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Bemessung Versicherungssumme Hand nach Gutachten

Grüß Dich, Egonrot1,

01
Deine Frage kann man nicht eindeutig beantworten, da muss man erst mal einen Punkt in den Versicherungsbedingungen klären. Rajo ist mämlich auf der richtigen Spur, vielen Dank, Rajo!

02
Schau in das Kleingedruckte Deiner Versicherung. Sind sie nach Paragraphen geordnet (§ 1, § 2 und so weiter) oder nur mit Ziffern (z.B.: "2.1.1.2")-?

(a) Wenn Du Bedingungen mit "§-Zeichen" hast, ist für Dich jetzt § 7 wichtig.
(b) Wenn Du Bedingenen ohne §-Zeichen hast, dann schau in Ziffer 2.1.2.2.2.!

Da kommt eine Tabelle: Die sogenannte "Gliedertaxe".

Steht da: "Für Verlust oder Funktionsuntauglichkeit...
der Hand.... 80 %" (= Variante I)

oder steht da: "Für Verlust oder Funktionsuntauglichkeit...
der Hand im Handgelenk.... 80 %" (= Variante II)?

Auf das "im" kommt es an.


03
Wieso ist das wichtig?

Bei Variante I kommt es darauf an, was von der ganzen Hand insgesamt noch funktioniert. Deine Finger funltionieren ja noch ganz anständig.

Bei Variante II kommt es nach der BGH VersR 03/1163 NUR darauf an, wie stark das Gandgelenk dauergeschädigt ist. Auf die Finger kommt es dann nicht an. Es wird nur das Handgelenk betrachtet, nicht die Hand. Das ist die sogenannte "Im-Gelenk-Rechtsprechung" des BGH (das heißt so!).

Die Folge: Du bekommst dann sehr viel mehr als bei Vatiante I. Grob geschätzt: 2/3 der 80 % - das sind 53,33 % Invalidität. Wenn Du Progeression hast und eine tüchtige Verischerungssumme, kann es sein, dass das enorm viel Geld aus macht.

04
ISLÄNDER'S WARNBLINKER, Nr. 1:

Diese "Im-Gelenk-Rechtsprechung" geht vielen Anwälten durch die Lappen. Drucke den Artikel aus, falls Du zur Variante II gehörst. Lege ihn Deiner RAin vor. Sie soll ihn lesen.

ISLÄNDER'S WARNBLINKER, Nr. 2:

Dass man da unterscheiden muss, geht Gutachtern in der Regel durch die Lappen, weil es für die Variante Nr. II keine Tabellen gibt. Das kann man aber im Prozess korrigieren! Man muss dann in der Anhörung den Gutachter nur fragen, was es sagen würde, wenn statt "Handwert" "Handgelenkswert" da stünde. Wenn es also nur darum ginge: Wie hoch ist der Dauerschaden im Handgelenk?


04
Prüfe bitte die Handumwendbewegung. Dazu lege den Unterarm auf den Tisch, mach eine Faust. Daumen nach oben (= Ausgangsposition). Jetzt drehe die Hand, die Drehachse ist Dein Unterarm: Kannst Du aus der Ausgangsposition nach beiden Richtungen um jeweils etwa 80 - 90 Grad drehen? Das wäre ein normale Unterarm-Drehbeweglichkeit = Handumwend-Beweglichkeit.

05
Wenn diese Unterarmdrehbeweglichkeit in Ordnung ist

und außerdem

Du leider zur Gruppe "Vartiante I" gehörst

dann liegt 1/10 Handwert im Rahmen,

falls keine Verschlechterungsgefahr wahrscheinlich ist.

Dann gilt nämlich: Das Handgelenk sollte sich so bewegen können:

Rauf (handrückenwärts) = 35 - 60 Grad
runter (hand-innnenseitenwärts= = 50 - 60 Grad
seitlich, zum Daumen hin: 25 - 30 Grad
seitlich, zum kleinen Finger hin 30 bis 40 Grad.

1/10 Handwert wäre dann gerechtfertigt, wenn von diesen Beweglichkeiten in jeder Richtung noch 1/4 übrig wäre (so: Ludolph, Kursbuch der ärztlichen Begutachtung).

Wohlgemerkt: Das stimmt nur dann, wenn das Umwenden (siehe oben) noch intakt ist.
Wenn nicht, dann gibts mehr.

Und wenn Du ein Fall von "Hand im Handgelenk" bist, dann ist 1/10 erst recht zu wenig.


ISLÄNDER
 
Hallo Isländer,
ich gehöre leider zu deiner Variante I. Die Unterarmdrehung, so wie du sie mir beschrieben hast ist nur nach innen korrekt möglich. Nach aussen sind es ca. 30°. Die Rechtssprechungen über dieses Thema (Hand im Handgelenk) hab ich in diesem Forum schon verfolgt. Deinen Aspekt habe ich noch nicht bedacht, da im Netz und diesem Forum diese Betrachtung mir noch nicht aufgefallen ist. Ich hoffe natürlich, dass ich von meinem Rechtsbeistand korrekt beraten werde.
Mein Hausarzt (darf, bzw. kann auch Gutachtertätigkeiten übernehmen) hat mir einen Handwert von 3/7 in Aussicht gestellt. Bist du in dieser Branche tätig oder hat es dich selbst getroffen in ähnlicher Art?
Grüße
egonrot1
 
Grüß Dich, Egonrot1,

01
Sehr gut, dass Du die "Im-Gelenk-Rechtsprechung" schon gefunden hast! Da habe ich also eine Eule nach Athen getragen. Aber es ist halt so: Man weiß als Forumsteilnehmer oft nicht, welchen Stand des Wissens der jeweilige Fragesteller schon hat.

