der Lebensqualität - dies kann vor allem bei chronischen Schmerzen Verzweiflung und Depressionen auslösen - führen unbehandelte Schmerzen auch zu unerwünschten körperlichen Reaktionen:
Sie verstärken z. B. Verspannungen der Muskulatur, was wiederum zu einer Zunahme der Schmerzen führen kann (u. a. bei Rückenschmerzen), auch die Freisetzung von bestimmten Botenstoffen im Rahmen einer Stressreaktion verstärkt den Schmerz.

Je länger Schmerzen bestehen, desto schwieriger wird es, sie zu behandeln. Die Schmerzschwelle sinkt und es können auch normalerweise nicht schmerzhafte Reize, wie etwa leichte Berührungen, als Schmerz empfunden werden.

Besonders chronische Schmerzen stehen oft in keinem Zusammenhang mehr mit der ursprünglichen Organ- oder Gewebsschädigung, sie können sich "verselbstständigt" haben. In solchen Fällen spricht man auch von der Schmerzkrankheit.



Schmerzmedikamente (Analgetika)

Es gibt drei große Gruppen von Schmerzmitteln:
so genannte periphere Analgetika, zu denen die meisten Kopfschmerz- und Rheumamittel gehören,
opiatähnliche Substanzen (schwache Opioide) und
Opiate (starke Opioide).

Bei akuten Schmerzen erfolgt eine zeitlich begrenzte Behandlung.
Die Wahl des Medikamentes richtet sich in erster Linie nach der Intensität der Schmerzen. Kombinationspräparate können sinnvoll sein. Eine mögliches Abhängigkeitspotenzial der Medikamente spielt dabei aufgrund der kurzen Anwendungsdauer keine Rolle.

Auch frei verkäufliche Schmerzmittel können bei Einnahme über einen längeren Zeitraum schwere Organschäden verursachen, daher sind bei häufiger oder regelmäßiger Einnahme Laborkontrollen zu empfehlen.

Bei chronischen Schmerzen muss eine längerfristige Behandlung geplant werden. Dabei sind neben den möglichen Nebenwirkungen auch eventuelle Wirkungsbeeinflussungen mit anderen Medikamenten zu berücksichtigen. Einige der stark wirksamen Schmerzmittel können bei langfristiger Einnahme zu Medikamentenabhängigkeiten führen.



Prinzipiell gilt bei der Behandlung chronischer Schmerzen:
Ziel ist die Schmerzlinderung, im Idealfall die Schmerzfreiheit des Patienten.
Sowohl das geeignete Medikament als auch die Dosis müssen individuell angepasst werden.
Die Medikamente müssen regelmäßig eingenommen werden, nicht nur bei Bedarf.
Die Medikamente sollen nicht als Spritzen sondern als Tabletten, Sprays, Pflaster etc. verabreicht werden.
Kombinationspräparate sollen nicht zum Einsatz kommen.
Opioide sollen in Langzeitformen (Retardpräparate) eingenommen werden, weil es dann keine so genannten "Wirkstoffspitzen" gibt, die bei der Entstehung einer Opiatsucht eine wesentliche Rolle spielen.



Gefahren der medikamentösen Schmerzbehandlung
Medikamentenabhängigkeit: Sowohl schwache - nicht als "Suchtgift" deklarierte - als auch starke Opioide können bei langfristiger Einnahme zu einer Medikamentenabhängigkeit führen. Dabei handelt es sich vor allem um eine körperliche Gewöhnung, eine echte Abhängigkeit ist selten. Sollte ein Absetzen des Medikamentes geplant werden, kann dies nur sehr langsam und schrittweise erfolgen. Patienten mit Rückenschmerzen nehmen als Ergänzung zur eigentlichen Schmerzbehandlung häufig Benzodiazepine zur Muskelentspannung ein, diese können auch in geringer Dosierung zu Sucht und Abhängigkeit führen.
Organschäden: Viele der peripheren Analgetika können bei langfristiger Einnahme zu Organschäden führen. Je nach Substanz sind davon vor allem die Niere, die Leber und das Knochenmark betroffen. Säurehaltige Mittel können auch die Magenschleimhaut schädigen und Magengeschwüre verursachen.
Medikamentenverursachter Kopfschmerz: Bei häufiger Einnahme (mehr als 10 Tage / Monat) von peripheren Analgetika besteht eine große Gefahr, chronischen Kopfschmerz (Analgetikakopfschmerz) zu entwickeln.



