mezcalitooo
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- 13 Aug. 2022
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Liebes Forum,
Vorneweg möchte ich mich für dieses Forum und eure Beiträge bedanken. Ich war bisher nur stiller Leser, aber eure Erfahrungsberichte haben mir sehr geholfen mit meiner Situation klar zu kommen und diese zu akzeptieren.
Daher möchte ich euch jetzt auch von meinem Unfall berichten und hoffentlich einigen von euch Hoffnung machen, dass egal wie schlimm die Situation scheint, es nur besser werden kann. Ich bin der lebende Beweis.
Am 05. September 2021 machte ich mich in Slowenien auf den Weg zu einer 2 Tageswanderung. Ich wollte dabei die Gipfel des Brana und des Turska Gora erklimmen und anschließend im Bivak Pod Skuto (googelt es mal, sieht super aus ) übernachten und am nächsten Tag wieder absteigen.
Doch es sollte alles ein bisschen anders kommen.
Auf dem Weg zum Gipfel des Turska Gora querte ich ein Geröllfeld und rutschte aus. An alles weitere erinnere ich mich nicht.
Die Polizei sagte mir später, dass ich ca. 80m durch das Geröllfeld gerutscht sei und anschließend über einen Felsüberhang ca. 30m eine Klippe herabgestürtzt bin.
Glücklicherweise wurde mein Unfall von einem vorbeilaufenden Wanderer gesehen, welcher sofort die Rettung alarmierte. Hierzu muss ich sagen, dass ich ohne diesen Mann mit Sicherheit gestorben wäre, da ich alleine unterwegs war und nach dem Aufprall bereits das Bewusstsein verloren hatte.
Ich wurde dann mit dem Militär-Helikopter geborgen und ins Uniklinikum Ljubliana gebracht.
Hier ein Link zu einem Wanderportal, das über den Unfall berichtete: Planinec zdrsnil po melišču in se hudo poškodoval
Welche Verletzungen hatte ich? Hier meine Diagnosen:
Diagnose: Polytrauma
Linke untere Extremität:
Wem das jetzt alles nichts sagt, merkt euch nur: Ich war ziemlich ziemlich am **********.
Als ich im Uniklinikum Ljubliana angekommen bin, bin ich umgehend in den Schockraum gebracht und notversorgt werden. Die Notversorgung beinhaltete mehrere Blutkonzentrate und die Versetzung ins künstliche Koma. Anschließend und in den nächsten Tagen wurde ich operiert (Fixateur rechtes Bein, 2 Fixateure in die Wirbelsäule, Trizeps etc.).
Am 10.09.2021 bin ich dann aus dem künstlichen Koma geholt worden. Mittlerweile waren meine Eltern auch in Slowenien und durften mich sehen.
Ich verblieb noch 2 Tage auf der Intensivstation und sollte dann für den Rückflug nach Deutschland fit gemacht werden, da dort die weitere Versorgung stattfinden sollte.
Die nachfolgenden Tage waren alles andere als schön. Ich weiß nicht woran es lag, ob es die Folgen des Komas oder der Entzug von den Schmerzmitteln war, aber mein ganzer Körper krampfte, ich war schweißgebadet und fühlte mich generell dreckig. So zumindestens stelle ich mir einen kalten Entzug vor.
Schmerzen hatte ich aber eigentlich keine.
Nachdem wir mit den Ärzten und der Versicherung alles geregelt hatten, konnte ich am 15.09.2021 nach Deutschland gebracht werden. Dort wurde ich ins Uniklinikum Münster gebracht, wo die weitere Versorgung stattfand.
21.09.2021: Versorgung des linken Fußes (OP)
24.09.2021: Versorgung des rechten Fußes und der linken Hand (OP)
Am 01.10.2021 wurde ich bereits entlassen und "konnte" wieder nach Hause.
Da standen meine Familie und ich aufeinmal. Ich war zum Zeitpunkt des Unfalls 28 Jahre alt und war gerade nach Frankfurt gezogen für meinen ersten Job nach dem Studium. 300km von Freunden und Verwandten weg. Das war also keine Option.
Leider gibt es in Deutschland für solche "Unfallopfer" keine geeignete Infrastruktur und ich hätte eventuell in ein Altenheim gemusst. Zum Glück hat meine Oma aber ein großes und ebenerdige Haus im Bungalow-Stil. Sie erklärte sich also bereit mich aufzunehmen. Eine folgte eine wirklich schöne Zeit für uns beide.