02
Ich habe Glück gehabt. Ich bin zwar schon paarmal vom Pferd runtergeflogen, an der Stromleitung gehangen mit Herzaussetzer, quer mit einem Unimog einen halben Hang runtergerutscht ("kippt er um oder kippt er nicht?"), fast in einem Gletschersee ertrunken, aber: Passiert ist mir dabei praktisch nichts. Glück gehabt. Ich bin also nicht Betroffener.

Ich bin aber seit 1978, also seit der Tiefe des vergangenen Jahrtausendes, beruflich mit Unfällen zu Werke, in verschiedenen beruflichen Positionen.

03
Wieso ich mich dann im Forum tummele, wenn mir gar nichts fehlt? Tja: Das ist so:

(a)
Wir haben gesellschaftliche Normen in Europa. Dazu gehört, dass der Helfer möglichst bescheiden auftritt, ähnlich einem bußfertigen Mönch, selbstlos, "der Samariter": "Aber, bitte, keine Ursache....".

(b)
Das ist zwar die Erwartung der Gesellschaft, aber - zu dieser charakterlichen Höhe bin ich nicht vorgedrungen.

(c)
Ich habe schon auch echtes Mitleid, und vertrete eindeutig christliche Werte. Ich bin Katholik und bin's gern. Und es gibt öfters Lagen, da kochts in mir hoch: "Mit mir in der Nähe gibt es das nicht, unter keinen Umständen. Jetzt ist Schluss mit lustig, diesen Unfug stelle ich jetzt ab".

(d)
Aber: Ich habe auch einen Heidenspaß dran, wenn ich so recht in ein verblüfftes Gesicht sehe, in dem gerade die Sonne des "Aha-Effektes" aufgeht. Darauf bin ich dann stolz: "Der Tapfre rühmt die Tat! Nur Lumpe sind bescheiden!"Schiller, Wallenstein! Also muss es stimmen.

Das geht den anderen auch so. Nicht jeder möchte es zugeben. Es entspricht nicht der erwarteten Haltung und Erziehung.

(e)
Meine Haltung ist zwar ethisch nicht glanzvoll, denn die Hilfe, die man gibt, gibt man so auch zur Selbstbestätigung. Aber es funktioniert, und zwar auch für die anderen, die die Hilfe brauchen, es ist ja nicht so, dass die nichts davon haben.
Dieses System gehört zum Wesen aller Herdentiere. Alle Herdentiere wollen der Herde etwas geben, dafür aber auch von der Herde geschätzt und geschützt sein. Grinsen zu können, ist schön. Gemeinsam grinsen zu können, ist noch viel schöner.

Auf gewisse Weise ist das Forum eine Herde, in der ich mich bewege und der ich angehöre.

Also, wer will noch was von mir wissen?

(Hätte mich Gottvater etwas charaktervoller geschaffen....aber offenbar wollte er es nicht.)

ISLÄNDER
 
Eine Frage.
Mein Handgelenk wurde teilversteift, mein Kahnbein entfernt, dass SL- Band war irreparabel, Knochen wurden fixiert u.s.w.
Meine Versicherung will mir 13150,00 € zahlen. Wäre das OK? Oder versuchen die mich gerade übers Ohr zu hauen?
Ich bin für jede Antwort dankbar.

Viele Grüße
Tom
 
Hallo Tom
ohne weitere Angaben kann niemand Deine Frage beantworten.
Bitte nenne die Versicherungssumme (und Handwert in der Gliedertaxe)
und nenne den von der Versicherung angegebenen Invalititätsgrad.
Wann war der Unfall ?
Gab es eine ärztliche Begutachtung ?

Gruß
Meggy
 
Hallo Meggy,
vielen Dank für Deine Antwort.
Der Unfall war am 15.05.22 Nach drei OP's war ich bis zum 22.11.23 krank. Eine ärztliche Begutachtung gab es nicht.
Laut Schreiben meiner Versicherung beträgt die Versicherungssumme 65.000 €.
Invaliditätsgrad 21 %
Was meinst Du mit Handwert in der Gliedertaxe?

Gruß
Tom

22.11.22 natürlich :rolleyes::rolleyes:
 
Hallo,
in Deinen Versicherungsbedingungen stehen die Werte der Gliedertaxe und dort ist ein Wert für die Hand angegeben. Wenn Du diesen mal 21% durch 100 nimmst, hast Du den Wert, wievielDu prozentual von der Versicherungssumme bekommst. z.Bsp. 21 x70 %= 14,7% 14,7 % von 65000 = 9555. Die Versicherung scheint Dir nach dem Invaliditätsgrad normale Summe aunzubieten. Aber keiner kann einschätzen, ob es 21% oder eher 40% ohne Arzt zu sein und Dich auch zu sehen. Frage Deinen behandelnden Arzt, ob die Einschätzung ok ist.

Gruß von der Seenixe
 
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