Ergänzende Maßnahmen

Chronische Schmerzen stellen - unabhängig von der Ursache - eine große Belastung für die Betroffenen dar und nicht selten kommt es zusätzlich zu depressiven Verstimmungen.

Daher ist in vielen Fällen eine psychologische Begleitung notwendig, um das Wohlbefinden der Betroffenen zu gewährleisten.

Hilfreich sind oft auch Entspannungsverfahren wie die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Hypnoseverfahren und Verhaltenstherapie.

Auch physikalische Maßnahmen wie Bestrahlungen, Massagen und Bewegungsübungen können in speziellen Fällen zu einer Besserung beitragen.
de.mimi.hu/krankheit/chronische_schmerzen.html
 
Hallo finchen,

zusätzlich zu den genannten Schmerzarten (somatische und viszerale) gibts natürlich noch die neuropathischen Schmerzen! Denn auch oder gerade Nerven können auch geschädigt sein/werden oder in ihrer Funktion als Überträger/Leiter gestört.

Hier noch 2 Links mit einigen Medikamenten und ihren Nebenwirkungen:

http://www.akdae.de/35/66-Tumorschmerzen-2007-3Auflage1-K.pdf

http://www.mh-hannover.de/fileadmin...kologie/Wintertertial_2007/Handoutschmerz.pdf

Beachtet, dass gerade Entzündungshemmer die Magenschleimhaut extrem reizen können und auch der Magenschutz nicht nur gute Wirkungen hat. So kann dies bei langfristiger Einnahme zu Vit. B12 Aufnahmestöhrungen kommen! Ist nicht witzig, denn ich bekomme ab Freitag Spritzen!

VG Santafee
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Santafee

die b12 spritzen habe ich mir auch besorgt , da mein körper im moment fertig ist und sich gegen die ganzen medis wehrt . sind auch sehr gut für das imunsystem
lg finchen
 
Hallo finchen,

spritzt Du es Dir selbst und wieoft und wohin? Mein Arzt hat mich am Montag angerunfen, dass mein Blutbild wieder so besch.... aussieht und er am Freitag mir näheres dazu erzählt, aber ich um die Spritzen nicht drumrum komme. Muss die dann auch selbst bezahlen. Außerdem muss ich wohl wieder Eisentabletten schlucken... Mein Magen bzw. der Darm freut sich jetzt schon:( (bekomme davon immer Durchfall)

LG Santafee
 
Hallo Santafee zu B12 und deiner nachfrage hier

http://www.krebs-kompass.org/forum/showthread.php?t=23893

Bedenke ,nur wer nicht ausreichend b12 durch die nahrungsaufnahme erhält benötigt diese spritzen,serologisch ist das zu kontrollieren.
Ales andere ist nicht angezeigt,

Bei nichtmangel kumuliert sich b12 sehr stark auf und ist schädlich.

Spritzen kann dich deine Frau/mann auch ,über gesäß aber ohne luft in der spritze,andernfalls zur artzhelferin, brauchst dazu keinen termin.

zum preis kosten nicht viel die ampullen zb. 5 ampullen b12 ratiopharm ein paar euro 1,20 je nach lieferant. Allerdings brauchste die spritzen und die nadeln dazu.

Ich würds von der arzthelferin machen lassen,sonst haste dich selbst geschädigt grins.

Evt. wg eisen und so sollte an Nahrungsmittelallergie und stoffwechsel nachdenken, mit H-Atemtest alle bestimmen ,und eine gastro machen.
Zu Eisen nur früh einnehmen, auch da gilt unbedingte verlaufskontrolle.



vg natascha
 
Hallo Natascha,

vielen Dank für den Link, jetzt weiß ich was mir blüht und v.a. wie... Naja, vor Spritzen habe ich keine Angst mehr, gebe mir auch immer die Thrombose Spritzen selbst...