Aber ich schweife ab.
Am ersten Tag bestellten wir abends pizza und ich wollte unbedingt am Tisch gemeinsam mit meiner Familie essen. Ich qäulte mich also irgendwie in den Rollstuhl und nach ca. 45min musste ich wieder zurück ins Bett, da mir der Rücken beim sitzen weh tat.
Daraufhin holte meine Oma kurzerhand den Gartentisch in die Wohnung und stellte ihn neben mein Pflegebett. Die nächsten 2/3 Wochen aßen wir jede Mahlzeit dort. Ich im Bett und meine Oma nebendran.
Ich merkte aber auch wie sich mein Körper langsam zu erholen schien. Ich konnte immer länger ohne Rückenlehne an der Bettkante sitzen und auch meine Rippen schienen zu heilen. Alles tat weniger weh und wir könnten schließlich wieder dazu übergehen die Mahlzeiten am Esstisch einzunehmen. Ein grandioses Gefühl.
So vergingen weitere 3 Wochen bis am 15.11.2021die Entfernung des externen Fixateurs am rechten Fuß anstand. Ein Lichtblick. Es ging weiter.Mein Fuß kam in eine Orthese, sollte aber nach wie vor nicht belastet werden.
Natürlich war das für mich zu langsam, weshalb ich am 17.10.2021 zum ersten Mal seit über 3monaten für ein paar Sekunden an der Bettkante stand. Ein unfassbares Gefühl.
Am 25.11. folgte dann die Entfernungder Kirschner-Drähte im UKM. Ich sollte dem Fuß noch etwas Zeit geben und langsam mit der Auflastung (10-20kg pro Woche) starten.
Natürlich war das wieder zu langsam für mich. Am 08.12.2021 lief ich das erste Mal mit Krücken durch das Wohnzimmer meiner Oma. Meine Eltern und Oma waren anwesend und waren sichtlich stolz!
Kurz vor Weihnachten war ich beim Chirurgen und fragte diesen, ob ich die Orthesen langsam ablegen könnte. Er bejahte dies, weshalb ich an Weihnachten zum ersten mal seit über 4monaten ohne Orthesen laufen konnte.
Nun warteten wir auf die Reha. In der Zwischenzeit bin ich mit meiner Oma täglich 1-2 Runden spazieren gegangen. Anfänglich nur die Straße hoch und runter. Dann ums Haus herum, dann um den Block usw. Es ging immer besser, wenn es auch nach wie vor noch weh tat und ich meine Füße nicht abrollen konnte. Das untere sowie obere Sprunggelenk war nach wie vor steif.
Ende Januar konnte ich endlich die Reha antreten, wo ich dann insgesamt auch 5 Wochen verblieb. In der Reha machte ich täglich Fortschritte und arbeitete sowohl mit meinen Physiotherapeuten als auch selber (ich bin jeden abend ins Schwimmbad oder ins Fitnessstudio gegangen) hart daran wieder der alte zu werden.
Allerdings nahmen meine Anlaufschmerzen nicht wirklich ab. Sobald ich Gewicht auf den rechten Fuß packte, verspürte ich einen so starken Schmerz, dass es unmöglich gewesen wäre los zu laufen. Nach kurzem Stehen und Akklimatisieren ging es dann aber.
Anfang März verließ ich die Reha Einrichtung. Einen Tag vor Ende hab ich endlich die Krücken abgelegt! Mein Ziel für die Reha war erreicht.
Ich zog anschließend wieder zurück in die Heimat und bei meinem besten Freund ein. Ich fing 5Tage nach Ende der Reha meine Wiedereingliederung an und konnte nach 2 Wochen schon wieder voll arbeiten. Ich bin Unternehmensberater für die Pharma-Industrie und aufgrund von Corona gab es eh keine Kundentermine mehr und man arbeitete aus dem Homeoffice. Eine Win-Win-Situation für mich.
Die folgenden Wochen und Monate machte ich weiter jeden Tag Fortschritte, ging regelmäßig zur Physio (2x die Woche) und nahm endlich wieder am sozialen Leben teil. Endlich mal wieder mit Freunden in Cafes oder eine Bar gehen. Sicherlich alles mit Einschränkungen, aber dennoch... Es fühlte sich gut an.