B-12 Mangel kann volgende Ursachen haben:

1. chronische Magenentzündung
2. Dünndarmerkrankung (M. Crohn)
3. mangelhafte Ernährung (Vegetarier, aber sehr selten)
4. best. Medikamente: Magenschoner!
5. Nahrungsmittelunverträglichkeiten, z.B. Verwertungsstörung bei Vit. B Allergie

Ich glaube 4. und evtl. 5. trifft bei mir zu!

VG Santafee
 
HI Santafee

Ich glaube 4. trifft bei mir zu! da sind wir beide und ja einig, nur ich hab 5 jetzt auch noch dazu und zwar kplt. nur noch milchprodukte von milupa und alete und so vertrag ich .
Protonenpumpenhemmer sind nur mit vorsicht und kurzzeitig indiziert.

Die rezepte und richtigen rehakliniken zur genesung findest du hier http://www.shortview.de/group/4142/italienische_kueche
Santafee.

vg natascha
 
Hallo santafee

ich lass mir die spritzen von meinen freund in den oberarm geben ca alle 4-8 wochen . beim doc kamm die spritze immer 10 euro , das war mir dann zu
viel ,da 10 ampulen nur etwa 2 euro kosten und die spritzen sind auch nicht so teuer .ich nehme insolinspritzen (schöne dünne nadel).
lg finchen
 
Hallo Natascha,

"Ich glaube 4. trifft bei mir zu!... Protonenpumpenhemmer sind nur mit vorsicht und kurzzeitig indiziert."

Wurdest Du darüber aufgeklärt? Ich nie! Selbst als ich gar keine Entzündungshemmer geschluckt habe, wurde mir in einer BG-Klinik das Zeug verschrieben... Ohne ein Wort dazu! Habe es dann nur genommen, wenn ich Sodbrennen hatte, sonst nicht und mein Schmerzarzt hat sich total gewundert, dass mir bei Opiaten das Zeug verschrieben wurde - ist eigentlich nicht üblich, waren seine Worte... Naja, vielleicht muss ich ja eliminiert werden:cool::eek::p.

VG Santafee
 
Die Behandlung chronischer Schmerzen

Für die Behandlung chronischer Schmerzen gibt es nicht „das eine Verfahren“, das den Schmerz endgültig besiegt. Ein fächerübergreifendes, am praktischen Erfolg orientiertes (interdisziplinäres, polypragmatisches) Vorgehen, das biologische, psychologische und soziale Einflussfaktoren berücksichtigt, ist erforderlich. Bereits in der Phase der Diagnostik sollte dem Patienten das Vorgehen möglichst transparent gemacht werden. Zu erfahren, wie sich der Arzt die Schmerzen erklärt und welche Ursachen er aufgrund welcher Diagnostik ausschließt, hilft die Zusammenarbeit zwischen Patient und Behandelnden zu fördern. Bei Behandlungsbeginn empfiehlt es sich, realistische Zielsetzungen zu besprechen, um Illusionen und Enttäuschungen vorzubeugen. Neben der Schmerzreduktion sind auch die Verbesserung der Lebensqualität bei fortbestehenden Schmerzen und die Minderung der schmerzbedingten Beeinträchtigungen wichtige Behandlungsziele. Eine erfolgversprechende Behandlung sollte schon frühzeitig verschiedene Behandlungsverfahren (psychologische Therapie, medikamentöse, krankengymnastische Behandlung, Massagen, Schulungen, etc.) sinnvoll kombinieren und aufeinander abstimmen.

Von großer Bedeutung ist die Mitarbeit des Patienten. Zunehmende Passivität ist schädlich. Für die oft langwierige Behandlung ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Patienten und Behandlern erforderlich. Eine systematische Selbstbeobachtung durch das Führen eines Schmerztagebuchs ist erforderlich, um auch geringe Erfolge von Behandlungsmaßnahmen einschätzen zu können und die Motivation und den Durchhaltewillen zu fördern. Regelmäßige gymnastische Übungen zur Dehnung und Stärkung der Muskulatur (z.B. bei Rückenschmerzen), regelmäßige Entspannungsübungen oder eine umfassende Umstellung der Lebensführung erfordern viel Eigenaktivität, Einsatz und Ausdauer. Ermutigung durch Behandelnde, Freunde und Partner ist notwendig. Oft ist über längere Zeit eine Medikamenteneinnahme nach Plan erforderlich. Auch ist es notwendig mit Belastungen und Überforderungen anders umgehen zu lernen: Wie schon erwähnt, sind viele chronisch Schmerzkranke äußerst leistungsorientiert und neigen dazu, sich dauerhaft zu überfordern. Wenn dann ständig Schmerzen auftreten, überwiegt ein zu starkes Schonungsverhalten. Sind die Schmerzen einmal geringer, wird versucht, alles Versäumte nachzuholen, was wiederum zu Überforderung und Schmerzverstärkung führt. Solche schädigenden Verhaltensmuster zu verändern und sich mehr am eigenen Befinden statt an Leistungsnormen zu orientieren, ist u.a. ein Ziel verhaltenstherapeutischer Maßnahmen.



Einige verhaltensmodifizierende Verfahren der Schmerzbewältigung finden sie in der folgenden Auflistung:
systematische Selbstbeobachtung durch Führung eines Schmerztagebuchs

ausgewogenes (an die Belastbarkeit angepasstes körperliches) Training

Entspannungsverfahren (Autogenes Training; Progressive Muskelrelaxation; Yoga; Tai-Chi, etc.)

innere Aufmerksamkeitsumlenkung (Imaginationsverfahren)

äußere Aufmerksamkeitsumlenkung (Genuss-Übungen)

Steuerung von inneren Selbstgesprächen (Hoffnung fördern statt Katastrophenängste schüren)

Selbstinstruktionstraining (sich selbst systematisch Anweisungen geben lernen)
...


www.ipsis.de/themen/themaschmerz.htm
Sehr geile Ausführung und Handlungsempfehlung für Schmerzpatienten!! Ich selbst bin schon seit 12 Jahren mit meinem chronischen Schmerz in Behandlung und bekomme jetzt seit 2,5 Jahren Cannabis vom Arzt verschrieben :) Ich selbst bin sehr aktiv und motiviert, weil ich eben Cannabis verdampfe. Dadurch bekomme ich so eine - zuvor unvorstellbare - Erlösung vom Schmerz und kann mich wieder auf die "spaßigen Dinge" des Lebens freuen, leide nicht in jeder Minute, sondern bekomme ein inneres Erlösungsgefühl eben. Deswegen kann ich auch noch täglich spazieren gehen und Gymnastik machen. Ohne Cannabis könnte ich mir das gar nicht mehr vorstellen.. Nebenwirkungen habe ich aber keine, durch die ärztliche Begleitung und Kontrolle ist bekomme ich auch den Berufsalltag wieder in den Griff! Das war mit den Schmerzmitteln davor ganz anders! Cannabis hat mich echt so krass geholfen, dass ich echt dankbar bin, dass mein Arzt es mir damals angeboten hat - zuerst einmal mit reinem THC und dann sind wir auf die Blüten umgestiegen, da die Wirkung somit verbessert werden konnte.

Hat von Euch schon jemand Erfahrungen von einer Cannabistherapie gemacht?

Kein anderes Schmerzmittel ist - in meiner Erfahrung - so wirksam und nebenwirkungsarm gewesen.

Lest mal hier weiter, wenn Ihr Interesse habt: https://www.leafly.de/cannabis-medizin-schmerzen-therapie/

Die Nebenwirkungen von traditionellen Schmerzmitteln waren für mich - aus heutiger Sicht als Cannabispatient - wirklich absolut schrecklich: Angst, Unruhe, Schweißtreiben, Herzrasen, Übelkeit, Einschlaf und Durchschlafprobleme - alles war einfach schlimm! Nun ist das seit der Cannabistherapie genau umgekehrt :)
 
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