Ich meldete mich zudem im Fitnessstudio an und ging dort 3x die Woche hin und machte meine Kraftübungen.
Ende Mai war ich wieder so fit, dass ich auf einen Junggesellenabschied nach Hamburg mit konnte. Sicherlich mussten alle Beteiligten etwas Rücksicht nehmen und der Alkohol hat auch sein übriges getan, aber es ging doch alles erstaunlich gut.
Ein paar Wochen später stand ich zum ersten mal wieder auf der Tanzfläche eines Klubs. Einfach geil!
1 Woche später, ging ich mit meinen Eltern und unserem Hund 10km spazieren, um zu schauen was möglich ist. Die letzten 2-3 km waren pure Quälerei.
Wahrscheinlichh denken sich jetzt viele: Ach das hört sich doch alles gar nicht so schlecht an. Ich möchte euch jetzt aber keine falschen Illusionen machen. Die Tage danach waren der Horror. Meine Füße waren angeschwollen und viel viel steifer als sonst. Jeder Schritt tat weh, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, das nach jeder Überanstrengung meine Füße belastbarer wurden. Auch die Beweglichkeit verbessert sich.
Anfangs konnte ich das USG meines rechten Fußes kaum bewegen und hatte extreme Schmerzen bei unebenen Wegen. Das geht mittlerweile aber wieder und es kommt noch mehr. Ich habe mir dafür auch extra ein BalanceBoard bestellt und trainiere damit die Beweglichkeit.
Ende Juli wurde ich dann erneut operiert. Diesmal sollte das Metall aus dem linken Fuß rauskommen, da die Schrauben wohl ins Gelenk standen und den Knorpel weiter beschädigten. Grundsätzlich merkte ich das Metall auch und hatte das Gefühl, dass das Metall die Beweglichkeit beeinflusst. Das ist nun ~3 Wochen her.
Wie ist der Stand aktuell?
So das war jetzt ein sehr langer Bericht, aber ich hoffe, dass ich dem ein oder anderen Hoffnung machen konnte. Alles wird gut!
Vorneweg möchte ich mich für dieses Forum und eure Beiträge bedanken. Ich war bisher nur stiller Leser, aber eure Erfahrungsberichte haben mir sehr geholfen mit meiner Situation klar zu kommen und diese zu akzeptieren.
Daher möchte ich euch jetzt auch von meinem Unfall berichten und hoffentlich einigen von euch Hoffnung machen, dass egal wie schlimm die Situation scheint, es nur besser werden kann. Ich bin der lebende Beweis.
Am 05. September 2021 machte ich mich in Slowenien auf den Weg zu einer 2 Tageswanderung. Ich wollte dabei die Gipfel des Brana und des Turska Gora erklimmen und anschließend im Bivak Pod Skuto (googelt es mal, sieht super aus ) übernachten und am nächsten Tag wieder absteigen.
Doch es sollte alles ein bisschen anders kommen.
Auf dem Weg zum Gipfel des Turska Gora querte ich ein Geröllfeld und rutschte aus. An alles weitere erinnere ich mich nicht.
Die Polizei sagte mir später, dass ich ca. 80m durch das Geröllfeld gerutscht sei und anschließend über einen Felsüberhang ca. 30m eine Klippe herabgestürtzt bin.
Glücklicherweise wurde mein Unfall von einem vorbeilaufenden Wanderer gesehen, welcher sofort die Rettung alarmierte. Hierzu muss ich sagen, dass ich ohne diesen Mann mit Sicherheit gestorben wäre, da ich alleine unterwegs war und nach dem Aufprall bereits das Bewusstsein verloren hatte.
Ich wurde dann mit dem Militär-Helikopter geborgen und ins Uniklinikum Ljubliana gebracht.
Hier ein Link zu einem Wanderportal, das über den Unfall berichtete: Planinec zdrsnil po melišču in se hudo poškodoval
Welche Verletzungen hatte ich? Hier meine Diagnosen:
Diagnose: Polytrauma
Linke untere Extremität:
- Fibulaschaftmehrfragmentfraktur linksseitig
- Knöcherner Ausriss des LFTA (Weber A-Fraktur links)
- Talusluxations Mehrfragment Fraktur Typ Weber und Marti 3 mit Defektzone medial
- MHKV Schaftfraktur, IV-II Basisfraktur Hand links
- Avulsionsfrakturen Os trapezium und Os trepezoideum
- z.n. subtalare Luxation rechtsseitig mit kompletter Läsion des Außenbandapparates (LFTA, LFC, LFTP)
- viertgradiger Knorpelschaden der subtalaren Gelenkfläche des Kalkaneus lateral
- multiple freie Gelenkkörper lateral im Bereich des Subtalargelenks
- Läsion des Deltabandkomplexes sowie des Spring-Ligamentkomplexes
- Z.N. Luxation der Tibialis posterior Sehne sowie Instabilität des Talonavikulargelenks
- Tear-drop fraktur C2
- Dornfortsatzfraktur des HWK7 (A0)
- Fraktur BWK 5-6 mit Beteiligung der Hinterkante (A4)
- Berstungsfraktur LWK1 mit Beteiligung des linken Wirbelbogens und des Querfortsatzes (A3)
- Gering dislozierte ventrale Absprengungen aus den Deckplatten LWK 2-4 (A0)
- Quertfortsatzfraktur links LWK 2 (A0)
- Lungenkontusion
- Z.n. Pneumothorax mit Pneumomediastinum
- Z.n. Hämatothorax bds.
- Sternumfraktur
- Rippenserienfraktur bds.
- SAB hochfrontal links
- Nasengerüstfraktur, nicht wesentlich disloziert
- Maxillafraktur rechts
- Teileinriss Trizeps brachi rechts
- Endgliedbasisfraktur Z1 rechts
- Endgliedavulsionen Z2-3 rechts
Wem das jetzt alles nichts sagt, merkt euch nur: Ich war ziemlich ziemlich am **********.
Als ich im Uniklinikum Ljubliana angekommen bin, bin ich umgehend in den Schockraum gebracht und notversorgt werden. Die Notversorgung beinhaltete mehrere Blutkonzentrate und die Versetzung ins künstliche Koma. Anschließend und in den nächsten Tagen wurde ich operiert (Fixateur rechtes Bein, 2 Fixateure in die Wirbelsäule, Trizeps etc.).
Am 10.09.2021 bin ich dann aus dem künstlichen Koma geholt worden. Mittlerweile waren meine Eltern auch in Slowenien und durften mich sehen.
Ich verblieb noch 2 Tage auf der Intensivstation und sollte dann für den Rückflug nach Deutschland fit gemacht werden, da dort die weitere Versorgung stattfinden sollte.
Die nachfolgenden Tage waren alles andere als schön. Ich weiß nicht woran es lag, ob es die Folgen des Komas oder der Entzug von den Schmerzmitteln war, aber mein ganzer Körper krampfte, ich war schweißgebadet und fühlte mich generell dreckig. So zumindestens stelle ich mir einen kalten Entzug vor.
Schmerzen hatte ich aber eigentlich keine.
Nachdem wir mit den Ärzten und der Versicherung alles geregelt hatten, konnte ich am 15.09.2021 nach Deutschland gebracht werden. Dort wurde ich ins Uniklinikum Münster gebracht, wo die weitere Versorgung stattfand.
21.09.2021: Versorgung des linken Fußes (OP)
24.09.2021: Versorgung des rechten Fußes und der linken Hand (OP)
Am 01.10.2021 wurde ich bereits entlassen und "konnte" wieder nach Hause.
Da standen meine Familie und ich aufeinmal. Ich war zum Zeitpunkt des Unfalls 28 Jahre alt und war gerade nach Frankfurt gezogen für meinen ersten Job nach dem Studium. 300km von Freunden und Verwandten weg. Das war also keine Option.
Leider gibt es in Deutschland für solche "Unfallopfer" keine geeignete Infrastruktur und ich hätte eventuell in ein Altenheim gemusst. Zum Glück hat meine Oma aber ein großes und ebenerdige Haus im Bungalow-Stil. Sie erklärte sich also bereit mich aufzunehmen. Eine folgte eine wirklich schöne Zeit für uns beide.
Aber ich schweife ab.
Am ersten Tag bestellten wir abends pizza und ich wollte unbedingt am Tisch gemeinsam mit meiner Familie essen. Ich qäulte mich also irgendwie in den Rollstuhl und nach ca. 45min musste ich wieder zurück ins Bett, da mir der Rücken beim sitzen weh tat.
Daraufhin holte meine Oma kurzerhand den Gartentisch in die Wohnung und stellte ihn neben mein Pflegebett. Die nächsten 2/3 Wochen aßen wir jede Mahlzeit dort. Ich im Bett und meine Oma nebendran.
Ich merkte aber auch wie sich mein Körper langsam zu erholen schien. Ich konnte immer länger ohne Rückenlehne an der Bettkante sitzen und auch meine Rippen schienen zu heilen. Alles tat weniger weh und wir könnten schließlich wieder dazu übergehen die Mahlzeiten am Esstisch einzunehmen. Ein grandioses Gefühl.
So vergingen weitere 3 Wochen bis am 15.11.2021die Entfernung des externen Fixateurs am rechten Fuß anstand. Ein Lichtblick. Es ging weiter.Mein Fuß kam in eine Orthese, sollte aber nach wie vor nicht belastet werden.
Natürlich war das für mich zu langsam, weshalb ich am 17.10.2021 zum ersten Mal seit über 3monaten für ein paar Sekunden an der Bettkante stand. Ein unfassbares Gefühl.
Am 25.11. folgte dann die Entfernungder Kirschner-Drähte im UKM. Ich sollte dem Fuß noch etwas Zeit geben und langsam mit der Auflastung (10-20kg pro Woche) starten.
Natürlich war das wieder zu langsam für mich. Am 08.12.2021 lief ich das erste Mal mit Krücken durch das Wohnzimmer meiner Oma. Meine Eltern und Oma waren anwesend und waren sichtlich stolz!
Kurz vor Weihnachten war ich beim Chirurgen und fragte diesen, ob ich die Orthesen langsam ablegen könnte. Er bejahte dies, weshalb ich an Weihnachten zum ersten mal seit über 4monaten ohne Orthesen laufen konnte.
Nun warteten wir auf die Reha. In der Zwischenzeit bin ich mit meiner Oma täglich 1-2 Runden spazieren gegangen. Anfänglich nur die Straße hoch und runter. Dann ums Haus herum, dann um den Block usw. Es ging immer besser, wenn es auch nach wie vor noch weh tat und ich meine Füße nicht abrollen konnte. Das untere sowie obere Sprunggelenk war nach wie vor steif.
Ende Januar konnte ich endlich die Reha antreten, wo ich dann insgesamt auch 5 Wochen verblieb. In der Reha machte ich täglich Fortschritte und arbeitete sowohl mit meinen Physiotherapeuten als auch selber (ich bin jeden abend ins Schwimmbad oder ins Fitnessstudio gegangen) hart daran wieder der alte zu werden.
Allerdings nahmen meine Anlaufschmerzen nicht wirklich ab. Sobald ich Gewicht auf den rechten Fuß packte, verspürte ich einen so starken Schmerz, dass es unmöglich gewesen wäre los zu laufen. Nach kurzem Stehen und Akklimatisieren ging es dann aber.
Anfang März verließ ich die Reha Einrichtung. Einen Tag vor Ende hab ich endlich die Krücken abgelegt! Mein Ziel für die Reha war erreicht.
Ich zog anschließend wieder zurück in die Heimat und bei meinem besten Freund ein. Ich fing 5Tage nach Ende der Reha meine Wiedereingliederung an und konnte nach 2 Wochen schon wieder voll arbeiten. Ich bin Unternehmensberater für die Pharma-Industrie und aufgrund von Corona gab es eh keine Kundentermine mehr und man arbeitete aus dem Homeoffice. Eine Win-Win-Situation für mich.
Die folgenden Wochen und Monate machte ich weiter jeden Tag Fortschritte, ging regelmäßig zur Physio (2x die Woche) und nahm endlich wieder am sozialen Leben teil. Endlich mal wieder mit Freunden in Cafes oder eine Bar gehen. Sicherlich alles mit Einschränkungen, aber dennoch... Es fühlte sich gut an.
Ich meldete mich zudem im Fitnessstudio an und ging dort 3x die Woche hin und machte meine Kraftübungen.
Ende Mai war ich wieder so fit, dass ich auf einen Junggesellenabschied nach Hamburg mit konnte. Sicherlich mussten alle Beteiligten etwas Rücksicht nehmen und der Alkohol hat auch sein übriges getan, aber es ging doch alles erstaunlich gut.
Ein paar Wochen später stand ich zum ersten mal wieder auf der Tanzfläche eines Klubs. Einfach geil!
1 Woche später, ging ich mit meinen Eltern und unserem Hund 10km spazieren, um zu schauen was möglich ist. Die letzten 2-3 km waren pure Quälerei.
Wahrscheinlichh denken sich jetzt viele: Ach das hört sich doch alles gar nicht so schlecht an. Ich möchte euch jetzt aber keine falschen Illusionen machen. Die Tage danach waren der Horror. Meine Füße waren angeschwollen und viel viel steifer als sonst. Jeder Schritt tat weh, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, das nach jeder Überanstrengung meine Füße belastbarer wurden. Auch die Beweglichkeit verbessert sich.
Anfangs konnte ich das USG meines rechten Fußes kaum bewegen und hatte extreme Schmerzen bei unebenen Wegen. Das geht mittlerweile aber wieder und es kommt noch mehr. Ich habe mir dafür auch extra ein BalanceBoard bestellt und trainiere damit die Beweglichkeit.
Ende Juli wurde ich dann erneut operiert. Diesmal sollte das Metall aus dem linken Fuß rauskommen, da die Schrauben wohl ins Gelenk standen und den Knorpel weiter beschädigten. Grundsätzlich merkte ich das Metall auch und hatte das Gefühl, dass das Metall die Beweglichkeit beeinflusst. Das ist nun ~3 Wochen her.
Wie ist der Stand aktuell?
- Anlaufschmerzen nach Ruhe und Morgensteifigkeit (insbesondere linker Fuß) -> wird aber auch jeden Tag besser. Ich hoffe, dass es weiter besser wird.
- Das Gangbild ist nicht ganz sauber, wird aber auch jeden Tag besser. Meine Physio sagte, dass ich den linken Fuß nicht richtig abrolle bzw. die Hüfte zur Hilfe nehme, um den Fuß anzuziehen. Ich versuche da jetzt verstärkt drauf zu achten. Grund für die Schonhaltung war sicherlich die eingeschränkte Beweglichkeit. Durch die ME wird das jetzt aber insgesamt besser.
- Generell ist die Beweglichkeit noch nicht wieder da, wo sie einst war. Das OSG sowie das USG sind noch massiv eingeschränkt, aber ich laufe mittlerweile Treppen wieder einigermaßen normal (zumindestens wenn die Gelenke aufgewärmt sind)
- Rücken/Hand/Thorax etc. machen alle keine Probleme. Ich habe nur abundzu Rückenschmerzen, wenn ich komisch gelegen habe (hatte ich vorher aber auch) oder wenn ich lange ohne Rückenlehne auf z.B. einer Bierbank sitzen muss. Aber alles erträglich und wird sicherlich besser.
- In 3 Wochen fahre ich mit meinen Eltern nochmal nach Slovenien. Der Unfall ist dann genau 1 Jahr her. Wir wollen uns nochmal bei den Rettern bedanken und das Land erkunden. Evtl. versuchen wir nochmal zur Unfallstelle aufzusteigen. Allerdings glaube ich nicht, dass ich so fit bin
- Ende Oktober folgt die Metallentfernung der Wirbelsäule. Ich hoffe, dass ich hier nochmal einiges mehr an Beweglichkeit rausholen kann. Insbesondere beim Rückwärts ausparken oder beim Ar*** abputzen merkt man die eingeschränkte Beweglichkeit extrem.
- Zum Ende des Jahres will ich wieder joggen gehen können. Wenn auch nur ein paar hundert meter, aber eine fließende Bewegung sollte es schon sein.
- Gangbild und Beweglichkeitsverbesserung. Ich werde weiterhin 2x die Woche zur Physio und selber zuhause oder im Fitti daran arbeiten.
- Den Fuß weiter kräftigen und hoffentlich den Anlaufschmerz und die Morgensteifigkeit wegbekommen.
So das war jetzt ein sehr langer Bericht, aber ich hoffe, dass ich dem ein oder anderen Hoffnung machen konnte. Alles wird gut!